1945: Die letzten Kriegstage erschüttern Berlin. Während die Rote Armee von Osten her in die Stadt einfällt und auch die Amerikaner näher rücken, bringen einige deutsche Offiziere seltene Kunstschätze und begehrte Kriegsbeute in Sicherheit.
Leo, ein jüdischer Junge, der die sich letzten Jahren bei seinem Freund Wilhelm versteckt gehalten hat, flieht nach einem Bombenangriff aus Berlin. Ohne zu wissen, ob sein Freund die schreckliche Nacht überlebt hat, entkommt er aus der belagerten Stadt und wird während seiner Flucht unfreiwillig Zeuge eines Mordes: Der hochrangige SS-Offizier Sommerbier, der 28 Kisten in Sicherheit bringen will, entledigt sich eines Mitwissers und eines Verfolgers. Da er Leo nicht bemerkt, entkommt dieser abermals und läuft einem russischen Trupp in die Arme, der von dem gewitzten Oberst Sirinov angeführt wird. Nachdem er bewiesen hat, dass er ein Jude ist, nimmt man ihn freundlich auf und mit zurück nach Berlin. Dort kommen Sirinows Männer und Leo im Haus der Familie Häck unter und Leo freundet sich mit dem gleichaltrigen Friedrich und seiner blinden Schwester Marlene an.
Als die beiden Jungen Nachforschungen über Friedrichs Vater Gustav Häck anstellen, der Teil einer Gruppe war, die Kriegsbeute beiseite schaffte, machen sich die beiden Freunde auf die Suche nach dem Schatz, den Sommerbier versteckt hat. Schon bald stoßen sie auf eine heiße Spur, doch in den Wirren der letzten Tage fällt es ihnen immer schwerer, herauszufinden wer Freund und wer Feind ist – insbesondere wenn ihr Gegner alle paar Tage seinen Namen wechselt …
„Schattenspieler“ ist das zweite Jugendbuch des Autors Michael Römling und zur Zeit des zweiten Weltkrieges angesiedelt. Die Geschichte um die beiden Freunde Leo und Friedrich und ihre Jagd nach dem geheimnisvollen, gestohlenen Kunstschatz ist spannend, temporeich und weiß von der ersten Seite an zu fesseln. Die ganze Handlung ist sehr logisch und in sich nachvollziehbar aufgebaut, auch geschichtlich gibt es nichts zu bemängeln, da „Schattenspieler“ ein sehr gut recherchiertes Buch ist. Hin und wieder zwar kommen Szenen vor, die ein wneig aufgesetzt wirken oder eingflochten wurden, um die Handlung voran zu treiben, doch das fällt kaum ins Gewicht.
Neben der gut strukturierten Handlung sind die vielen unterschiedlichen und sehr lebendigen Charaktere ein großer Pluspunkt. Leo ist sehr sympathisch und passt gut an Friedrichs Seite, der im Vergleich mit seinem Freund wesentlich offener, forscher und neugieriger ist. Die blinde Marlene hat ebenfalls ihre ganz besonderen Auftritte und ist ein sehr angenehmer Charakter und auch Oberst Sirinov weiß zu begeistern. Jeder Charakter ist sehr genau ausgearbeitet und sorgen dafür, dass der Leser die Rahmenhandlung sehr aktiv und lebendig wahrnimmt.
Stilistisch ist „Schattenspieler“ sehr gut gelungen. Michael Römling hat einen angenehmen, fesselnden und ausschweifenden Stil. Er beschreibt das zerstörte Berlin, ohne zu sehr ins Detail zu gehen und nimmt sich für jeden Charakter Zeit. Da die Perspektive immer wechselt und der Leser auch einige Passagen aus Sommerbiers Sicht erlebt, wirkt der Roman dreidimensional und plastisch. Der Gegner, gegen den Leo und Friedrich bestehen müssen, ist nicht nur ein grauer Schatten im Hintergrund, sondern sehr farbig und gut nachvollziehbar. Dennoch birgt die Wahl der unterschiedlichen Perspektiven auch die Gefahr, dass zum Ende hin einige Dinge leicht vorhersehbar sind, denn als Michael Römling auf Sommerbiers Perspektive zu verzichten beginnt, ahnt der Leser bereits Leo und Friedrich ihn bereits kennengelernt haben. Dieser Punkt nimmt leider ein wenig Fahrt aus den letzten Seiten, doch dank eines schönen Twists am Ende, bleibt „Schattenspieler“ bis zur letzten Seite spannend.
Insgesamgt ist „Schattenspieler“ ein wundervoller und gut recherchierter Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Dank der liebenswerten Charaktere und des angenehmen Schreibstils macht es Spaß die Nachforschungen von Leo und Friedrich mitzuverfolgen und selbst mitzurätseln. Sehr zu empfehlen …