Eine richtige Rezension kann und möchte ich zu einem Buch von Walter Moers nicht schreiben, da diese dem Buch nie gerecht werden könnte. Weil ich aber über die vielen negativen Meinungen etwas erschrocken bin, werde ich euch zumindest an meinen Eindrücken teilhaben lassen :-).
Bevor ich "Das Labyrinth der Träumenden Bücher" in den Händen hielt, konnte ich andere Bücher bestimmt zwei, drei Monate nicht richtig genießen, weil ich zu dem Zeitpunkt schon voller Vorfreude war. Es ist unschwer zu erkennen: Walter Moers ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren. Seit ich das erste Buch von ihm las (übrigens "Die Stadt der Träumenden Bücher"), bin ich allgemein viel kritischer geworden, weil ich weiß, was ein Buch alles sein kann!
Auch in "Das Labyrinth der Träumenden Bücher" habe ich mich verliebt. Es mag nicht das beste Buch von Walter Moers sein, aber immer noch so viel besser als alles, was ich in diesem Jahr bisher gelesen habe, wenn man sich mit dem im Buch dominierenden Puppetismus anfreundet (und das habe ich!).
Ich habe jeden einzelnen Satz in mich aufgesogen, Sätze von bestechender Schönheit, geschliffen wie Diamanten, Sätze von erschreckender Wahrheit, Sätze, die mich tief in mein Herz getroffen haben. Für mich ist Walter Moers ein brillanter Wortkünstler mit brillanten Einfällen.
"Das Labyrinth der Träumenden Bücher" ist relativ arm an Handlung, was mir aber nichts ausgemacht hat. Das Buch hat es trotzdem geschafft, mich vollkommen zu verschlucken, ich habe laut gelacht, mich gefürchtet, geärgert, gestaunt, geweint, nachgedacht - das ist schlichtweg meisterlich. Ich freue mich schon jetzt, das Buch bald ein zweites, drittes, viertes Mal zu lesen. Die wunderbaren Zeichnungen wieder und wieder zu betrachten.
Wenn überhaupt etwas schade ist, dann der abrupte Abbruch des Buches, es ist sozusagen bloß ein "halbes" Buch. Das fließt aber mitnichten in meine Bewertung ein, denn derjenige, welcher am wenigsten daran Schuld trägt, ist mit Sicherheit Walter Moers. Mein Ärger gilt der Verlagspolitik: Hätte man das Buch als Ganzes lesen wollen, wäre der Erscheinungstermin wahrscheinlich wieder und wieder nach hinten verschoben worden, die potenzielle Leserschaft wäre wahrscheinlich immer ungeduldiger und wütender geworden und hätte sich viel mehr über Verlag und Autor aufgeregt. Dem Druck geschuldet wurde dann eben ein "halbes" Buch auf den Markt geworfen, ob nun zu Lasten der Qualität oder nicht. Ach, mehr Einnahmen sind natürlich ein netter Effekt :rolleyes. Das ist traurig und ärgerlich.
Ist das Buch also eine Ouvertüre, wie Walter Moers im Nachwort selbst feststellt? Ja. Aber die schönste Ouvertüre, die ich in vergangener Zeit erleben durfte. 
10 Punkte