Hallo david,
eine sehr schöne Rezension - und in der einzig angemessenen Form für dieses ungewöhnliche Buch.
Ich versuche es trotzdem einmal mit einer Rezi.
Kurzbeschreibung von Amazon.de
Das Buch, in dem u.a. von Wittgenstein, einem sprechenden Nymphensittich, einer Stadt mit den Umrissen Jane Mansfields, einem Mann, der die Welt mit seinem Fett füllen will, fehlgeschalteten Telefonleitungen, einer verschwundenen Großmutter und einem Babynahrungsimperium die Rede ist. Lenore Beadsman arbeitet in der Telefonzentrale eines erfolglosen Verlages in Ohio, der ihrem Freund Rick Vigorous gehört. Rick liebt sie über alles, hat aber Prob-leme mit dem Sex und erzählt ihr als Ersatz Geschichten, in denen Lenore nicht selten die Hauptrolle spielt. Um seine Probleme zu lösen, besucht er regelmäßig einen Psychiater, den auch Lenore konsultiert. Das Verhältnis Lenores zu ihrer Familie ist getrübt, lediglich ihrer Großmutter und Namensgeberin Lenore sen. fühlt sie sich verbunden. Lenore sen. ist jedoch aus dem Altersheim zusammen mit 25 Mitbewohnern und einem Teil der Angestellten verschwunden – und mit ihr ein wertvolles Notizbuch, das die Aufzeichnungen einer Wittgenstein-Vorlesung enthält, dessen Schülerin Lenore sen. war. Ein temporeicher Roman, der mit den unterschiedlichen Genres spielt und sich wie ein Krimi liest – eine frühe Meisterleistung von David Foster Wallace.
Über den Autor
David Foster Wallace gilt als einer der großen Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Er wurde 1962 geboren und hat u.A. Literatur und Philosophie studiert. Aus seiner Abschlussarbeit entstand sein erster Roman "Der Besen im System". Er erschien 1986, zu diesem Zeitpunkt war David Foster Wallace gerade einmal 24 Jahre alt. Es folgten weitere Veröffentlichungen, wie "Kurze Interviews mit fiesen Männern, "Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich", "In alter Vertrautheit", "Vergessenheit", etc. Sein größtes Werk "Infinite Jest" (1996) wird erst Ende August 2009 in deutscher Übersetzung vorliegen. Als Grund führt der Verlag die enorme Komplexität des Werkes und - daraus folgend - den hohen Übersetzungsaufwand an. Er galt als eine der größten Hoffnungen der amerikanischen Gegenwartsliteratur, bis er im September 2008 erhängt in seinem Haus aufgefunden wurde. Laut Medienberichten litt David Foster Wallace unter starken Depressionen, die ihn in den Suizid getrieben hätten.
Meine Meinung zu dem Buch
Ein ebenso ungewöhnliches wie absolut abgedrehtes Buch. Beim Lesen fühlte ich mich stark an Filme der Coen-Brüder erinnert. Abstruse Dialoge, merkwürdige Situationen, Komik und Tragik dicht aneinander und nicht das Ziel, jede Frage bis zum Schluss klären zu müssen.
Bemerkenswert ist vor allem Wallace' Erzählstil. Das Buch besteht aus gefühlten 90% reinem Dialog. Gelegentlich fragte ich mich, wer spricht da jetzt eigentlich miteinander? Wallace charakterisiert seine Figuren viel mehr durch die Art und Weise wie sie miteinander kommunizieren als durch einfache Beschreibungen ihrer Eigenschaften. So ließen sich die Figuren an Wortwahl, Satzbau, usw. erkennen, auch wenn ihre Namen z.T. erst später genannt wurden. Dies hat mich wirklich beeindruckt und mich einmal mehr an einen Film (nur ohne Bilder) denken lassen.
Ich hatte bei diesem Buch das Gefühl, nur an der Oberfläche zu kratzen. Vieles steckt zwischen den Zeilen, das sich vermutlich erst mit Materialien und nochmaligem Lesen erschließen lässt. Dennoch war das Buch ein großer Lesespaß, vor allem dank Wallace' überschäumender Kreativität.
Ich gebe dem Buch 8/10 Punkten. Hätte ich mehr verstanden, würde ich sicher höher bewerten.