Hallo,
die Kritikpunkte kann ich zwar nachvollziehen, allerdings hab ich persönlich teils aus diesen Gründen das Buch gern gelesen.
„mord.net“ ist kein typischer Krimi, allerdings ebenso wenig ein typischer Thriller. Im Vordergrund steht das Darstellen der unterschiedlichen Morde sowie das Netz und die Absichten in St. Petersburg, die sich dahinter befinden. Das mögen die einen als kurzweilig und spannend, die anderen als eher langatmig und überflüssig ansehen, unterhaltsam ist es allerdings auf jeden Fall.
Eher nebensächlich ist die Polizeiarbeit in diesem Roman, und doch kommt gerade ihr eine besondere Bedeutung zu. Nicht nur in Hinblick auf die offizielle Auflösung des Ganzen, sondern vor allem in Bezug auf die vorrangigen Charaktere. Hier gibt es nämlich – endlich einmal – einen Bruch in den Klischees, so dass den Leser durchaus sympathische, engagierte Ermittler erwarten. Sicherlich haben auch diese ihr Päckchen zu tragen, aber die für skandinavische Genretitel so typische Lakonie und Melancholie wie auch die tief greifenden familiären Hintergründe, die sich letztlich doch alle ähneln und mit der Zeit langweilen, sind bei „mord.net“ außen vor.
„mord.net“ setzt weniger auf die Spannung des „Whodunnit“ als vielmehr auf Spannung durch realistisch wirkende Action und Bedrohung. Inwieweit dies gelungen ist, ist wiederum diskutabel. Manch ein Element wurde dann doch ein bisschen verbogen, um der gesamten Linie zu entsprechen und eine entsprechende Brisanz zu erzeugen, was bei allzu hinterfragenden Lesern nicht so gut ankommen dürfte.
Insgesamt ist der Roman allerdings durchweg gut zu lesen, endlich mal ein Schwede, der sich eher am international gängigen Actionthriller orientiert und kurzweilig. Da kann man dann zu Gunsten der Unterhaltung bei manchen Details durchaus schon mal ein bis zwei Augen zudrücken.
Also so hab ich das gesehen (bzw. sehe ich das).
Grüße,
Tanja