Was für schöne Lesenächte...ups und nu' sind sie wieder vorbei!
Es war ein sehr schönes Buch und ich habe mich wunderbar unterhalten. Ich konnte mitleiden, mitfreuen etc.
Und nun zu meinen kleinen Anmerkungen:
Also ich fand die Personen zu Beginn nicht sehr viel. Ich habe mich sofort zurechtgefunden.
Der Roman spielt zwar ein ganz klein wenig in Indien, aber Exotic war nicht da. Vielleicht geht man wirklich aufgrund des "passenden" Klapptextes des Verlages mit falschen Vorstellungen ran. Ich konnte aber schnell umschwenken und habe mich dann auf den englischen Adel eingestellt. Der Roman hat wegen der fehlenden Exotic auch nicht an Lesenswertes verloren.
Es wurde in bestimmten Szenen, wie in diesem Fred schon des öffteren erwähnt, aufgehört, so dass es weder zu brutal noch zu schnulzig wurde. Der Leser darf dann allein weiterdenken. Die Konsequenz dabei hat mir gut gefallen. Ich habe immer noch von "Säulen der Erde" eine Vergewaltigunszene im Kopf, die ich nicht so schnell vergessen werde. Die Szenen sind bei der Englischen Erbin vergleichsweise harmlos.
Helena war für mich zu Beginn eine reiche verwöhnte Adelstochter, die sich gegen die Stränge ihres Vaters auflehnte...aber sie entwickelte sich. Auch der Vater entwickelte sich in meinen Augen: Erst war er überstreng, aber dann wurde er zum Tyrannen. Ich glaube übrigens nicht, dass die Mutter wie eine Maschine funktionierte, denn sie trug an entsprechenden Stellen zu der "Erziehung" ihrer Kinder bei.
Matthew war mir nicht ganz klar. Er kam mir etwas irre vor. Ich habe zwar verstanden, dass die Ehe mit seiner Frau nicht auf ewig so weitergehen konnte, aber dass er in seine Gewalttätigkeit zurückfiel. Leider wurde etwas spät auch erst erwähnt, dass er körperlich von ihr abhängig war. Das kam vorher nicht so rüber.
Die Charaktere von helena und Alec und auch der innerliche Konflict von Alec hat mir sehr gut gefallen. Was mir sehr unglaublich erschien, war die Kälte die in England herrschen kann und man sich dann im Kleidchen ewig im Garten aufhällt?!
Wenn Beowulf (war es glaub ich) mich nicht über den historischen Hintergrund aufgeklärt hätte...würde ich im Dunkeln tappen. Ich lese gern historische Romane, weil man da noch etwas lernen kann. Außer das die Fassade des englischen Adels bröckelte habe ich nichts gelernt.
Gut gefallen hat mir das ganze drumherum um die Hauptprotagonisten, die Beschreibung der Familienmitglieder. Weiterhin gefielemir auch, dass die Details der Hochzeitsvorbereitungen (meist langweiliges Gedöhns, wie Anproben, Gästelisten...) und diverse Kaffekränzchen außen vorblieben. Für jemanden, der allerdings das erste englische Adelsbuch ließt, weiß nicht, um welche langweiligen Details es sich handelt!
Leider habe ich mehrere Parallelen zu Frau Ryman empfunden. Olivias Onkel und Helenas Vater haben eine Diktatur geführt und am Ende bröckelt der Glanz und die Familie fällt trotz aller Stränge auseinander. Olivia und Helena werden verheiratet...mit Adelstitel versteht sich, werden vergewaltigt in der Ehe und schenken ihrem groben Ehemann einen männlichen Erben. Jai und Matthew waren für mich ähnlich, obwohl ich Jai am Ende verstehen konnte.
Am Ende war es ein sehr schönes süchtig machendes Lesevergnügen. Nach der Hälfte konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen und ich will mehr
LG Spreequell70