Liebe Büchereulen,
mit viel Begeisterung verfolge ich eure derzeitige kluge und interessante Diskussion.
Hier noch ein paar Anmerkungen von mir als Autorin, aber auch als Frau:
Ich habe meine Trilogie nicht umsonst "Jahrhundertwind" genannt, denn um die Jahrhundertwende 1900 herum wehte wirklich ein neuer frischer Wind, der es den Frauen zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ermöglichte, nicht nur zu dienen, sondern sich selbst zu verwirklichen. So wurde Frauen um 1900 im Königreich Baden das Studieren erlaubt, der König von Württemberg zog 1904 nach, in Preußen durften Frauen ab 1908 studieren. Die Erfindung vieler technischer Gerätschaften für den Haushalt sorgten dafür, dass Frauen mehr Zeit für andere Dinge hatten. Und Zeit ist nun einmal die Grundlage für jede persönliche Entwicklung - im unbarmherzigen Hamsterrad kann die nicht stattfinden. Die fortschreitende Industrialisierung sorgte dafür, dass zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte eine Trennung von Arbeitsplatz und Zuhause stattfand, die Menschen gingen in die Fabrik, um zu arbeiten, statt zuhause irgendwelche Eisen zu schmieden oder Töpfe zu töpfern. Welche Auswirkungen dies mit sich brachte, könntet ihr bspw. auch in meinem Buch "Die Glasbläserin" nachlesen, welches ebenfalls 1890 angesiedelt ist. Eine sehr spannende Zeit voll großer Umbrüche.
Ob jede gesellschaftliche Entwicklung allerdings auch zeitgleich in den Köpfen der Menschen stattfindet, bezweifle ich. Ewig Gestrige gab's schon immer und gibt es heute noch.
Und wenn ich die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus diesem Frühjahr anschaue, die besagen, dass FRAUEN NOCH IMMER EIN DRITTEL WENIGER VERDIENEN ALS MÄNNER in einem gleichwertigen Job, dann frage ich mich, wie weit wir wirklich mit der Emanzipation gekommen sind und ob das nicht alles ein riesengroßer Trugschluss ist ...
Warum lassen wir uns das gefallen, dass wir mit einem Drittel weniger Lohn abgespeist werden als die Männer? Warum findet kein Riesenaufstand statt in den Büros und Werkshallen? Wäre es nicht an der Zeit, für "gleichen Lohn für gleich Arbeit" auf die Barrikaden zu gehen?
Früher wurden Frauen von der Gesellschaft geknechtet durch die drei Ks Kinder-Küche-Kirche. Heute lassen Frauen sich freiwillig wieder knechten durch Modediktate, Diät- und Schönheitswahn. Nagellack und Brigitte-Diät statt Gleichberechtigung ...
Liebe Grüße sendet eure Petra (die sich gerne mal bei diesem Thema erhitzt ... :-))