dieses und ich bin sehr angetan
Bilder amerikanischer Independentkomödien wie "Little Miss Sunshine", "The Chumscrubber" und "Juno" drängen sich bei der Lektüre von Miriam Toews Roman auf. "Die fliegenden Trautmans" begleitet drei Familienmitglieder bei ihrer chaotischen Reise von Kanada nach Kalifornien: Hattie ist 28, wurde gerade von ihrem französischen Lover verlassen und lebt in ständiger Sorge um ihre selbstmordgefährdete Schwester Min. Logan ist Mins Sohn, 15 Jahre alt, mit Knutschflecken übersät und leidenschaftlicher Basketballspieler. Seine hochbegabte Schwester Thebes, die Dritte im Bunde, ist elf, hat verfilzte lila Haare und spricht wie ein HipHopper. Das Ziel der Reisenden: Sie wollen Logans und Thebes Vater finden, der in einem Hippiecamp an der Grenze zu Mexiko lebt, während Min wieder mal in der Psychiatrie ist. Während die drei in einem kaputten Van durchs Land brettern, führen sie absurde Gespräche, die zunächst oberflächlich und vordergründig witzig wirken. Miriam Toews gelingt es jedoch, nach und nach zu transportieren, welche tiefen Verletzungen die drei aufgrund der Krankheit ihrer Mutter beziehungsweise Schwester davongetragen haben. Von Betroffenheit ist dabei zum Glück keine Spur, auch Schuldzuweisungen werden nicht gemacht. Stattdessen zeichnet die kanadische Autorin drei verschiedene Wege auf, mit Liebe, großer Sorge, Überforderung und Einsamkeit umzugehen.