Beiträge von lineria

    So, ich bin nun fertig damit und ich musste bei diesen ganzen geschickten Wendungen, wie Kim Newman andre Charaktere, Geschichten, Ansichten oder gar Redewendungen dem Mann wirklich applaudieren. Ebenso wie er Geschichten weitererzählt oder weiterspinnt, fremde Charaktere einbaut, ohne sie von ihrer Geschichte oder ihren angestammten Verhaltensmustern zu entfernen... Definitiv lesenswert!

    Also, ich bin noch nicht weit - gerade die erste 200 Seiten gelesen - und ich muss sagen, ich liebe dieses Buch! Ich liebe Vampirgeschichten, aber dennoch halte ich gute 90% der angebotenen Literatur für unlesbar langweilig oder einfach viel zu kitschig und gehören in die Romance-Ecke oder wenn schon nix andres dabei ist, sind sie nicht mal gruselig, aber dieses Buch ist komplett anders und ich bin echt begeistert. Ich mag die Vampire, wie sie hier dargestellt sind. Obwohl sich der Klappentext äußerst schauerlich - i. S. v. nicht schon wieder - liest, ist der Inhalt wirklich toll. Ich hatte weder diese Vampirgesellschaft als mit meinem Vampirverständnis vereinbar gesehen oder eine Möglichkeit, so viele bekannte Figuren intelligent einzubauen als machbar erahnt (die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen *grusel*), aber Kim Newman kann das. Sorry, ich schreib heute schon etwas wirr, was ich sagen wollte:


    - Kim Newman kann schreiben und auch die deutsche Übersetzung ist sprachlich in Ordnung.
    - Kim Newman versteht etwas vom Fach: er kennt die Vampirliteratur, hat wahnsinnig viel Erfahrung mit Horrorliteratur und -filmen und weiß, wie er sich darin zu bewegen hat.
    - Kim Newman kennt sich im Zeitabriss aus - weiß, wer die wichtigen Persönlichkeiten waren - und ist Kulturwissenschaftler, kennt also auch die andren Figuren, die er aus bekannten Büchern und Filmen einbaut. Er weiß, wie er diese einsetzen kann, welche Fähigkeiten sie haben und in welchen Zusammenhängen sie stehen. Sie wirken nicht fremd oder an den Haaren herbeigezerrt, sondern als Teil der dargestellten Gesellschaft.
    - Der Plot - zumindest soweit ich jetzt bin - gestaltet sich interessant und macht neugierig. Und zwar umso weiter ich komme, umso mehr. Es geht nicht sofort zur Sache und es ist notwendig, aufmerksam zu lesen, um die unterschiedlichen Erlebnisstränge und Zusammenhänge der Hauptpersonen verbinden zu können, aber ich mag das auch. Mit der Zeit tun sich immer mehr Zusammenhänge und interessante Einzelheiten auf, die ich wissen möchte, aber leider habe ich nicht die Zeit, nur zu lesen ;)
    - Hat nichts mit Vampire-Hunter-Romanserien, Romance-Schnulz-Serien etc zu tun.
    - Kreiert eine schöne Atmosphäre, lässt auch mal was erahnen oder zwischen den Zeilen lesen.
    - Viel Information und Handlungsstränge - zumindest bisher. Das macht es vielleicht bei der Länge auch etwas schwierig, dran zu bleiben. Aber ich mag das, denn ich komm mit langen Büchern, die endlos beschreiben, vor sich hin plätscher oder nur einen Handlungsstrang haben, so gar nicht klar.

    Ich hab das Buch letztens begonnen, aber ich kann mich nicht wirklich damit anfreunden. Alles in allem trifft dieses Buch für mich nicht den Charakter eines geheimnisvollen, anziehenden, mächtigen Vampirs, dessen Werte, Wissen und Erfahrungen und so auch Intentionen und Handlungen von einem Menschen abweichen. Für mich jedoch ist Dracula nicht deshalb toll im Sinne er gehört zu den "Guten", sondern faszinierend, Meiner Meinung nach nimmt ihm das Buch seine düstere, geheimnisvolle Seite und macht ihn zu einem schmachtenden, gutherzigen Mann.

    Ich habe mittlerweile auch mit dem Buch begonnen und muss sagen: Zu Beginn war ich begeistert, mittlerweile bin ich zwiegespalten.


    Ich mochte den Beginn sehr. Birgit Erwin schreibt angenehm und versucht wenig gebrauchte deutsche Wörter und Fremdwörter einzubringen, um das Niveau der Sprache zu heben. Daneben bringen mich geistreiche Stellen wie ... Gehen Sie jetzt, meine Zeit läuft ab. Ich höre die Lerche." Matteo antwortete, ohne nachzudenken: "Es war die Nachtigall und nicht die Lerche." Victor schenkte ihm ein überraschtes Lächeln. Dann schloss er die Augen. "Das, mein Freund, ist wahre Unsterblichkeit", flüsterte er. "Ich war einfach nur langlebig. ...." wirklich zum Lachen, aber mit dem Fortschreiten der Geschichte haben mich ihre blumige Sprache, die mit sehr vielen Füllwörtern und Füllsätzen gespickt ist, nur um besonders schöne Wörter einbauen zu können, doch fast dazu gebracht, Sätze zu überspringen, um mich nicht zu langweilen. Damit kann ich aber leben, da die Sprache an sich wirklich schön ist und kein niedriges Niveau hat; is ist halt sehr blumig.


    Momentan (ich befinde mich auf Seite 56) nervt mich jedoch, dass mittlerweile auch Matteo, die Figur, an der die Geschichte aufgerollt wird, zumindest schemenhaft weiß, was vor sich geht, da er einen Bericht über Victor, seine "Tochter" (oder auch nicht?) und die Forschung gelesen hat, dem/der LeserIn aber nichts mitgeteilt wird. Für mich erhöht das nicht die Spannung, sondern bringt mich mittlerweile neben der blumigen Sprache und sehr genauen Ortsbeschreibungen an meine Frustrationsgrenze bezüglich meiner Unwissenheit gegenüber des Plots.


    Lektorat und Korrektorat kann ich auch nicht loben, da ich mich Zeitenfehler, fehlende Buchstaben in Worten, fehlende Worte in Sätzen, falsche Satzstellung und zusätzliche Silben in Worten ("Sie ja sind ein heller Bursche." "Wissenschaftlicher", "unorhergesehen" etc.) ständig aus dem Lesefluss bringen.


    Ich hoffe noch auf eine Besserung, momentan weiß ich nicht, ob ich weiterlesen soll, doch ich möchte endlich zumindest auf Matteos Wissensstand gehoben werden ;)