ZitatOriginal von Elbereth
Das "Göttliche Volk" verstehe ich als höhere Rasse, mit quasi mehr abilities, die trotzdem nach Regeln schalten und walten müssen, was sich mir nicht wirklich erschließt, ist die Abhängigkeit der Symbolwirkung der Figuren, also ihre Abbildungen.
Gewinnen sie ihre Kraft also aus dem Glauben und der Verehrung der Menschen und können ohne sie nicht existieren. Gehen sie also mit dem Vergessen der Generationen einem verfrühten Tod entgegen, obwohl sie unsterblich sein sollten?
(Sorry, Elbereth, hat ein bisschen gedauert mit der Antwort... :schaem)
Auch da habe ich mich an verschiedene Mythologien gehalten. Dort ist die Symbolwirkung einer Figur gleichbedeutend mit ihrer schöpferischen Kraft, d.h. der Sonnengott ist zugleich auch die Sonne; Anrynan ist die Quelle und Antiles der Tod.
Um noch mal auf die bereits erwähnte Schöpfungsgeschichte der Insel zu kommen: Die Geister entsprechen den Elementen. Sie bilden also die Welt in einer Art Urzustand ab und der ist - wie die Figuren erfahren - nicht gerade lebensfreundlich. (Siehe dazu z.B. Jemrens Abstieg in den Scye im zweiten Band!)
Das Erscheinen der "Götter" in der Welt bedeutet eine Art Ausdifferenzierung der Schöpfung in Flora, Fauna usw. Dadurch erst wird die Welt für die Menschen (und die Nraurn) bewohnbar.
Also liegt das Problem mit dem Vergessen nicht bei Lillias Volk, sondern bei den Menschen. Sie vergessen sozusagen den Grund, warum sie überhaupt auf der Insel leben können, sie vergessen, wie die Welt beschaffen ist, die sie umgibt. Und dadurch verlieren natürlich sie die Lebensgrundlage. Wer die Brunnen nicht mehr achtet (und deshalb pflegt), hat über kurz oder lang kein Wasser mehr.
Tipp an alle, die es genau wissen wollen: Lest noch mal nach, was passiert, als während der Schlacht um Defágos die Statue der Göttin Amatha gestürzt wird. Der Zustand der Insel im dritten Buch ist eine direkte Folge davon.
ZitatOriginal von Elbereth
Die Tatsache, dass das eine Kind zusammen mit Antiles auf der ewigen Insel lebt und Hand in Hand geht, kam mir wie das Werden und Vergehen des Lebens vor, der Anfag und das Ende, allerdings hat sich mir nicht genau erschlossen, warum die Begleiter des einen Kindes nun doch mit heiler Haut davonkamen.
Anfang und Ende - deine Beobachtung und auch deine Assoziationen zur antiken Götterwelt stimmen genau!
Vielleicht noch ein Wort zu den Figuren: Ich finde nicht, das sie mit heiler Haut davonkommen. Zwischen der ersten Begegnung auf den Sternfelsen und dem letzten Schritt auf Lillias magische Insel wurde das Leben von allen Dreien völlig auf den Kopf gestellt. Keiner kann in den alten Trott zurückkehren - und das ist auch so etwas wie eine Todeserfahrung.
Denn es bedeutet, dass man das alte Ich sterben lassen muss: Gorun den aufbrausenden, überheblichen Krieger, Jemren seine Identität als Blindschütze und Amra ihre Rolle als Dienerin des Todes.
Ich habe eingangs gesagt, dass die Protagonisten Stellvertreter ihrer Kulturen sind: Nicht nur die Individuen, sondern auch die einzelnen Gruppen und sogar die Götter müssen ihre Rolle neu überdenken. Nur dadurch ist die Spaltung der Insel zu überwinden. Das zeigt auch eine Episode am Rande: Vrarras' Sohn wird später als Erwachsener keinen Kriegsgott sondern den Gott des Handels als Begleiter haben.
Insofern "sterben" die Figuren eben doch: Ihr altes Selbst stirbt. Erst wenn sie diese Verwandlung anerkennen, erfolgt die Rückkehr aus der Unterwelt. Für Gorun bedeutet das, dass er endlich die starren Tabus seiner Welt vergessen kann und Amra lieben darf. Für sie gilt dasselbe, sie wendet sich gegen Ende den Menschen zu. Und Jemren wird schließlich das Leben führen, nach dem er sich immer gesehnt hat. Er wollte von Anfang an kein Blindschütze sein. Der Frieden auf der Insel ist ein Luxus, den er sich endlich leisten kann.