Bin neu hier und auf der Suche nach der historischen Bedeutung des Namens Minea auf dieses Forum gestoßen. Habe mir dann den Thread durchgelesen und den Wunsch verspürt auch meine 2 Cents zu diesem Roman loszuwerden.
Mein erstes Waltari Buch war Minutus der Römer, welches ich als Teenager gelesen hatte. Fan von historischen Romanen wurde ich durch das Buch Salambo von Flaubert. Ein sehr guter historischer Roman, mit einem sehr tragischen und grausamen Ende, aber vermutlich gerade deshalb so packend.
Durch Minutus kam ich auf Sinuhe und all die anderen Waltari Bücher, wie „in diesem Zeichen“, „Turms der Unsterbliche“, „der dunkle Engel“, „Michael der Finne“ und „der Renegat des Sultans“.
Sinuhe hatte ich zum ersten mal gelesen als ich gerade meine erste große Liebe verloren hatte. Das Buch passte sehr gut zu meinen Erfahrungen und Stimmung. Ich hatte es in 3 Tagen durch nur um es gleich noch mal zu lesen. Die Geschichte mit Nefernefernefer und Minea, verursachten mir schlaflose Nächte. Den Schreibstil gefiel mir ausgesprochen gut und unterscheidet sich so grundlegend von dem heutigen Schreibstil der einem historische Romane so lesen lässt als ob die Protagonisten Menschen von heute wären die einfach nur in einer anderen Zeit leben. Waltari zeichnet seine Romanfiguren solcherart, dass man es ihnen abkauft, dass sie eine andere Denk- und Lebensweise haben als heutige Mitteleuropäer.
Auch seine sichtweise zu Religion, Ethik und Philosophie ist interessant und kann einem zu denken geben.
Da ich zur Zeit wieder viel mit dem Zug fahre habe ich nach 20 Jahren mal wieder angefangen Sinuhe zu lesen. Aktuell gibt es wohl keinen wirklich guten historischen Roman. Es gibt unheimlich viele Bücher wie „Die Päpstin“, „Die Lehrerin“, „Die Kriegerin“, „Die Schweißerin“, „Die Äbtissin“, „Die Marketenderin“, „Die Händlerin“, "Die Etruskerin", "Die XYZinnen" und ähnliche Romane die offensichtlich ein weibliches Klientel bedienen, oder aber fantastische Bücher wie Ägyptische Götter in London des 19. Jahrhunderts. Deshalb bin ich jetzt dabei Bücher die ich in meiner Jugend gelesen hatten wieder zu lesen.
Ich muß sagen ich sehe jetzt vieles anders als damals. Manche Dinge die mich damals nicht gestört hatten fallen mir jetzt unangenehm auf. Wie zum Beispiel die Darstellung der Minoisch-Kretischen Bevölkerung als eine oberflächliche, gedankenlose und vergnügungssüchtige Salongesellschaft. Diese Schilderung ist natürlich maßlos überzeichnet und vermutlich von den Interpretationen der Minoischen Kultur von Evans beeinflusst.
Beeindruckt hat mich wie subtil Waltari die Geschehnisse nach dem Tod von Minea beschreibt. Man selbst ist erschüttert und deprimiert und kann durch die folgende Romanseiten nachlesen wie Sinuhe diesen absoluten Tiefpunkt durchlebt und verarbeitet. Ich finde diesen Teil des Romans absolut gelungen. Auch sehr schön ist die Beschreibung wie Sinuhe im Tempel des Atons von den jungen Priestern die Natur ihres Glaubens erläutert bekommt und seine zunächst skeptische Haltung sich wandelt und er anfängt sich diesem Glauben zu öffnen. Der Aton Kult wird in Sinuhe der Ägypter fast wie ein vorläufer des christlichen Glaubens dargestellt, was vermutlich historisch nicht richtig ist, aber sehr gut die Evolution von Polytheismus zu Monotheismus wiedergibt.