"Sie wollen mir meinen Liebsten nehmen."
Mit diesem Aufschrei der Fürstin Ermengarda von Narbonne beginnt der Roman "Die Hure Babylon". Nicht zu Unrecht fürchtet sie, ihren heimlichen Geliebten, den jungen Edelmann Arnaut, an die kirchlichen Kriegstreiber zu verlieren. Zu beiden Seiten des Rheins haben die Predigten des Heiligen Bernhard von Clairvaux einen Flächenbrand religiösen Hasses gegen die Heiden entfacht.
Zwei gekrönte Häupter scharen ihre Ritter um sich. Mehr als Vierzigtausend folgen ihnen, darunter auch Arnaut, der sich von der Sünde des gemeinsamen Ehebruchs reinigen will und Ermengarda schweren Herzens. Söldner, Abenteurer, Pilger, Frauen und Kinder, ein gewaltiger Strom an Mensch und Tier, wandert durch halb Europa, überquert den Bosporus und quält sich mitten im Winter durch die unwirtlichen Berge Anatoliens, von Hunger und Kälte geplagt, immer den Angriffen der Sarazenen ausgesetzt, die verbissen ihr Land verteidigen.
Während Ermengarda verlassen und tief verletzt dennoch auf seine Rückkehr hofft, verliert Arnaut im Angesicht dieses sinnlosen, bitteren Krieges mehr und mehr den Glauben an Gottes Gerechtigkeit. Der Roman erzählt von seinem abenteuerlichen Marsch ins Heilige Land, vom epischen Kampf zwischen Christen und Muslimen, von Streit und Mordintrigen unter den Fürsten, von der Tragik des jungen König Louis, den seine Gemahlin Eleonore betrügt und dessen frommer Traum an der eigenen Unzulänglichkeit scheitert.
Obwohl es sich um eine eigenständige Erzählung handelt, begegnen Leser vertrauten Figuren aus den beiden Vorgängerromanen ebenso wie vielen historischen Persönlichkeiten der Epoche. Die Handlung basiert auf Tatsachen und ist doch keine Chronologie des Kreuzzugs, eher die Geschichte zweier junger Menschen, die ihre Liebe für Sünde halten, und vom Kreuzzugswahn ihrer Zeit auseinander gerissen werden.