Hallo liebe Leser und Leserinnen,
wieder ein Buch das polarisiert - und das ist auch gut so.
Ich habe bisher sämtliche Werke vom Autor gelesen und fand, dass "Der Professor" sehr interessant erzählt ist. Ich schreibe bewusst "interessant" und nicht -spannend-. Nicht das das Buch weniger spannend wäre, im Gegenteil, aber das Thema hat mich mehr begeistert:
J.Katzenbach hat die inneren Kämpfe vom Prof. Adrian Thomas, nicht weiter in die Demenz zu versinken bis das entführte Mädchen (Jennifer) gefunden ist, auf verstorbene Personen aus seiner Vergangenheit verlagert. Sie fordern ihn auf weiter zu suchen, sich aufzurappeln und letzte Energiereserven zu mobilisieren. Im Grunde war es sein eigenes inneres Aufbäumen, hier aber durch diese Personen sehr gekonnt zum Ausdruck gebracht.
Der zweite Fokus in diesem Buch liegt in der Gefühls- und Gedankenwelt der Jennifer. War sie eben noch auf den Weg nach Hause, da wird sie entführt und beginnt in ihrer Gefangenschaft und dem damit verbundenen psych. Druck zu resignieren und zu zerbrechen. Hilfe erwartet man zu Recht durch die Polizei, hier durch Terri Collins verkörpert. Sie behindert sich durch Bürokratie und den eingeschliffenen Verfahrensweisen der Polizei selber mehr als das sie nutzt und kann daher nicht viel zur Lösung beitragen. (Und wie sieht es in der Realität aus?) Hätte sich der Professor auf sie verlassen, und das hat er gespürt, dann käme alle Hilfe zu spät. Daher beschritt er einen anderen Weg. Und das war gut so. Schließlich hat man es bei den Entführern mit psychisch kranken Personen zu tun - ich fand sie im Übrigen hervorragend ausgearbeitet.
Alle weiteren Personen sind marginal und interessieren nicht weiter.
Ein großer Schwachpunkt war für mich das Ende. Was mich enttäuschte war die plumpe und abgedroschene Art wie Jennifer befreit wurde.
Hier hatte ich den Eindruck, ich sehe "K11" oder "Lenzen und Partner" ... Klischeehaft...rein zufällig und wieder mal auf den letzten Drücker... Tzetzetze, kennt man doch schon zur Genüge.
Wer das Buch (bis auf das Ende) unter diesen Gesichtspunkten liest, wird es mögen. Und ganz nebenbei schwingt ein weinig Kritik an der Polizei mit, die sich oft selber behindert. Sei es durch Gleichgültigkeit, sei es durch Bürokratie. Man kann das Buch nicht mit einem herkömmlichen Krimi vergleichen. Es ist filigraner geschrieben, es öffnet ein Fenster in die Psyche der Hauptakteure und beschreibt die Denkweisen und innere Kämpfe der Hauptfiguren. Die kriminelle Handlung an sich und die reine Gefangenschaft der Jennifer sind hier nur zweitrangig.
Von mir bekam der Thriller 8 Punkte - das Ende war nicht so doll...
Viele Grüße
René