Zitat
Original von Dori
Ziemlicher literarischer Scheiß, oder?
Ich mache mir gerade einen Spaß daraus, mich mit einer Freundin durch das Buch zu lästern und mich jedes Mal zu freuen wenn wieder Tentakel auftauchen.
Und nachdem ich mich gewundert habe, warum mir der Name Rip van Winkle so bekannt vorkam - Ich habe ihn mal in meinem Whiskyführer als Whisky-Marke gesehen. Vielleicht macht das eine oder andere Gläschen davon das Buch ja erträglicher.
edit: Ich bin jetzt auf Seite 500 und es war irgendwie klar, dass Mary die begabteste Schülerin aller Zeiten ist und alle ja sooo beeindruckt von ihr sind weil sie die gesamte Ausbildung in zwei Monaten durchzieht. Das erinnert mich an Eragon, der auch mal eben in wenigen Monaten zum besten Schwertkämpfer der Welt wurde weil er ja der besondere Auserwählte(TM) war. Meine Güte, was nerven mich solche Über-Helden. Und wenn jetzt auch noch der Oberbösewicht sich als Marys Vater entpuppt, brauche ich wirklich ein großes Glas Rip van Winkle
edit zum zweiten:
Na gut, er war nicht ihr Vater - sondern ihr Onkel. Tadaaa, wie originell!
Und 'Die Kreatur schleimte durch die Stadt' ist wahrlich ein Höhepunkt der Schriftstellerkunst.
Mein Lovecraft rotiert im Grab-Zähler ist vorhin explodiert. Meine Güte, was für ein Buch. Aber immerhin habe ich mich beim Lesen trotzdem köstlich unterhalten, wenn vermutlich auch nicht so wie der Autor es erhofft hat.
Und jetzt werde ich einen schönen dreckigen Spionagethriller lesen der rein gar nichts mit Fantasy zu tun hat.
edit: Mir ist gerade aufgefallen, dass ich meine Rezi hier immer noch nicht gepostet habe. Hiermit präsentiere ich stolz meine offizielle goldene Gurke des Jahres.
Inhalt:
Als die Waise Mary Wickford im Alter von siebzehn Jahren das Kloster in dem sie aufwuchs verlässt, findet sie in der Ortschaft Old Haven eine neue Heimat. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer. Nachdem sie erfährt, dass sie aus einem alten Hexengeschlecht stammt, machen verschiedene Interessengruppen von der heiligen Inquisition bis zu einem finsteren Fischmenschenkult Jagd auf sie. Denn in Mary schlummern gewaltige Kräfte, von denen das Schicksal der Welt abhängt.
Meine Meinung:
Was für ein Buch. Und das nicht im positiven Sinn. Fange ich erst einmal mit der Hauptfigur an. Mary ist die typische auserwählte mit besonderen Kräften ausgestattete Heldin. Sie fürchtet sich vor so gut wie nichts, muss immer und überall ihren Willen durchsetzen und zickt solange herum bis sie ihn auch bekommt, egal ob das in der betreffenden Situation das Beste ist oder nicht. Selbstverständlich ist sie die mächtigste Hexe aller Zeiten und absolviert ihre Ausbildung zur Magierin in gerade mal zwei Monaten, während alle anderen Novizen Jahre gebraucht haben. Mit anderen Worten - sie ist so perfekt, dass man sie am liebsten in eine erdferne Umlaufbahn katapultieren möchte.
Die Handlung selbst ist wirr. Der Autor fährt sämtliche Geschütze von Hexerei und Zauberei über Drachen, Piraten und steampunkartige Apparaturen bis hin zum Cthulhu-Mythos auf. Hierbei setzt er nicht auf Subtilität sondern verfährt nach dem Motte Klotzen statt Kleckern, sodass ein phantastisches Geschöpf das nächste jagt und der H. P. Lovecraft-rotiert-im-Grab-Zähler nach der Hälfte des Buches zu qualmen anfing und beim tentakelreichen Finale in einem Funkenregen explodierte. Die Nebenfiguren tauchen völlig willkürlich auf und können größtenteils als bloßes Kanonenfutter bezeichnet werden. Eine völlig an den Haaren herbeigezogene Romanze und diverse Genre-Klischees runden das Fantasy-Gebräu ab, welches mit meisterlichen Sätzen wie 'Die Kreatur schleimte durch die Stadt' und der obligatorischen Phrase der peitschenden Tentakel gekrönt wird. Ich habe insgeheim gehofft, dass Mary am Ende vom großen Cthulhu höchstpersönlich verschlungen wird.
Empfehlen kann ich Mary Wickford nur denjenigen, die sich mal eine richtige literarische Trash-Granate gönnen wollen und auf konsequentes Verhalten der Protagonisten keinen allzu großen Wert legen. Aber auch selbige sind vermutlich mit Hohlbeins mittlerweile schon legendärer Hexer von Salem-Reihe wesentlich besser bedient.