Ein mächtiger Fluch hat die Welt gespalten. Und obwohl sie weiterhin in den gleichen Orten wohnt, so lebt die Bevölkerung doch in zwei verschiedenen Universen. Die sich zwar oft berühren, aber nie überlappen dürfen. Denn was für die einen lebensnotwendig, ist für die anderen das sichere Todesurteil.
Und so gibt es zum einen die Welt der Lichtgeborenen, für welche die Dunkelheit tödlich ist. Und ihr Gegenstück die Nachtgeborenen, welche von Licht verbrannt werden. Dieser Umstand, welcher eine Orientierung über das Sehvermögen unmöglich macht, hat sie gezwungen eine neue Fähigkeit, die Peilung per Ultraschall, zu entwickeln. Ansonsten sind sie wie normale Menschen auch. Abgesehen von einigen, welche über magische Kräfte verfügen. Was sie aber bei Bekannt werden dieser Begabung von der Gesellschaft ausschließt.
Und so ist es kein Wunder, dass die adlige Telmaine selbst ihrem Ehemann, dem Arzt Balthasar, nichts von ihrem magischen Talent erzählt hat und es am liebsten loswerden möchte. Doch als Balthasar bei einer Geburt hilft und die neugeborenen Zwillinge offensichtlich über Sehvermögen besitzen, zerbricht Telmaines bisher so friedliche Welt. Denn irgendjemand möchte diese rätselhaften Zwillinge haben. Und um sie zu bekommen, schreckt er auch nicht vor einem Mordversuch auf Balthasar und der Entführung von Telmaines Tochter zurück. Um die Leben ihres Mannes und ihrer Tochter zu retten, bleibt Telmaine nur ihre Magie...
Die Autorin hat hier eine ganz besondere Welt geschaffen, in die ich mich doch erst mal reinlesen musste, die mich dann aber schnell fasziniert hat. Und das ganz ohne die aktuell so beliebten Fabelwesen, wie Vampire, Werwölfe oder Engel. Die zwei Völker der Licht- und Nachtgeboren sind so unterschiedlich wie es nur geht. Das bezieht sich nicht nur auf ihre Reaktion auf Licht, sondern auch in vielen anderen Punkten, angefangen mit der Stellung der Frau über den Umgang mit Technik zu vielem mehr. Viele dieser Unterschiede werden in der Handlung des ersten Bandes nur kurz angeschnitten, da hier die Welt der Lichtgeboren nur sehr am Rande in der Person der Flora Weiße Hand vorkommt. Statt dessen spielt nahezu die ganze Handlung in der Welt der Nachtgeborenen. Einer Welt, in der Augen nutzlos sind. Was es mir etwas anfangs etwas schwer gemacht hat, mir diese Welt vorzustellen. Ist eine Orientierung mit Ultraschal doch nicht gerade etwas Alltägliches.
Aber schon bald war das kein Problem mehr und die Geschichte hatte mich in ihren Bann gezogen. Im Laufe der Handlung rücken zwar die geheimnisvollen Zwillinge etwas in den Hintergrund und die Geschehnisse konzentrieren sich eher auf die Suche nach Florilinde, der entführten Tochter, was der Spannung aber keinen Abbruch bereitet. Es gibt viele überraschende Wendungen und mit dem Jäger Ishmael kommt noch einer weitere, sehr interessante Hauptperson dazu.
Überhaupt sind die Figuren alle sehr gut dargestellt. Sehr positiv finde ich an Telmaine, dass sie zur Abwechslung mal eine verheiratete Heldin ist und dass auch relativ glücklich, auch wenn jeder der Ehepartner seine Geheimnisse hat. Manchmal wird sie mir zwar etwas zu sehr als besonders dargestellt, wie zum Beispiel mit ihrem magischen Fähigkeiten, aber das wird nie zu störend.
Ein toller Auftakt der High-Fantasy-Trilogie. Ich freue mich schon auf den zweiten Band, der in der Welt der Lichtgeboren spielen wird, auch wenn ich mir nicht so ganz vorstellen kann, wie da die Verbindung zu Band 1 sein wird.