Beiträge von Anahid

    Was tust du, wenn andere sterben, damit du überleben kannst? Was denkst du, wenn jemand nicht sterben will, damit andere und du überleben? Grace sitzt in einem Rettungsboot, denn die Zarin Alexandra, auf der sie bis vor ein paar Stunden noch eingeschifft war, ist explodiert. Nur eine Handvoll Menschen haben überlebt und sitzen nun in ihren Rettungsbooten. Doch das Boot ist überlastet, es gibt zu wenig zu essen und schwere Gedanken, die sich nun jeder machen muss ...







    Die Protagonisten:
    Grace ist im ersten Moment ein wohlbehütetes Mädchen, das zufällig in diesem Rettungsboot sitzt. Tag für Tag, den wir mit ihr erleben, zerblättert ihre Außenhaut und der Leser kann einen Blick auf die wahre Grace erleben. Das ist nicht immer schön, sorgt für einige Überraschungen und kann richtig böse werden. Es ist das erste Mal, dass ich nicht viel erzähle, aber das Entdecken ihres Charakters ist sehr wichtig für die Handlung und den Spaß nehme ich euch nicht.


    Die Beobachtungen der anderen Schiffbrüchigen ist oftmals sehr detailliert, was einfach dem Umstand entspringt, dass es sonst nichts zu gucken gibt ;)





    Die Kulisse:
    Ein Rettungsboot bietet wenig Platz für neues. Es sind die Gespräche und die Wasser- und Nahrungsknappheit, auf die der Mensch gelenkt wird. Folglich hat auch der Leser diese Gedanken im Kopf. Umso besser ist es, dass ich mich am Anfang des Buches an Land befinde, so kann ich einen besseren Blick auf das Geschehen einnehmen.




    Die Handlung:
    Es geht um die gestrandeten Menschen in einem Rettungsboot. Es dreht sich alles um gefressen und gefressen werden, um Leben und Sterben. Zeitweise erfahre ich viel über ein Leben davor, kämpfe mit dem schlechten Gewissen von Grace oder ihrer Wut. Viele kleine Geschichte machen in diesem Rettungsboot ihren Anfang, sei es durch einen Blick, durch ein Wort oder durch eine andere Geste. In diesem Mikrokosmos Boot geht nichts verloren, nicht geschieht heimlich und für alles müssen die Insassen bezahlen.








    Die Gestaltung:
    Interessant ist, dass die Handlung selbst in eine Rahmenhandlung eingebetete ist. Wir lernen Grace kennen, als sie schon vor Gericht steht, nur wissen wir nicht warum, wieso und weshalb. Dies wird nun durch ihre Nacherzählung der Ereignisse aufgebessert, denn sie beginnt ihre Erinnerung aufzuschreiben. Die Kapitel sind Tage, die wir mit den Verunglückten verbringen. Und darüber muss sich der Leser klar sein: Es ist eine Erinnerung, dass in dieser manche Fragen nicht beantwortet werden oder kleine Aktionen einen ganzen Tag überdauern, ist normal. Auch ich musste mich erst daran gewöhnen, aber später passt die Gracsche Erzählweise sehr zum Buch. Ungewöhnlich, aber okay.







    Die Bewertung:
    Dieses Unglück bekommt für mich drei Bücherpunkte. Zwar empfand ich die Erzählweise als gerechtfertigt, aber Grace ist mir zu unangenehm und manchmal zu hart. Dadurch bekam ich fast Angst vor ihr und wollte an einigen Stellen nicht wissen, wie es weitergeht. Außerdem bleiben mir persönlich, viele Fragen zum Ende hin offen, dass passt in das Konzept des Buches, es ist für mich aber eher unbefriedigend. Außerdem schießen einige Dinge am Ende einfach zu weit hinaus.

    Bin auch etwas hin- und hergerissen, aber nicht wegen den offenen Fragen, sonder weil ich nicht weiß, wie ich bewerten soll.


    Der Erzählstil an sich hat mir gut gefallen, ich habe Grace ja immer ernst und ruhig vor mir sitzen sehen, so als ob sie es mir erzählen würde. Trotzdem war sie teilweise ein "böser" Charakter, dass hat mich immer sehr geschockt an den Stellen.

    Gruselig wie kalt Grace ist, vor allem gegenüber Mary Ann. Es ist völlig klar und nachvollziehbar, dass nicht jeder auf diesem Boot gleich stark ist und mit der Situation umgehen kann. Und dann ist es gerade Grace, die so etwas sagt.


    Vielleicht sollten Menschen doch für ihre Gedanken bestraft werden und dann ist die Frage, ob sie vielleicht zu recht angeklagt ist.

    Ich lese das Buch sehr gerne, dass vorab. Es ist erschütternd zu lesen, wie sich die junge Frau erinnert.
    Ich komme nicht umhin zu glauben, dass sie sehr nüchtern berichtet, obwohl mich das Erzählte nicht kalt lest und ich mitfühle.


    Ich stelle mir Grace vor, wie sie an einem Tisch sitzt, die Hände in ihrem Schoß gefaltet, und ganz distinguiert erzählt, was ihr widerfahren ist.


    Gefällt mir wirklich sehr, sehr gut. Hatte ja erst meine Zweifel, dass es mich zu sehr an "Life of Pi" erinnert, habe mich aber auch zurück gehalten, was Inhaltsangaben und ähnliches betrifft.

    Ein braves Mädchen sein, schöne Kleider tragen und Zuhause sitzen? Nicht mit Violet. Sie will in Laboren werkeln, Roboter bauen und neue Dinge erfinden und das am besten am Illyria-Institut. Der Haken: Eigentlich dürfte nur ihr Bruder dort zur Schule gehen, denn er ist ein Junge. Kurzerhand steckt Violet sich in Jungsklamotten und wird in der Schule aufgenommen. Doch nicht alles, was dort abläuft, ist in Ordnung und Violet merkt, dass sie sich in Gefahr begibt …


    *


    Heute weiche ich einmal von meinem sonstigen Rezensionsraster ab, denn auch Violets Geschichte war ein buntes Durcheinander – mal willkommen und mal nicht – und manchmal einfach mit Ideen überlastet.


    Die Vorstellung, dass Violet etwas macht, was sie eigentlich nicht darf, hat mich sehr gereizt. Früher waren es genau diese Geschichte, die mir zeigten, dass Frauen zu viel mehr fähig sind, als nur Zuhause zu sein. Jede Sichtweise hat dabei ihren Reiz und was Violet sich traut, ist nicht ohne. Vielleicht hätte mir ihr Wagemut noch mehr gefallen, wenn sie nicht gerade einen Zwillingsbruder gehabt hätte, der die Verwandlung etwas einfacher macht. Ein kleines Detail, das für mich eine große Wirkung hat und ich halte hiermit fest, Violet hat in vielen Details oftmals Glück sonst würde die Geschichte gar nicht funktionieren.


    Das Setting trägt natürlich dazu bei, dass ich mich gefreut habe. London noch dazu im bevorzugten Zeitraum um 1880 mit Steampunk-Einschlag ist eine herrliche Idee. Ich erwartete viele bunte Beschreibung von schrägen Robotern, Schrauben, Maschinen und mehr. Natürlich sollte auch Violet am liebsten verrückte Ideen haben. Leider haben mir die Beschreibungen der Umgebung und der Steampunkelemente nicht immer gefallen. Manchmal war es ein großes Durcheinander und ich hatte das Gefühl, der Autor wüsste nicht, was er zuerst schreiben sollte und in welche Richtung die Geschichte driftet, wenn er bestimmt Dinge ausführlich beschreibt. So entstanden einigen Seiten, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte und die das Buch nur unnötig aufbauschen.


    Die Erzählperspektive hat mich an manchen Stellen verwirrt. War sie oft klar umrissen, sodass ich sagen konnte: “Da geht es um Violet, da um den Duke”, war sie an manchen Stellen sehr mit anderen Charakteren vermengt. Dann brauchte ich immer einen Augenblick um alles auf die Reihe zu bekommen. Schade, denn das hemmte meinen Lesefluss und im Nachhinein musste ich dann wieder überlegen, was gerade passiert war.


    Auch die Liebe hat mich vor endlose Probleme gestellt, was nicht wirklich überrascht, da die Geschichte so angelegt ist, dass es zu einer Verwechslung kommen muss. Also gab es hier für mich keine Überraschungen, weil vieles schon vorgegeben war. Einige Szenen haben mich amüsiert, denn wann verliebt sich schon mal ein Junge in einen Jungen und eine Dame in eine Dame, trotzdem empfand ich einige Szenen als sehr gestellt und passend gesteckt.


    Es ist für mich immer schwer, ein so dickes Buch zu lesen. Streckenweise war es amüsant und gut erzählt, sodass ich einige Seiten wie im Traum las. Dann folgte meiste ein Wechsel und ich war etwas irritiert.


    Es enstand also ein gewagtes Lesevergnügen, dass ich Steampunk-Fans empfehlen kann, wenn er sich nicht an Liebesverwicklungen stört.

    Jason hat keine Freundin mehr, Jason sieht im Moment alles schwarz. Aber als er einer Frau auf der Charlotte Street begegnet, fragt er sich, ob Liebe auf den ersten Blick doch möglich ist! Die Dame verliert eine Kamera und zwölf Fotos sind es nun, die Jason zu seiner Liebe führen sollen ...



    Jason war für mich ein schwieriger Fall. Immer ist er so traurig und so depressiv und hadert mit seinem Leben. Auf den ersten Seiten empfand ich es noch als recht amüsant zu hören, dass er mal Lehrer war und sein Leben anders gestalten wollte. Doch er kann nicht mit Rückschlägen leben und ist deswegen sehr quengelig. Ein bisschen wäre für mich in Ordnung gewesen, in dieser hohen Dosis allerdings, geht er mir gehörig auf den Keks.


    Witzig ist allerdings sein Freund, der einen Computerspieleladen hat und gerne trinkt. Seine Marotten waren witzig und lockerten Jasons Probleme auf, ohne zu nerven.



    Die Charlotte Street ist wirklich toll beschrieben, denn eigentlich verbringt der Leser die meiste Zeit dort. Als neuer Fixpunkt in Jasons Leben gehen sie dort oft essen oder spazieren.



    Mann trifft Frau seines Lebens (angeblich) - sie verschwindet - es bleiben nur 12 Fotos. Die Idee ist nicht wirklich neu, aber sie hat was. Anhand von zwölf Fotos eine Frau wiederzufinden, stelle ich mir wirklich schwierig vor. Ich muss aber auch gestehen, dass ich Hemmungen hätte, die Fotos einfach zu entwickeln, da bin ich ein bisschen wie Jason.


    Eine Art Schnitzeljagd, die sich durch die Stadt zieht und einige Menschen miteinander verwickelt, die sich sonst nie getroffen hätten. Wäre Jason nicht so ein Miesepeter, hätte ich sehr viel mehr Freude am Buch gehabt, denn der Schreibstil des Autors liest sich super. Locker, flockig - davon will ich mehr.



    Ich mag den englischen Titel und finde es schade, dass dieser nicht übernommen wurde. "Auf den ersten Blick" ist zwar treffend, wenn der Leser das Buch gelesen hat, ist für mich aber einfach nur ein 0815-Titel in der Welt, des Liebesromans/Romans.



    Ich vergebe vier Punkte. Die Idee war nicht neu, aber nicht schlecht umgesetzt. Was mich gestört hat, war die Einstellung von Jason, die sehr weinerlich und depressiv war. Irgendwie hat sich diese Stimmung auf das ganze Buch übertragen, und auch wenn etwas Gutes passierte, konnte ich mich nicht recht freuen.

    Über ein Mädchen


    Joanne Horniman


    Carlsen, 2013


    978-3551582713


    15,90 €


    Manchmal denkt der Mensch an einen ganz besonderen anderen Menschen. Dann klopft das Herz bis zum Hals, die Knie werden weich und die Sonne scheint immer. So geht es auch Anna, die schüchtern ist, einsam und die sich heftig verliebt. Doch wie wird diese Liebesgeschichte weitergehen?




    Anna, Anna was habe ich nur verpasst? Irgendwie bist du bedrückend, ich will dich in den Arm nehmen, aber dann auch bist du kalt und abweisend zu mir. Ich hatte meine Probleme den Zugang zu hier zu finden und dachte oft, dass die Worte, die ihr in den Mund gelegt werden, nicht zu ihr passen. Manchmal wollte Anna etwas anders sagen, dann hätte ich sie verstanden. Manchmal bleibt sie blass und zerbrechlich und ich verstehe es nicht.



    Was ich wirklich gemocht habe: die einzigartige, einfache Kulisse. Nichts ist groß und laut. Vieles ist leise, liegt im Schatten und ist einfach wie Anna: schüchtern. Selbst die Katze trägt eine gewisse Schüchternheit mit sich herum. Die simple Einrichtung, die Tatsache, dass Teekannen Namen habe, das alles trägt dazu bei sich weich zu fühlen beim Lesen.


    Gefallen hat mir die Teekanne auf dem Cover, sofort wollte ich auch eine haben


    Es geht nur um eine Liebesgeschichte, das bisschen Erwachsenwerden, das jeder Mensch durchmachen muss. Egal, ob wir uns einmal oder mehrmals verlieben: Das Herz flirrt und will mehr. Ich muss der Autorin einräumen, dass sie eine wunderbare Sprache hat und eine wunderbare Gabe kleine Dinge sehr groß und mächtig wirken zu lassen. Genau so ist es mit Annas Gefühlen, die meist leise und unbestimmt sind und gar nicht auffallen würden.


    Der Nachteil der Geschichte ist, dass sie viele “Fühler” hat. Wie eine Raupe mit zu vielen Beinen greift sie nach Traurigkeit, Schicksalsschlägen, Verlassen werden und wiederkommen. Die Probleme sind so vielschichtig, dass das Jugendbuch gut und gerne hätte ein Roman werden können: größer, praller aber auch freier, denn da wäre Platz gewesen.



    Romantik und viel Vintage vereinen sich auf diesem Cover. Ich wollte mir sofort eine alte Teekanne kaufen und hätte auch am liebsten auf einem tollen Dach gesessen. Der Effekt, wenn ich den Umschlag vom Buch gelöst habe, war super: “Du hast Kaffeeflecken auf dem Buch?” ” Schatz, das ist Tee und die Flecken hat Anna gemacht “



    Ein Jugendbuch, das Potenzial hatte zu einem Roman zuwachsen und das hätte ich dem Buch nicht einmal übel genommen. Der Inhalt ist so voll – voller Liebe, voller Wörter und voller “Mehr”, dass auch mehr Seiten ihm gut getan hätten.