Beiträge von Ulf Schiewe

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    Original von sapperlot
    Die Idee Ermengarda zu Beginn eines jeden Buches/Grossen Abschnitts in der Ich-Form zu Wort kommen zu lassen finde ich grossartig. Falls Ulf diese Idee hatte mein Kompliment, falls sie von einer aussenstehenden Person kam, Testleser oder Verlagsmitarbeiter, so wäre ein kleines Dankesgeschenk in der Adventszeit angebracht. :grin


    Das Kompliment nehme ich mal für mich alleine in Anspruch, wenn's genehm ist. :-]


    Es gab eine Reihe von Gründen, warum ich diese Form gewählt habe. Einmal wollte ich auch über Narbonne erzählen und den Beginn der Ketzerbewegungen im Süden Frankreichs, quasi als Kontrast zum Kreuzzugsfanatismus. Zum anderen sollte der Leser immer mal eine Pause vom Kriegsgeschehen erleben. Und zum dritten war es mir wichtig, Ermengardas Stimme und ihre Gefühle als Zurückgelassene zu erhalten. Deshalb auch die Ich-Form, um sie, trotz ihrer nur kleinen Auftritte, eindringlicher spürbar zu machen.

    Ursprünglich hatte ich vorgehabt, Arnauts und Joris Befreiung im Detail zu schildern. Auch ihre Rache an Josselin. Aber als ich die Kerkerszene fertig hatte, war mir plötzlich klar, das ist das Ende. Mehr gab es nicht zu sagen.


    Seine letzten Gedanken waren für mich eine endgültige Erkenntnis. Der Mensch ist für sich selbst verantwortlich und dadurch wird er frei. Frei von angeblichen Sünde, frei von den Ängsten, die ihm die Religion einreden will, frei von den Zwängen, einem Kreuz hinterherzulaufen. Das ist die Erkenntnis aus diesem ganzen Schlamassel. Das kein Gott einem die Eigenverantwortung abnehmen kann und dass man seine eigenen Gefühle und Sicht auf die Welt durchaus selbst bestimmen kann.


    Wenn jetzt noch zwei, drei Kapitel gekommen wären, wäre das Ende verwässert gewesen, meine ich.


    Und klar, Ayla rettet die beiden. Das ist ja im Epilog angedeutet. :-)

    Was den "Gutmenschen" Arnaut und seine Tolosaner betrifft, will ich die Kritik gern annehmen. In meinem neuen Projekt an dem ich arbeite, besteht in der Hinsicht kaum eine Gefahr, denn meine Protagonisten sind eher "böse Jungs". :lache



    Natürlich hat er Ermengarda nicht vergessen. Er denkt zwar, es ist aus und vorbei, aber die Sache steckt ihm weiter in den Knochen. Das werdet ihr noch sehen, wenn ihr weiterlest. Aber als Autor bin ich nicht der Typ für seitenlanges Gejammer und Bauchnabelbetrachten (ihr verzeiht den Ausdruck). Ich halte mich lieber an das Geschehen der Story.


    Trotzdem kommt es auch zu mehr Selbstreflektionen, allerdings etwas später im Buch, wenn er versucht, das Erlebte für sich verständlich zu machen. :-)

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    Original von sapperlot
    Jetzt muss ich doch mal negative Kritik üben: Arnault und die Tolosaner kommen mir zu "Gut" weg und sind zu glattpoliert. Überall in der militia brechen die Dämme was Benehmen und Menschlichkeit angeht aber Arnaut steht wie ein unfehlbarer Held in strahlender Rüstung als moralischer Fels in der Brandung. Auch die Tolosaner per se als Gruppe sind mir zu positiv dargestellt.


    Ja, das könnte man so sehen. Ich respektiere den Einwand. Du hättest lieber meinen Protagonisten mit mehr Ecken und Kanten, wie es so schön heißt.


    Ich habe in der Tat beim Schreiben darüber nachgedacht. Welche Ecken und Kanten sollte ich ihm denn geben? Eigentlich hat er ja schon eine Menge Blödsinn gemacht. Er ist ein Hitzkopf und hat das Duell vom Zaun gebrochen. Er hört nicht auf Hamid oder Raol. Er lässt sich von dem Sündengeschwafel einfangen oder seiner Ritterehre, und dafür lässt er Ermengarda sitzen, zu einer Zeit, wenn sie ihn braucht. Er benachrichtigt nicht einmal seine Mutter von diesem Entschluss. In der Schlacht an der Furt lässt er sich zu einer völlig idiotischen Aktion hinreißen, wobei er Glück hat, dass es noch gut ausgeht. Aber viele sterben dabei. Joan will ihn dafür an die nächste Eiche hängen. Zumindest aber sieht er seinen Fehler ein.


    Und langsam beginnt er sich zu ändern, eben auch seine Einstellung. Inzwischen ist ihm der Krieg völlig wurscht. Es geht nur noch darum, seine kleine Truppe, die er vorher unnötig in Gefahr gebracht hat, irgendwie lebend aus der Sache rauszubringen. Er fühlt sich verantwortlich, schließlich hat er sie angheuert.
    Und Menschen, die von allen Seiten bedroht werden, haben Tendenz, sich zusammenzuschließen und gegenseitig zu beschützen. Das ist eine durchaus nachvollziebare Motivation in seinem Krieg, besonders in dieser Chaostruppe. Ich glaube nicht, dass das etwas mit Moral zu tun hat, eben mit Überleben.


    Diese Entwicklung ist es, um die es hier geht. Was wird aus diesem Kreuzzug, die Politik, den Dreck, der Hunger, die Verschwenung an Menschenleben, und wie verändert es die Menschen, was wird aus Arnaut? Da finde ich es mit den Ecken und Kanten nicht so wichtig. Er hat sich schon genug selbst vorzuwerfen, meine ich. :-)

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    Original von maikaefer
    Bin noch nicht ganz durch, glaube aber, auf Seite 518 einen Logikfehler gefunden zu haben. Arnaut sieht doch mit Jori und nicht mit Severin das Gemetzel mit an? Im Gegenteil, es heisst doch, er stolpert doch später fast über Severins Stiefel! Dann kann er nicht, wie es in Zeile 8 heisst, sich mit Severin schaudernd hervorwagen... :gruebel ?(
    Ansonsten bin ich nach wie vor gespannt dabei. Melde mich später... :wave


    Leider ein Tippfehler und ist schon registriert. Trotzdem danke für den Hinweis. Man kann so einen Text hundertmal durchgehen, es findet sich immer noch etwas.

    Die Schlacht am Kadmus zu beschreiben, hat mir schon Einiges abverlangt, denn es geschieht so viel auf einmal. Aber ich wollte dadurch auch das Durcheinander, den Mangel an Übersicht, die Angst und Verwirrung vermitteln, die dabei geherrscht haben müssen. Die Geburt mitten im Getümmel dramatisiert das natürlich noch mehr.


    Die Szene mit dem König auf dem Felsen ist übrigens belegt, ebenso wie es ihm durch seinen beherzten Einsatz gelang, das Allerschlimmste zu vermeiden.

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    Original von hollyhollunder


    Ja, im Augenblick ist es eine Art Road-Movie. :grin Allerdings habe ich den stetig stärker werdenden Verdacht, dass die innere Reise die eigentliche Geschichte ist. Die Entwicklung Arnauts und seiner Freunde, die Veränderung ihrer Ansichten und Meinungen, ihres Glaubens vielleicht sogar. Dieser Aspekt gefällt mir besonders gut an der Geschichte.


    Gut getippt.
    Es geht um den Feldzug, um Politik aber auch um Entwicklungen auf allen Ebenen.

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    Original von maikaefer
    Stimmt, das Weiterlesen lohnt sich definitiv, hat sich aber schon einmal auf meine nächtlichen Träume negativ ausgewirkt. Wobei das bestimmt auch auf die sog. Themenwoche der ARD zurückzuführen ist, die sich - passend zur trüben Jahreszeit, Volkstrauertag und Totensonntag - ums Sterben dreht.


    Diese Themenwoche habe ich bewusst vermieden. :-(

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    Original von Deichgräfin
    Gerade als Munira ihr Baby bekommt, kommt es wieder zu einem Gemetzel.
    Man, da wird ja gestorben, ein Wunder das es immer noch Menschen gibt.


    Wie dieser Josselyn es macht immer gut durchzukommen. Muniras Kind ist nur ein Mädchen, ob er sich bei einem Sohn wirklich mehr gesorgt hätte, wage ich zu bezweifeln.



    Den hätte er vielleicht später unter die Turkopolen gesteckt, damit er zu etwas Nütze wäre. :grin

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    Original von sapperlot
    Ich finds bisher spannend so einen Kreuzzug bzw. einen so grossen Menschenstrom mal "hautnah" mit all den Herausforderungen und Problemen organisatorischer Art oder im zwischenmenschlichen Bereich zu erleben. In den allermeisten Historischen Romanen wird das recht kurz abgehandelt. Ich bin mir aber nicht ganz sicher worauf Ulf Schiewe hinaus will. Sind die nächsten 300 Seiten ähnlich den letzten 60-70 Seiten. Ist der Weg bzw. die "Reise" das Ziel? Mal schauen wie es weitergeht.



    Wo ich hinwill, möchte ich jetzt noch nicht verraten, denn es wird noch Einiges passieren. Und nicht nur Scharmützel.


    Aber ja, ich wollte nicht nur schreiben, sie sind losmarschiert und am Anfang des nächsten Kapitels sind sie schon da. Dann hätte man sich ja überhaupt keine Vorstellung machen können, wie so etwas abgelaufen ist, und auch nicht, warum der Kreuzzug am Ende gescheitert ist. Es hängt alles zusammen. :-)

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    Original von beowulf
    Also heute sieht das da schön aus. Mag sein damals war's Duster


    Vor allen Dingen war das Tor damals zugemauert. Die Mauer der Verteidigungsanlagen, die man rechts und links im Bild sieht, lief direkt dahinter und bildete sozusagen die Rückwand. Das hatte mir die Idee gegeben, den Ort für den Hinterhalt zu wählen. :-)

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    Original von Mercymelli
    Vielen Dank für den Link zur Karte, ich muss mich ein wenig orientieren, ein wenig nachlesen, damit ich mich besser einfühlen und den kommenden Weg nachvollziehen kann, weil ich persönlich viel zu wenig über die Kreuzzüge weiß :-(, aber vielleicht wird "Geschichte" für mich so lebendiger.



    Ein Roman wie dieser sollte selbsterklärend sein und keine Vorkenntnisse erwarten. Wenn doch, habe ich etwas falsch gemacht. Es ist ja meine Aufgabe, den Leser an die Geschehnisse auf unterhaltsame und spannende Weise heranzuführen. Wenn das gelingt und der Leser nachher Lust bekommt, noch mehr über die Zeit zu erfahren, umso besser. Aber es ist vordringlich einfach ein Roman, der spannende Stunden bereiten soll. :-)

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    Original von beowulf
    Diese Vergewaltigung hatte für den Täter wenig mit Lust zu tun- hier ging es um Macht und Rache. Dieses Weib wagt etwas, was ihr nicht zusteht- und dann noch erfolgreich, weil sie für die Aufklärung durch die Gefangennahme der Feinde verantwortlich ist.


    So ist es.

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    Original von Mercymelli
    Ich hätte bitte auch Fragen:


    Wahnsinn, wie viele Personen in dieser Geschichte vorkommen und es hat tatsächlich einige oder gar alle gegeben? Ich habe einige Namen gegoogelt und bin ein wenig in die Vergangenheit abgetaucht und richtig erstaunt!!


    Bei einem Unternehmen dieses Umfangs waren zwangsläufig viele historische Personen beteiligt, ich habe mich da noch zurückgehalten. Aber die viele haben im Buch natürlich nur eine kleine Nebenrolle, sind aber im Personenverzeichnis der Vollständigkeit halber gelistet.


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    Was ist in dieser Geschichte wahr und was ist Fiktion?


    Ziemlich viel Wahres, eigentlich alles, was nicht die fiktiven Personen in ihrem persönlichen Schicksal betrifft. Beides zu verbinden, das verlangt schon Einiges an Zeit und Gehirnschmalz. :-)


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    Leider kenne ich ja die Vorgänger nicht, habe aber alleine in der kurzen Erzählung am Sterbebett des Großvaters und dem Einblick auf seinen Charakter, sein Leben, Lust bekommen, mir diese auch zu kaufen. Dann halt als Buch, weil es sie ja nicht als Hörbuch gibt.


    Den "Bastard von Tolosa" wird es bald auch als Hörbuch geben bei Audible. Die fangen gerade an, es aufzunehmen.

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    Original von beowulf
    Außerdem muss ich ständig daran denken, wie wenig Zeit vergeht, bevor die ganze Gegend Ziel eines Kreuzzuges wird bei dem die Worte fallen: Tötet sie alle, der Herr wird die Seinen schon herausfinden.



    Die Erstürmung von Besiers während des Karthagerkreuzzugs.