Auf den ersten Blick ist London Lane ein normales Mädchen, wie es unzählige an ihrer High-School gibt. Doch sie ist etwas besonderes. Sie kennt ihre Zukunft. Und vergisst jeden Morgen um 4 Uhr, was sie am Tag zuvor erlebt hat. Was ihr das Leben nicht gerade einfach macht. Und dann ist da noch der neue Junge an ihrer Schule, Luke, in den sie sich verliebt hat. Aber er taucht in ihren Erinnerungen an die Zukunft nicht auf. Heißt das ihre Liebe hat keine Zukunft? Und was bedeutet diese Erinnerung an ein Begräbnis, welche in letzter Zeit immer deutlicher wird? Wessen Beerdigung?
An sich mag ich das Cover sehr mit dem rosa Hintergrund, dem Schatten und den plastisch etwas abgehobenen Schmetterlingen. Man sieht im deutlich die Zielgruppe Mädchen / junge Frauen an, was ja nix schlimmes ist. Allerdings fehlt mir der Bezug zur Handlung. Selbst wenn man davon ausgeht, dass das Mädchen London ist, ergeben ihr Schatten und die Schmetterlinge keinen Sinn.
Am besten an der Handlung finde ich die Grundidee, wie die Erinnerungen von London gestaltet sind. Frau Patrick gelingt es dabei auch meistens sehr gut, die Folgen davon, dass sich London nicht an das jeweilige gestern erinnern kann, darzustellen. Besonders bemerkenswert fand ich da eine Szene am letzten Schultag vor den Ferien. London kennt ihren Code zu ihrem Schließfach nicht, da sie ihn am nächsten Tagen und Wochen nicht benutzen wird und sich so - im Gegensatz zu den anderen Tagen des Schuljahrs - auch nicht aus der Zukunft daran erinnert. Dagegen fand ich es bis zum Schluss unerklärlich, wie sie es schafft sich an den ganzen Schulstoff und alle Mitschüler und so weiter zu erinnern. Ihre Notizen gehen nie sonderlich auf diesen Punkt ein und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das alles aus ihren zukünftigen Erinnerungen weiß. Immerhin funktionieren diese Erinnerungen genauso wie die vergangenheitsbezogenen von uns 'Normalen' - man erinnert sich vor allem an Höhe- und Tiefpunkte und das alltägliche gerät in Vergessenheit, ebenso wie man immer weniger weiß, je weiter das Ereignis in der Vergangenheit - oder bei London in der Zukunft - liegt.
Und ich habe es vermisst, dass es bis zum Schluss keine Erklärung gab, warum London diese Fähigkeit hat. Zwar werden Vermutungen, und auch durchaus einleuchtende, gemacht, warum sie sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern kann, aber keine Aussagen darüber, wieso sie stattdessen die Zukunft sieht. Das wird einfach so von allen akzeptiert, was ich doch etwas merkwürdig fand.
Ansonsten hat mir die Handlung aber sehr gut gefallen, wenn auch mehr der Teil, in dem London die Umstände der geheimnisvollen Beerdigung aufdeckt, als die Liebesgeschichte zwischen ihr und Luke.
Das Ende war etwas zu schnell abgehandelt für mich und es blieben einige Fragen offen, zu denen ich mir mehr Antworten gewünscht hätte. Ich will aber jetzt nicht genauer auf diese Punkte eingehen, weil das doch einiges verraten würde. Aber hier hätten einige Seiten mehr mit Erklärungen meiner Meinung nach viel helfen können.
London und Luke waren mir sehr sympathisch und es ist süß wie sich London auf jeden Tag aufs Neue in ihn verliebt. Im Gegensatz dazu ging mir Londons beste Freundin Jamie vor allem auf die Nerven. Zum einen lag das an ihrem Verhalten gegenüber London, dass ich stellenweise als zu harsch und ungeduldig fand und zum anderen wurde sie von der Autorin widersprüchlich beschrieben. So wird sie irgendwann von einem Lehrer beim Spicken erwischt und beschwert sich danach lauthals bei London, warum diese sie nicht gewarnt hat. Später allerdings macht sie eine große Sache daraus, dass London ihr ja nichts von ihrer Zukunft erzählen soll und bricht sogar für einige Zeit den Kontakt zu ihr ab, nur weil diese ihr sagt, dass ihre Affäre mit einem Leher nicht gut enden wird (und ehrlich gesagt Jamie: wenn du gern mit nem Lehrer in nem nicht abgeschlossenen Klassenraum rummachst, brauch ich nicht mal Visionen von der Zukunft um dir zu sagen, dass das nicht gut enden wird). Was denn nun?
Insgesamt ist das Buches keines, über das man nach dem Beenden lange nachgrübeln wird, aber die Lektüre hat viel Spaß gemacht und ich hab es gern gelesen. Ein guter Debütroman, dem hoffentlich noch weitere Werke folgen, bei denen dann einige Kleinigkeiten, wie der überhastete Schluss, ausgebessert sind. Talent und Kreativität sind auf jeden Fall vorhanden.