Ich denke, dass allein die Formulierungen "Lesen als Strafe" oder "zum Lesen verurteilt" sowie die Zeitungsartikel, den Sachverhalt sehr vereinfacht darstellen. (keine Kritik an der Namensgebung des Threads, irgendeinen Namen muss man dem Kind ja geben *gg*)
Wie beowulf, der sich mit dem Thema sicherlich besser auskennt als ich, bereits erklärte, geht es ja im Jugendstrafrecht nicht explizit darum, junge Menschen, die sich auf einem falschen Weg befinden zu "bestrafen", sondern viel mehr darum, diesen zu helfen, wieder auf einen besseren Weg zu kommen.
Soweit ich das bisher mitbekommen habe, wird gerade hier sehr stark am Einzelfall entschieden und auch eher einmal ein unkonventioneller Weg eingeschlagen. Ziel ist hier, noch viel mehr als bei erwachsenen Straftätern, die Prävention und (Re-)Sozialisierung.
Wie gesagt, ich habe wenig Erfahrung mit jungen Straftätern, habe allerdings ein Praktikum in einer Suchtklinik für Jugendliche und junge Erwachsene gemacht.
Zu meiner großen Überraschung wurde die Patientenbibliothek dort sehr rege genutzt. Viele der Patienten haben erst in der Thearpie oder im Gefängnis angefangen zu lesen. Inhaltlich war da alles dabei, vom Jugendbuch über Fantasy bis hin zu Hesse. Ein schwer depressiver Patient berichtete zum Beispiel, dass er abends kaum einschlafen könne, weil ihn ständig wiederkehrende Gedanken an seine Vergangenheit quälten. Er schaltete dann das Licht ein und las die halbe Nacht.
Viele der Patienten berichteten, dass ihnen das Lesen auf die ein oder andere Weise gut tun und helfen würde, was sie selbst zum Teil überraschte.
Und viele wären ohne die äußeren Umstände, zum Beispiel simpel die Langeweile oder die Verfügbarkeit der Bücher, gar nicht zum Lesen gekommen.
Aufgrund dieser Erfahrung halte ich das Projekt, den Jugendlichen das Lesen eines Buches zur Auflage zu machen, für eine sehr gute Idee.
Gerade wenn es um "kleinere" Delikte geht und zu erkennen ist, dass die Jugendlichen nur einen Schubs in die richtige Richtung brauchen.
Dabei setze ich voraus, dass der Richter eine gut begründete Einzelfallentscheidung trifft, weil der diese Maßnahme bei diesem Jugendlichen als sinnvoll erachtet.
Die Patentlösung "Drückt ihnen ein Buch in die Hand und alles wird gut" funktioniert nur bei den Eulen