So, nachdem ich minutenlang geheult habe, sehe ich jetzt wieder etwas klarer, um meinen Eindruck zu formulieren. Ich bin total geplättet und hin und weg von dem Buch. Aber der Reihe nach:
An dem Abend in Birgers Haus, das eigentlich gar nicht Birgers Haus ist, genauso wenig wie Birger Anwalt ist, bekommen sowohl Jakob als auch Ewa ihre Wünsche erfüllt. Auch Mathildas nicht-letzter Wunsch erfüllt sich gewissermaßen, sie und Birger küssen sich. Allerdings wird alles von dem Tod Ewas und Jakobs überschattet, der das Thema „Sterbehilfe“ in den Fokus des Buches rücken lässt.
Die Rede des Verteidigers, die Birgers Rede war, hat mich sehr bewegt: „All die lebensverlängernden Maßnahmen, die uns heute technisch möglich sind, sind die denn wirklich lebensverlängernd? Oder nur Daseins-verlängernd? […] Was ist wichtiger? Jemanden sechs Wochen länger als atmendes Wesen zu erhalten oder dafür zu sorgen, dass dieser Jemand glücklich wird? Es gibt keine Antwort auf diese Fragen. Es ist die freie Entscheidung des Menschen selbst. Genau wie der Zeitpunkt des Todes“ (S. 465f.). Über diese Fragen habe ich auch schon oft nachgedacht. Über den freien Willen, selbstbestimmtes Sterben.
Dadurch, dass das Birgers Worte waren, habe ich mir das Ende schon fast denken können. Er hat sich eben nicht dafür entschieden, sein Dasein zu verlängern, er möchte fliegen. Spätestens, als sie in den Park kletterten, habe ich es fast nicht mehr ausgehalten. Aber ich finde, es ist ein richtiges Ende.
Auch Mathildas Geschichte wurde aufgeklärt, der Grund für ihr ausbleibendes Weinen und ihre Kopfschmerzen. Selbst wenn sie Birger nur so kurz kennen und lieben konnte, scheint sie nichts zu bereuen. Sie kann endlich weinen, braucht kein Paracetamol mehr. „Aber sie konnte ihm gar nicht Lebewohl sagen, weil er noch da war, er war in ihr, und er würde dort bleiben. Immer. [...] Er würde sie niemals verlassen, sie würde ihn in sich aufbewahren wie ein Geheimnis. Als jemand, der glücklich gewesen war. Ihretwegen“ (S. 491). So großartig!
Ich habe mich mit Daniel und ein wenig mit Doreen ausgesöhnt. Mit Daniel, weil sein Verhalten im Gericht toll war, mit Doreen, weil sie doch mehr Facetten zu haben scheint, als ich in ihr sehen wollte.
Ich bin nicht nur über Birgers Tod traurig, sondern auch darüber, Eddie (!!!), Kevin (der mir richtig ans Herz gewachsen ist), Mathilda, Ingeborg, das Café Tassilo zu verlassen. Glücklich hingegen bin ich, dieses Buch gelesen zu haben :-).