Hallo Kamelin,
ich lese deine Beiträge durchaus, was ich zitiere sind die Stellen, wo du dir widersprichst.
Und als Beispiel ausgerechnet Cornwell anzuführen, dafür, dass es "auch anders geht", halte ich eben für sehr sehr widersprüchlich. Bei dem trieft es nur so von Blut. Ich bin weiß Gott hart im Nehmen, aber das ist mir dann irgendwann zuviel geworden, und ich kaufe Cornwell nicht mehr.
Und "dass man von Anfang an weiß, dass es "taff" zugehen wird", das ist bei einem Buch, in dem schon der Titel auf Hexenverfolgung hinweist (so eindeutig, dass es eindeutiger gar nicht mehr geht), also nicht gegeben?
Das sind die Widersprüche, die ich meine.
Wenn ich (ICH PERSÖNLICH, andere Leser mögen eine Phantasie haben, die blühend genug ist) wissen will, wie es "damals" zuging, brauche ich die Einzelheiten. Brauche ich den Gestank nach verbranntem Fleisch, wenn jemandem ein glühendes Eisen in den Bauch gedrückt wird.
Nehmen wir Rebecca Gablé. DAs einzige Buch von ihr, das mich einigermaßen gefesselt hat, war "Das Zweite Königreich". Nehmen wir die Szene, in der Caedmon von seinem Bruder mit einem glühenden Eisen traktiert wird. Plastisch, grafisch, oder? Aber für mich nicht genug. Gut, muss einschränken, den genauen Wortlaut des BUCHES kann ich nicht wiedergeben, weil ich es nicht besitze. Ich hab nur das Hörspiel. Und da setzt Dunstan mit dem Eisen an, und dann hören wir Caedmon jaulen, und die Szene ist zu Ende. Und ich kann mich auch nicht erinnern, dass es im Buch anders war (das hatte ich einst aus der Bibliothek geliehen). Was ICH aber haben muss, um das Bild vor Augen zu sehen, sind Geruch, Gefühl, Anblick. Narbe? Es war nie mehr davon die Rede. Hallo????? Da läuft einer mit einem dicken Brandmal auf der Brust herum und liebt eine schöne Frau, und sie erkundigt sich mal nie, woher er das hat?
Wie alles bei Gablé, blieb die Szene blass, unausgegoren, nicht mitreißend. Weil die Details fehlten, die den Augenblick "anfassbar" machen. Erst durch Einzelheiten, durch kleine Augenblicke des "Heranzoomens", wird eine Geschichte wirklich greifbar. Diese Augenblicke "wegzublenden", betrügt MICH (MICH PERSÖNLICH als Leser des Buches) um den Augenblick. Ich könnte irgendwas gelesen haben, irgendwo, und nicht dieses eine Buch.
Ich möchte übrigens unbedingt herausstellen, dass ich dabei immer solche Bücher meine, die ich für mich selbst als lesenswert empfinde. Wanderhuren und Hebammen gehören da auf keinen Fall dazu, die finde ich dröge und entbehrlich, immer dieselbe Chose, die auch durch Vergwaltigungen und Folterungen nicht interessanter werden, im Gegenteil, die dieses reißerische Element ganz gezielt einbauen, um der Geschichte "Spannung" zu geben. Es geht mir bei dieser Argumentation immer um Autoren und Bücher, die durch Einfallsreichtum in Wort und Story ohnehin schon zu überzeugen wissen und bei denen die Details "in JEDER Hinsicht, seien es Landschaftsbeschreibungen oder seien es "Folterungen", das i-Tüpfelchen der Geschichte sind. Und zugegeben: allzu viele gibt es davon von vornherein nicht.