Mittlerweile habe ich es auch geschafft, mir eine ausführliche Meinung über den Hobbit zu bilden.
Bei der Vorpremiere saß ich im Multiplexkino vor einer riesigen Leinwand und habe nur einen Bruchteil von dem, was dort passierte, mitbekommen. Die Umgewöhnung vom pseudorealistischen Herrn der Ringe zum wesentlich phantastischeren Hobbit fand ich schon gewöhnungsbedürftig, obwohl Martin Freeman für mich nach dem ersten Schauen schon der perfekte Bilbo war und allein die Gollum-Szene schon ein absolute Sehempfehlung darstellte.
Nun habe ich mir den Film mit meiner tolkienbegeisterten 87jährigen Großmutter und meiner ansonsten völlig fantasyresistenten Mutter nochmal im Bremer Schachtelkino in 2D völlig entspannt anschauen können und bin glücklich und zufrieden.
Man muss sich einfach darauf einlassen, dass der Hobbit eine ganz andere Grundstimmung als der Herr der Ringe hat. Die ganze Geschichte ist wesentlich humorvoller erzählt, was dem Geist des Buchs absolut entspricht. Tolkiens trockener Humor hat mich schon beim Lesen der Bücher immer wieder gefesselt, vor allem im englischen Original. Deshalb hat es mich auch immer erfreut, die Dialoge aus dem Hobbit teilweise so gut wie wortwörtlich im Film wieder zu finden. Ich weiß, dass es Geschmackssache ist, aber die ganzen Anspielungen auf den Herrn der Ringe und das Silmarillion haben mich als bekennenden Tolkien-Nerd jedes Mal breit grinsen lassen. Und wenn der ansonsten so chaotische Radagast Nazgul Nummer 1 höchstpersönlich abwehren kann, kann er gar kein so schlechter Zauberer sein. Mein einziger wirklicher Kritikpunkt am Film sind die CGI-Orks die mir längst nicht so gut gefallen haben wie die von Schauspielern und Stuntmen gespielten Orks aus dem Herrn der Ringe, aber ansonsten habe ich mich einfach völlig vorurteilsfrei wieder auf eine Reise nach Mittelerde mitnehmen lassen.
Zur Zeit läuft der Hobbit-Soundtrack bei mir in Endlosschleife und ich fühle mich schon fast wieder 11 Jahre jünger als ich wegen der 'Die Gefährten'-Mitternachtspremiere am folgenden Morgen die Schule geschwänzt hatte und für das erste Leuker Mittelerdefest noch die Unterschrift meiner Eltern brauchte weil ich zum Anmeldungszeitpunkt noch nicht 18 war. Lange ist's her. Der einzige Unterschied zu damals war eigentlich nur, dass ich dieses Mal nicht mehr in voller Gewandung ins Kino spaziert bin (Dank Zunahme von Größe 36 auf 40 in 11 Jahren passe ich in meinen tollen selbstgenähten Schwarze-Númenorer-Fummel von damals leider nimmer mehr rein). Als das New Line-Logo auf der Leinwand erschien war das Retro-Gefühl gleich wieder da, gepaart mit der Erkenntnis, dass man auch mit fast 30 das Nerd-Leben nicht aufgeben muss.
Ach ja, und in einer Hinsicht muss ich meinen Vorschreiberinnen von vor ein paar Seiten auch Recht geben - Es waren schon ein paar leckere Stücke Zwerg dabei
PS: Und der 'Es schmeckt alles nach Hühnchen'-Witz aus der Trollszene war ja mal sowas von Terry Pratchett inspiriert.