Eine Frau, die alles verloren hat, aber trotzdem nicht aufgeben will: Das ist Antonia Lorimer. Verwitwet möchte sie ihre geliebte Plantage in South Carolina wieder aufbauen. Als sie einen verwundeten Soldaten findet, will sie ihn gesund pflegen. William Marshall ist kein einfacher Kranker und birgt auch noch ein dunkles Geheimnis....
Die Protagonisten:
Antonia Lorimer ist ein unstabiler Frauencharakter. Erst recht stark beschrieben und aufgebauscht, in einer Zeit, in der Frauen kein Sagen hatten, enttäuscht sie später auf ganzer Linie. Sie ist nicht mehr stark, inkonsequent und einfach weich. Kaum tritt ein Mann in ihr Leben lässt sie sich deckeln und macht nur noch ihre Schuhe selber zu.
William Marshall ist ein böser Mensch und wird auch so dargestellt. Von Anfang an ist er derjenige, der Frauen als Objekt ansieht. Er bleibt wenig fassbar und seine weichen Momente scheinen aufgesetzt und geben ihm keinen Tiefgang.
Alle anderen Nebencharaktere versprühen weder Flair noch Lust an der Figur. Sie bleiben langweilig und blass. Gibt es mal jemanden, der etwas anders ist, greift das Schicksal schnell ein und der Leser verabschiedet sich, bevor eine Bindung entstehen kann.
Die Kulisse:
South Carolina ist eine gut gewählte Kulisse um eine Plantage wieder aufbauen zu wollen. Am Anfang des Buches entsteht das Bild einer Frau, die sich in der Männerwelt durchsetzen möchte. Außerdem besitzt Antonia ein wunderschönes Herrenhaus, so hat es den Anschein. Schade, dass die Beschreibungen nur ansatzweise dem gerecht werden, was der Leser sich vorstellen möchte.
Im weiteren Verlauf der 900 Seiten werden die Beschreibungen des Landes, der Sitten und Gebräuche und auch der Probleme von damals immer knapper und überlassen uns sehr viel Raum für unsere Fantasie. Ich hätte mir an einigen Stellen mehr geschichtlichen Input gewünscht und bekam ihn an anderen Stellen zu viel.
Die Handlung:
Ein gelungener Einstieg ist die Sage, die der Leser erzählt bekommt. Es entstand für mich sofort eine Bindung zum Buch. Leider brach die nach 15 Seiten wieder in sich zusammen.
Die Wirren des Unabhängigkeitskrieges greifen in alle Lebenslagen ein. Männer sterben im Krieg, Soldaten werden verletzt. Es gibt wenig zu essen (so denkt man), keine Pferde sind mehr vorhanden, Häuser werden zerstört. Da ist es bemerkenswert, dass Antonia sich in dieser Welt behaupten möchte.
Ich als Leser wollte mit ihr diesen Weg gehen, ein klein bisschen emanzipiert sein, mich vielleicht verlieben und ein paar Schicksalsschläge erleben.
Was ich bekam, war eine Aneinanderreihung hoher Grausamkeiten, die sich immer weiter gesteigert haben. Skrupellosigkeit, Lügen und Sklavenhandel sind da noch die harmlosesten Dinge. Kindesmissbrauch, Frauenschläge und blutige Szenen haben für mich hingegen in einem Südstaatenroman nichts zu suchen.
Weitere Kritikpunkte sind:
- die wirklich sehr schnelle Liebesgeschichte, zweimal gucken schon sind wir dabei
- die widersprüchlichen Begebenheiten im Buch: Sie sind im Krieg und essen gebratenes Hühnchen in rauen Mengen
- die blassen und weniger netten Charaktere. Von der farbigen Voodoofrau bis zum gruseligen Mann bleiben sie alle fade und durchsichtig
- Details werden nur selten beschrieben und ich kann mich nicht einmal an Haar- oder Augenfarben erinnern
Die Gestaltung:
Das Cover ist eine Augenweide und mit dem Titel ergibt sich ein stimmiges Südstaatenbild. Leider vermitteln Titel und Cover auch etwas, was das Buch nicht hergeben kann. Denn wer hier ein Epos im Sinne von "Im Winde verweht" oder ähnlichem sucht, wird enttäuscht.
Außerdem muss ich sagen, dass mir der Schreibstil der Autorin nicht gefallen hat. Für eine Plantagengeschichte um 1781 benutzen die Protagonisten eine nicht angemessene Sprache und viele Wörter, die mir zu der Zeit noch nicht in den Sinn gekommen wären.
Die Bewertung:
Ich vergebe mit Mühe und Not einen Bücherpunkt. Diesen gibt es für die tolle Aufmachung des Buches und die Mühe, die sich alle Beteiligten an diesem Buch gemacht haben. Außerdem hatte ich viel Spaß in der Leserunde und wir konnten gut über das Buch diskutieren.