Ich rezensiere schon allein wegen des "Geschmacks-Faktors" höchst ungern. Und wenn mir etwas nicht gefällt, stehe ich meist lieber gänzlich davon zurück, etwas dazu zu sagen, schon gleich gar nicht in solch öffentlicher Form (per email mit Bekannten schon eher).
Und vor allem sind solche Rezensionen aber auch so überhaupt nicht hilfreich.
Sprache zu derb? Was hat sie denn erwartet?
Ich mein, wir leben in einer Zeit, in der bei Sprache so ziemlich alles erlaubt ist. Wir glücklichen! Endlich können Autoren historischer Romane sich auf die Sprache besinnen, wie sie vor hunderten von Jahren üblich war - in all ihrer Derbheit - und können sie anwenden, ohne dafür zerfleischt zu werden. Man möchte sich wünschen, dass mehr Autoren den Mut dazu aufbringen, eben dies auch zu tun. Ich würde schon beim Schreiben rot anlaufen, also lasse ich es, und um so mehr bewundere ich es, wenn jemand den Mut hat, die Dinge bei ihren zeitgemäßen Namen zu nennen.
Wenn das manchen Lesern nicht gefällt, dann ist das deren gutes Recht. Nur aus diesem Grund ein Buch so runterzuziehen, das man immerhin noch nicht mal bis zum ersten Viertel gelesen hat, halte ich für reichlich überzogen. Ist das die Generation verzärtelter Histo-Leser, in deren Lektüre es von tapferen Rittern, schamesrosa verfärbten Jungfern und gottesfürchtigen Kathedralenbauern nur so wimmelt?
War ja nicht anders zu erwarten, dass es soweit kommt ...
Aber hast du dir mal ihre anderen Rezensionen angesehen? Eine ganze Batterie blümchengemusterter Handtaschen gehört auch dazu. "Pflichtkäufe" nennt sie die. Ich würde mich eher erschießen, ehe ich mit einer Blümchenhandtasche durch die Einkaufsmeile flaniere - Pflichtkauf hin oder her.
In diesem Sinne - wegschauen, lass sie labern!