Beiträge von Fallout

    Mal noch Punkte die mir eingefallen sind:


    1. Die Bücher und Filme die du konsumierst zeigen die Sicht fast 100 Jahre nach den Ereignissen. Hinterher ist man immer schlauer, wie man so schön sagt. :-] Es hätte ja auch gut sein können, dass Radfahren Frauen wirklich schädigt. Am Anfang fanden die Atomkraft beispielsweise ja auch alle toll, bis sich herausgestellt hat, was für Probleme sich daraus ergeben.


    Desweiteren verdichtet und dramatisiert so ein Buch oder Film die Ereignisse und Personen. Die normale tägliche Realität der Zeit wäre sicher für den Leser/Zuseher viel zu langweilig. Und am Ende eines Buches gibt es ja dann meist noch ein Happy End, mit dem die Leser zufrieden in die Normalität entlassen werden. Die Probleme die noch bestehen werden ja ausgeblendet (ich möchte beispielsweise nicht wissen wie oft Jo später im Geschäft noch von Männern gedemütigt wird, weil sie sich von einer Frau nicht beraten lassen wollen).



    2. Nur weil es oberflächlich Veränderungen gibt heisst das nicht das sich die Gesellschaft gleich radikal verändert. Die Menschen müssen zuerst einmal in die Veränderungen hineinwachsen. Denn die Veränderungen waren ja gewaltig. Das lange 19. Jahrhundert wie du es genannt hast brachte ja die Industrialisierung, Massenproduktion, Evolutionstheorie, moderne Fortbewegungsmittel usw.


    Ich verstehe dich mal so, das aus deiner heutigen persönlichen Sicht die gesellschaftliche Entwicklung, wie sie sich im aktuellen Zeitkontext darstellt, nicht so schnell daherging wie du es dir in deinen Idealen vorstellst.


    Das passt meiner Ansicht nach schon zusammen. Frauen waren ja mehrere hunderte Jahre lang im Grunde genommen rechtlos. Sie waren ja rechtlich den Väter, den Ehemänner, den Söhnen und der männlichen Verwandtschaft (sollte es keinen Ehemann/Sohn geben) unterworfen und konnten nicht selbst über ihr Leben bestimmen. Und der Weg zum selbstbestimmten Leben mit eigenen Rechten war eben kompliziert.


    Außerdem gab es ja noch die Zeit zwischen 1933 und 1945 die in Deutschland den Frauen wieder viel Selbstbestimmung nahm. Und es dauerte auch nach dem Krieg viele Jahre bis Frauen beispielsweise wieder ohne Zustimmung des Mannes arbeiten gehen durften (seit 1977).


    Aber man muß dabei auch bedenken dass die Mehrheit der Männer auch erst im 19. Jahrhundert Freiheit von Leibeigenschaft und Sklaverei erhalten haben und auch erst seitdem überhaupt wählen können. 1848 gab es ja die ersten Wahlen in Deutschland und 1918 durften auch Frauen wählen. Also gab es in Deutschland über 850 jahre für die Männer keine Möglichkeit ein Wahlrecht zu haben. Und das dann "nur" 70 Jahre später Frauen wählen dürfen ist ja doch ein gewisses Fortschrittsmoment.

    Mich konnte das Hörbuch nicht überzeugen. Die Geschichte ist einfach zu auführlich erzählt. Eine etwas straffere Erzählweise wäre gut gewesen. Einige Handlungsstränge wie zum Beispiel den Baron mit seinem Schloß in den Ardennen hätte man weglassen können. Irgendwie war auch die Begegnung zwischen Karens Vater und ihr überflüssig. Auch das der Backround der vietnamesischen Laborteamleiterin und dem Laborchef so ausführlich geschildert wurde empfand ich sehr zeitraubend.


    Mich als Mann hat unheimlich das weibliche Gefühlbuhei der Hauptprotagonistin genervt. Männer handeln bekanntlich und Frauen denken denken und denken. Man wundert sich wie Karen bisher überhaupt in Krisengebieten überleben konnte. Ihr Mann hat es im Buch perfekt gehandelt. Er hat gemerkt das ihm die Beziehung nicht gut tut und hat sie verlassen. Typisch männlich rational. Karen war mir sehr unsympathisch. Man merkt das eine Frau das Buch geschrieben hat und eine Heldin mit den typisch weiblichen Beschränkungen. Mir sind handlungsorientierte Personen mit weniger Gefühls- und Gedankenkarrussell lieber, auch wenn das nicht typisch weiblich ist.


    Das ist auch das Problem mit der Sprecherin. Sie macht ihre Sache sicher gut. Aber die weiblichen Krisenmomente trägt sie mit einer derartigen Verve vor, das ich zeitweise das Bedürfniss hatte weiterzuspulen, weil ich es total übertrieben fand. Mir wurde viel zu viel auf die Gefühlsdrüsen gedrückt.


    Ausserdem ist vielleicht ein gewisses Manko das ich eigentlich mehr Sympathie mit den "Bösen" im Buch hatte. Ihre Ziele konnte ich verstehen, da auch ich der Meinung bin das Menschen kontrolliert werden müssen, um Ordnung zu schaffen.

    Zitat

    Original von binchen


    Unterstrichen wird das im Hörbuch von der Sprecherin Ulrike Grote, die ihre Stimmenvielfalt diesmal besonders auf die jugendlichen Frauen abgestimmt hat. Sie unterstreicht die Wut, die in den Heldinnen und mir auftauchte, Trauer, Verzweiflung und Hoffnung. Beim Schnitt hätte man ein wenig mehr darauf achten sollen, dass nicht so oft ein Atemholen das Ende vor einer Pause bildet. Das war auf die Dauer etwas störend, allerdings nicht so störend dass es der Geschichte geschadet hätte. Die Kürzung des Hörbuchs ist gut gelungen, die Passagen des Buches, die fehlen werden durch die Erzählweise kompensiert.


    Das mit dem Atemholen empfand ich nicht nur bei den Pausen störend, sondern sie hat auch oft während des Lesens von normalen Sätzen zu für meinen Geschmack zu sehr geatmet. Hätte die Geschichte nicht so interessant begonnen, dann hätte ich abgebrochen. Die Sprecherin hat auch eine 4,0 von mir bekommen bei der Bewertung.


    Die Geschichte fand ich sehr interessant. Dass ich im folgenden mehr Punkte aufzähle die mir nicht gefallen haben liegt einfach daran das es einfacher ist zu kritisieren als zu loben. Also, sollte die Autorin mitlesen, dann hier bitte mit lesen aufhören, denn die Geschichte ist sehr interessant erzählt und ich habe sie bis zum Ende gehört, was ja ein sehr positives Zeichen ist, da ich die Sprecherin nicht gut fand. Also ein großes Lob dafür die Geschichte gefunden und geschrieben zu haben.


    Sehr gut fand ich das die Hauptdarstellerinnen die unter Vorurteilen litten selber elitäre Vorurteile hatten. Also die Reaktion auf die Vorstellung das jetzt einfache Hausangestellte und normale Fabrikarbeiter Fahrrad fahren.
    Die Figur der Klara fand ich am besten beschrieben. Sie hat sich der Zeit gemäß für meinen Geschmack am realistischsten verhalten. Auch heute noch bleiben Frauen viel zu lange in Beziehungen die nicht gut für sie sind. Das sie am Ende doch ein wenig „Aufbegehren“ zeigt war wohl eine Konzession an die weibliche Leserschaft.


    Ein weiterer guter Punkt war die Erwähnung von „Doping“.


    Sehr sympathisch war mir die Figur der Lilo. Von ihr würde ich mir eher ein Buch innerhalb der angekündigten Trilogie wünschen, als von Klara oder Isabella.


    Als einen großen negativen Punkt fand ich, das Jos Weg mit Friedas Erbschaft ein bißchen zu einfach wurde. Zum einen wird sie gleich am Anfang mit Aufträgen überhäuft, obwohl sie eine Frau ist. Irgendwie kam mir das total unrealistisch vor. Da gibt es so viele Vorbehalte und da läuft alles glatt. Ab diesem Zeitpunkt war für mich ein wenig die Luft aus der Geschichte raus.


    Mich hat auch der Besuch des Beamten vom Gewerbeamt gestört. Da arbeitet Jo jahrelang für Ihren Vater und weiß nichts über Steuern und Bürokratie? So wie Ihr Vater beschrieben wurde, wird der sich mehr als einmal über so etwas aufgeregt haben. Und Jo ist keine Provinzpflanze. Sie lebt in Berlin.


    Ein weiterer Punkt der mir nicht so gut gefallen hat war die "Dänemark-Rundfahrt". Vielleicht ist diese im Buch ausführlicher geschildert, aber in der Hörbuchversion hat diese eher den Eindruck einer Kaffeefahrt gemacht (das ist jetzt nur mein Eindruck). Da hat irgendwie die Spannung gefehlt, wer gewinnt. Da hätte man zum Ende hin noch einmal einen großen Showdown zwischen Isabella und Jo (wahlweise auch Lilo/Susanne Lindberg) einbauen können.
    Merkwürdig fand ich dann das Isabella nur 4 Wochen nach ihrem schweren Unfall schon wieder normal laufen konnte und keine Probleme mehr hatte. Kann es sein, das da schlecht gekürzt wurde? Denn das wirkte total unglaubwürdig auf mich als Hörer.
    Vor allem weil dieser Unfall ja eigentlich Wasser auf die Mühlen derjenigen gewesen wäre die sich gegen Frauenradfahren engagieren. Auch das so viele Frauen während des Rennens ausstiegen war bestimmt keine gute Werbung. All zu viele Frauen scheinen ja nicht das Ziel erreicht zu haben.


    Ein kleiner Punkt der mich noch gestört hat. Da radelt Adrian durch Amerika und ihm werden einfach mal so 500 Fahrräder verkauft? Wie werden die bezahlt? Im Hörbuch wird nicht deutlich woher das Geld kommt. Sein Vater hat zwar die neuen Lebenspläne seines Sohnes halbwegs akzeptiert, aber das er ihn in seinen Plänen unterstützt wird eigentlich nicht deutlich. Denn ich glaube nicht das 1895 einfach so 30 Tage netto bezahlt werden kann. Desweiteren wird der Transport sicher auch viel Geld kosten. Ich fand es einfach total unrealistisch das am Ende die für 50 Mark in Amerika eingekauften Fahrräder in Deutschland nur 110 Mark kosten sollten (mir fällt im Moment die genaue Währung nicht ein). Außerdem hat es am Ende den Anschein als ob verschiedene Marken (Damen- und Herrenfahrräder) eingekauft worden seien. Während des Hörens hatte man aber das Gefühl das nur ein einziges Modell gekauft wurde, weil es wegen der Fließbandproduktion in Amerika gar nicht anders möglich war.
    Es wäre ein interessanter Punkt gewesen, wie hat Adrian die Fabrikanten überzeugt.


    Ich bin auf jeden Fall gespannt was die weiteren Bücher bringen werden. Am liebsten hätte ich ein „Lilo-Buch“, denn besonders bei der Klara-Figur weiß ich nicht wie man da ein ganzes Buch füllen soll. Sie entspricht dem Frauenbild ihrer Zeit und ich kann mir nicht vorstellen wie diese Figur sich realistisch weiterentwickeln sollte. Ich befürchte da eher einen für diese Zeit unrealistischen Frauenemanzipationsroman.


    Bei Isabella bin ich gespannt wie man diese Figur weiterentwickeln kann. Vor allem weil sie ja auf der einen Seite sehr mondän ist und das schöne Leben liebt. Auf der anderen Seite macht sie bei einer so „schmutzigen“ Sache wie Fahrradrennen mit. Sie will ihre Freiheit, auf der anderen Seite lässt sie sich von einem pfälzischen Radrennfahrer irgendwo einengen. Diese Widersprüche der Figur finde ich sehr interessant und können durchaus eine sehr gute Geschichte liefern.

    Zitat

    Original von binchen
    Auch als Hörbuch begeistert diese spannende Geschichte rund um 3 Frauen, Fahrräder und die beginnende Emanzipation der Frauen im Berlin der Jahrhunderwende zun 20. Jahrhundert.


    Ulrike Grote verleiht den jungen Frauen eine Tiefe, die die Stimmung angenehm verstärkt. Klasse gemacht!


    Mich hat die Atemtechnik von Frau Grote genervt. Immer dieses komische Atmenholen zwischen den Sätzen. Wäre die Geschichte nicht so interessant gewesen, hätte ich das Hörbuch abgebrochen.