Beiträge von Heidi Hof

    Ist ja schon eine ganze Weile her, diese Diskussion hier :grin
    Mittlerweile führe ich auch schon lange dieses Lesetagebuch, ich würde das jetzt nicht mehr missen wollen, und zur Zeit lese ich: Hundert Jahre Einsamkeit. Ich war direkt von der ersten Seite an fasziniert und begeistert, habe schon lange nicht mehr so gelacht bei einer Lektüre. Wie Márquez versucht die ganze Welt darzustellen, jede Entwicklung, einfach alles, und mit einen solchen Humor genial :anbet Ich denke, das wird ein besonders Highlight dieses Jahr werden :-]

    Ja, genau, Jersey, auch diese alte Frau wird oft an ihr Leben zurückdenken, wird festgestellt haben, dass die Zeit vergangen ist, wird sich Gedanken zu ihrem Leben machen, und wird ein Fazit ziehen.


    Um auf Clarissa noch einmal einzugehen, ja, ich denke sie ist ein sehr einsamer Mensch, sieht sich in der alten Frau gespiegelt. Sie könnte Selbstmord begehen, würde es aber sicherlich nie machen, denn sie hat sich mit ihrem Leben abgefunden. Sie weiß, dass man einmal entschiedene Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen kann. Außerdem die Perspektive, wenn sie mit Peter zusammen wäre, wäre auch nicht ideal.


    Dieses Thema wird jetzt auch in der Glut behandelt :wave

    Ich habe jetzt noch einmal lange über diesen Roman nachgedacht, nachdem ich deinen Kommentar, Jersey, gelesen habe, auch darüber warum ich eigentlich noch nichts konkretes zu diesem Werk geschrieben habe, ...


    ... weil wir dem Werk unrecht tun, wenn wir ihn nur als solches betrachten, dass Clarissa und Sally sich in die Gesellschaft eingefügt haben, dass Peter auch viele Chancen im Leben verpasst hat. Denn ihnen ist doch eins gemeinsam, irgendwas lief schief im Leben.


    Mir fiel dann ein, wenn man aus dem Mikrokosmos (die Figuren im Roman) einen Makrokosmos macht, dann wird es dem Werk gerechter. Wenn beispielweise ein Afrikaner von den Vögeln und Bäumen liest mit der Antilope im Hyde Park, dann ist für ihm nicht die Antilope ein verirrter Pinselstrich sondern der Hyde Park, damit kann er nichts anfangen. Dieses Werk ist ein Kunstwerk, und jeder findet sich in den ein oder anderen Pinselstrich, und immer läuft die Uhr, die Zeit. Und irgendwann blickt man zurück, und muss feststellen, das Leben lief nicht glatt, irgendwas hängt schief. Wir sind alle miteinander verbunden, nicht nur Clarissa und Septimus, alle tragen wir das gleiche Los.


    Dieses Werk ist viel mehr, das fiel mir nach deinem Kommentar ein, der nur ein Bruchstück ist, den Mikrokosmos widergibt.

    Kurzbeschreibung von Amazon:
    An einem Junitag des Jahres 1923 bereitet Clarissa Dalloway, eine der glänzendsten Londoner Gastgeberinnen, eine große Abendgesellschaft vor. Während sie alle konventionellen Erwartungen erfüllt, stellen sich bei ihr Erinnerungen und Assoziationen ein, die ihr nach und nach bewußt machen, wie sehr ihre äußere Existenz sich von ihrer inneren unterscheidet.


    Über den Autor von Amazon:
    Virginia Woolf (1882-1941) war, zusammen mit ihrer Schwester Vanessa, Mittelpunkt der "Bloomsbury Group", des Künstler- und Literatenzirkels, der sich um 1905 in London zusammenfand. Ihr erster Roman, Die Fahrt hinaus, erschien 1915. Neben den Romanen umfaßt ihr Gesamtwerk Erzählungen, Tagebücher, Briefe und eine Vielzahl von Essays. Virginia Woolf gilt als die bedeutendste englische Schriftstellerin dieses Jahrhunderts. Die Werke von Virginia Woolf erscheinen seit 1989 im S.Fischer Verlag in neuen Übersetzungen, herausgegeben und annotiert von Klaus Reichert, und in der Umschlaggestaltung von Sarah Schumann


    Virginia Woolf experimentierte mit Sprache, ging neue Wege und setzte damit Grundsteine der modernen Erzählkunst. Leicht ist es dadurch nicht zu lesen, aber es hat mich von der ersten Seite an fasziniert, wie sie ihr expressionistisches Gemälde, aus tausend kleinen Einzelteilen (Beschreibungen, direkte Rede, verschiedene Bewusstseinsebenen, innerer Monolog, erlebte Rede, Beifügungen) zusammensetzt. Der Leser darf sich nicht wundern, wenn in einer sehr schönen Landschaftsbeschreibung über Bäume und Vögel im Hyde Park eine Antilope auftaucht, so ein kleiner verirrter Pinselstrich ist nicht selten.
    Die Atmosphäre ist von Beginn an düster, die Symbole des Todes erscheinen oft, und das Verrinnen der Zeit wird ständig mit Glockenschlägen (Big Ben) gekennzeichnet. Die Menschen im Roman stellen fest, dass sie alt geworden sind und endlich sind.
    Auch wenn ich viel Zeit mit diesem kurzen Roman verbracht habe, weil er alles andere ist, aber eben nicht gut lesbar, habe ich es mit Freude gemacht, denn es ist ein Kunstwerk.

    Zitat

    Original von Jersey
    Allerdings gibt es einen Hinweis auf die Glockenschläge von "Big Ben". Es soll darauf hinweisen, dass sich diese Geschichte in nur einem einzigen Tag abspielt (wie wir es ja z.b. Bei Ian McEwans "Saturday" auch hatten).


    Hab ich jetzt im Kindler nachgelesen, Jersey, meine Theorie geht voll auf. Der Big Ben schlägt doch jeden Tag, also so ganz kann ich deiner Theorie nicht folgen :wow Allerdings gibt mein Klappentext auch viel zu viel wieder, nein eigentlich sind es nur 5 Sätze, aber einer ist zuviel, der mit Septimus, denn das ist ja gerade erst geschehen, am Ende von diesem Teil.
    Möchte jetzt nicht zuviel verraten, aber ihr werdet es ja bald lesen.

    Ist euch eigentlich auch aufgefallen, dass ständig irgendwelche Glocken und Uhren (Big Ben und dergleichen) die Uhrzeit ankündigen. Der Verweis, das man älter geworden ist, ist ja ständig vorhanden. Also die Zeit oder eher gesagt, der Zeitlauf, spielt eine große Rolle.
    Ich stehe bei diesem Roman zwischen zwei Stühlen, auf der einen Seite mag ich das Chaos, und ich habe das Gefühl, auch gut damit umgehen zu können, aber auf der anderen Seite würde ich auch gerne wieder ein Werk lesen, was mich so richtig begeistert; so nach dem Idioten habe ich ein richtiges Verlangen danach.



    Ja, ich würde das auch so sehen, außer bei Richard, sie wird schon von ihm angezogen, alleine seine Bildung und sein Auftreten bewundert sie sehr. Clarissa wird genauso zerpflückt wie alles in diesem Roman. Es gibt doch ein Sprichwort, Mina, dass eine Frau drei Männer braucht: Einen für´s Geld, einen Kumpel und einen für´s Bett, genau diese Einteilung findet man hier.


    Ich hatte leider meinen Klappentext gelesen, dort stand warum Septimus ganz wichtig für den Roman ist. Das werde ich aber nicht verraten :-]

    Ja, manche Gedanken und Gedankensprünge, da kann ich auch nicht mithalten :-( Zum Beispiel gestern, da kam in einem Gedankenstrang mit Bäumen, Schwalben, auf einmal eine Antilope vor :wow Ich saß auf der Couch dachte und dachte, grübelte, aber mir fiel dazu nichts ein. Aber ich denke, das ist typisch Expressionismus. Die Sonnenblumenen kennt ja fast jeder, sie bestehen aus tausend einzeln gesetzten Strichen, und ergeben zum Schluss ein Bild, eine Einheit. Ein kleiner lila (Antilope) Strich im gelben Bereich, fällt später gar nicht mehr auf, er vermischt sich zum Ganzen. Der violette Bereich ist ja vorhanden, denn aus Afrika kommen einzelne Handlungsstränge.


    Oder? Hab ich das richtig ausgedrückt?

    Ich bin jetzt mit diesem Abschnitt fertig, und werde gleich mit den neuen beginnen. Mittlerweile lese ich es auch wesentlich leichter, man gewöhnt sich an alles :grin


    Nein, war Scherz, ich mag das Buch irgendwie, es hat was. Ich würde sagen mal was ganz anderes. Eben wie ein expressionistisches Bild, und van Gogh mag ich ja auch ...

    Lucy ist die Tochter von Clarissa, wenn ich das richtig verstanden habe.


    Mittlerweile bin ich auf Seite 43 angelangt, und dafür habe ich ca. 3 Stunden gebraucht. Also man sieht, es liest sich nicht flüssig. Es würde noch gehen, wenn nicht die ganzen Beifügungen in Klammern wären, denn diese bewirken, dass das Werk sehr unrhythmisch wirkt.


    Die Atmosphäre ist sehr düster: Clarissa ist mit ihrem Äußeren nicht zufrieden, mit ihrem Bildungsstand, ob sie die richtige Wahl mit ihrem Ehegatten getroffen hat, da bin ich mir auch nicht so sicher. Sie schläft nicht gut, war krank. Also alles zusammen würde ich mal sagen, beschreibt Woolf eine unglückliche Frau, obwohl auf meinem Cover steht: „Die glückliche Mrs. Dalloway …“ Nun ja, ich habe da meine Bedenken.
    Die Szene im Park stützt diese ganze düstere Stimmung.


    Das Symbol vom Tod erscheint wirklich öfters ;-)

    Ja, Mina, Woolf schreibt lyrische Prosa, würde ich mal sagen. Bilder die einem direkt ins Auge fallen. Aber mit deinem Tod in Bergen von Nelken habe ich Probleme, vielleicht kommt das daher, weil Nelken generell Friedhofsblumen sind wie Chrysanthemen, Spinnen und Astern.


    So, ich lese jetzt endlich weiter :wave

    Hallo Zusammen!


    Ich finde das Buch ziemlich mühselig zu lesen, da Woolf springt, von Gedanken zu Gedanken, und das selbst in ihren langen Schachtelsätzen einbringt. Ansonsten beschreibt sie sehr plastisch London, und ihre Eindrücke. Es kommt aber nur scheibchenweise das zutage was den Leser wirklich interessiert. Somit baut sie Spannung auf, aber auf Was?


    Na ja, werde gleich mal sehen worauf sie hinaus möchte :wave