Beiträge von Hank

    Ein paar Filme, die mir dazu noch einfallen würden wären (sofern nicht bereits genannt):


    Taxi Driver von Martin Scorsese
    Gegen die Wand von Fathi Akin
    Million Dollar Baby von Clint Eastwood
    Watchmen - die Wächter von Zack Snyder
    Waltz with Bashir von Ari Folman
    und wenn schon Jim Jarmush, dann doch Coffee and Cigarettes als Einstiegsdroge
    Brazil von Terry Gilliam
    Der mit dem Wolf tanzt von Kevin Costner
    als filmischen Vertreter der Cohen-Brüder würde ich No country for old men dem überbewerteten (aber auch lange nicht mehr gesehenen) Big Lebowski vorziehen.


    Ich schäme mich schon fast keine alten Filme aufzulisten, aber nach Benutzung der Suchfunktion stelle ich fest, dass die meisten wohl schon genannt wurden...
    In diesem Zusammenhang finde ich außerdem generell alles empfehlenswert von Leuten wie Clint Eastwood, Stanley Kubric, Akira Kurosawa und Martin Scorsese.
    Einen guten Anhaltspunkt gibt zudem die Top 250 auf imdb.com .

    Zitat

    Original von Rosenstolz
    Mal ehrlich, wer ändert seine abgegebene Rezi zu einem Buch nachträglich ( also nach Tagen, Wochen oder Monaten, wenn sich die Meinung zum Buch evtl. geändert hat ) ab? Ich kann mich nicht erinnern, dies jemals in irgendeiner Rezension gelesen zu haben. Lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen. :-)


    Na ja, man wird seine Meinung wohl kaum komplett ändern, von daher würde ich meine Rezi im Normalfall auch nicht ändern. Und jetzt nenn mich penibel, aber wenn ich irgendwo feststelle, dass ich einen Punkt zu viel oder zu wenig verteilt habe, dann unterliege ich einem inneren Zwang das zu korrigieren und es gefährdet meinen dringend benötigten Schlaf, wenn ich das nicht kann. ;-)

    Die Funktion ansich finde ich ziemlich gut, allerdings nützt sie nur was, wenn viele Eulen auch abstimmen, da Einzelwertungen wenig aussagekräftig sind.


    Die gleiche Bewertungsmethode wird übrigens auch auf Film-Seiten wie imdb genutzt und funktioniert dort, wie ich finde, sehr zuverlässig. Und da man ja immer nur bewertet, wie einem das Buch persönlich gefallen hat, ist man auch von der Thematik unabhängig, ich kann ein Kochbuch schließlich genauso großartig oder furchtbar finden wie einen Shakespeare-Klassiker. In gewisser Weise bildet eine Zahl zwar einen "objektiven" Vergleichswert, aber da man ja nicht Äpfel mit Birnen vergleichen muss, sehe ich da kein Problem.


    Das einzige Problem, das ich mit der Funktion habe ist, wie von SiCollier bereits angesprochen, dass man seine Wertung im Nachhinein nicht mehr ändern kann. Ohne diese Einschränkung würde ich die Funktion in vollem Umfang nutzen, da meine Meinung aber nicht in Stein gemeißelt ist, kann und werde ich zu meinem eigenen Bedauern nicht jedes Buch absolut bewerten.

    Stille Tage in L.A. – Severin Winzenburg
    Ersterscheinung: 2007



    Kurzbeschreibung:
    Das Buch Stille Tage in L.A. handelt von Tim, einem lasterhaften Filmstudenten, dessen Freund und Kommilitone ein Hollywood-Stipendium gewinnt. Zusammen reisen sie nach L.A., wo sie jede Nacht die Clubs und Bars unsicher machen, schöne Frauen bestaunen und abschleppen, auf prominente und bizarre Persönlichkeiten treffen und berauscht vom Alkohol durch die Nacht cruisen.
    Das Ganze ist ein großes modernes Abenteuer, in dem der Protagonist seine Emotionen begraben will, um dem Offensichtlichen nicht ins Auge blicken zu müssen. Unterschwellig plagt ihn nämlich immer die Frage nach der Zukunft und was er mit seinem Leben anfangen will. Was dem Leser aber sehr schnell klar ist, muss sich Tim erst allmählich erschließen.



    Über den Autor:
    Severin Winzenburg wurde 1978 in Starnberg geboren und wuchs in München, Kalifornien, Griechenland und Indien auf. Er lebt in München und Berlin und dreht Filme. Einige seiner Kurzfilme sind über www.youtube.com/sevifilms zu sehen.
    Mit „Stille Tage in L.a.“ legt er seinen ersten Roman vor.



    Meine Meinung:
    Der Roman behandelt ein Thema, mit dem sich vermutlich viele junge Leute herumplagen und beleuchtet es auf eine ungewöhnliche Art vor der glamourösen Kulisse Hollywoods. Dieser Umstand nimmt der Geschichte zwar ein wenig die Authentizität, macht sie dafür aber interessanter und abwechslungsreich.
    Die Dialoge sind stets darum bemüht das tatsächlich gesprochene Wort einzufangen, was sich ganz deutlich beim Zusammentreffen mit Amerikanern zeigt, da die englischen Dialoge erfrischender weise nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Für einige Leser mag das problematisch sein, die Sprache ist im Allgemeinen aber eher einfach gehalten und lässt sich auch mit geringen Englischkenntnissen verstehen.
    Mir als Filmfan gefielen neben der leicht erzählten Grundstory die kleinen Begegnungen und Anekdoten mit und über Filmstars, Prominente und Filme. Neben bekannten Namen werden dort allerdings auch weniger bekannte Persönlichkeiten erwähnt, da diese aber für die Story von keiner großen Bedeutung sind wird der Nicht-Kenner nicht verprellt.
    Die Kapitel sind immer sehr kurz (meistens 2-3 Seiten) und lassen sich somit auch gut in einer 5-Minutenpause oder an einer Bushaltestelle lesen, ohne dass man mitten drin irgendwo abbrechen muss.
    Das Buch wird aus Sicht der ersten Person erzählt und schafft es, wie ich finde, ganz gut die Brücke zum Leser zu schlagen, der fast wie ein Mitglied des Partygrüppchens immer mit dabei ist. In diesem Sinne fand ich es irgendwie fesselnd. Zudem ist mir Tims Situation nicht ganz fremd und auch wenn ich seinen Lebensstil und seinen Musikgeschmack nicht so ganz teilen kann, hilft das natürlich bei der Identifikation mit ihm. Junge Menschen mit ähnlichen Sorgen werden sich in diesem Buch also recht gut wiederfinden, eine Antwort auf diese werden sie aber nicht erhalten, dafür aber vielleicht eine alternative Wahrnehmung und ein paar neue Denkansätze. Alle anderen Leser werden mit der Lektüre vielleicht weniger anfangen können, dürfen sich aber auf eine schnelllebige Geschichte freuen, die man auch als eine Art Gesellschaftstudie verstehen kann, in die offenbar viele persönliche Erlebnisse des Autors mit eingeflossen sind.


    Fazit: Severin Winzenburgs Erstlingswerk ist eine nette kleine Lektüre für zwischendruch, die ein wenig zum Nachdenken anregt. Somit ist es wohl auch genau das, was der Autor beabsichtigt hat und verdient ein: Daumen hoch! :fingerhoch

    Zitat

    Original von Foer
    [...]
    Dennoch reagieren wir erst, wenn er wieder ne Bombe wirft - denn dann sind wir ja betroffen....


    Na ja, ganz so einfach ist das nun auch wieder nicht. Der Irak war keine direkte Bedrohung für die westliche Welt, mit Menschenrechten und derlei Dingen hatte man es dort aber auch nicht gerade. Als die Amis dann einmarschiert sind war der Protest in der ganzen Welt groß.
    Auch wenn die Ausgangslage hier nicht komplett identisch ist, glaube ich dass wieder viele Menschen unzufrieden wären, wenn morgen plötzlich ein Angriff auf Nordkorea begänne. Friedliche Mittel wie Diplomatie und Embargos werden ja bereits relativ erfolglos angwandt. Insgesamt ist die Situation ziemlich vertrackt und eine eindeutige Antwort auf die Frage was zu tun ist gibt es offenbar nicht. Militärische Mittel sollten aber in jedem Falle die letzte Maßnahme sein, von daher können wir eigentlich ganz froh sein, dass der Konflikt noch nicht eskaliert ist.


    P.S.: Ich will hier nicht den Irak-Krieg befürworten und die aktuelle Lage spricht ja eigentlich auch für sich. Was man aber nicht vergessen sollte ist, dass die innenpolitische Lage vor dem Krieg auch nicht gerade die beste war.

    Hmm, ich finde es lässt sich gar nicht so einfach sagen, wie das/mein perfekte/s Buch "aussehen" müsste. Auch finde ich deine Einteilung für mich eigentlich unbrauchbar.


    Für mich wäre es einfach sehr wichtig, dass das Buch gut geschrieben ist und die Atmosphäre stimmt. Wenn dies beides Zutrifft und die Rahmenhandlung (oder auch "Nicht-Handlung", wenn es keine klassisch erzählte Geschichte ist) passt, ist das schon viel Wert. Da es aber einfach zu viele zu verschiedene Bücher gibt, die alle sehr gut sein können, kann ich mich gar nicht auf präzise Eigenschaften wie Action oder Romantik festlegen, da sie nicht für jedes Buch von gleicher Bedeutung sind.
    Aus diesem Grund und weil jede Eule anders ist, glaube ich auch nicht, dass es das für jeden perfekte Buch gibt. Ich glaube nichtmal, dass es das perfekte Buch für mich gibt. :zwinker

    Ich bin in einem Nachtclub in LA, angetrunken und und entziehe mich der Gereiztheit einer Freundin indem ich auf die Tanzfläche flüchte.


    Habe das Buch gerade ausgelesen und fand es eigentlich ganz nett. Bei den Kommentaren hier habe ich allerdings den Eindruck, dass die meisten Leser darum bemüht waren eine gewisse Distanz zum Protagonisten zu wahren, wodurch die Poesie der halbwegs rührenden Geschichte vielleicht ein bisschen verloren geht.
    Der Wunsch eines Greises auf seine alten Tage noch einmal einem Mädchen die Jungfräulichkeit zu nehmen stößt zwar auch bei mir auf Unverständnis und führt zu der Frage, ob derlei Dinge in dem Alter wirklich noch eine so große Bedeutung haben können. Dafür finde ich die Wandlung vom gefühlslosen Liebhaber, der nicht viel Zeit mit Freundschaften und festen Bindungen vergeudet, hin zum tatsächlich liebenden Mitmenschen sehr schön in eine latein-amerikanische Melodie verpackt, die sich wie von selbst herunterliest. Die Kritik an den vulgären Ausdrücken kann ich dabei nur zurückweisen, da eben diese den Unterschied zu einer Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Schönlingen macht. Außerdem passt diese Sprache, wie ja bereits erwähnt, genau in das Milieu der Erzählung.
    Alles in allem ist das Buch sicherlich nicht mehr als eine nette Lektüre für zwischendurch, wofür ja auch der geringe Umfang des Buches spricht. Empfehlenswert finde ich es für Marquez-Neulinge, die sich auf die Schnelle einen kurzen Einblick in dessen Gesamtwerk verschaffen wollen.

    1. Welches ist das längste und/oder langweiligste Buch, durch das Du Dich, aus welchen Gründen auch immer, erfolgreich hindurchgekämpft hast?
    Dazu fällt mir spontan nicht viel ein, da ich Bücher die mir gar nicht gefallen (was eher selten vorkommt, wenn ich mir das Buch selber ausgesucht habe) eher nach 2/3 abbreche, als sie zu Ende zu lesen. Zu Schulzeiten musste ich aber sehr viele Bücher, die die Weltkriege thematisierten, lesen. Auf Dauer empfand ich das als ziemlich anstrengend, aber lesen musste ich die Bücher natürlich trotzdem.


    2. Von welchem Autor (natürlich auch Autorin) kannst Du behaupten: Von dem (oder der) habe ich wirklich _jedes_ Buch gelesen.
    Hmm, ich glaube da gibt es (noch) keinen...


    3. Welches ist Dein liebster Klassiker (vor mindestens 50 Jahren veröffentlicht)?
    Franny und Zooey von J.D. Salinger hat es mir ziemlich angetan, ist allerdings auch eher ein Jung-Klassiker.


    4. Welchen Titel hast Du in den letzten Jahren sicherlich am häufigsten verschenkt?
    Hmm, hab einige verschenkt, aber immer andere. :)


    5. Von welchem Autoren würdest Du nie wieder freiwillig ein weiteres Buch in die Hand nehmen?
    Nie wieder!? Nach der HdR-Trilogie sehe ich keinen Grund mehr noch weiteres Druckwerk von Tolkien in die Hände zu nehmen.


    6. Welches Buch hast Du mehr als 2 Mal gelesen?
    Harold and Maude - Colin Higgins
    Homo Faber - Max Frisch


    7. Welchen Titel hast Du erst nach einigen Seiten beiseite gelegt und dann tatsächlich später nochmals in die Hand genommen und durchgelesen?
    Das war zwar nicht "nach einigen Seiten", aber mitten drin sollte hier auch zählen: Schuld und Sühne - Dostojewski


    8. Wenn man Dich 3 Wochen in eine Mönchszelle in Klausur stecken würde, und Du darfst nur 3 Bücher mitnehmen, welche drei Titel würdest Du wählen?
    Natürlich irgendwas vom SuB, derzeit vermutlich:
    Unterwegs - Jack Kerouac
    neun Erzählungen - J.D. Salinger
    Die weiße Festung - Orhan Pamuk


    9. Bei welchem Titel sind dir schonmal ernsthaft die Tränen (nicht vor Lachen!) gekommen, obwohl es doch nur ein Buch war?
    Das entzieht sich meiner Erinnerung und da ich weniger sentimentale Kost bevorzuge, ist es wohl vorerst auch nicht absehbar.


    10. Welches sonst recht erfolgreiche Buch ist Dir bis heute ein großes Rätsel geblieben, d. h. Du hast es einfach nicht verstanden?
    Wenn ich etwas an einem Buch nicht verstanden habe, wird es im Zweifelsfall der komerzielle Erfolg sein... ;)

    Ich habe mir Rock Springs zugelegt, weil ich den Eindruck hatte, dass es thematisch sehr gut zu anderen Büchern passte, die ich in letzter Zeit gelesen habe (diverse von Bukowski, H. Selby - Letzte Ausfahrt Brooklyn...).
    Inhaltlich gefielen mir die Geschichten auch sehr gut, aber vom Schreibstil her wirkten sie so, als würde der Autor nur seine Beobachtungen widergeben, ohne vergleichbare Situationen je selber erlebt zu haben. Ich bin nicht gerade unter dürftigen Verhältnissen in der Pampa Montanas aufgewachsen und unterliege vielleicht einem Trugbild, wenn ich die häufig anklingende Melancholie als ein wenig fehl am Platze empfinde. Andererseits ist es vielleicht gerade der träumerische Ort der Handlung, der genau dazu auf verführerische Weise einlädt.


    Da man die meisten Geschichten nur kurz anlesen muss, um ihr Ende grob zu erahnen - die Thematik ist sehr gut gewählt, daher empfinde ich das nicht als Negativpunkt -, ist ein guter Erzählstil erforderlich, um sie zu tragen. Ich habe zwar etwas länger als zwei Tage gebraucht, aber es ist wirklich recht flüssig geschrieben und lässt sich somit eigentlich ganz gut herunterlesen. Leider wirkt der Autor, trotz der melancholischen Elementen, häufig ein wenig kalt und distanziert. Außerdem fehlt ihm hin und wieder der Mut auch einmal über die ethischen und moralischen Grenzen eines konservativen Amerikaners hinaus zu erzählen.


    Fazit: Es bleibt eine kritische, aber nicht revolutionäre Sicht auf den Lebensstil ländlich geprägter Amerikaner, der es in meinen Augen ein wenig an Biss fehlt. Von daher ist Rock Springs (natürlich) nicht das im Klappentext beschriebene Meisterwerk, aber immerhin noch lesenswert. Mein SuB darf sich auf jeden Fall auf weiteres Druckwerk aus den Händen Richard Fords vorbereiten.

    Ich hab das hier seit geraumer Zeit in meinem Küchenregal stehen. Da ich meine Zeit aber lieber mit Backen verbringe, habe ich erst ein oder zwei Rezepte ausprobiert.
    Jedes Rezept ist mit einem Bild und das sieht alles seeeehr lecker aus. Um ein paar Anregungen zu finden ist es auf jeden Fall sehr gut geeignet, wie gut die Rezepte dann aber im Einzelnen sind kann ich leider (noch) nicht beurteilen.


    edit: Der Titel meines Buches lautet Tapas - Über 100 köstliche Gerichte und nicht Everyday Tapas, wie im Amazon-Link. Der Verlag ist aber der gleiche von daher gehe ich davon aus, dass sich außer dem Titel nichts geändert hat. Außerdem scheint das Buch vergriffen zu sein. :-(

    Faktotum – Charles Bukowski
    Titel des Originals: Factotum
    Ersterscheinung: 1975


    Klappentext:
    „Es regnete, als ich um 5 Uhr morgens in New Orleans eintraf.“ Mit diesem lapidaren Satz beginnt Charles Bukowski einen illusionslosen Roman, der sich nirgends über die Perspektive eines jungen Mannes erhebt, der essen, trinken und gelegentlich eine Frau haben will – und dafür arbeiten muss. Was kann daran fesseln? Nichts als die radikale Ehrlichkeit dieses Mannes, den die Ansprüche bürgerlicher Moral nie gequält haben, der nur eines will: überleben. Und dadurch die Freiheit gewinn, dass er sich niemals für irgendwelche „Karrieren“ hat einspannen lassen.


    Über den Autor:
    Charles Bukowski wurde am 16. August 1920 in Andernach geboren. Er lebte seit seinem zweiten Lebensjahr in Los Angeles. Nach Jobs als Tankwart, Schlachthof- und Hafenarbeiter begann er zu schreiben und veröffentlichte weit über vierzig Prosa- und Lyrikbände. Er starb am 9. März 1994 in San Pedro/L.A.


    Meine Meinung:
    Jeder, der schon einmal etwas von Bukowski gelesen hat, wird von diesem Roman nicht großartig überrascht sein. Er vereint die gängigen Motive aus den Kurzgeschichten in einer längeren Form. Dabei scheut sich der Autor nicht sich seiner eigenen Geschichten zu bedienen, denn einige Passagen sind in beinahe unveränderter Form auch als Kurzgeschichte zu finden.
    Der Roman gleicht im Wesentlichen auch eher einer Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, denn er beginnt immer wieder neu, ohne dabei Bezug auf vorangegangenes zu nehmen.


    Bukowski schreibt in seinem gewohnt unförmlichen Gossen-Stil (auch bekannt unter dem Schlagwort „hard mouth poetry“) aus der Sicht seines Standard-Antihelden Henry Chinaski. Dabei beobachtet er – obwohl meistens sturzbetrunken – nüchtern seine Umwelt und kommt ebenso nüchtern und direkt auf den Punkt. Der Roman hinterlässt einen Beigeschmack von strahlender Desillusion, eben einen Blick von ganz unten und besticht durch seine schonungslose Ehrlichkeit. Manchmal drängt sich der Wunsch auf dem Protagonisten einen Tritt in den Hintern zu verpassen, um ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Am Ende überwiegt aber doch meistens die Ansicht, dass es sinnlos ist und man würde am liebsten ebenfalls einen kippen gehen. :versenk


    Fazit: Faktotum erweist sich als eine Art „Best of“ von Bukowskis Kurzgeschichten, die in einem Roman verwurstet werden. Wer Bukowski mag wird seine Freude an diesem Buch haben, einen besonderen Stellenwert gegenüber den Kurzgeschichten möchte ich dem Roman aber nicht einräumen.

    Zitat

    Original von Booklooker
    Aber ich glaub auf DVD reicht mir...


    Da der Film visuell sehr schön gemacht ist, würde ich dir sehr dazu raten den im Kino zu gucken.

    Ich fand vor allem Kameraarbeit und Sound durchweg großartig. Der Film liefert einige bezaubernde Bilder, die musikalisch sehr treffend untermalt werden. Allerdings schien mir die Darstellung des Slum-Lebens teilweise etwas zu positiv (teilweise konnte man den Eindruck gewinnen, dass es ganz schön sein kann dort zu "wohnen"). Den größten Schwachpunkt im Film sehe ich allerdings in dem ungewöhnlichen Aufhänger der Story, die Lebensgeschichte eines Slumjungen anhand von Quizfragen zu erzählen. Innovativ mag er sein, aber das macht ihn noch nicht gleich zu einem Höhepunkt cineastischen Schaffens.



    Dem Bollywood-Ende stehe ich auch etwas kritisch gegenüber. Einerseits ist es eine wunderbare Persiflage auf den indischen Bollywood-Schnulz, andererseits wirkt es sehr destruktiv auf die Atmosphäre des bitter-süßen Endes.


    Und damit wäre ich auch schon beim dritten großen Kritikpunkt: dem Ausgang des Films. Ich hätte mir schon irgendwie gewünscht, dass Jamal die letzte Frage falsch beantwortet, schließlich hatte er Latika wiedergefunden und das war für ihn ja (hoffentlich) das wichtigste. Außerdem fangen alle an rumzuhopsen bevor er sich Gedanken darüber machen kann, was wohl mit seinem Bruder passiert sein mag. Natürlich konnte Jamal seinen Bruder nicht besonders gut leiden, aber er war einer von zwei Personen, die ihn sein ganzes Leben lang begleitet hatten und mit dem er einiges durchzustehen hatte. Da wäre doch durchaus ein wenig Nachdenklichkeit angebracht. Dafür ist es filmisch sehr schön umgesetzt, wie Geld und Glück in einem einzigen Moment von Salim zu Jamal übergeht.


    Das Ende vermittelt zudem ein wenig das Gefühl von Friede-Freude-Eierkuchen und verfehlt damit, wie ich finde, eine wichtige Kernaussage, schließlich sind die Slums ja ebensowenig verschwunden wie die 6-jährigen Jamals, die dort wohnen.



    Insgesamt muss ich den Film aber doch eher loben (vor allem Kamera und Sound): ein kleines Meisterwerk.

    Frann und Zooey – J.D. Salinger
    Titel des Originals: Franny and Zooey
    Ersterscheinung: 1955


    Kurzbeschreibung:
    Franny und Zooey sind die beiden jüngsten Geschwister einer intellektuellen (Künstler-)Familie. Besonders Franny, die gerade Anfang 20 ist und studiert, leidet sehr unter dem Druck, den älteren Geschwistern nachzueifern. Dies führt zu Unzufriedenheit, einem nervlichen Zusammenbruch und einer ungewollten Abgrenzung zu ihrer Umwelt.
    Herzstück der Geschichte ist eine Unterhaltung mit ihrem Bruder Zooey, der ihre teils abstrusen Ansichten „logisch“ zerpflückt und dabei versucht zu ihr durchzudringen.


    Meine Meinung:
    Das Bemerkenswerteste an dem Roman ist der unglaublich gute Schreibstil, der die Geschichte beschreibend und sehr atmosphärisch vermittelt ohne auch nur für einen kurzen Augenblick Langeweile aufkommen zu lassen. Hinzu kommt ein scharfer Blick für das Detail und das Beiläufige. Der Autor versteht es an der richtigen Stelle die passenden Gesten einzufügen und allein schon die Körperhaltung so illustrativ zu beschreiben, dass es nur weniger Worte der Charaktere (einfache Personen gibt es in diesem Buch praktisch nicht) bedarf, um eine vollständige Aussage zu machen.
    Salinger versteht es seine Charaktere durch kleine Anmerkungen und Anekdoten außerordentlich gut zu beschreiben und bettet sie in ein trübselig-kuscheliges Ambiente ein. Dabei erlaubt er sich an einigen Stellen kleine Seitenhiebe auf Schriftstellerkollegen und andere Künstler.
    Die Geschichte an sich ist die meiste Zeit leider etwas realitätsfern. Dies rührt durch die langen Dialoge her, die zwar sehr intelligent und authentisch formuliert sind, aber einfach kein Ende finden wollen. Ein rechter Negativpunkt ist das jedoch nicht, da die Gespräche so fesselnd sind, dass man sich fast schon wünschte sie würden ewig so weiter gehen.


    Fazit: Selten habe ich ein Buch in den Händen gehalten, das mit so wenig Handlung auskommt, aber aufgrund der Details und des Schreibstils ein faszinierendes Gesamtwerk ergibt, von daher: sehr empfehlenswert.

    Zum Wiedereinstieg ins Englische eignet sich The Pearl von John Steinbeck auch ganz gut. Die Geschichte ist nicht übermäßig komplex und vor allem recht kurz.


    edit: klappt gerade mit der isbn leider nicht (9780749317829)

    Ernesto Che Guevara – Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein.
    Tagebuch der Lateinamerika-Reise 1953-1956
    Titel des Originals: Otra Vez



    Klappentext:
    1953 begibt sich Ernesto Che Guevara mit seinem Freund Calica auf eine zweite Reise durch Lateinamerika. Er ist entschlossen, sich allen Schwierigkeiten dieses unruhigen Kontinents zu stellen und sich auf ein Abenteuer einzulassen: „Es sind zwei Willen auf der Suche, die durch Amerika ziehen, ohne genau zu wissen, was sie suchen, noch, wohin ihr Weg sie führt.“ Sie weichen von der vorgezeichneten Reiseroute ab, um in Guatemala die Revolution mitzuerleben, und besuchen danach auch Peru, Mexiko und Bolivien. Die Eindrücke, die Che in drei Jahren sammelt und in seinen Notizen festhält, prägen nicht nur seine politischen Überzeugungen. Sie verstärken auch das innere Gefühl der Zugehörigkeit und Zuneigung zu Land und Leuten. Der Leser erkennt zwischen den Zeilen den Menschen Ernesto Guevara: den wissbegierigen und gebildeten revolutionären Geist genauso wie den lebenslustigen jungen Mann, der sich aus so manchen Geldnöten herauszuwinden versteht und für weibliche Reize nicht unempfänglich ist.


    Ernesto Che Guevara, geboren 1928 in Argentinien, ermordet 1967 in Bolivien, war Arzt. Er beteiligte sich als Guerillaführer zusammen mit Fidel Castro an der Befreiung Kubas von der Batista-Herrschaft und hatte in Regierungsämtern maßgeblichen Anteil an der Umgestaltung Kubas.


    Meine Meinung:
    Ich hatte mir das Buch vorgenommen, weil ich vor einigen Jahren The Motorcycle Diaries im Kino gesehen habe, der sich mit der ersten Mittelamerikareise Ches befasst und der mir sehr gut gefallen hatte. Die Aufzeichnungen zu seiner zweiten Reise kommen leider bei weitem nicht so leichtfüßig daher wie der Film.
    Das Tagebuch ist ziemlich müßig zu lesen und das hat mehrere Gründe: Zum einen verbringt Che die meiste Zeit damit, alleine oder mit Freunden, auf die nächste Gelegenheit zur Weiterreise zu warten. In den Wartezeiten passiert jedoch häufig nicht viel, weshalb er hin und wieder ein paar kurze Sätze schreibt, die aber für den Leser kaum informativ sind. Zum anderen empfand ich es als sehr schwer sich ein Bild davon zu machen, wie lange er jetzt schon unterwegs ist oder irgendwo wartet. Die einzigen Daten, die auftauchen (und diese sind teilweise noch durch den Herausgeber ergänzt) sind die von seinen Grenzübergängen. Da Che zu seinen Einträgen kein Datum vermerkt, muss man sich also am Text orientieren, um genauere Hinweise zu erhalten.
    Als weiteren Kritikpunkt möchte ich anhängen, dass Che zwar über die gesellschaftspolitischen Ansichten anderer berichtet, dabei aber seinen eigenen Standpunkt häufig im Unklaren lässt. Ebenso liefert er Charakterstudien seiner Mitmenschen ab, die ihn ziemlich arrogant erscheinen lassen, aber darüberhinaus wiederum kaum Schlüsse auf sein wahres Ich zulassen.
    Ein wenig enttäuscht war ich zudem darüber, dass die Sprache bei weitem nicht so lyrisch daherkommt wie der Titel des Buches es vermuten lässt. Sicher Che hat so seine Momente, aber die meiste Zeit schreibt er in einem sehr nüchternen Berichtstil.
    Da es sich bei dem Buch um Tagebuchaufzeichnungen handelt, relativieren sich die oben genannten Kritikpunkte natürlich, vor allem aber erklärt es, weshalb es nirgendwo anständige Einbettungen in den historischen Kontext gibt. Von daher kann ich nur empfehlen sich vorher wenigstens kurz mit der Geschichte Lateinamerikas (insbesondere Guatemalas, wo ein wichtiger Teil der Aufzeichnungen entstanden ist) zu beschäftigen, um nicht vollkommen im Dunkeln zu tappen.


    Freude an dem Buch werden vor allem Che-Anhänger, sowie Politik- und Geschichtswissenschaftler haben. Allen anderen würde ich von dieser Lektüre eher abraten, da sie zuweilen (ohne entsprechende Vorkenntnisse) wirr und langatmig ist.


    Neben dem eigentlichen Reisebericht enthält das Buch übrigens auch einige Briefe an Ches Verwandtschaft, sowie den Essay „Das Dilemma in Guatemala“.

    Ich bin durch den Trailer der amerikanischen Variante (eine japanische Verfilmung existiert bereits) zu Veronika beschließt zu sterben auf das Buch aufmerksam geworden.


    Ich konnte dem Buch leider nur einen wirklich positiven Aspekt abgewinnen: es war gut zu lesen. Coelhos Stil ist zwar nicht sonderlich bemerkenswert, aber er ermöglicht einen guten Lesefluss.


    Die gröbsten Fehler begeht Coelho bei der Formulierung der Motive seiner Personen. Auf den meisten Ereignissen liegt ein schwer durschaubarer Schleier, der sehr schön die Stimmung vermittelt, es aber versäumt die Hintergründe zu liefern. Teilweise hatte ich auch den Eindruck, dass Coelho sich nicht ausführlich genug mit dem Selbstmord-Thema beschäftigt hat, denn einige Ansichten sind nur sehr schwer nachvollziehbar, um nicht zu sagen unglaubwürdig. Viele der häufig bruchstückhaften Informationen mögen für sich noch einen Sinn ergeben, sind untereinander aber nicht unbedingt stimmig.


    Den Verlauf und den Ausgang der Geschichte empfand ich als äußerst unschwer vorauszusehen. Bereits nach dem Klappentext (und dem Kinotrailer) hatte ich Sorge, dass es zu dem letztlich gelieferten Ende kommen würde. Außerdem fehlt es, vor allem durch die bereits angesprochene Problematik bei der Charakterentwicklung, ganz deutlich an Tiefgang.


    Fazit: Nett zu lesen, kein Muss. 6/10
    Für den Film wünsche ich mir, dass die Story an einigen Stellen noch deutlich verbessert wird, andernfalls befürchte ich ein gefühlsüberladenes Sentimantalitätsgetue, das erneut stark polarisieren wird.