Beiträge von hencejoin

    Inhalt:
    Um der hübschen Kommilitonin Julia zu imponieren, recherchiert die Studentin Nikola Rührmann wegen des vermeintlichen Unfalltod von Julias Freund Kai. Bald führen die Spuren zu einem besetzten Haus, einem Junkie-Polizeispitzel und einem Giftmüllskandal, der nicht nur Kai das Leben kostete, sondern auch Nikola in Gefahr bringt …


    Die Autoren:
    Ann-Monika Pleitgen schrieb schon als Kind Kurzgeschichten und ging mit 16 zur Schauspielschule. Dort traf sie ihren ersten Mann, Folker Bohnet, mit dem sie Sohn Ilja bekam. In zweiter Ehe lebt sie seit langem mit dem Schauspieler Ulrich Pleitgen zusammen, ist seine Managerin und an seinen textlichen Arbeiten beteiligt. Der Physiker Dr. Ilja Bohnet trat als Kind am Theater und im Kinderfernsehen auf. Den Kriminalroman "Freitags isst man Fisch" schrieben Mutter und Sohn gemeinsam.


    Meine Bewertung:
    Der Kriminalroman "Freitags isst man Fisch" (es gibt keinen Bezug des Titels zum Inhalt) spielt im Jahre 1989 in der Hamburger Studenten- und Autonomen-Szene. Heldin ist die bisexuelle Studentin Nikola, die sich als Privatdetektivin aufführt, um einer hübschen Kommilitonin zu imponieren und sie ins Bett zu kriegen. Dabei ist den Autoren die geschilderte linke Szene wichtiger und besser gelungen als der eigentliche Plot oder die Zeichnung der Figuren.
    Der Krimi selbst ist erstaunlich eingleisig, linear und dünn gestrickt. Es fehlen jegliche Nebenhandlungen, Sackgassen oder doppelte Böden sucht man vergeblich.
    Statt den Krimiplot voranzutreiben oder zu verdichten, versuchen die Autoren, die Studenten und Szene-Gestalten möglichst lustig oder skurril zu gestalten, was vor allem über Namenswitze und Jugendsprache geschieht, die in dem Roman etwas unecht oder gestelzt wirkt. So gibt es Asphalt-Wilfried, Anglistik-Andreas, Taxi-Christian und weitere schräge Vögel, die aber alle etwas gezwungen erscheinen (zu viel des Guten).
    Das Schöne an dem Roman ist die Beschreibung der Stadt Hamburg. Das Flair der Stadt und die Atmopshäre auf dem Kiez und in der linken Szene ist durchaus ansprechend eingefangen und wiedergegeben. Doch das allein reicht meines Erachtens nicht, um dem Roman den nötigen Schub und die Spannung zu geben.
    "Freitags isst man Fisch" ist mitunter durchaus originell (wie schon der völlig sinnfreie Titel), wirkt aber manchmal aufgesetzt und gezwungen, und vor allem präsentiert der Roman eine Kriminalhandlung, die etwas langatmig, vorhersehbar und dürftig ist.

    Zitat

    Original von Sigrid2110
    Dank der schönen Rezi von Bouquineur und der LR bin ich auf dieses tolle Buch aufmerksam geworden.


    So ging's mir auch. Die Rezis von Bouquineur und Sigrid2110 sind wirklich sehr schön und treffend. :fingerhoch Was mir an dem Buch besonders gefallen hat, waren die vielschichtigen Figuren, die einen in den Bann ziehen, auch wenn sie keine strahlenden Helden oder manchmal sogar Schurken sind.
    Eine sehr lesenswerte Kritik gibt's auch auf der [URL=http://www.aspekte.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,7972528,00.html]aspekte-Homepage[/URL]

    Zitat

    Original von Tam
    Ein spannender Schreibstil ist da unerlässlich.


    Ich bin ganz deiner Meinung, aber gerade das war mein Problem mit Fitzeks Roman: Der Schreibstil ist nicht spannend, sondern aufdringlich. Mir war das schlichtweg zu platt (auch wenn ich da nur die Ausnahme von der Regel sein mag).

    Zitat

    Original von BloodyMary
    Das Buch ist wow!


    Ich muss gestehen, dass ich sehr verwirrt bin. Nach all den guten Rezis und begeisterten Kommentaren habe ich das Buch gelesen und war mehr als enttäuscht. Selten habe ich ein so plattes und plakativ konstruiertes Buch gelesen. Zwar ist die Geschichte mitunter spannend und auch der finale Clou ist überraschend, aber zugleich auch hanebüchen. "Die Therapie" erzählt eine Geschichte, die nur funktioniert, solange man sich innerhalb der Story befindet. Wenn man anschließend darüber nachdenkt, wirkt das Ganze sehr krude konstruiert.
    Was mich jedoch mehr als die etwas vordergründige Konstruktion der Story gestört hat, war die Geheimniskrämerei und die Effekthascherei des Autors. Immer wieder ergeht Fitzek sich in mysteriösen Andeutungen, stets wird etwas Bedeutsames oder Ungeheuerliches angekündigt, das dann aber nicht (oder noch nicht) eintritt. Der Autor arbeitet sehr mit Cliffhangern, und auch wenn dies eigentlich recht schön, weil spannungsfördernd ist, übertreibt es der Autor damit. Aus jeder Kleinigkeit macht er ein Geheimnis, immer ist alles fürchterlich bedeutsam und mysteriös, stets wird mit dem Holzhammer gearbeitet: überall Ausrufezeichen und Fragezeichen, ohne dass dies nötig oder sinnvoll wäre. Fitzek trägt zu dick auf und übertreibt das Cliffhanging.
    Offensichtlich stört sich sonst niemand an dieser etwas (meiner Meinung nach) uneleganten Erzählweise, aber mich hat das Buch nach einer Weile richtig geärgert, weil ich mich als Leser für dumm verkauft fühlte. Ich werde jedenfalls keinen zweiten Fitzek-Roman lesen.

    Zitat

    Original von bibliocat
    Dieser Abschnitt aus Ray's Sicht hat es wirklich in sich.


    Das kann ich nur unterschreiben. Ray gefällt mir als Figur sehr gut, gerade weil er so zwielichtig und zwiespältig ist. Ein glaubwürdiger Ganove. Und auch Master Gerrard zeigt ein erstaunliches Gesicht: "Der Herr im Himmel hat Adam nicht nur aus dem Paradies vertrieben und ihn der Unterdrückung durch Seinesgleichen preisgegeben, er hat ihm gleichzeitig die Überzeugung eingepflanzt, all das Unrecht geschehe zu seinem eigenen Besten." (S. 293) Da ist was dran.

    Hallo, ich trotte der Leserunde einfach in zeitlichem Abstand hinterher und bin gespannt, was mich in London erwartet. Dem Lob für das Cover und die hübschen Abbildungen und Karten kann ich mich nur anschließen, aber auch die Schrift finde ich sehr passend, heißt ja auch "Baskerville".

    Eines der schönsten Bücher von Wilkie Collins gibt es seltsamerweise nicht auf Deutsch (außer man besitzt eine dt. Übersetzung aus dem 19. Jahrhundert): NO NAME. Das Buch entstand zwischen "Die Frau in Weiß" und "Der rote Schal", also zu Collins' bester Zeit in den 1860er Jahren. Keine Ahnung, warum es nicht auf deutsch lieferbar ist. Wer gut englisch kann und Wilkie-Collins-Fan ist, sollte sich das Buch nicht entgehen lassen.