Beiträge von Pause

    Ich habe schon sehr lange mit "Die Mitte der Welt" geliebäugelt, habe oft davon gehört und es unbedingt lesen wollen, seit ich "trügerische Stille" gelesen hatte.
    Da hieß es immer nur "Phil ist schwul und hat den aufregendsten Sommer seines Lebens" und somit habe ich die Geschichte immer für einen klassischen Jugendroman mit Hitze, Badengehen und viel Liebelei gehalten-
    und wurde positiv überrascht.
    Zum einen, weil man Phil sehr langfristig und umfassend kennenlernt, weil hinter die Kulissen und seine Psyche geschaut wird und man ihn wirklich nachvollziehen kann.
    Das Buch ist insofern anders, da hinter allem eine unterschwellige Tragik herrscht, man also von Anfang an nicht von einem Happy End ausgeht. Ich finde auch die Personen so abgedreht und gleichzeitig liebens- und hassenswert, dass es mir wirklich nicht gelingen würde, das als Kitsch zu bezeichnen.
    Es liest sich wie in Trance, berichtet von einem Kleinod inmitten der normalen Welt und erzählt sehr anschaulich und umfassend von einem Leben als Außenseiter.
    Es ist sehr schwer, Nicholas zu durchschauen, vermutlich hat das der Autor selbst nicht.
    Das ist gut, vielleicht hätte man, wenn Andreas Steinhöfel Nicholas komplett durchdacht hätte, irgendwann rausgefunden, dass er im Grunde leer ist.
    Trotzdem kommt Nicholas genau so rüber, wie er soll: als Blender, als Geheimnisvoller, als Unergründlicher, der selbst nach Ende des Buches noch im Gehirn rumgeistert.
    Gut gelöst. Ich persönlich hätte sofort das Interesse an ihm verloren, wenn ich den Knackpunkt in seiner Persönlichkeit herausgefunden hätte.
    Ansonsten: ja, Pascal ist klischeehaft und Teresa bezaubernd.
    Glass überrascht mit ihrer Gefühlsduselei am Ende des Buches und rettet das Ganze, indem sie zugibt, Phils und Diannes Vater verlassen zu haben und nicht andersherum.
    Das wäre dann doch arg überzogen gewesen, ich gebe zu, Männer kommen in diesem Buch wirklich nicht gut weg.
    Und Kat, die beste Freundin...Nutznießerisch und noch nicht ganz fertig mir ihren Gedanken, Wünschen und Vorstellungen: ein Glück wird oft erwähnt, dass dies eine Art Zweckbeziehung ist, das trifft es ziemlich genau auf den Punkt.
    Und Dianne ist irgendwie ziemlich zerstört. Und ein Miststück, wenn man es genau nimmt. Mir ist noch nie so jemand begegnet und eigentlich hoffe ich, dass es nie passiert.
    Das Schönste am Buch: die Geschichten der kleinen Leute, die sich getraut haben, hinter die Fassade zu gucken und sich auf das Menschliche zu konzentieren: Annie, der Ladenbesitzer, die Mütter schockierter Kinder, die irgendwann doch zu Glass kommen und sich ausheulen.
    Und: Die Balance zwischen Humor und Schmerz, Situationskomik und Hoffnungslosigkeit.
    Andreas Steinhöfel hat es geschafft, mich komplett einzusaugen.
    Das hatte ich lange nicht mehr.
    Schön!

    Ich habe auch schon ziemlich viele Isländer gelesen, aber "Höllenengel" und "Runen" habe ich beide nicht weiterlesen können.
    Die sind beide so üüüüberspektakulär und Gangsterfilm-mäßig, dass man den Eindruck hat, man hätte den CSI-Miamis Winterjacken angezogen, ihnen die Sonnenbrillen weggenommen und sie nach Island geschickt.
    Dieser Auftritt ist dann bestenfalls affig, was auch "Runen" und "Höllenengel" gut beschreibt.
    Und zum "Runen"-Cover: Sieht halt aus, wie alle Island-Krimis, mit Gletscher und Häuslein. Was aber die Runen und die Nazis damit zu tun haben sollen, weiß ich auch nicht.
    Aber das gehört halt zum Islandkrimi-Business: idyllische Cover und oft dämliche Titel in allen Variationen von "Eis", "Gletscher", "Feuer" und "Kälte".
    Ich kann inwischen auch gar nicht mehr auseinanderhalten, was ich da schon gelesen hab, das ist mir oft alles zu ähnlich.
    Da muss mir Draper immer noch weiterhelfen, so nach dem Motto
    "Äääh, hast du noch das eine Buch von Indridason, äh, das mit dem Gletscher und den komischen Namen, und dem Kommissar mit der Tochter, oder das Andere mit dem Verschollenen Jungen..." :gruebel
    ...
    Wundersamerweise bekomm ich dann doch immer eins, das ich noch nicht gelesen habe.
    Vielleicht merk ichs auch einfach nicht, lese eins dreimal und denke mir "mannmann, das ist ja genau wie in dem anderen Buch mit dem Gletscher und den komischen Namen..." :grin
    @ Fandorina: Die verwechsel ich übrigens auch gerne, die heißen schon alle immer ähnlich und seltsam, die Isländer. Wenn dann auch noch die Verniedlichungsformen dazukommen, seh ich überhaupt nicht mehr durch...
    Manche isländische Autoren scheinen das mit den Namen aber nachvollziehen zu können und schreiben ein Namensverzeichnis. :anbet


    (zurück zu "Runen": Ich hab ja schon vieles gehört, Melkorka ist zweifelsohne der dämlichste Name, der mir jemals in einem Buch untergekommen ist...)

    ALSO:
    Ich, als "fast-noch-Zielgruppe", muss sagen, dass das Buch schön zu lesen, recht amüsant und gut ausgedacht ist.
    Jedoch gibt es da ein paar Kleinigkeiten, die mich fuchsteufelswild gemacht haben.
    Zum einen ein Kommafehler auf Seite 39, der den ganzen Satz ziemlich stümperhaft klingen lässt. Ist zwar kein Weltuntergang, stört aber den Lesefluss :gruebel
    Weiterhin hab ich nicht verstanden, warum bei Gwen ein blauer Stein aufleuchtet, wo sie doch eigentlich der Rubin ist...
    Dann ist das in solchen Mädchenbüchern oft ungefähr diese Situation:
    Mauerblümchen, nicht ganz so hübsch wie die Gegenspielerin und eigentlich auch ziemlich unintelligent, wird ausgewählt und ist auf einmal die Heldin, schlägt sich ganz tapfer und bekommt auch noch den superduper-gutaussehenden, zitat: "Mr.-formerly-known-as-Kotzbrocken" ab, der sich als doch ganz nett herausstellt.
    Und natürlich sieht die eigentlich so unscheinbare Heldin ganz schon Bombe aus, schwarze, glatte Haare, leuchtend blaue Augen, Körbchengröße C mit "lästigem" Hang zur D...(Moment, hört sich doch sehr nach Lara Croft an...oho!)
    Weiterhin hat sie natürlich ein "geheimnisvolles" Halbmondförmiges (!) Muttermal an der Schläfe. (Sind wir im Winx-Club gelandet?)
    Und die Annäherung zu Mr.-Lover-Lover ist auch ziemlich schnell vonstatten gegangen, er entschuldigt sich bei ihr für seine Kotzbrocken-Art und meint, dass die eigentlich so perfekte Gegenspielerin Charlotte ganz doll langweilig sei. Dann folgt der schmalzigste Bücherkuss, seit ich lesen kann, er legt ihr den Finger auf die Lippe, um ihr zu bedeuten, still zu sein- und dann:...schööööööööön! :rolleyes
    Den Kerl möchte ich mal sehen, bitte.
    Ihr könnt ihn auch einpacken und mir mit der Post schicken.
    Kein Wunder, dass Mädchen mit 14 den Mann fürs Leben suchen, wenn ihnen in Büchern so ein naiver Schwachsinn vorgelegt wird.
    "Du bist nicht gewöhnlich, Gwendolyn"- ja,ja, das sagen sie alle.
    Bei einem solchen Kerl sollte jedes Mädchen vorsichtig werden und nach Beweggründen seiner Schmalzigkeit suchen.
    Natürlich, ich weiß, in diesem Buch ist es natürlich unschuldige, romantische und warhaftige Liebe. :lache
    Trotzdem werd ich die Fortsetzung lesen.
    Ist ja doch ganz nett, das Buch :-]

    DAS würd ich echt gern mal lesen. Wobei "gern" hier nicht das richtige wort ist...hmmh...Es würde mich nur interessieren, ob Ebels nur an Krimis scheitert oder ob er WIRKLICH so schlecht ist. Ich meine, dass er den Intellekt von Frauen unterschätzt beziehungsweise komplett ignoriert, wussten wir ja schon. Und dass er gerne missglücktes plattdeutsch verwendet, auch (zumindest jene, die "die bestie von juist" gelesen haben).
    Aber ich hatte wirklich gehofft, dass er das nicht öfter macht-
    Anscheinend macht er das am liebsten.
    frauenfeindliches, pseudo-intelligentes geschwafel und affige dialekte. :cry
    ich glaube jedoch, draperDoyle bringt mich um, wenn ich einen weiteren ebels in unser haus beordern sollte, also viel glück denjenigen, die es versuchen sollten.
    hütet euch, denn die Macht der schlechten worte wird über euch kommen und die existenz des menschlichen verstandes unglaublich machen!
    Und großes leid wird über die menschheit kommen und alle ästhetik vernichten!
    ... :grab
    'tschuldigung.
    Manchmal werde ich pathetisch.

    Klappentext:
    Wenn der beste Freund "Tante Matthes" hieß, die Vermieterin Oma Wittrich einen für ihren verschollenen Sohn hielt und man in einer WG für geistig behinderte Erwachsene arbeitete- dann war Zivildienstzeit.


    Über den Autor:
    Christian Bartel wurde 1975 in Bonn geboren, wo er bis heute lebt. Er interessiert sich für Komik und Verzweiflung und schreibt ernsthaft komische Geschichten. Er ist Mitglied der Lesebühnen "Der Kleingeist" in Bonn und "Rock'n'Read" in Köln, 2005 wurde er Vize-Meister der Poetry-Slam-Meisterschaft des deutschsprachigen Raumes, außerdem schreibt er regelmäßig Satiren für die "Wahrheit"-Seite der "taz" und ist Mitherausgeber der Anthologie "Götter, Gurus und Gestörte" und des Magazins für komische Literatur "Exot". Sein erster Erzählungsband heißt "Seit ich Tier bin" und erschien im Herbst 2008.


    Inhalt:
    Das Abi ist in der Tasche (außer das von "Tante Matthes", der hat abgebrochen) und es wird im Trabbi zur Zeugnisverleihung gefahren. Drin sitzen: Das Dreiergespann, bestehend aus dem Ich-Erzähler, Tante Matthes und Bernd und außerdem die schöne Rieke. Alle drei haben sich versprochen, auf LSD zu dieser Veranstaltung zu gehen, eine der vielen vielen Schnapsideen, die das Buch bevölkern, aber das erwartete Desaster bleibt aus-zum Glück.
    Davon kommen ja auch noch genug, wie zum Beispiel, als sich der Protagonist sowie Nebenbuhler Steffen um einen Kibbuz-Platz bewerben (Rieke fährt nämlich nach Israel) und die Beiden letztendlich auf einer schwankenden Boje im stinkenden Fluss landen.
    Ansonsten wird auf Reggaekonzerte gegangen, als Aktmodell gearbeitet und bei einer Scrabble-süchtigen, schon etwas verwirrten aber sehr resoluten alten Dame gewohnt.
    Da trifft der Erzähler auf einem Konzert Sarah- und Rieke ist vergessen (die hat nämlich beide Verehrer in den Wind geschossen). Sarah hat einen Autisten namens Georg-Friedrich dabei und arbeitet in einer Behindertenschule. Das bringt ihn auf die Idee, Zivildienst zu machen, freilich nicht aus Helfersyndrom- oder Pazifismusgründen sondern wohl eher, um Sarah wiederzufinden. Trotzdem schlittert er dabei in die beste Zeit seines Lebens, was er vermutlich nicht erwartet, als er vor der Tür des Behindertenwohnheims steht und von einem gewissen "Käpt'n Horsti" im Namen der Bundesregierung empfangen wird.
    Außerdem muss sich der "Neu-Zivi" erstmal behaupten, was besonders gut und gerne beim Minigolfspielen ausgetestet wird. Das funktioniert wiefolgt:
    "Minigolfspielen gilt im Behindertenbusiness als Feuerprobe für Neulinge. Es dauert endlos lange und die Regeln sind genauso kompliziert wie bei Cricket: Der Ball darf entweder mit dem Schläger, dem Fuß, der Hand oder irgendeinem anderen eigenen oder fremden Körperteil gespielt werden, außerdem kann er gestreichelt sowie in die Tasche gesteckt werden. Ziel des Spiels ist es, den Ball in möglichst unwegsames Gelände zu spielen, wo er vom neuen Zivi gesucht werden muss, während die festangestellten Betreuer Kaffee trinken. [...]
    Wer den Ball als Erster unwiederbringlich im Gulli versenkt hat, gewinnt die Partie, bekommt aber danach kein Eis, weil der Mann im Büdchen das Pfandgeld nicht wieder rausrückt. Trotzdem macht es irrsinnigen Spaß, aber das kann man nicht erklären, man muss es erlebt haben."


    meine Meinung:
    Der letzte Satz ist Programm. Es ist schwer, dieses Buch in eine Rezi zu sperren, denn diese Komik, dieses Nach-Abi-Lebensgefühl muss man entweder gerade selbst durchmachen, oder, liebe Herrschaften, in diesem Buch nachlesen und nacherleben!
    Ich hätte diese Phase nicht treffender beschreiben können und obwohl die Arbeit im Behindertenheim extrem witzig dargestellt wird, spürt man den Respekt und die Zuneigung, die sowohl Autor als auch Hauptfigur zu den Behinderten haben.
    Die Charaktere sind extrem abgedreht, und Mancheiner möge sie für unrealistisch halten, doch wer Christian Bartel die Figuren nicht abnimmt, möge sich bei mir melden, ich kenn solche :grin
    Außerdem verfügt der Autor über eine Beobachtungsgabe, die seine "Milieustudien" (wie beispielsweise beim Reggaekonzert) extrem echt, aber trotzdem total ulkig machen. So beobachtet er diese Abiturienten und Szenegänger, Grünschnäbel und fast-Erwachsene, Rastas und Nachmacher, die sich selbst für total wichtig halten, und macht sich ein kleines Bisschen darüber lustig. Aber das haben die auch mal nötig, die Abiturienten.
    Ein Buch voller Träume, Liebe, Tragik und viel Humor über die, die fast groß sind, aber noch nicht so recht wissen, was sie mit sich anfangen sollen.
    unbedingt lesen!
    liebe Grüße,
    Pause :monster

    Wahnsinn. Ich habe es in 2 Stunden durchgehabt und muss sagen, dass ich besser herankam als an "was wäre, wenn".
    Genau wie das gerade genannte Buch ist "so lebe ich jetzt" gleichzeitig schön, aber auch mit einer unglaublichen Wucht tieftraurig.
    Man weiß bei beiden Büchern jederzeit, dass demnächst irgendetwas ganz Blödes passiert, trotzdem trösten die tollen Figuren darüber hinweg.
    Wie man es schafft, so wunderbare und witzige Dialoge mit einer so traurigen Geschichte zu verbinden, ist mir vollkommen unklar- aber es klappt.
    Wie prophezeit, Magali, es flossen Tränen.
    Und es bleibt ein fieser Knoten im Bauch, bei dem man nicht weiß, ob er von den "soooo schöönen" oder "sooo gemeinen" Stellen herrührt.
    Ein schlimm-schönes oder schön-schlimmes Buch...

    "So lebe ich jetzt" hab ich auch grad da, das kommt, wenn ich mich erholt habe :grin
    Ich bin ja froh, dass ich keinen Liebeskummer habe, sonst wär ich jetzt vollkommen daneben...
    Mich hat das Verschwinden des Hundes sehr geknickt. Es ist ein blödes Gefühl, seinen Hund zu vermissen, auch (oder gerade wenn) er imaginär ist.
    Trotzdem sind viele Stellen auch so herrlich zynisch, zum Beispiel als der doofe Ivan seinem Leben auf der Jagt nach einem Ziegenfellmantel ein Ende setzt :lache
    viel viel viel schwarzer Humor. :anbet

    Gebt dieses Buch niemals einem Teenager mit Liebeskummer- es wird ihn umbringen.
    Ich finde es wunderschön, fies, hoffnungslos, traurig, schräg.
    Es zeigt, was Gedanken so alles mit einem machen, es zeigt, dass alles eine Sache der Wahrnehmung ist.
    Das Leben ist, was wir von ihm denken.
    Freundschaft ist, bestimmte Dinge ähnlich wahrzunehmen und zu sehen.
    Und dieses Buch ist nichts für allzu zarte Gemüter, die ohne Happy End verzweifeln. :grin
    Aber wie so oft, kann man das alles deuten und weiterspinnen, wie man will.
    Und ob es nun motiviert oder deprimiert, kann man sich ja selbst aussuchen- mich deprimierts und ich bin ein zartes Gemüt. Draper weiß ja, dass ich zu Sentimentalitäten neige...
    Mein nächstes Buch wird plump, flach und dämlich, ich hab genug geheult... :cry

    Der Inhalt:
    Island, während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg.
    Ugla (deutsch: Eule) ist 21 Jahre alt und stammt aus dem dünn besiedeten isländischen Norden. Sie kommt nach Reykjavík, um Orgelspielen zu lernen.
    Um Geld zu verdienen, arbeitet sie als Hausmädchen bei Bui Arland, Großkaufmann, Doktor und Althing-Abgeordneten- ein vollständiger Kulturschock.
    Bei ihr zu Hause werden Entscheidungen anhand des Wetters und Lebensregeln aus den Sagas getroffen, im Haus der Familie Arland wird der pseudo-amerikanische Lifestyle zelebriert. Hier werden korrupte Politiker und Handelsmänner eingeladen, rauschende Parties gefeiert und alle isländische Namen in "Dudu", "Didi", "Bobo" und "Bubu" umgetauft. Das Bild nach außen ist bürgerlich, gebildet und sittsam, es wird Chopin auf dem Flügel gespielt und auf keinen Fall möchte man mit den Kommunisten in Verbindung gebracht werden.
    Nur Bui Arland scheint dieses Lebensgefühl nicht ganz ernst zu nehmen und nimmt sich selbst und seine Familie gern auf die Schippe. Ugla ist unheimlich beeindruckt von diesem gebildeten Mann, wo sie sich selbst doch so grobschlächtig und dumm vorkommt.
    Sie verfolgt ihren Traum, Orgel zu spielen, und nimmt Unterricht bei einem seltsamen älteren Mann. Die Orgelstunden erweisen sich jedoch nach kürzester Zeit als Philosophie- und Diskussionsrunden, die Ugla sowohl bilden, als auch nachdenklich machen. Sie kommt dort zusammen mit allerlei schrägen Vögeln, Künstlern, einer Prostituierten und Betrügern, die ihr jedoch ans Herz wachsen. Sie kommt in diesem kleinen Häuschen mit Kommunismus und Anarchismus in Berührung und stellt mit ihrer sich festigenden politischen Einstellung den Haushalt der Arlands auf den Kopf. Gleichzeitig freundet sie sich nach und nach mit den Kindern an und traut sich auch, der hochgradig ätzenden Frau Arland die Stirn zu bieten.
    Das Buch beschreibt, wie Ugla innerlich reift und wächst, gleichzeitig aber auch die politische Situation in Island. Das Bemühen des Althings, die Kommunisten im Keim zu Ersticken, die Amerikanisierung und das Vorhaben, Island an Amerika zu verkaufen um, wie der Titel sagt, eine Atomstation zu errichten.


    Der Autor:
    Halldór Kiljan Laxness, geboren als Halldór Gu jónsson am 23. April 1902 in Reykjavík, gestorben am 8. Februar 1998 in Reykjalundur bei Mosfellsbær, war ein isländischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger.
    Er beschäftigte sich intensiv mit Theologie und Philosophie, aber auch mit der kommunistisch-marxistischen Lehre und verbrachte den Großteil seines Lebens an verschiedenen Orten fern seiner Heimat.
    Trotzdem weisen viele seiner Werke Einflüsse der isländischen Sagas auf.
    Für den Roman "Atomstation" erhielt er 1955 den Literaturnobelpreis.


    Meine Meinung
    Ich habe das Buch verschlungen.
    Die Hauptperson ist unglaublich sympathisch und befreit sich im Laufe der Geschichte vom Klischee des Bauerntrampels- sie ist zwar ungebildet, aber doch außerordentlich pfiffig und schlagfertig.
    Es ist wirklich schwer, hier zu beschreiben, wie sie ist, denn all dies klingt furchtbar nach Frauenroman. Das ist es jedoch ganz und gar nicht, obwohl sich Laxness natürlich mit den Gedanken und Gefühlen der jungen Frau auseinandersetzt. Ich bin ehrlich überrascht von der Authentizität dieser Persönlichkeit, denn ich habe schon viele äußerst murksige Romane gelesen, bei denen sich Autoren an einer weiblichen Hauptperson versucht haben- vergeblich. :grin
    Dieses Buch jedoch ist wirklich reich: sprachlich, geschichtlich, menschlich, philosophisch.
    Bei den Orgelstunden wird man als Leser in ein vollkommen neues Universum geworfen, in dem flippige Menschen viele flippige Dinge erläutern und einen vollkommen anderen Lebensstil führen, als die Familie Arland. Hier herrscht nämlich die ultra-versnobte Frau, im Roman tatsächlich nur "die Frau" genannt. Sie ist beladen mit haarsträubenden Vorurteilen und einem Frauenbild, das einem vor Wut die Zehnägel einrollt. So könne sie Gesichter, die eine gewisse Bildung verraten, nicht ausstehen. Das sei Kommunismus.
    Die Geschichte an sich ist im Grunde genommen gar nicht so spannend, aber so liebenswert, dass man unbedingt weiterlesen möchte.
    Eine meiner Lieblingsstellen:
    Erst später, als ich mich daran gewöhnt hatte, dass die große Tochter sich an den Flügel setzt und wie das Natürlichste auf der Welt Chopin spielt, begriff ich, was für eine Lächerlichkeit es von einem großen, drallen Weibsbild aus dem Nordland war, in einem so feinen Haus zu erklären:"Ich habe vor, das Orgelspielen zu lernen."
    "Wie euch das aus Nordland ähnlich sieht, so mit Menschen zu sprechen", sagte die Köchin, als ich wieder in die Küche kam.Da erwachte der Trotz in mir, und ich antwortete:"Ich bin selber Mensch."


    Lesen!
    Lieben Gruß,
    Pause :monster

    Ich habe das Buch auch gelesen, natürlich gar keine Ahnung gehabt, was mir blühte.
    Ich hätte es gleich wegschmeißen sollen, nachdem ich meiner Freundin erzählte, dass wir in Jordanien waren und diese mir mit großen Augen dieses Ding in die Hand drückte.
    Ich bin nach ner ganzen Weile erst auf die Idee gekommen, was das für ein Mist ist, seitdem lese ich eindeutig viel viel viel kritischer.
    Das ist "Sechzehnjährige Mädchen in den Kampf gegen die muslimischen Verbrecher und den Terrorismus einbeziehen". :fetch
    Ich bin ja eigentlich auch sauer auf mich selbst, musste ja erstmal von Draper auf den ganzen Scheiß aufmerksam gemacht werden. :hau
    Meine Freundin wollte mir das alles nicht glauben.
    Ich spinne mir da mal wieder Verschwörungstheorien zusammen, und so.
    Warum muss man heute dummbrotig vor sich hindümpeln um kein Verschwörungstheoretiker zu sein? :-(

    Ich fand das Buch auch höchst unterhaltsam, besonders, da Ginnys Selbstverwirklichung OHNE Diät zu einem Ergebnis kommt-ich hatte ja Angst, dass das Buch mit "Jetzt bin ich dünn, hübsch und beliebt" zu Ende geht, aber so hätte ich es glaube ich niemals empfohlen bekommen...
    Was mich sehr sehr sehr aufregt, ist das Cover.
    Da ist das englische noch ein wenig passender, aber der mickrige Hintern auf der deutschen Ausgabe lässt eher auf eine Magersuchtsstory schließen- kein Wunder, dass sich normale bis kräftige Mädchen sofort für pummelig oder dick halten.
    Denn mal ehrlich: Selbst auf der Rückseite, im Ganzen betrachtet, ist DAS NICHT dick.
    Wenn schon, muss ich wohl Diät machen, zu meinen 90 täglichen Fahrradkilometern 200 addieren und zum Work-out gehen, denn ich bin ja die Zielgruppe: ein leicht beeinflussbarer, medienverwöhnter Schlankheitswahn-Teenager, der einen dicken Hintern hat :lache
    Ansonsten ist es schön, dass Ginny am Ende noch Freunde findet, denn ich dachte mir auch von Anfang an: irgendwelche Freaks muss sie doch finden, die gibts doch auf den besten Schulen (und sind auch meistens die, die das Schulleben dort erträglich machen, ich spreche aus Erfahrung) :grin
    Hochphilosophisch ist das Ganze natürlich nicht, ich kann Magali nur zustimmen, es handelt sich in erster Linie um Unterhaltung.
    Aber die Ermutigung zum Anderssein gefällt mir und die Protagonistin kommt einem recht nahe.
    Lesenswert!


    Ahoi, Pause :monster

    Ich habe dieses Buch gefressen und finde es äußerst liebenswert.
    Bauerdick sagt ja, dass die geographischen und geschichtlichen Ereignisse nicht so stimmen, trotzdem verfitzt er sehr geschickt Reales und Fiktion.
    Ich bin großer Rumänien-Freak und konnte feststellen, dass die Kleinstadt namens "Apoldasch" an der Tirnava in Wirklichkeit Apold an der Trnava ist (spricht man aber so ähnlich). Das als andere Stadt erwähnte Trappold ist einfach nur die deutsche Übersetzung. Ich fand das total spannend, da ich auf verschiedenen Rüstzeiten genau dort war und im Pfarrhaus von Apold Bekannte wohnen- ich bin beim Lesen fast aus den Latschen gekippt :grin.
    Auch die Zusammensetzung zwischen Zigeunern (die sich wirklich als solche bezeichnen, nix mit politisch korrektem Sinti-Roma-Gefasel), Ungarn und Sachsen ist schön dargestellt, obwohl ich nicht weiß, ob das vielleicht früher doch alles ganz anders war. Die Siebenbürger Sachsen gibts ja jetzt kaum noch, wir haben mal mit einem Uralten reden können, das war echt interessant. Die blieben alle glaube ich eher unter sich, was die Konversation und Kommunikation wesentlich schwieriger machte, als im Buch beschrieben, allein schon sprachtechnisch. Was die Freundschaft zum Zuika betrifft, ist das leider, volle Kanne Klischee, nicht ganz unrealistisch.
    Ansonsten schleicht Bauerdick sich geschickt um die politischen Ereignisse drumherum, ohne allzu genau zu sein- so erspart er sich Angriffsfläche und muss nicht jeden kleinen Mist recherchieren. Es ist aber sehr spannend zu sehen, wie die erdachten Personen die "reale" Geschichte beeinflussen, ein bisschen à la Forrest Gump :-)
    Wer schon mal in der Gegend war, kann sich das Dorf und die Wohnstuben super vorstellen, ich fühlte mich total in den Roman hineinversetzt.
    Auch sind die Personen ulkig und gut beschrieben, außerdem verliert das Buch nicht an Dramatik und Spannung- ist irgendwie alles drin.
    Die ganze "Maria-auf-dem-Mond"-Geschichte ist sehr wirr und kommt nicht zum Ergebnis, da muss man als Leser irgendwann feststellen, dass man sich umsonst Gedanken um den ganzen Kram gemacht hat. :gruebel
    aber im Endeffekt wäre der Plot unendlich öde und ein Standard-Thriller, wenn diese abgefahrene Geschichte mit der Muttergottes nicht wäre.
    Im Großen und Ganzen: gutes Buch!


    P.S.:Wer Apold mal sehen möchte, nähere Infos:
    http://rumaenien.projekt-one.de/2007/01/17/apold/

    Ich habe es mit 14 gelesen, glaube ich.
    Und ich fand es wunderschön, nur habe ich mich regelmässig über Anna aufregen müssen, weil bei so viel Naivität meine Romantik an ihre Grenzen stösst.
    Ausserdem ist es ein relativ anspruchsvolles Jugendbuch.
    Hier fällt auf, dass dies ein sehr aussergewöhnliches Exemplar ist.
    Ich kam mir sonst schon mit 12 bei der Lektüre von Jugendbüchern regelmässig komplett verarscht vor, weil man bei diesem Genre oft merkt, wie der Autor den Jugendlichen nicht für voll nimmt.
    Das ist beim "Märchenerzähler" anders.
    Der geht mit viel Liebe auf eine Seele im Wandel ein und traut sich, den jugendlichen Intellekt herauszufordern.
    Schön!

    Ich habe vergessen, wo ichs hingelegt habe, deshalb bin ich auch nicht so weit gekommen.
    Und wahrlich, es ist das schlechteste Islandbuch, das ich jemals gelesen habe.
    Der Kommissar ist eine wirklich ätzende Persönlichkeit, der sich permanent selbst bemitleidet. Klar, wenn man als Autor so gemein ist, und dem Protagonisten alle Freuden im Leben einfach wegsterben lässt, muss man schon auf gedrückte Stimmung achten.
    Generell sind jedoch viele aufgezeigte Gedanken des Kommissars zu lang, zu unwichtig und zu übertrieben.
    Die Dialoge sind wirklich hirnrissig, man fragt sich, ob der Autor auf diese Weise mit Menschen spricht, wenn ja, hat er vermutlich nicht viele Freunde.
    Und dann natürlich einige total überzogene, vollkommen grenzdebile Personen, die schon am Anfang des Buches auftauchen und durchblicken lassen, dass es nur noch schlimmer werden kann...
    Wie Draper schon sagte, so als Gag ist das ganz witzig.
    Grüsse aus Frankreich,
    Pause :monster

    Ich fand das Buch super.
    Natürlich sind die Personen extrem überzogen, aber Normalität ist hier auch nicht das Bestreben des Autors.
    Die Story ist auch alles andere als realistisch, jedoch einfach nur lustig. Goebels zeigt hier, dass so eine Kombination von Außenseitern natürlich nicht funktioniert, sich aber trotzdem alle dabei wohlfühlen. Es ist eine Sammlung von Anekdoten, sehr amüsant und, wie schon erwähnt, sehr schnell vorbei.
    Der schräge Humor und die Situationskomik sind natürlich nicht jedermanns Sache, ich fühlte mich wie im absurden Theater- und fands klasse.
    Es erinnert mich ein wenig an meinen Freundeskreis, vielleicht mag ich es deshalb so.
    Und ich habe mit diesem Buch den einen oder anderen Lesemuffel zum Schmökern gebracht.
    Danke, Joey!

    Ich habs auch nicht kapiert. Scheint in der Familie zu liegen.
    Was man hier nicht alles so lernt...Danke, Magali! :anbet
    Trotzdem muss ich sagen, kino.to hat mir über einige Film-Wissenslücken hinweggeholfen.
    Ich bin dann wohl der egoistische und naive Konsumtropftrottel.
    Nuja, was solls, gibts ja jetzt nich mehr. Ich muss mir wohl mal DVDs ausleihen gehen.