... sind in der Leserunde aufgetaucht und ich schaue mal, ob ich sie zu eurer Zufriedenheit "abarbeiten" kann.
Was den ersten Teil des buches angeht, waren mir Olgas Memoiren, die sie als alte Frau geschrieben hat, eine große Hilfe. Sie beschreibt darin dezitiert ihr Leben als Kind und ihre Jugendjahre bis hin zum Tag, an dem Sie Karl heiratet. Die Unterschiede zwischen den Geschwistern, die Machtverhältnisse innerhalb der Familie (Marys Durchsetzungskraft, die Nachgiebigkeit der Mutter etc.), auch der Schmerz, der durch den Verlust ihrer ersten Gouvernante Charlotte Dunker entstanden ist - all das sind Themen in Olgas Memoiren. So gesehen brauchte ich hier gar nicht viel dazu dichten, sondern konnte mich sehr nah an der Historie halten.
Das gilt übrigens auch für die Namen! Dass eine Zarentochter Mary gerufen wurde, und Ollys Bruder Kosty genannt wurde, wo wir alle doch viel eher an einen "Kostja" denken, mutet seltsam an, war aber so. Also habe ich die Namen übernommen, vor allem, weil ich finde, dass man sie alle sehr gut auseinanderhalten kann. Was bei drei Marias nicht der Fall gewesen wäre ...
Nun aber zu den einzelnen Szenen: Die Szene mit dem Lieblingspferd des Zaren ist frei erfunden, ebenso die Szene mit Mischa, dem Lebensretter von Kosty.
Warum habe ich sie erfunden?
Nun, ich schreibe immer nach dem Grundsatz:
"Aufzeigen, nicht erzählen!"
Ich wusste, dass Mary die forschere der drei Schwestern war, dass Olly still und in sich gekehrt war, aber sich durchaus ihre eigenen Gedanken machte, und nur nicht in der Lage war, diese laut werden zu lassen. Also habe ich nach einer Szene gesucht, um genau dies aufzuzeigen. Denn nacherzählen ist langweilig. Es ist immer viel besser, eine Figur handeln zu lassen, so dass der Leser seine eigenen Schlüsse bezüglich ihrer Persönlichkeit ziehen kann.
Was den traurigen Tod des Bootsjungen angeht, verhält es sich ähnlich: Ich wusste durch meine Recherchen, dass Olga in späteren Jahren eine sehr verantwortungsvolle, wohltätige Frau geworden ist. Sie war eben nicht typisch für ihren Stand, sie war kein bunter Schmetterling, der durch die Ballsäle geflattert ist. Aber was war der Auslöser dafür? Irgendwelche Jugenderlebnisse oder gar Kindheitserlebnisse müssen sie sensibilisiert haben, sonst wäre sie nicht zu der großartigen Frau geworden, die sie war.
Vielleicht war es auch ein Gärtner, dem Unrecht geschehen ist. Oder ein Kindermädchen. Oder die Tochter einer Köchin. Oder der Mann, der die Hundezwinger sauberhält - egal. Hier habe ich mir die künstlerische Freiheit genommen, Mischa in sein kurzes Leben zu erwecken. Zum einen, um aufzuzeigen, wie anders die Lebensverhältnisse abseits des Hofes waren und wie fremd diese Olly waren. Und zum andern, um Ollys soziales Gewissen zu wecken.
Was das Buchcover angeht: Dieses ist tatsächlich der Ausschnitt des berühmten Franz-Xaver-Winterhalter-Gemäldes, das das Württembergische Landesmuseum 2006 für über 1,5 Millionen ersteigert hat. Weitere Infos dazu findet ihr auch auf meiner Homepage www.die-zarentochter.de, denn dieses Bild war tatsächlich der Auslöser für meinen Roman! "Verjüngt" wurde da gar nichts - wie kommst du denn darauf, Beowulf?, Olga wurde lediglich freigestellt und ein ruhigerer Hintergrund verwendet als beim Orginal. Mit Buchtitel, meinem Namen drauf und Originalhintergrund wäre das sonst eine zu hektische, unruhige Sache geworden
Übrigens: Franz Xaver Winterhalter war der "Promi-Maler" des 19. Jahrhunderts, er bannte nur die schönsten und adeligsten Damen auf Leinwand. Olga hat er mehrmals gemalt ....
Leute, sagt mir bitte, wenn euch das hier zu ausführlich ist!!! Was ich hier mache, ist ja fast schon eine Anleitung zum Schreiben eines Romans. Mir macht das Thema riesig Spaß, aber ich will niemanden langweilen. Also bitte erst mal ein Feedback auf diesen Beiträg, ja?
Nun wünsche ich erst mal viel Spaß beim Weiterlesen!
Eure Petra Durst-Benning