Beiträge von Jersey

    Hallo!


    Bei der "Bienenhüterin" handelt es sich um ein ganz ruhiges, stimmiges Buch. Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen Ausflug in das Reich der Bienen, es werden immer spezielle Verhaltensweisen bzw. Kennzeichen eines Bienenstaates (Arbeitsteilung/Staatenbildung/Verhaltensweisen, etc) beschrieben die im direkten Zusammenhang mit dem vorangegangenen Kapitel stehen. Dieser "rote Faden" hat mir sehr gut gefallen.


    Mich hat sehr beeindruckt, wie gut die Autorin Gefühle, Atmosphären und Gedanken eingefangen und beschrieben hat. Lilys Leidensweg, ihre innere Zerrissenheit, die Schuld, mit der sie leben musste und ihre Versuche, aus dem ganzen auszubrechen wuden sehr eindringlich beschrieben. Hin und wieder allerdings befindet sich m.E. die Schilderung am Grat zum Kitsch und zur Gefühlsduselei aber die Kurve wurde doch immer wieder gekratzt :-) .


    Vor allem Lilys Rechtfertigungen vor sich selbst haben mir gut gefallen. Wie sie Ausreden für ihre Notlügen suchte, wie sie mit viel kindlicher Naivität und dennoch bewundernswerter Reife versucht, ihr Leben in den Griff zu kriegen und hofft, dass am Ende alles gut wird.


    Für alle die Ruhiges, Stimmiges gerne lesen sicherlich empfehlenswert!

    Inhalt (von amazon.de)


    Ein Mann im Garten am Ölberg, allein, am Vorabend seiner Verhaftung. Die Worte der Mutter klingen ihm noch im Ohr: "Jemand, der liebt wie du, wird leiden müssen." Ein schlechter Jude, ein schlechter Zimmermann. Er wartet auf die Soldaten, die ihn holen und abführen werden. Er wartet auf seine Hinrichtung. Ein anderer Mann, ein anderer Ort. Vielleicht fünfzehn Verhaftungen, nur drei Kreuzigungen, es hätten geruhsame Feiertage für ihn werden können. Doch dann verschwindet die Leiche eines der gekreuzigten Männer. Ganz Jerusalem ist erschüttert, die Menschen sprechen von Wunder und Auferstehung, manche sagen, der Gekreuzigte sei ihnen erschienen, oder man habe zumindest davon gehört. Pilatus hat wenig Verständnis für die jüdischen Verrücktheiten, die Lage muß beruhigt, der Tote muß gefunden werden, die Ermittlungen beginnen. Judas, der Verräter, Pilatus, der Henker, und Jesus das Opferlamm? - vergessen wir diese Rollenfestschreibung. Schmitt befreit die Protagonisten der Passionsgeschichte von jeder Überhöhung oder Vorverurteilung, haucht ihnen mit frischer Feder neues Leben ein und erzählt uns eine sehr vertraute Geschichte so spannend und neu, als hörten wir sie zum ersten Mal.


    Meine Meinung


    Ein ganz wundervolles Buch! Wird der erste Teil des Buches der Leidensweg bis zum Tod aus der Sicht eines (sehr menschlichen) Jesus dargestellt, so erzählt im zweiten Teil Pilatus die Geschehnisse nach der Kreuzigung in Form von Briefen an seinen Bruder in Rom.


    Angehängt ist ein sogeanntes "Arbeitstagebuch", in dem Schmitt über die Entstehung des Romanes und seine eigene Haltung zum Christentum schreibt.
    Es ist wohl - so stellt es E.E. Schmitt auch in seinem "Arbeitstagebuch" dar - ein sehr persönliches Buch. Ich möchte folgende Textstelle aus dem Buch - genauer gesagt aus dem angehängten Arbeitstagebuch zitieren:


    Zitat

    Meine Rechtfertigung ist der Zweck meines Buches: Ich will diesen Jesus lebendig, nah, intim wiederaufleben lassen, weil seine Gestalt im Lauf der Jahrhunderte hinter den Bildern verblasst ist, weil seine Worte nach unzähligen mechanischen Wiederholungen nur noch wie ein abgedroschener Refrain klingen, weil seine Taten in so vielen berühmten Gemälden erstarrt sind, dass sie nicht mehr gesehen werden, und weil die Kirchen, die zur Erbauung des Volkes einen beruhigenden, selbstsicheren, seiner Bestimmung bewussten Gott präsentieren wollten, seine Schreie, seine Zweifel und seinen Mut ignoriert und erstickt haben.



    Und das ist ihm gelungen! Es werden die "Menschen" gezeigt, nicht der abgehobene, unerreichbare Sohn Gottes, und nicht der "Mörder" Pilatus. Auch für Judas bietet er eine durchaus menschliche Rehabilitation an


    Es wird das Christentum in seinen ureigensten Ideen dargestellt, die sich leider im Laufe der Zeit in Dogmen, Zwängen und zwischenkirchlichen Glaubensstreitereien verloren haben.

    Hallo!


    Ich bin auch nur Hobby-Näher (v.a. Deko-Sachen und Faschingskostüme, Abändern, hin und wieder auch was Aufwändigeres). Ich würde dir doch empfehlen, ein Markengerät zu wählen. Ich habe z.B. eine Elna (genauso kann ich auch Singer, Pfaff, Bernina erwähnen) nun schon seit 12 Jahren und bin höchst zufrieden. Läuft immer noch (sehr ruhig) und wie am Schnürchen. Meine Schwägerin hingegen hat ein Billig-Produkt aus dem Versandhaus, die rattert und kracht, da macht es keine Freude.


    Wenn du also viel nähen wirst (und nicht nur mal ne Hose kürzen o.ä.) würde ich dir schon empfehlen, mehr zu investieren. Du hast das Gerät länger und mehr Freude damit.


    Von den Funktionen würde ich Wert legen auf Knopfloch-Funktion (die wohl jede Maschine schon hat), alles andere drum und dran (Zierstiche und ähnlicher Firlefanz, etc.) sind zwar recht nett, brauch ich aber nie.


    ABER: Meine Maschine kann z.B. Stopfen, d.h. ein ganz eigener, ganz feiner Stich, um Löcher zu verweben, sozusagen. (hoffentlich kennt man sich da jetzt aus), das ist recht praktisch.


    Mehr kann ich eigentlich auch nicht dazu sagen, vielleicht ist dir geholfen. :-)

    Ein Versuch, das Phänomen Hitler zu erklären. Mit dem Hintergrund der tatsächlichen politischen Zustände und auch der politischen Person Hitler bedient Mulisch sich einer eigenen Idee, er verpasst Hitler und Eva Braun einen Sohn und versucht auf unerschütterliche, erschreckende Weise zu erklären, welch eine Unperson, welch eine Maske Hitler ist.


    Im zweiten Teil des Buches folgen Exkursionen in die Welt der Philosophie, denen ich leider - wie schon so oft bei Mulisch - aufgrund meines oberflächlichen Wissens in diesem Bereich oft nicht folgen konnte. Mulisch verpackt innerhalb weniger Seiten die gesamte Philosophie von Nietzsche über Kant, von Schopenhauer über Kierkegaard. Er vergleicht, er zählt auf ohne jedoch näher darauf einzugehen. Es bedarf meiner Meinung nach doch eine große Kenntnis der Philosophie, um diesen Gedankengängen folgen zu können. Nichtsdestotrotz wirft Mulisch in dem Buch einige sehr erstaunliche Querverbindungen auf (z.B. Hitler als ein Produkt Richard Wagners, eine Erklärung über die Musiktheorie, Hitler als Reinkarnation Nietzsches, untermauert mit sehr interessanten Daten- und Zahlenvergleichen),


    Ein sehr interessantes Buch, empfehlensert für alle die sich mit der Thematik gerne befassen und die auch Zugang zu philosophischen Themen haben.

    Viele Bücher waren es bei mir auch nicht, aber der Februar ist ja auch ein kurzer Monat!


    Nadine Gordimer: Ein Mann von der Straße o/+
    Irvin Yalom: Und Nietzsche weinte ++
    Philip Roth: Verschwörung gegen Amerika o/+
    Harry Mulisch: Siegfried; noch nicht ganz fertig, aber bisher ++

    Bei diesem Buch fällt es mir schwer, eine eindeutige Beurteilung abzugeben.


    Über die ersten 100 Seiten habe ich mich gequält, dann habe ich Feuer gefangen und es wurde eine sehr interessante, fesselnde Geschichte. Die letzten 100 Seiten (das Buch hat insgesamt ca. 400) waren sehr langatmig, bestanden eigentlich aus einer Aneinanderreihung von Leuten, Organisationen, Nachrichtenmeldungen, etc.


    Angesprochen hat mich natürlich die zu Grunde liegende Idee. "Was wäre wenn ...", ein einzelnes Rad der Geschichte anders als im Geschichtebuch läuft ... was sind die Konsequenzen, wie würde die Welt aussehen.


    Brillant gelungen ist die Verwebung von historischen Fakten und Fiktivem. Wie auch das Nachwort erklärt, sind sämtliche im Buch genannten Personen authentisch, in ihrer Rolle, in ihrer Haltung, in ihrem Auftreten. Diese Personen haben im Buch einen anderen „Mitspieler“, nämlich Charles Lindbergh, seinerseits (auch historisch) eine antisemitische, nazifreundliche Haltung. Mit dem "Wahlkampfthema", Amerika vor dem 2. Weltkrieg verschonen zu wollen, gewinnt er die Wahl gegen F.D.Rooseveldt.


    Ebenso brillant die Figur des 8-jährigen Philip Roth (das Buch trägt starke autobiografische Züge), mit all seinen Ängsten, seinen Befürchtungen und seiner Verwirrung. Philip ist schlichtweg überfordert mit der Situation. Seine Eltern wollen das Kind natürlich verschonen, er bekommt dann doch einiges mit und kann mit all den Eindrücken nicht fertig werden. Er sieht wie langsam aber sicher seine heile Familien- und Umwelt aus den Fugen gerät, fühlt sich selber irgendwie schuldig, will verhindern und helfen und fühlt im Grunde wie ausgeliefert und machtlos er ist und dass es auch kein Entrinnen gibt.


    Sehr gut beschrieben ist auch die Systematik der Propagandamaschinerie. Subtil und verdeckt, aber sukzessive werden „Meinungen“ gebildet, die Juden assimiliert, durch (beruflich bedingte) Versetzungen übers Land verteilt. Durch die gezielte Propaganda gewinnt die Regierung auch die Zustimmung vieler Juden. Die ganz wenigen, die das System durchschauen bzw. ihm kritisch gegenüberstehen, werden aus dem Verkehr gezogen (z.B. der Journalist Walter Winchell).


    Diese ganze Thematik, diese Schilderungen entgleisen allerdings meiner Meinung nach ab Mitte des Buches. Roth verzettelt sich hier in Namen von Leuten, Namen von Organisationen, irgendwelche Kindheitserinnerungen und das Buch verliert leider sehr dadurch. Ebenso das abrupte, einfallslose Ende von Charles Lindbergs Gegenwart hat mich doch einigermaßen erstaunt und passt eigentlich nicht zum Buch.


    Am Roman angeschlossen ist ein sehr ausführliches Nachwort, mit sämtlichen Lebensläufen der im Buch genannten Personen bzw. auch den politischen Zuständen der damaligen Zeit. Ein Stück Zeitdokument, aus der Sicht Amerikas.

    Hallo!


    Heine ist bei mir eigentlich bisher auch ziemlich spurlos vorübergegangen. Liegt vielleicht daran, dass er in Österreich nicht diese Berühmtheit genießt, wie in Deutschland. In der Schule erwähnten wir ihn kaum.


    Ich habe mich anlässlich des "Heine-Jahres" und weil er nun in aller Munde ist ein bisschen intensiver beschäftigt (div. TV-Beiträge, Zeitungskommentare, etc.). Er ist wohl in seiner Persönlichkeit und aufgrund seines Lebens eine sehr interessante Person, ob ich mit seinen Werken was anfangen kann, bezweifle ich allerdings ein wenig. Mit Lyrik hab ich's nicht so und die Auszüge, die ich z.B. von "Deutschland. Ein Wintermärchen" gelesen bzw. gehört habe, sprechen mich nicht wirklich an. Es kann aber auch sein, dass ich mit meiner Einschätzung falsch liege, vielleicht kann ich mich doch aufraffen, das ganze Werk zu lesen. :-]

    Gelesen habe ich folgende Werke:


    Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel, Rose Bernd; beides klassische Schullektüre, an die ich mich nicht mehr so gut erinnern kann


    Knut Hamsun "Hunger": sehr naturalistisch, expressionistisch, fast abstoßend geschrieben; mir hat es trotzdem recht gut gefallen


    Thomas Mann "Der Zauberberg" -erst kürzlich gelesen, hat mir sehr gut gefallen; "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" - ebenfalls Schullektüre.
    Von Thomas Mann möche ich in baldiger Zukunft wieder was lesen!


    Pearl S.Buck "Ostwind, Westwind", so lala


    Hermann Hesse: "Siddharta", "Der Steppenwolf", "Demian", "Gertrud", "Narziß und Goldmund", großartig!


    Andre Gide: "Die Pastoralsinfonie (La sinfonie pastorale)" - im Französischunterricht


    Ernest Hemingway "The old man and the sea", mir persönlich etwas zu fad


    Albert Camus: "Der Fremde", "Die Pest": hat mir sehr gut gefallen!


    John Steinbeck: "Meine Reise mit Charley", "Die Straße der Ölsardinen" - ganz großartig!


    Jean Paul Sartre "Les jeux sont faits - Das Spiel ist aus", ebenfalls Französisch-Unterricht


    Samuel Beckett: "Warten auf Godot" - :wow, sehr experiementell


    Heinrich Böll: so ziemlich alles gelesen, ich liebe ihn! :-)


    Gabriel Garcia Marquez: "100 Jahre Einsamkeit" hat mich nicht wirklich überzeugt, ich gebe ihm aber noch eine Chance!


    Nadine Gordimer: "ein Mann von der Straße" - ganz nett, hat mich aber auch nicht wirklich überzeugt


    Elfriede Jelinek: "Die LIebhaberinnen", hat mir sehr gut gefallen, etwas gewöhnungsbedürftig, aber eine sehr interessante Person!


    Auf meinem SUB:


    Coetzee "Schande"
    Kertesz "Roman eines Schicksalslosen"
    Kenzaburo Oe "Eine persönliche Erfahrung"
    Claude Simon "Die Akazie"


    unbedingt lesen möchte ich (weil nur Gutes gehört) was von


    Jose Saramago
    Saul Bellow
    William Faulkner
    Günther Grass

    Ja, "Die Physiker" das ist ein ganz phämomenales Buch!


    Was wie ein Krimi beginnt endet in einer sehr komplexen Abhandlung über Ethik, Moral, Verantwortung und Umgang mit den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft.


    Aktueller denn je, denn neben der Atomfrage kann man die Thematik genauso auf Gentechnik, Ausbeutung der Rohstoffe, usw. ummünzen.


    Mich hat vor allem die Frage der Verantwortung der Wissenschafter interessiert. Wer trägt die Konsequenzen für die Erfindung? Der Wissenschafter? Die Menschheit? Die Politiker? Wer entscheidet über den Umgang und den Einsatz der neuen Erkenntnisse?


    In den dem Drama angehängten "21 Punkten" gibt Dürrenmatt selber einige Denkanstöße und auch Erklärungen.
    z.B.

    Zitat

    Punkt 6 "Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkung alle Menschen."


    oder

    Zitat

    Punkt 18 "Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern"


    Ist der Mord an einen Menschen (hier der Krankenschwester) gerechtfertigt, wenn dadurch die Menschheit von einer Katastrophe verschont bleibt?


    Auf alle Fälle ist es ein Buch, dessen Nachbesprechung und Nachdenken länger und langwieriger ist als das Lesen selber.


    ABSOLUT EMFPEHLENSWERT!!

    Hallo!


    Ich fand das Buch ganz großartig, es hat mich zutiefst aufgewühlt.


    Alleine für die Idee gehört Yalom eine Auszeichnung! Reale Personen, die einander nie begegnet sind in dieser Konstellation auftreten zu lassen und diese Begegnung so wirklichkeitsnah und unkonstruiert zu schildern, das hat schon was


    Dr. Breuer und Nietzsche sind sind nach außen hin extrem wesensverschiedene Personen. Dr. Breuer der erfolgreiche, in höchsten Kreisen angesehene Arzt mit Herzeige-Familie, begütert, könnte ein sorgenfreies Leben leben und ist doch unzufrieden. Im Gegensatz dazu Friedrich Nietzsche, absoluter Einzelgänger, geprägt von Rastlosigkeit und Todessehnsucht.


    Die Anfänge der Psychiatrie werden ebenso beleuchtet wie die Deutung und Bedeutung von Träumen und nicht zuletzt bekam ich einen guten Zugang zu Nietzsches Philosophie.


    Außerdem ist dieser Roman brilliant geschrieben. Nach einem doch eher langatmigen Einstieg wird man von der Geschichte gefesselt, die Vorzeichen vertauschen sich, alles spitzt sich zu ..... und das Ende ist einfach schön.



    Ein ganz wunderbares Buch, voller Lebensbejahung, voller Weisheit, frei unter dem Motto:


    Werde, der du bist und liebe das Leben

    Hallo Bubble!


    Sehr ans Herz kann ich dir die Dramen von Friedrich Dürrenmatt ("Der Besuch der alten Dame", "Die Physiker") oder Bert Brecht ("Mutter Courage und ihre Kinder", "Der Kaukasische Kreidekreis", "Der gute Mensch von Sezuan", "Das Leben des Galilei").


    Etwas Neueres wäre Thomas Bernhard "Heldenplatz".

    Inhalt:


    Julie, ca 30 Jahre alt, erfolgreiche Eventmanagerin, ist die verwöhnte Tochter eines weißen Finanzmanagers in Südafrika. Sie distanziert sich von ihrem Elternhaus und verbringt ihre Freizeit vermehrt mit den Benachteiligten der Gesellschaft (Schwarze, Arbeitslose, etc.).
    Infolge einer Autopanne lernt sie den hilfsbereiten Mechaniker Abdu kennen, der sich illegal in Südafrika aufhält. Sie verliebt sich in ihn und folgt ihm, als er ausgewiesen wird, in seine Heimat. Seine Heimat wird nicht näher genannt, es handelt sich um ein armes moslemisches Wüstenland.
    Dort erkennen die beiden allerdings, dass sie ganz verschiedene Vorstellungen von der Zukunft haben. Während Abdu alles daran setzt, seine moslemischen Wurzeln zu vergessen und von einer Zukunft im Westen träumt, merkt Julie, wie wohl sie sich eigentlich in diesem armen, einfachen Land fühlt und wie sehr sie das Leben in der Großfamilie genießt.


    Meine Meinung:


    Eigentlich bin ich mit ganz anderen Erwartungen an das Buch herangegangen. Nadine Gordimer verbinde ich mit Südafrika, mit politischem Engagement und kritischen Texten.
    Hier geht es schlicht um eine Liebesgeschichte um zwei Menschen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind, die auf der Suche sind, um ihre idealistischen Träume zu verwirklichen. Die Geschichte nimmt - v.a. nachdem die beiden in seinem moslemischen Heimatland ankommen - einen sehr unerwarteten Verlauf.


    Gesellschaftskritische Themen (Rassensituation in Südafrika, Religionsfanatismus, Alltag der Frauen in moslemischen Ländern) werden nur gestreift und (für mich zu) oberflächlich behandelt.


    Sehr positiv überrascht bin ich allerdings vom Stil der Nadine Gordimer. Diese Frau hat mit fast 80 Jahren einen Roman über junge Leute mit all ihren Träumen und Visionen geschrieben in einer solch authentischen Art (Vokabular, Gedankengänge, etc), dass ich eigentlich nur staunte.


    Fazit: Ein schönes Buch, eine wohltuende Abwechslung im Metier all dieser "Wahre-Schicksale" - Bücher, für mich aber doch ein bisschen zu märchenhaft, ein bisschen zu realitätsfern.


    Nadine Gordimer


    Geboren am 20.11.1923 in Springs, ehem. Transvaal, Südafrika als Tochter eines jüdsichen Juweliers und einer Engländerin.


    Bereits mit 9 Jahren beginnt sie zu schreiben, mit 14 erschien ihre erste Kurzgeschichte.
    Sie studierte in Johannesburg, verließ die Uni alleridings ohne Abschluss und reiste viel in Afrika, Europa und den USA.
    Sie setzt sich aktiv im Widerstand gegen die Apartheid ein. Ihr konsequentes Eintreten für das Recht auf freie Meinungsäußerung brachte ihr mehrfach Publikationsverbote in ihrem Heimatland ein.


    Die Rassentrennung, die gesellschaftliche Situation in Südafrika und soziales Unrecht sind Schwerpunkte in ihrem Schaffen.


    1974 bekam sie den Booker Prize, 1991 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur aus ausgezeichnet aufgrund "der offenen und ironischen Art, mit der sie soziales Unrecht beschreibt".


    Werke (u.a.):
    1953: Entzauberung (The Lying Days)
    1958: Femdling unter Fremden (A World of Strangers)
    1963: Anlass zu lieben (Occasion of Loving)
    1966: Die spätbürgerliche Welt (The Late Bourgeois World)
    1970: Der Ehrengast (A Guest of Honour)
    1974: Der Besitzer (The Conservationist)
    1979: Burgers Tochter (Burger's Daughter)
    1981: Julys Leute (July's People)
    1987: Ein Spiel der Natur (Sport of Nature)
    1990: Die Geschichte meines Sohnes (My Son's Story)
    1994: Niemand, der mit mir geht (None to Accompany Me)
    1998: Die Hauswaffe (The House Gun)
    2001: Ein Mann von der Straße (The Pickup)

    Ich habe dieses Buch meinen Kind vor einigen Wochen als "Abendlektüre" vorgelesen (täglich ein paar Seiten). Meine Kinder sind 8, 10 und 12 Jahre alt (ja! sie können selber lesen! Aber am Abend bekommen sie nun schon jahrelang vorgelesen, dass haben wir so beibehalten).


    Alle 3 waren hellauf begeistert, und ich selber auch. Christine Nöstlinger versteht es sehr gut, sich auf die Ebene der Kinder zu begeben, die Phantasie zu beflügeln, die skurrilsten Themen so zu präsentieren, als wenn es alltäglich wäre und schafft es mit ihrem Witz und ihrem Stil sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen anzusprechen!

    Hallo!


    Ich habe das Buch vor ca. einem Jahr gelesen, es ist mir aber doch noch sehr gegenwärtig.


    Die Charaktere sind ganz wunderbar beschrieben.
    Mendel Singer verkörpert für mich das Zitat der Bibel „Die Gesetze sind für den Menschen da und nicht die Menschen für die Gesetze.“ (im Sinn, wie es nicht gemeint ist).
    Demütig, blind, fast naiv folgt und erfüllt er alle Glaubensgrundsätze und Dogmen, ohne darüber nachzudenken. Seine Entscheidung, den jüngsten Sohn zurückzulassen, das „Sich-einreden“, dass es ihm bei den Nachbarn gut geht, dass man ansonsten nichts für ihn tun könnte, wird genial beschrieben.


    Ein Buch, das jetzt – Monate nachdem ich es gelesen habe – immer noch eine Gänsehaut hervorruft, ein ganz wunderbares Buch!!

    Hallo!


    Danke, Prombär für diese ausführliche Biografie. Es handelt sich um eine sehr bemerkenswerte Frau. Als Österreicherin muss man natürlich Marlen Haushofer kennen, ich muss aber gestehen, obwohl sie eine "Landsmännin" ist, habe ich bisher nur "Die Wand" gelesen. Ich werde mir "Die Mansarde" gleich mal notieren! :-)

    Aha, du meinst, sie überlässt jetzt - also ihre letzten Tage sozusagen - das Leben dem Schicksal! So hab ich es noch nicht gesehen. Jetzt hat sie ja wohl wirkich nichts mehr zu verlieren.


    Aber kommt diese Einsicht nicht reichlich spät? Müsste sie sich nicht grün und blau ärgern über ihr "vertanes" Leben? - Aber dazu ist sie wohl zu alt und weise. :-(

    Hi Heidi!


    Na, aber in diesem Fall kann man ja doch das Schicksal beeinflussen, denk ich mal. Es muss doch für Eszter irgendwelche Beweggründe gegeben haben, ihm nun auch noch das Haus zu überlassen (obwohl, ich weiß, dass diese materiellen WErte für Eszter ja nur mehr Nebensächlichkeiten sind).


    Andererseits: sie ist alt, sie wird nicht mehr lange zu leben haben, sie sorgt noch dafür, dass für Nunu gesorgt wird. Was solls?


    Aber ich bleib' dabei: Für mich ist es nicht nachvollziehbar :cry