Gerade stöbere ich hier im Forum ein bisschen herum, um mich mit allen Seiten ein wenig vertraut zu machen und finde diese Frage:
Welche Namen könnt ihr schon nicht mehr hören?
Aus Lesersicht habe ich mir diese Frage witzigerweise noch nie gestellt, aber aus Autorensicht kann ich dazu sagen:
Ich mache mir bei der Namensgebung immer große Mühe, denn mit den Namen, die ich für meine Hauptfiguren aussuche, muss ich ein gutes Jahr lang während des Schreibens leben! Und wenn es danach auf Lesereise geht, auch weiterhin. Und da meine Bücher bisher alle keine Eintagsfliegen, sondern Longseller sind, "verfolgen" mich die Namen meiner Hauptfiguren viele Jahre lang. Ein "Llewellyin" oder so ähnlich wäre die Hölle für mich!
Ein Name ist für mich wie ein Bild. Ich höre den Namen "Klothilde" und stelle mir eine hagere Frau mit Hakennase vor. Seltsamerweise kommt mir auch ein Esel in den Sinn. Gab es je irgendwo einen literarischen Esel mit dem Namen Klothilde?!
Ich höre den Namen Susanna und sehe wiederum eine ganz andere Frau. Eine weibliche, liebe Person, die aber durchaus mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Keine "Spinnerte", keine Überfliegerin.
Namen rufen Emotionen wach, sie sorgen dafür, dass ein Leser Sympathie oder Antipathie empfindet.
Natürlich achte ich auch darauf, dass ein Name in die jeweilige Zeit meiner historischen Romane passt. Und in die Gegend, in der ich meine Geschichte spielen lasse. Aber ab und zu nehme ich mir dann doch Freiheiten und nenne eine Hauptfigur "Seraphine", und das am Fuße der Schwäbischen Alb, wo die Frauen Liesel und Hilde heißen? Im Text erkläre ich, dass ihr Vater ,ein reisender Händler, diesen Namen einst irgendwo gehört hat und ihn für seine Tochter haben wollte.
Übrigens: In meinem neuesten Roman "Die Zarentochter" haben alle Zarenkinder Spitznamen wie Olly, Kosty und Mary. Ich musste grinsen, als ich sah, wie sehr sich die Leser bei www.vorablesen.de daran gestört haben. Wie ich nur auf solchen Blödsinn käme?, wurde mir vorgeworfen. Wie liederlich muss die Autorin sein, die sich mit der Namensgebung so wenig Mühe macht - so hieß es an anderer Stelle. Eine Marjushja oder ein Kostja wären doch viel schöner gewesen als eine "Mary" und ein "Kosty"!
Dabei stammen alle Namen aus den Original-Memoiren meiner Hauptfigur, der Zarentochter Olga. Anscheinend war es am russischen Hofe damals chic, solche seltsamen Spitznamen zu vergeben. Nun denn, wenn sie schon historisch verbrieft sind, werde ich einen Teufel tun, und sie ändern, oder?
Es grüßt Petra Durst-Benning
(Übrigens: Petra heißt so viel wie "die auf Fels gebaute"