Beiträge von Wahnfried

    Laut Wikipedia war Mika Waltari Sohn eines lutherischen Pastors und Lehrers. Da er aber Theologie studiert hatte, kannte er natürlich auch die Katholische Kirche und ihre Riten.
    Das Mika Waltari konservativ wirkt hat wohl damit zu tun, das die meißten seiner Roman in den späten 1940er und 1950er Jahre verlegt wurden. Verglichen mit heute wirken diese Romane vielleicht konservativ, aber zu seiner Zeit waren sie es meiner Meinung nach nicht.
    In vielen seiner Romane läßt er durchaus moderne Vorstellungen von Religion und Sinn des Lebens durchblicken. Keineswegs die christlichen oder kirchlichen.
    Speziell in "Der dunkle Engel" und "Turms der Unsterbliche" thematisiert er Wiedergeburt und Seelenverwandtschaften. Die Kirche wird wie auch die Prister in Sinuhe der Ägypter als korrupt und heuchlerisch dargestellt.


    Was ich nicht verstehe ist, wie einem andere historische Romane von Mika Waltari nicht gefallen können, wenn man Sinuhe der Ägypter gut fand. Meiner Meinung nach ähneln sich die Bücher im Grundgerüst und der erzählweise.


    Zitat aus Wikipedia:
    Waltaris literarischer Stil ist gekennzeichnet von einer Kombination aus Nüchternheit, Melancholie und subtilem Humor. Für seine Werke bezeichnend ist eine scheinbar einfache, schlichte Sprache, die darauf verzichtet, den Leser mit Ausschmückungen zu beeindrucken, und die gerade dadurch in ihrer Wirkung um so effektiver sein kann. Wiederkehrende Thematik ist die Schicksalhaftigkeit der menschlichen Existenz und die Frage nach religiöser Erkenntnis.

    Zitat

    Original von Alice Thierry
    In den 1940ern war man immerhin noch ein paar Jährchen näher an den vergangenen Geschehnissen dran. Aber vor allem war die Zeit weniger temporeich, technisiert,"psychologisiert" und vom Denken her noch mehr in Vorstellungen verhaftet, die ein paar hundert Jahre früher ebenfalls Gültigkeit besaßen.


    Nun ja, zwar war man in den 1940 näher an der Zeit 1300 v. Chr aber nur unwesentlich. ;) Aber, man war auch noch mehr in den christlichen Moralvorstellungen verwurzelt. Zum Beispiel war man doch erheblich verklemmter in der Sexual-Moral. Schätze da war man im alten Ägypten doch weitaus offener.
    Ich würde nicht behaupten wollen, dass Mika Waltari die Wirklichkeit des Lebens in Ägypten besser beschrieben hat, als es heutige Autoren könnten, die sich vermutlich auf genauere Quellen und Forschungsergebnisse stützen können.
    Allerdings versagen heutige Romanschreiber meist daran, dass sie entweder nur eine bunte Geschichte erzählen, mit den Ausdruckmitteln unserer Zeit. Solche Romane sind gut zu lesen, bedienen die primären Erwartungen an einen Roman und erfüllen die jeweiligen Bedürfnisse nach Exotik, Abenteuer, Spannung, Emotionen, Sex, Liebe, etc. Sind dabei allerdings wie Fast Food. Schnell gelesen und schnell vergessen und lassen einen schalen Geschmack zurück.
    Bei Romanen aus früheren Zeiten habe ich den Eindruck, dass sich die Autoren und Verlage bemüht haben etwas mehr Tiefgang und Inhalt zu vermitteln. Wobei es da natürlich auch Ausnahmen gibt. Uarda von Georg Ebers zum Beispiel ist so ein Buch welches eher so wie ein Rosamunde Pilcher Roman ist. Wobei ich allerdings noch keinen Pilcher Roman gelesen habe, aber ich stelle mir vor, dass es sich dabei um seichte Literatur ohne viel Tiefgang, aber mit einem unweigerlichen Happy End für denkfaule Leser handelt.


    Vielleicht ist auch ein großer Pluspunkt welche Romane aus vergangenen Jahrzehnten haben, die andere Ausdrucks- und Denkweise der Protagonisten. Es ist meiner Meinung nach ein großer Reiz etwas Unerwartetes zu lesen, etwas was einem überrascht und zum Nachdenken anregt.

    Vermutlich bin ich da etwas ungerecht, da ich nur wenige ininnen Romane gelesen habe (erinnere mich an Avalon von Marion Zimmer-Bradly, die Pharaonin von Pauline Gedge und ein oder zwei andere von Susanne Schreiber). Gerade im Vergleich zu O'Brian zeigt sich doch der Unterschied zwischen einem Roman im historien Kostüm und einem Roman welcher einen wie ich finde recht guten Einblick in die historischen Lebensverhältnisse ermöglicht.
    Bei dem Band der Aubrey Reihe bei dem es um Clarissa Oakes geht, bekommt man, wie ich meine, einen wesentlich besseren Eindruck über die Lebensweise von Frauen in früheren Zeiten, als es die meißten historischen Romane um erfolgreiche Karrierefrauen aus den Zeiten der Cholera vermitteln wollen.

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    Original von Alice Thierry
    Geht mir ganz genauso. Bücher wie Sinuhe heben sich strahlend gegen das lieblose und alles andere als authentisch anmutende Durchschnittsgewäsch auf dem heutigen Markt ab.
    Es ist tragisch, aber da bleibt tatsächlich nur der Rückgriff auf längst vergriffene Bücher.


    Wobei, die oft "lieblosen und beliebigen" Romane die neuerdings auf den Markt kommen, meiner Meinung nach ein Spiegel unserer Zeit sind. Genauso wie die historischen Romane frührer Zeiten ihre Zeit widerspiegelten.
    In einer Zeit in dem "political correctness" zum guten Ton zählt und Bücher nach Ergebnissen der Marktforschung also, nach dem Geschmack des Durchschnitts geschrieben werden, bleiben nicht viele Ecken und Kanten an denen man man sich reiben kann und die Bücher aufwühlend und aufregend machen. Bei neuen Romanen fällt es mir schwer mich emotional zu beteiligen. Liegt vielleicht auch an meinem Alter. Mit fast 40 Jahren ist man nicht mehr so Begeistungsfähig wie mit 16. :gruebel


    Wie auch immer, ich denke Romane und Bücher aus Zeiten in denen es große Spannungen und Umwälzungen gegeben hat, dürften in der Tat weniger durchschnittslich daherkommen.
    Das gilt zum Beispiel auch für Sinuhe welcher 1945 veröffenrlicht wurde. Also, zu einer Zeit als den meißten Mensche noch der Schrecken und die Niedergeschlagenheit der letzten Kriegsmonate (Finnland gehörte ja auch zu den Verlierer des 2.WK) in den Knochen steckte.
    Gerade das Kapitel über Atons Reich auf Erden erinnert stark an die Situation im Nachkriegsdeutschland. Wenn zum Beispiel geschildert wird wie die Überlebende in Theben in den Trümmern ihrer heruntergebrannten Häuser nach überesten ihres Hausrats suchen...


    Auch Salambo von Flaubert ist ein sehr packendes Buch, wenn auch ziemlich Brutal und mit einem schrecklichen Ende. Aber, auf alle Fälle ist ein Wechselbad der Gefühle garantiert.
    Ein Kampf um Rom von Felix Dahn ist auch sehr gut, wenn auch der Geist der damaligen Zeit (Imperialismus und Nationalismus) ziemlich durchsticht und vermutlich kaum historisch im Bezug auf die Zeit der Völkerwanderung ist. Auch die Moralvorstellungen der Zeit um die Jahrhundertwende 19. zu 20. Jahrhundert die idas Buch durchziehen dürften nicht zu Zeit der Völkerwanderung passen, geben einem heute aber einen guten Einblick in die Denkweise der wilhelminischen Zeit.

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    Original von magali
    Über den Lesegeschmack anderer herzuziehen ist aber völlig unproduktiv.


    Naja, da mögt ihr recht haben werte Magali, jedoch muß es doch erlaubt sein eine Meinung zu äussern und dadurch eine Diskussion anzustossen. Zumal man dabei auch interessante Dinge erfahren kann wie zum Beispiel, daß in Deutschland schon im Jahr 125 historische Romane publiziert wurden. Das ist ziemlich viel. Mehr als ich vermutet hätte.


    Das historische Romane unterhalten wollen, verstehe ich, aber wie in jedem Unterhaltungsmedium gibt es besser und schlechter gemachte Unterhaltung für die jeweilige Zielgruppe.
    Ich wollte nur mein Unbehagen zum Ausdruck bringen über die Vielzahl von historischen Romanen welche im Titel ein "die ....in" haben. Mein Unbehagen rührt vielleicht von der unterschwelligen Annahme, dass es sich dabei um seichte Literatur für Frauen handelt, welche vielleicht früher in Groschenheftchen vertrieben wurde und jetzt als Taschenbuch.
    Natürlich gibt es ähnliches auch für Männer, aber ich denke die sind bei den Groschenheftchen geblieben und haben noch nicht den Sprung zum Taschenbuch geschafft.
    Wie auch immer und frei nach Fridericus Rex, jeder soll nach seinem Geschmack lesen und selig werden.

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    Original von Iris
    Zumindest gibt 's da ja noch Ich, Claudius, Kaiser und Gott von Robert Graves, eine ganze Latte von Romanen des bereits erwähnten Lion Feuchtwanger, Heinrich Manns Romane zu Henri IV., Thomas Manns Erwählter, Lotte in Weimar und seine vier Josephs-Romane, die allerdings eher biblisch als historisch zu nennen sind -- und das ist längst nicht alles!


    Hallo Iris,
    die Rubrik historische Romane kenne ich, das war der Grund meiner Anmeldung hier. Den ersten Post hatte ich dort geschrieben. Das Buch ich, Claudius, Kaiser ind Gott, habe ich mir erst letzte Woche zugelegt und werde es bald anfangen zu lesen. Ich hoffe es ist ähnlich gut wie das goldene Vlies. Ausserdem hatte ich mir noch die griechische Mythologie von Robert Graves geholt und den Roman von Viola Alvarez in dem es um den Sohn von Hagen und Brunhild geht.


    Was mir bei deiner Aufzählung guter Bücher aufgefallen ist, ist dass die alle schon sehr viele Jahre auf dem Buckel haben. Das ist mir früher schon aufgefallen, das auch mir, Zeitgenössige Bücher weniger tiefgründig erschienen als Bücher die schon ein paar Jahrzehnte alt waren.
    Das kann natürlich daran liegen, dass solche Bücher geschrieben wurde als der Zeitgeist noch ein ganz anderer war und auch die Wortwahl ist in solchen Büchern eine andere, als heute wo man Wörter wie "realisieren" und "verarbeiten" sehr häufig in Texten vorfindet und damals gab es andere Modewörter und Moralvorstellungen. All das macht meiner Meinung nach alte Roman interessanter und historische Romane wirken dadurch vermutlich historischer. Schon allein durch die verwendete "Sprache" und Moralvorstellungen welche natürlich auch in historischen Romanen oft die Wertvorstellungen der Zeit widerspiegeln in der sie geschrieben wurden.
    Die Figuren in heutigen historischen Romane und auch Filme, wirken wie Menschen aus der Jetztzeit nur in historischen Kostüme.

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    Original von CorinaB
    Ein ins Auge stechendes Beispiel eines Titels ohne -in ist übrigens neuerdings "Gebiete sanfte Herrin mir". Du siehst, es geht, aber der Verlag entscheidet.


    Will jetzt nicht Klugscheissen, aber wieso meinst Du, das im Titel "Gebiete sanfte Herrin mir" kein "in" im Titel vorkommt? ;-)
    Ist eigentlich ein gutes Indiz von unterschiedlicher Wahrnehmung... Wo, Frauen die Welt in Ordnung finden, sehen Männer die Fliegen an den Wänden und umgekehrt..... ;-)

    Die Aubrey Reihe von Patrick O'Brian ist mit nichten Kassengift. Der Knabe ist zwar kürzlich verstorben, aber er hatte seit den 60er 20 Bände der Aubrey Reihe geschrieben und wie ich finde haben die Romane durchaus Tiefgang und sind nicht nur bzgl Seefahrt interessant. Auch, sind sie sehr häufig bei uns in Buchhandlungen zu finden, in England und Amerika sind sie extrem erfolgreich und ein Band wurde verfilmt und kam als "Master und Commander" mit Russell Crowe in die Kinos.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Master_&_Commander_%E2%80%93_Bis_ans_Ende_der_Welt


    Aber, zurück zum Thema. Ich verteufle keineswegs Frauenliteratur in Form von Ininnen Romane, ich finde es nur etwas lächerlich und dämlich fast jeden Frauenroman mit einem XYZin Titel zu versehen. Auf der anderen Seite macht diese Titulierung es einfach für Fans oder Nicht-Fans dieser Literatur, die Titel zu indentifizieren und zu kaufen oder auch nicht zu kaufen.
    Ich bin keineswegs ein Feind von Frauenliteratur. Es ist nun mal so, das Frauen im allgemeinen auf andere Dinge wert legen als Männer und deshalb gerne andere Dinge lesen als Männer. Das zeigt sich ja auch bei Zeitschriften, die sind meißt ebenfalls für genderspezifische Zielgruppen gemacht. Auch ist es nicht so, dass ich noch nie historische Romane von Frauen gelesen hatte. Als, Teenager (das ist jetzt etwa 20 Jahre her) gab es noch nicht so eine Flut von historischen Romanen und ich hatte damals unheimlich viel gelesen. Internet hatte ich noch nicht und ich bin viel mit dem Zug gefahren. Deshalb hatte ich mir viele historische Roman gekauft oder ausgeliehen. Zum Beispiel erinnere ich mich Bücher von Susanne Schreiber, Marion Zimmer-Bradly, Jane Gaskell, Pauline Gedge zumindest angelesen zu haben.
    Susanne Schreiber, schreibt eindeutig für ein weibliches Publikum und ist für Männer wohl kaum verdaulich.
    Marion Zimmer-Bradly Bücher dürften für die meißten Männer auch ziemlich schwer verdaulich sein, zu feministisch würde ich meinen.
    Die Bücher von Jane Gaskell haben mir sehr gut gefallen, waren allerdings Fantasie Bücher, aber spannend und gänzlich ohne rosa Tapete.
    Pauline Gedge ist wie Zimmer-Bradly meiner Meinung nach eine verkniffene Emanze und so lesen sich auch ihre Bücher.
    Sehr gut gefallen hat mir Sister Souljah - Der kälteste Winter aller Zeiten. Zwar kein historischer Roman aber sehr interessant und spannend geschrieben.

    Zitat

    Original von drehbuch
    du meinst, sie holen alle stets das "kleine schwarze" aus dem spind? :lache


    Vermutlich ein freudscher Versprecher...


    Bodo , don't worry, ich projeziere keinswegs mein persoenliches unbefinden auf das ganze Abendland.

    Zitat

    Original von BüchersallyIst "Hure" nicht sowieso schon eine weibliche Bezeichnung?


    Genauso wie Tochterin oder Hausfrauin. Naja, das war natuerlich sarkastisch gemeint, vielleicht sollte ich mehr smilies verwenden....


    Da und dort kam die Frage auf, wieso dieser Thread. Vermutlich habe ich mich nicht gut genug ausgedrueckt.
    Vermutlich habt ihr das alle schon festgestellt, dass es Film, Serien, Buecher, Werbung, etc fuer gewisse Zielgruppen gibt. Zum Beispiel wuerden die meissten Maenner nicht, jedenfalls nicht ohne weibliche Bekleidung in ein Liebesfilm ins Kino gehen. Die moegen vielleicht gar nicht schlecht gemacht sein, aber fuer ein Mann ist da einfach zu viel Oestrogen im Film um ihn ertragen zu koennen. Genauso duerfte es den meissten Frauen bei Actionfilme ala Rambo und Co gehen.
    Viele Buecher mit dem in im Titel, sind fuer weibliches Leser geschrieben, nach dem Schema, junge, huebsche, emanzipierte, Erfolgsfrau aus dem Mittelalter, macht Karriere, findet den Traumprinzen, bekommt ein Kind und bringt Beruf und Familie unter einen Hut und wenn sie nicht gestorben ist, dann lebt sie noch heute.
    Natuerlich kann das auch ganz gut geschrieben sein, jedoch habe ich solche Buecher zwar schon mal angefangen zu lesen, aber bald gelangweilt zur Seite gelegt. Ganz einfach auch aus dem Grunde, weil sie historisch nicht korrekt sind ziemlich nach Schema F gestrickt.
    Was ich ganz gerne mal wieder lesen wuerde sind Buecher mit Tiefgang und differenzierte Karaktere. Wie zum Beispiel die Hetaere von P. Vandenberg. ;-) Natuerlich ist das nicht ernst gemeint.
    Aber um auch mal ein Paar Perlen zu nennen.


    Das Goldene Vlies von Robert Graves,
    Salambo von Flaubert
    Die Aubrey /Maturin Romane von Patrick O'Brian


    Ach ja und nun die Quintessenz. Ich glaube das diese Modewelle, historische Romane fuer Frauen, erkennbar an all den Ininnen Titel, ein weitere Schritt zur Verflachung und Vereinfachung der Gesellschaft und Geschichte sind.
    Ich behaupte nicht, das Maenner nicht genauso durch die Medien beeinflusst werden und damit unrealistische Wunschvorstellungen entwickeln, nur bei den Frauenbuecherinnen ist mir das jetzt gerade wieder aufgefallen.

    Also, das erhöht meine Verzweifelung nur noch mehr. Es gibt wohl kein Lebensbereich der nicht von einer Autorin in einem ...inninen Roman verarbeitet wurde......


    Ich denke diese Auswüchse des Zeitgeists führen, wie all die Talkshows, Superstarshows und seichte TV-Serien dazu dass die Menschen eine noch unrealistischere Lebenseinstellung bekommen.

    War gestern in der Bahnhofsbuchhandlung und bin noch jetzt erschüttert über das, was dort als historische Romane angeboten wird.
    Zwar gibt es jetzt unheimlich viele "historische (oder besser historisierende) Romane" aber bestimmt 50% enden mit ...in. Da gibt es die Pestärztin, die Diebin, die Äbtin, die Herzogin, die Spionin, die Burgunderin, die Henkerstochterin, Päpstin, die Gegenpästin, die Sünderin von Siena, die Kastellanin, die Wanderhurin, die Tochter der Wanderhurin, das Vermächtnis der Wanderhurin, die Nichte der Tante der Wanderhurin, die Florentinerin, die Goldhändlerin, die Amerikanerin, etc.
    Was es vermutlich nicht gibt ist die Wäscherin, die Hausfrauin und die Bäuerin. Was vermutlich zu historischen Zeiten die Rolle der allermeißten Frauen waren.


    Ich kann mir vorstellen, das Frauen mehr Romane lesen als Männer, aber trotzdem ist die relative Anhäufung von ....innen Bücher erstaunlich. Vermutlich werden solche Bücher gerne gekauft ansonsten würde es nicht soviele Romane mit diesen Titeln geben. Es würde mich interessieren was die Leserinnen (vermutlich werden diese Bücher zu 99% von Frauen gelesen) über diese Bücher denken und warum sie so populär sind.

    Bin neu hier und auf der Suche nach der historischen Bedeutung des Namens Minea auf dieses Forum gestoßen. Habe mir dann den Thread durchgelesen und den Wunsch verspürt auch meine 2 Cents zu diesem Roman loszuwerden.


    Mein erstes Waltari Buch war Minutus der Römer, welches ich als Teenager gelesen hatte. Fan von historischen Romanen wurde ich durch das Buch Salambo von Flaubert. Ein sehr guter historischer Roman, mit einem sehr tragischen und grausamen Ende, aber vermutlich gerade deshalb so packend.


    Durch Minutus kam ich auf Sinuhe und all die anderen Waltari Bücher, wie „in diesem Zeichen“, „Turms der Unsterbliche“, „der dunkle Engel“, „Michael der Finne“ und „der Renegat des Sultans“.


    Sinuhe hatte ich zum ersten mal gelesen als ich gerade meine erste große Liebe verloren hatte. Das Buch passte sehr gut zu meinen Erfahrungen und Stimmung. Ich hatte es in 3 Tagen durch nur um es gleich noch mal zu lesen. Die Geschichte mit Nefernefernefer und Minea, verursachten mir schlaflose Nächte. Den Schreibstil gefiel mir ausgesprochen gut und unterscheidet sich so grundlegend von dem heutigen Schreibstil der einem historische Romane so lesen lässt als ob die Protagonisten Menschen von heute wären die einfach nur in einer anderen Zeit leben. Waltari zeichnet seine Romanfiguren solcherart, dass man es ihnen abkauft, dass sie eine andere Denk- und Lebensweise haben als heutige Mitteleuropäer.
    Auch seine sichtweise zu Religion, Ethik und Philosophie ist interessant und kann einem zu denken geben.


    Da ich zur Zeit wieder viel mit dem Zug fahre habe ich nach 20 Jahren mal wieder angefangen Sinuhe zu lesen. Aktuell gibt es wohl keinen wirklich guten historischen Roman. Es gibt unheimlich viele Bücher wie „Die Päpstin“, „Die Lehrerin“, „Die Kriegerin“, „Die Schweißerin“, „Die Äbtissin“, „Die Marketenderin“, „Die Händlerin“, "Die Etruskerin", "Die XYZinnen" und ähnliche Romane die offensichtlich ein weibliches Klientel bedienen, oder aber fantastische Bücher wie Ägyptische Götter in London des 19. Jahrhunderts. Deshalb bin ich jetzt dabei Bücher die ich in meiner Jugend gelesen hatten wieder zu lesen.

    Ich muß sagen ich sehe jetzt vieles anders als damals. Manche Dinge die mich damals nicht gestört hatten fallen mir jetzt unangenehm auf. Wie zum Beispiel die Darstellung der Minoisch-Kretischen Bevölkerung als eine oberflächliche, gedankenlose und vergnügungssüchtige Salongesellschaft. Diese Schilderung ist natürlich maßlos überzeichnet und vermutlich von den Interpretationen der Minoischen Kultur von Evans beeinflusst.
    Beeindruckt hat mich wie subtil Waltari die Geschehnisse nach dem Tod von Minea beschreibt. Man selbst ist erschüttert und deprimiert und kann durch die folgende Romanseiten nachlesen wie Sinuhe diesen absoluten Tiefpunkt durchlebt und verarbeitet. Ich finde diesen Teil des Romans absolut gelungen. Auch sehr schön ist die Beschreibung wie Sinuhe im Tempel des Atons von den jungen Priestern die Natur ihres Glaubens erläutert bekommt und seine zunächst skeptische Haltung sich wandelt und er anfängt sich diesem Glauben zu öffnen. Der Aton Kult wird in Sinuhe der Ägypter fast wie ein vorläufer des christlichen Glaubens dargestellt, was vermutlich historisch nicht richtig ist, aber sehr gut die Evolution von Polytheismus zu Monotheismus wiedergibt.