Beiträge von Heidi Hof

    Meine Meinung:


    Die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Wird Lajos wieder siegen und seinen letzten großen Betrug erfolgreich abschließen?“
    Für die einen bleibt dieses Buch ein Prozess des Betruges, und für die anderen geht dieses Buch tiefer. >>Du mußt wissen, daß die Menschen nicht nur durch das Wort, das Gelöbnis oder das Versprechen einander verbunden sind und daß ihre wahre Beziehung nicht von Gefühlen und Sympathien bestimmt ist. Es gibt ein anderes, härteres, strengeres Gesetz, das festlegt, wer wen angeht … S. 140 <<
    Für mich ist es unglaublich wie tief sich Marai in die Seele des Menschen einlässt. Zunächst beschreibt er ein Phänomen, welches über allem Denken und Handeln steht, und gibt ihm zum Schluss einen Namen „Schicksal“.
    Ein sehr weises und philosophisches Werk, welches ich nur empfehlen kann.

    Komisch, wir müssen jetzt wirklich unterschiedliche Bücher gelesen haben :wow


    Für mich ist nun das ganze Buch stimmig und sehr tief! Und bekommt wohl doch seine 8 Punkte :grin


    Also, das einzige was wirklich immer wahr war, und was dieses Buch zu etwas Besonderen macht, sind diese drei Briefe. Die hat Lajos geschrieben! Ansonsten hätte Nunu schon etwas dagegen gehalten, das könnt Ihr mir glauben.


    Ich verstehe auch das Ende, mir ist klar warum Eszter das Haus hergeben muss. Sie hat nun einmal die Pflicht, auch nach 20 Jahren, ihren Mut zu beweisen, und einen Schritt gehen, den sie eben nicht gewagt hat. Hier steckt eine sehr philosophische Betrachtungsweise dahinter.


    Zitat

    Du mußt wissen, daß die Menschen nicht nur durch das Wort, das Gelöbnis oder das Versprechen einander verbunden sind und daß ihre wahre Beziehung nicht von Gefühlen und Sympathien bestimmt ist. Es gibt ein anderes, härteres, strengeres Gesetz, das festlegt, wer wen angeht ... S. 140


    Also dieses Buch ist sehr viel tiefer als viele andere Bücher, die ich vorher gelesen habe, und die von den Medien zu hoch bewertet wurden.

    Ich habe nun mal eine Frage. Jersey, du weißt ja worauf ich hinaus möchte ;-)


    Ihr ärgert Euch nun über diese Sippschaft ...
    Wie ist das?
    Lest Ihr dann das Buch gerne?
    Oder geht Ihr dreimal um das Buch herum, du schon wieder?


    Mein Tipp, fragt Euch, warum Marai diese Ärgerfalle eingebaut hat, denn ohne Grund macht das ein Autor nicht :grin

    Ich denke, ihr Zwei macht es Euch ein wenig zu einfach ;-)
    Es gibt solche Menschen, ich habe das selber schon erleben dürfen. Da ich immer schon sehr skeptisch Mensch gewesen bin, hatte ich ihn wie Ezster durchschaut, aber ein wenig Geld habe auch ich ihn geliehen, und natürlich nie zurückbekommen. Aber das war mir klar ;-), allerdings hat es mir auch nie wehgetan :lache


    Solche Menschen umgibt eine ungeheure Anziehungskraft, mit der man sich in irgendeiner Art und Weise selber umhüllen lassen möchte. Es ist dann zwar nur das reflektierte Licht, und nicht der Ursprung. Aber man möchte an diesem Licht teilhaben. (Diese Energie wird nach C. Huter "Attraktions-Energie" genannt)


    Also Ezster vermutet jetzt, er möchte seine Schulden begleichen. Ich denke, falsch! Er wird sich noch das Haus unter`m Nagel reißen :grin

    Ein Stolperstein ist mir im 3. Kapitel aufgefallen. Marai schreibt:

    Zitat

    Von seinen Gefühlen, von seinen Plänen schrieb er nie; ... ; er berichtete von den großartigen Plänen, ...

    es wird zwar später wieder relativiert, totzdem ist es ein Stolperstein.
    Handelt es sich hier um einen Übersetzungsfehler?


    Ansonsten kann mich eurer Meinung nur anschließen: die Sprache gefällt mir, und es ist sehr geheimnisvoll.


    Ich werde jetzt jeden Tag die angegebenen Kapitel lesen, dann bin ich am Freitag fertig :-)

    Der Freund und der Fremde – Uwe Timm



    (bei wikipedia kopiert)
    Leben
    Nach einer Kürschnerlehre in Hamburg besuchte Timm das Braunschweigkolleg und bestand 1963 auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur. Im Folgenden studierte er Philosophie und Germanistik in München und Paris. 1971 promovierte er mit dem Thema Das Problem der Absurdität bei Camus über Albert Camus.
    Timm war von 1972 bis 1982 Mitherausgeber der AutorenEdition. Von 1981 bis 1983 lebte er in Rom, es folgten längere Aufenthalte in Lateinamerika, Afrika und New York.


    Bücher
    Widersprüche, Gedichte (1971)
    Heißer Sommer, Roman (1974)
    Wolfenbüttlerstr. 57, Gedichte (1977)
    Morenga, Roman (1978 )
    Kerbels Flucht, Roman (1980)
    Die deutschen Kolonien, Photoband (1981)
    Die Zugmaus, Kinderbuch (1981)
    Die Piratenamsel, Kinderbuch (1983)
    Der Mann auf dem Hochrad, Roman (1984)
    Der Schlangenbaum, Roman (1986)
    Rennschwein Rudi Rüssel, Kinderroman (1989)
    Vogel, friss die Feige nicht (1989)
    Der Kopfjäger, Roman (1991)
    Die Piratenamsel (1991)
    Erzählen und kein Ende,Vorträge (1993)
    Die Entdeckung der Currywurst, Novelle (1993)
    Der Schatz auf Pagensand (1995)
    Johannisnacht (1996)
    Nicht morgen, nicht gestern, Erzählungen (1999)
    Rot, Roman (2001)
    Am Beispiel meines Bruders, Roman (2003)
    Der Freund und der Fremde, Roman (2005)


    Klappentext:
    Benno Ohnesorg, geboren 1940 und am 2. Juni 1967 auf der Anti-Schah-Demonstration in Berlin erschossen, war der Freund und Gefährte Uwe Timms, als beide Anfang der sechziger Jahre am Braunschweig-Kolleg das Abitur nachholten. Ein eigenwilliger, zurückhaltender, auf eine stille Art entschlossener junger Mann, der malt und die französische Moderne liest, selbst Gedichte schreibt und zum ersten Leser Uwe Timms wird. Mit ihm zusammen entdeckt Timm Apollinaire und Beckett, Camus und Ionesco, entdeckt auch, daß das Schreiben nicht nur ein einsamer Akt ist, daß man über Texte sprechen, sie verändern, sie verbessern kann, daß Nähe und radikaler Eigensinn gleichzeitig möglich sind.



    Meine Meinung:


    Zunächst einmal grob gesagt; so ganz genau habe ich nicht verstanden was Timm mit diesem Buch erreichen wollte? Er wirft so vieles in einem Topf, dass es schwer fällt den Überblick zu behalten.
    Was zurückbleibt ist ein Gefühl des Kummers, allerdings über zwei sehr unterschiedliche Dinge.
    Auf der einen Seite ist man natürlich entsetzt über diese Tat vom 2. Juni 67 …
    Und auf der anderen Seite frage ich mich, warum schreibt Timm über dieses Thema, wenn er doch nicht gewillt ist über seinen Freund, den er so innig geliebt hat, zu erzählen. Es ist ein Ansatz sein Seelenleid zu verarbeiten, sehr behutsam und zart, und aus diesem Grund finde ich es wirklich schade, dass er sich ständig selber in den Mittelpunkt stellt, anstatt über diesen Freund/Fremden zu schreiben (für mich ist er nämlich ein Fremder geblieben). Wenn er wenigstens dieses Verarbeiten konsequent durchgeführt hätte, dann hätte er über seine Fehlentscheidungen berichten müssen. Man hätte es fühlen müssen, dass Ihm auch nach fast 40 Jahren sein Gewissen quält. Doch diese Reue fehlt.

    Meine Meinung:


    Brillant! Fast alles beruht auf Tatsachen: Dr. Breuer ein großartiger Forscher seiner Zeit, der den ersten Schritt zur Psychoanalyse geleistet hat. Nietzsches Verzweiflung, Depressionen und Migräneanfälle. Die Behandlung der Anna O. als Fallsammlung von S. Freud und Breuer >Studie über Hysterie<. Die geheimnisvolle Lou Salomé, die Nietzsche fast zu Fall gebracht hat. Die enge Verbundenheit zwischen Breuer und Freud.



    Dies alles spielt sich tatsächlich im Jahre 1882 ab! Das einzige was nicht stimmt, ist, dass sich Dr. Breuer und Nietzsche wohl nie getroffen haben! Und das ist m. E. das Großartige an diesem Buch, denn es hätte sein können … Diese Verwebung, die Yalom hier knüpft, ist fast schon zu authentisch, man möchte es glauben können. (Schade, dass es nur fiktiv ist.)



    Weiterhin liefert dieser Roman sehr informative Einblicke in die Philosophie Nietzsches, aber auch in die beginnende Psychotherapie. Wenn auch die Lektüre „Also sprach Zarathustra“ schwer zu verstehen ist, da Nietzsche fast nur in Gleichnissen und Bildern spricht, schafft es Yalom leicht, diese schwierigen Gedankengänge nach zu vollziehen. Denn er lässt Dr. Breuer nachfragen, immer und immer wieder, er stellt genau die Fragen, die ich Nietzsche auch gefragt hätte. Sicher sind die Antworten subjektiv zu sehen, aber wenn man ein wenig, so wie es Nietzsche forderte, kritisch und skeptisch damit umgeht, kann man durchaus seine eigene Analyse finden.
    Bravo! Absolut lesenswert!

    Zitat

    Original von Beatrix ... - bis auf einen ganz zum Schluss. Ja, das Buch ist sprachlich wunderschoen. Reinlesen muss man sich wirklich erst. Aber nicht, weil heutige Autoren diese "Kunst" kleinschreiben, das waere ihnen nicht fair gegenueber. Eher weil sich die Sprache in den letzten 200 Jahren natuerlich enorm veraendert hat. Wenn ein Autor heute so schreiben wuerde, ueber ein zeitgenoessisches Thema, wuerd ich das Buch wohl in die Ecke schmeissen.


    Hallo Beatrix


    Ich meinte natürlich nicht den Stil, das wäre heute altmodisch, logisch ;-)
    Vielmehr was man mit Sprache alles erreichen kann, nicht einfach plump herunterschreiben, sondern mit der Sprache arbeiten.


    Heute wird so viel verlegt, die Qualität wird durch Quantität ersetzt. Und ehrlich gesagt habe ich es schon fast satt, mich durch diesen Wust zu wühlen, mein Lesevergnügen leidet daran. Da greife ich gerne zur Weltliteratur oder Klassikern ;-)

    Es ist doch eigentlich so, dass eine Frau, welche keine Reichtümer besitzt, einen Mann mit Vermögen sucht; doch Austen formuliert es so: „Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, daß ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau.“ Und somit entsteht mit Humor und viel Ironie ihre Liebesgeschichte zwischen Mr. Darcy und Elisabeth. Man sollte schon genauer darauf achten, ob Mr. Darcy den Stuhl von Lizzy entfernt oder näher stellt, denn auf diese kleinsten Kleinigkeiten kommt es Austen an. Emotionen werden durch Gesten und kleinste Mimik-Veränderungen angezeigt, ausgesprochen werden sie nicht. So entsteht auch das Missverständnis zwischen Jane und Mr. Bingley. Letztendlich nimmt alles ein gutes Ende.
    Den Bezug zum Titel wird ab Mitte des Romans sehr deutlich, Stolz bei Darcy und Vorurteile, von jemand der sich eigentlich davon frei zu sprechen glaubte. Und auch der Leser wird bei Erstlektüre sich nicht von seinen Vorurteilen freisprechen können, das ist die List, die die Autoren geschickt einsetzt. (Beispiel: Wickham)
    Sprachlich gesehen ein Meisterwerk, auch wenn der heutige Leser sich in diese Sprache erst einlesen muss, denn diese Kunst wird heute meist nur kleingeschrieben.

    Ganz eindeutig "Der Zauberberg" von Thomas Mann.
    Warum?
    1. die Sprache
    2. die Vielfalt
    3. nach jedem Lesen entdeckt man Neues


    (Ich lese ihn ja gerade zum vierten Mal, es ist enorm was man nach jeder Lektüre davon trägt. Liegt es daran, weil man sich selber weiter bewegt hat? Auf jedem Fall bin ich wieder tiefbeeindruckt! und werde den "Zauberberg" gewiss wieder lesen.)