Beiträge von Jersey

    Das Buch liest sich schnell weg (ist ja eigentlich auch ein Jugendbuch), doch das Thema ist sehr brisant und lässt auch den erwachsenen Leser nicht kalt.


    Die Zustände in diesem Boot Camp werden sehr drastisch geschildert, es herrscht Sadismus, Gewalt, und die sogenannten "Schwererziehbaren" werden durch Untergrabung des Selbstwertgefühles, Androhung von Gewalt, Freiheitsentzug und schweren Strafen fügig gemacht. Diese Methoden entsprechen eigentlich so gar nicht meinem Stil und meiner Ansicht von Erziehung und ich bin überzeugt, dass "angepasste, fügige, kritiklose" Menschen nicht das Ziel einer Erziehung sein können.


    Anhand des jugendlichen Connors wird die Maschinerie dieser Boot Camps verdeutlicht. Connor hat sein Herz am rechten Fleck, hat sich meiner Meinung nach auch keinem Vergehen schuldig gemacht - vielmehr suchen seine Eltern, die mit seinem Lebenswandel nicht so sehr einverstanden sind eine für sie angenehme Lösung - und doch bricht sein Widerstand allmählich. Eine Geschichte, die unter die Haut geht, v.a. in Anbetracht dessen, dass es solche Boot Camps wirklich gibt!

    Ich fand v.a. auch die düstere Atmosphäre, die dieses Buch vermittelt, sehr beeindruckend. "Wuthering Heights" stelle ich mir als abgelegenes Anwesen unter hohen Bäumen vor, wo immer dunkle Wolken über den Himmel ziehen und sich stündlich ein Sturm ankündigt. Und genauso sind auch die Charaktere der handelnden Personen.


    Alle sind auf ihre Art Einzelgänger, rücksichtslose Personen, aber voller Leidenschaft. Die Rache- und Hassgefühle konnte ich eigentlich nicht richtig nachvollziehen, bin ich doch ein sehr toleranter und harmonieliebender Mensch.


    Ich fand auch die Erzählperspektive mit all dieser Distanz zu den Protagonisten sehr bemerkenswert. Es werden weder Sympathien noch Antipathien vermittelt, es steht dem Leser frei.
    Für mich konnte ich weder Mitleid noch Verständnis für Heatchliff aufbringen. So wie er die Menschen in seiner Umgebung behandelte, lässt sich durch nichts - und schon gar nicht durch eine enttäuschte Liebe - rechtfertigen.
    Seine Einsicht kommt, aber leider reichlich spät, und der Leser ist um jene - altbewährte - Erfahrung reicher: Dass die Liebe siegt!


    Ich bin ja nicht der große Liebesgeschichten-Fan, dennoch hat mich dieses Buch sehr fasziniert, obwohl es eigentlich auch nichts anderes als eine Liebesgeschichte ist. Für mich hebt es sich sehr wohltuend von z.B. Jane Austen ab, mit der ich leider ja nicht so viel anfangen konnte.

    Obwohl ich das Buch nicht zu Ende gelesen habe, verdient es doch einen eigenen Thread. Ich bin gespannt auf Eure Meinungen und ob es vielleicht jemanden so ähnlich wie mir ergangen ist!


    Inhalt von amazon.de


    Ein spannender Roman über den englischen Abenteurer Richard Burton (1821-1890). Anstatt in den Kolonien die englischen Lebensgewohnheiten fortzuführen, lernt er wie besessen die Sprachen des Landes, vertieft sich in fremde Religionen und reist zum Schrecken der Behörden anonym in den Kolonien herum. Trojanows farbiger Abenteuerroman über diesen Exzentriker zeigt, warum der Westen bis heute nichts von den Geheimnissen der anderen Welt begriffen hat.


    Meine Meinung


    Ich habe leider nur das erste Drittel - Britisch-Indien - geschafft. Ich habe für knapp 200 Seiten fast 1 Woche gebraucht. Das Buch ist sehr mühsam zu lesen, die Begeisterung, die rund um das Buch herrscht, kann ich nicht wirklich nachvollziehen.


    Vorweg - es ist ist ausgezeichnet, wunderbar, phantasievoll geschrieben, sprachlich und stilistisch hervorragend, und detailliert recherchiert. Trotzdem kann ich mich nicht so recht mit dem Buch anfreunden. Die unzähligen Ausdrücke in Originalsprache (Sanskrit, etc) nerven mich gewaltig. Natürlich erhält dadurch das Buch Authentizität, doch wenn man pro Seite oftmals bis zu 5 x im Glossar (am Ende des Buches) wegen der Bedeutung nachschauen muss, dann artet für mich das Lesevergnügen in Arbeit aus und der Lesefluss ist immens gestört.


    Die "direkte Rede" wird ohne Satzzeichen dargestellt (was mich allerdings auch bei Saramago oder Geiger nicht gestört hat), man muss allerdings auch jedesmal überlegen, wer mit wem redet.


    Vielleicht ist mir auch der Kulturkreis zu fremd, als dass ich mich für die Geschichte begeistern kann. Es werden wohl viele Gedanken angesprochen, die mir sehr zusagen. Z.B. geht es vorwiegend darum, wie einfach bzw. schwierig es ist, sich einem anderen Kulturkreis anzupassen. Genügen das Erlernen von Sprache, die Übernahme von Gedankengut und Kleidung um sich einer anderen Kultur einmischen zu können und dort nicht als "Fremder" erkannt zu werden? Oder spielen doch die geschichtliche Entwicklung, die familiären Wurzeln und Traditionen (die eben nicht erlernt werden können) eine viel größere Rolle.


    Ebenfalls sehr anschaulich beschrieben wird die Thematik rund um christliche Missionarisierung und Aufdrängen des europäischen Lebensstils.


    Ein Buch, dass ich als literarisch wertvoll bezeichnen würde, das mir persönlich aber aufgrund oben genannter Umstände einfach zu mühsam ist.
    Mich täte übrigens der Prozentanteil interessieren, wieviele von den gekauften Büchern (das Buch ist ja nun schon wochenlang in den Bestsellerlisten ganz oben) auch vollständig gelesen wurden!

    Originaltitel: Destiny
    282 Seiten
    Verlag Kunstmann
    ISBN: 3888972574


    aus dem Klappentext, gekürzt


    Christopher Burton, Journalist, erfährt an der Rezeption seines Hotels vom Selbstmord seines Sohnes.
    Aber warum ist bei dieser schrecklichen Nachricht sein erster Gedanke, jetzt, nach fast 30 Jahren Ehe, seine Frau zu verlassen? Warum kann er nicht einfach um seinen Sohn trauern? Burton weiß zwar, dass er seiner vitalen, ewig flirtenden und sprunghaften Frau seine Existenz und seine Karriere verdankt. Aber mit Sicherheit verdankt er ihr auch, dass sein Leben unerträglich geworden ist.


    Dieses Buch ist wahrlich ein Meisterwerk! Tim Parks schafft es, die Gedanken und Motivationen des Christopher Burton so eindringlich zu schildern, dass der Leser richtig gefangen ist in dieser Geschichte.


    Was wie ein "Schicksalsschlag" beginnt - der Journalist erfährt am Telefon vom Selbstmord seines Sohnes - entwickelt sich als Psychogramm einer Ehe. Anfangs noch verwirrt ob der ungewöhnlichen Reaktion des Protagonisten (sein erster Gedanke ist, seine Frau zu verlassen), erfährt man nach und nach um die wahren Zusammenhänge und die Vergangenheit dieser Familie.


    Ich sog jedes Indiz auf, immer auf der Suche nach jenem Fallpunkt, an dem diese Ehe scheiterte. Doch wie so oft im "richtigen" Leben, gibt es diesen Punkt nicht. Es ist das allmähliche Auseinanderleben, die enttäuschten Hoffnungen, die gekränkte Eitelkeit, die Bequemlichkeit und einfach die vielen Gespräche und Worte, die nicht stattfanden und es ist die Geschichte einer Flucht vor sich selber, vor den eigenen Gedanken und dem eigenen Leben.


    Tim Parks schafft es ganz einzigartig, diese Themen in diesem Roman zu verpacken. Das Buch verlangt die absolute Aufmerksamkeit des Lesers, es ist kein Buch für zwischendurch oder für eine Lese-Stunde nach einem anstengenden Tag! Viele Zeitsprünge - oft in einem einzigen Satz - , parallel erzählte Handlungen, ineinander verwobene Erlebnisse und Personen machen es dem Leser nicht leicht, dennoch verliert man nie den Überblick.


    Besonders beeindruckend fand ich geschildert, wie Christopher allmählich nicht mehr vor seinen Gedanken flüchten konnte. Mit Fortschreiten der Geschichte wiederholten sich manche Gedanken immer wieder, sie nahmen ihn ganz in Besitz, bis er sich ihnen endlich stellen musste, und der Leser wieder ein Detail aus dem Leben erfährt.


    Rundum: ein Meisterwerk, das ich nur jedem ans Herz legen kann!

    Naja, bei mir zeigt es z.B. an:


    für das Brettspiel "Niagara" EUR 275,21
    für Carcassonne: EUR 151,23
    usw.
    Da ist wohl das Komma verrutscht, oder?


    edit: huch :wow; nicht nur amazon spinnt, scheinbar auch mein Browser! Gehe ich mit einem anderen Browser auf die Seite, stimmt alles!
    Das gibts ja wohl nicht! :fetch :fetch

    Ich habe gestern Abend festgestellt, dass gar nix ging! Es kam eine "Fehler-Seite".
    Heute Früh ging es wieder, allerdings habe ich (gestern) von amazon.de eine Rest-Posten-Email bekommen, und da haben die Spielsachen exorbitante Preise!


    guckt mal hier

    :lache :lache

    Dieses nette Büchlein mit dem so ansprechenden Cover ist genau das Richtige für einen lauen Sommernachmittag. Mit seinen 143 Seiten und dem angenehmen Lesefluss kann man das Buch ohne Weiteres in einem Zug lesen.


    Besonders gut gefallen haben mir die Schilderungen, wie Eleni langsam der Sucht des Schachspieles verfällt. Wie sie sich Zeit freischaufelt, jede freie Minute nützt, ein bisschen ihre Arbeit und den Haushalt vernachlässigt (aber im Rahmen), nur um das Spiel zu erlernen. Dabei wird sie auch mit gesellschaftlichen Konventionen konfrontiert und der der Druck auferlegt, dass möglichst niemand von ihrer Freizeitaktivität erfährt, denn sie würde nur auf Unverständnis stoßen. Negative Folgen im Privatleben und auch im gesellschaftlichen Ansehen nehmen ihren Anlauf ….


    Wie schon erwähnt eine nette, unkitschige Geschichte über die Verwirklichung eins Traumes, Abzüge gibt’s eigentlich nur dafür, dass nichts wirklich Neues erzählt wird und auch mit Gemeinplätzen nicht gespart wird (weiser alter Professor als Mentor, naiver, eifersüchtiger Ehemann, …).

    Inhalt


    Die Literaturwissenschafterin Clarissa und der Wissenschaftsjournalist Joe führen eine sehr glückliche, harmonische Beziehung bis zu jenem Tag, an dem sie während eines Picknicks Zeugen eines Ballonabsturzes werden. Joe eilt zur Hilfe, dennoch verunglückt ein Insasse tödlich und Joe fühlt sich mitschuldig. Indes macht er Bekanntschaft mit einem anderen Helfer, Jed Parry, der von nun an Joes Leben völlig umkrempelt.
    Jed Parry leidet an dem „Clérambault-Syndrom“ (heutzutage besser als „Stalking“ bekannt). Er behauptet – begleitet von Anfällen religiösen Wahns – in Joe verliebt zu sein, ihn bekehren zu müssen und verfolgt ihn auf Schritt und Tritt. Er richtet sich einen Dauerbeobachtungsposten vor Joes Wohnung ein, bombadiert ihn mit Hunderten von Briefen und terrorisiert ihn mit Telefonanrufen. Joes Zurückweisungen werden von ihm ignoriert, ihm Gegenteil, er findet sogar in dieser Form der (negativen) Aufmerksamkeit eine Bestätigung und setzt seinen Terror fort.
    Joe macht dieser Terror zu schaffen, von seiner Freundin Clarissa, die eher vermeint, er bilde sich dies alles nur ein, bekommt er nicht die Unterstützung, die er sich erhofft, auch die Polizei ist machtlos, da Joes Leben ja nicht bedroht ist und keine Gewalt angewendet wird. Jed Parry beherrscht das Leben des Joe Rose und wirft es völlig durcheinander, auch ein erster Bruch in der sonst so glücklichen Beziehung zwischen Joe und Clarissa beginnt sich abzuzeichnen.


    Meine Meinung


    Auf sprachlich höchstem Niveau beschreibt Ian McEwan, wie der Psychopath das Leben des Joe Rose in ein Chaos stürzt. Werden Jed Parrys – vorerst zurückhaltenden Auftritte – anfangs als Lächerlichkeit abgetan, so erkennt Joe bald, wie bedrohlich die Situation wird und dass selbst seine Beziehung an einem seidenen Faden hängt. Nach und nach gerät er völlig in den Bann seines Verfolgers und sieht ihn bald an jeder Straßenecke lauern.


    Der Leser wird absolut mitgerissen. Die Spannung steigt kontinuierlich, Joe Roses Anspannung spitzt sich ebenso zu, bald sieht er seinen Gegner schon wie einen Schatten und man kann kaum mehr unterscheiden, ob es Realität ist oder Einbildung. Parallel dazu schlittert die Beziehung in eine Krise, Misstrauen und Vorwürfe bringen Joe und Clarissa in eine ernsthafte Krise. Das Buch entwickelt sich zu einem absoluten Psychothriller.


    Mich beeindruckt auch bei diesem Buch – wie schon bei „Saturday“ , wie fundiert und gewissenhaft Ian McEwan recherchiert und welche Fachkenntnisse er sich aneignet. Das Krankheitsbild des „Clérambault-Syndroms“ wird hier anhand des Jed Parry mit all seinen Symptomen sehr fundiert und genau dargestellt. Eine im Anhang angeführte Ausführung über dieses Krankheitsbild, inkl. Fallbeispiel, wissenschaftliche Arbeiten und Quellenverzeichnisse etc. runden das Buch ab.

    Inhalt Da der Inhalt nur sehr schwierig zusammenzufassen ist, bediene ich mich der Einfachheit halber der Redaktion von amazon.de.


    Nicole Krauss aus New York ist eine junge Autorin. Gerade einmal 31 Jahre ist sie alt, und Die Geschichte der Liebe ist ihr zweiter Roman. Er spielt in der Gegenwart, aber bereits sein Titel führt den Leser 60 Jahre in die Vergangenheit zurück. Denn Die Geschichte der Liebe ist auch der Titel eines Manuskriptes, das der Pole Leo Gursky als Liebesbeweis für die Frau seines Lebens schrieb. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs ging es verloren, Gursky hat längst eine andere Liebe gefunden. Aber das Manuskript hat den Krieg überlebt, hat eine bewegte Biografie gefunden und seine Hauptfigur hat einem Mädchen den Namen gegeben. Die wiederum macht sich auf dem Weg nach seinem Verfasser. Die Reise führt über drei Kontinente und tief hinein in die Geschichte des Judentums und der Zerstörung ...


    Meine Meinung


    Es gibt unzählige Bücher über das Schicksal der Juden, die dem Holocaust entkamen und in Amerika ihre Zelte aufschlugen. Doch dieses Buch behandelt diese Thematik auf eine ganz besondere Weise.


    Im Mittelpunkt steht „Die Geschichte der Liebe“, ein Buch bzw. Manuskript, die ein polnischer Jude für seine große und einzige Liebe geschrieben hat. Rund um dieses Buch wird einmal aus der Sicht der 14-jährigen Alma Singer, die nach der Frau im Buch benannt wurde und vor einigen Jahren ihren Vater verloren hat geschrieben, dann wiederum aus der Sicht von Leo Gursky, dem Verfasser der Zeilen, wie er mit einer großen Enttäuschung, Einsamkeit und Genügsamkeit zurechtkommt.


    Alle Beteiligten haben einen großen Verlust zu beklagen, und alle Beteiligten finden für sich Lösungen oder Methoden, mit dem Verlust fertig zu werden.


    Es handelt sich nicht um eine Love-Story, wie vielleicht der Titel vermuten lässt. Ganz im Gegenteil, der Leser wird gefordert, oftmals etwas verwirrt, doch am langsam kommen einzelne Zusammenhänge zum Vorschein und am Ende hat man eine rundum zufriedenstellende, tröstliche Geschichte vor sich. Nicole Krauss versteht es ganz großartig die einzelnen Stränge subtil zu verweben und läuft eigentlich das ganze Buch über nicht in Gefahr sich zu verzetteln.


    Nicole Krauss ist verheiratet mit Jonathan Safran Foer. Ihm hat sie neben ihrer Familie, auch dieses Buch gewidmet („und für Jonathan mein Leben“). Ich habe vor gar nicht allzu langer Zeit von J.S. Foer Extrem laut und unglaublich nah gelesen. Die Thematik ist ähnlich, es geht ebenfalls um Verlust, um Trauer und dessen Bewältigung, Hauptperson ist bei beiden ein Kind. Mich persönlich hat Nicole Krauss mehr überzeugt. Ich freue mich schon auf weitere Bücher von ihr!


    Nicole Krauss aus dem Klappentext


    geb. 1974 in New York, studierte Literatur in Stanford und Oxford sowie Kunstgeschichte in London. Sie begann, Gedichte zu schreiben, und debütierte 2002 mit "Man Walks Into a Room" als Romanautorin. (Dieses Buch erscheint unter dem Titel "Kommt ein Mann ins Zimmer" im September 2006 auf Deutsch). Sie ist mit dem Schriftsteller Jonathan Safran Foer verheiratet und lebt in Brooklyn.

    Es ist zwar schon einige Zeit her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber ich fand es aufgrund von Erzählstil und Tragikkomik sehr außergewöhnlich.


    Herr Lehmann als phlegmatischer Typ, den einerseits nichts aus seiner Ruhe bringt, der sich auch durch nichts aus seiner Ruhe bringen lassen will, er will nicht auffallen, nicht anecken, rechtfertigt sich andauernd vor sich selber und wird in sehr skurrile Situationen manövriert.


    Ein recht witziges Buch über einen skurrilen Zeitgenossen, dem wohl auch so "alltägliche" Dinge wie der Mauerfall nicht wirklich tief gehen.


    Bezeichnend für seine Lebenseinstellung auch der letzte Satz im Buch:



    Den Film habe ich auch gesehen, hat mir recht gut gefallen, wenn ich mir auch einige Details ganz anders vorgestellt habe, als im Film dargestellt. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, das Buch vorher zu lesen.

    Ich habe dieses wunderbare Buch in kürzester Zeit ausgelesen. In einfachem Erzählstil aus der Sicht eines aufgeweckten klugen Mädchens mit seiner vorurteilsfreien Naivität (im positiven Sinne) wird eine Bestandaufnahme der Gesellschaft der amerikanischen Südstaaten in den 30-er Jahren abgegeben. Die Vorurteile gegenüber den Schwarzen, die Scheinheiligkeit und Überheblichkeit der Weißen und der Kampf einiger wenigen (an der Figur des Atticus) für eine bessere Welt.


    Besonders die Figur des Atticus hat es mir sehr angetan. Trotz aller Widrigkeiten steht er zu seinen Werten, kämpft für die Rechte der Schwarzen und für gleiche Behandlung und versucht v.a. seinen Kindern auf sehr eindrucksvolle und vorbildliche Weise, diese Werte zu vermitteln.


    Auch der Film ist absolut empfehlenswert, erstklassige Besetzung, das Buch wurde sehr gut umgesetzt, wenn auch nicht alle Details klarerweise aufgenommen werden konnten. Doch die Botschaft des Buches - Toleranz, Nächstenliebe, Umgang mit Vorurteilen, etc. kommt auch im Film sehr gut herüber.


    Von mir die volle Punkteanzahl!

    Inhalt (amazon.de)


    Als führte der Alte noch vom Krankenbett aus die Regie, misslingt schon die Annäherung gründlich. Kaum biegt der Sohn mit seiner Maschine auf den Parkplatz des Seniorenheims ein -- kippt das schwere Motorrad und erschlägt ihn fast. Gert, ehemaliger Fernsehmoderator, wegen eines sexuellen Übergriffs auf eine Mitarbeiterin entlassen, ist auf heikler Mission. Sein Leben war endgültig zum Katastrophengebiet geworden, als bei einem Autounfall (durch seine Schuld?) seine junge Geliebte getötet wurde und die Presse sich in gierigen Sensationsmeldungen schier überschlug. Nun, nach zehn Jahren und ohne recht zu wissen warum, arbeitet er sich durch schweißtreibend labyrintische Flure zum kranken Vater vor. Von dem er sich zeitlebens verachtet fühlte. Gert ahnt, was in dem abgedunkelten Zimmer auf ihn wartet.


    Meine Meinung


    Schon lange nicht mehr habe ich ein Buch an einem Nachmittag und fast ohne Unterbrechung gelesen. Heute war es wieder einmal so weit. Es lag einerseits natürlich daran, dass es nur 173 Seiten hat und leicht verständlich geschrieben ist. Es passiert eigentlich nicht viel in dieser Vater-Sohn-Konflikt-Geschichte. Mit beeindruckendem Einfühlungsvermögen schildert der Autor abwechselnd aus der Perspektive des Vaters Bert, nunmehr alt, krank, einsam und auf Hilfe angewiesen all die Verfallserscheinungen, die das Alter mit sich zieht und aus der Perspektive des Sohnes Gert, ein ewiger Verlierer, der keinen Fettnapf auslässt, es dem Vater bis heute nie recht machen hat können und eigentlich nie „erwachsen“ geworden ist.


    Während der gemeinsamen Autofahrt reflektieren die beiden ihr Leben. Beide sind Verlierer, beide lebten nicht das Leben, das sie sich gewünscht haben, und sind eigentlich gescheitert. Nach und nach erfährt der Leser – teils sehr pikante und überraschende – Details aus der beiden Leben.
    Die tiefen Abgründe zwischen ihnen, getragen von Schuldzuweisungen, Vorurteilen und Eigensinn können offenbar auch jetzt nicht überwunden werden.


    Es ist ein sehr trauriges Buch, ein Buch über den Tod, über das Altern, über gescheiterte Existenzen, vertane Chancen und den oft fehlenden Mut, eigene Wege zu gehen, aufeinander zuzugehen und Konflikte aktiv zu bereinigen.


    Thomas Lang (wikipedia)


    Für das Schlusskapitel dieses Buches erhielt Thomas Lang den Bachmann-Preis 2005. Die vorhergehenden Kapitel wurden danach ergänzt.
    Thomas Lang, geb. 1967 in Nümbrecht, NRW, studierte Literaturwissenschaften und lebt als freier Lektor und Korrektor in München. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit verfasst er Sachartikel für Computerzeitschriften.


    Thomas Lang Homepage

    Ich habe dieses Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen, es ist großartig. Mit dem Schreibstil hatte ich keine Probleme, man gewöhnt sich sehr rasch an die direkte Rede ohne Satzzeichen (offenbar ein Saramago-Charakteristika, denn auch beim "Doppelgänger" war dies schon der Fall). Ebenso sei erwähnt, dass keine der Personen einen Namen hat, die Personen werden mit Merkmalen behaftet ("die Frau des Arztes", "die Frau mit der schwarzen Brille", "der schielende Junge", usw.)


    Gebannt von der ersten bis zur letzten Seite harrt man dem Geschehen. Die Beschreibung der Zustände in der Anstalt sind derart heftig, dass auch der Leser mit dem Würgereiz zu kämpfen hat.


    Anstatt sich zu solidarisieren, beginnen sich einzelne Gruppen der Inhaftierten gegenseitig zu bekämpfen, es herrscht Gewalt, Angst, Hoffnungslosigkeit. Der totale Zusammenbruch der Gesellschaft beginnt, die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele tun sich auf. "Wenn wir nicht ganz wie Menschen leben können, sollten wir zumindest versuchen, nicht ganz wie Tiere zu leben“, das ist die Aussage der Frau des Augenarztes, die mit allen Mitteln versucht, ordnend einzugreifen, aber auch kurz davor ist, den Verstand zu verlieren.


    Das Fazit der Story? Die Menschheit lernt offenbar nicht aus der Geschichte, wenn es um den eigenen Kopf und Kragen geht, schreckt der Mensch vor nichts - aber auch schon gar nichts - zurück und doch gibt es immer wieder einen Funken Menschlichkeit und Hoffnung (verkörpert durch die Figur der Frau des Arztes).

    Danke,@ Liesbett, für deine interessante Meinung zum Buch!


    Meine eher zurückhaltende Begeisterung resultiert wohl daraus, dass ich an sich Liebesgeschichten nicht so gerne lesen mag. Und wie du schon sagtest, es ist eigentlich eine Liebesgeschichte.


    Von Gordimers subtilem, einfühlsamen Stil bin ich auch begeistert, und ich werde sicher auch wieder ein Buch von ihr zur Hand nehmen.

    Zitat

    Original von spezi
    Inwiefern genau: ,,zu hoch"?


    naja, ich sage mal: Ich habe wohl vieles nicht verstanden. Einerseits wegen des englischen Humors, andererseits wegen fehlender geschichtlicher und biblischer Kenntnisse. Ich habe das Gefühl, dass es in Wirklichkeit noch viel ironischer und witziger ist, als ich es mitbekommen habe. Verstehst du, wie ich das meine?

    Inhalt:


    In 10 Kapiteln greift Julian Barnes einerseits bedeutende Ereignisse der Menschheitsgeschichte auf, andererseits aber auch belanglose Nebensächlichkeiten und konstruiert so eine Weltgeschichte der anderen – oftmals sehr heiteren – Art.
    So beginnt das Buch mit der sehr humorvollen Schilderung der Sintflut aus der Sicht eines Holzwurmes, der als blinder Passagier die Arche Noah begleitet. Weiters finden sich zwei Holzwürmer vor Gericht in der Rolle der Angeklagten, sie sollen aufgrund der von ihnen verursachten Zerstörung des Bischofsstuhls an der Geisteskrankheit des Bischofes von Besancon schuld sein. Ebenfalls Niederschlag finden die atomare Bedrohung, der Untergang der Titanic, die Judenverfolgung oder auch die Eroberung und Besitznahme von indianischen Eingeborenen oder auch der christlichen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod.


    Das ½ Kapitel unter dem Titel „In Klammern“ widmet sich rein und alleine der Liebe, ja es ist ein Plädoyer an die Liebe.


    Zitat

    »Ich liebe dich.« Zunächst einmal sollten wir diese Worte lieber ganz oben aufs Regal stellen; in eine viereckige Schachtel hinter Glas, das wir mit dem Ellenbogen einschlagen müssen; in einen Banktresor. […] Wenn die Worte zu leicht greifbar sind, gebrauchen wir sie ohne nachzudenken; dann können wir nicht widerstehen. Klar sagen wir, wir tun das nicht, aber dann tun wir’s doch. Wir sind betrunken, oder einsam, oder – was am allerwahrscheinlichsten ist – wir machen uns einfach Hoffnungen verdammt noch mal, und schon sind die Worte weg, verbraucht, versaut


    Meine Meinung


    Ich weiß eigentlich bis jetzt nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Die Geschichten sind teilweise so skurril und abgedreht, dass ich auch oftmals den Sinn nicht wirklich erfassen konnte. Die Gratwanderung zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit, die beherrscht Julian Barnes vorzüglich. Er erzählt von fiktiven Personen und Vorkommnissen derartig ernsthaft, dass ich oft genug googeln musste um dann herauszufinden, dass dies alles nicht wahr ist. Dennoch bekommt man das Gefühl, dass es sich durchaus zugetragen haben könnte.
    Die Geschichten sind nach außen hin lose aneinandergereiht, doch immer mehr entdeckt man einen roten Faden und wiederkehrende Motive. So geht es meist um Schiffbruch, die Arche Noah findet in fast jeder Geschichte eine Erwähnung und auch der Holzwurm ist dauernd präsent.


    Ich weiß nicht, ob ich das Buch weiterempfehlen kann, für Freunde des schwarzen Humors sicherlich eine Fundgrube, mir war es – ehrlich gesagt – stellenweise etwas zu „hoch“.


    über Julian Barnes


    Geb. 19.1.1946 in Leicester, studierte Jura und Französisch in Oxford, war Literaturkritiker der „Times“, und auch als Übersetzer tätig. Seit etwa 1980 lebt er hauptberuflich als Schriftsteller. Unter dem Pseudonym Dan Kavanagh schreibt er auch Krimis. Er erhielt viele Literaturpreise und lebt in London.


    Werke (auszugsweise).


    Flauberts Papagei (Roman), deutsch 1987
    Als sie mich noch nicht kannte (Roman), deutsch 1988
    Metroland (Roman), deutsch 1989
    Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln, deutsch 1990,
    Darüber reden (Roman), deutsch 1992,
    England, England (Roman), deutsch 1999,
    Tour de France (Essays), deutsch 2003,
    Fein gehackt und grob gewürfelt - Der Pedant in der Küche, deutsch 2004,
    Der Zitronentisch (Erzählungen), deutsch 2005,
    Arthur & George (Roman), 2005 (noch nicht auf deutsch erschienen)

    Inhalt:


    David Lurie ist 52 Jahre alt, weißer Südafrikaner, 2 x geschieden, eigentlich Universitätsprofessor für klassische und moderne Sprachen, unterrichtet aufgrund Rationalisierungsmaßnahmen nunmehr eher lieblos und unengagiert das Fach „Kommunikation“. Er hat Probleme mit dem Altern und sucht immer die Bestätigung, dass er auch für junge Frauen noch begehrenswert ist. Er beginnt eine Affäre mit einer seiner Studentinnen, Melanie. Das Mädchen weist ihn vorerst zurück, David Lurie bleibt hartnäckig und spielt auch seine Macht als Professor aus und kriegt sie ins Bett.
    Die Affäre fliegt auf, David Lurie muss sich vor einer Disziplinärkommission wegen Vergewaltigung verantworten. Aus welchen Gründen auch immer bleibt unerwähnt, David Lurie anerkennt die Schuld ohne sich zu rechtfertigen und wird suspendiert.


    Er verlässt Kapstadt und besucht seine mittlerweile erwachsene Tochter Lucy, die in Salem ein „Aussteigerleben“ führt. Sie bewirtschaftet eine kleine Farm, lebt vom Verkauf des Gemüses und der Blumen und betreibt nebenbei auch ein Asyl für herrenlose und kranke Hunde. David Lurie hat große Probleme mit der Lebensführung seiner Tochter, hätte er sich doch ein „besseres“ Leben für sie gewünscht, und es ihr auch ermöglicht. Lucy aber ist selbstbewusst und hat nicht leichtfertig dieses Leben gewählt.


    Eines Tages werden sie von 3 Schwarzen überfallen, die Hunde werden von ihnen erschossen, David wird eingesperrt , Lucy wird vergewaltigt, das Auto wird gestohlen. Nach diesem Vorfall kommen die verschiedenen Lebenshaltungen von Lurie und seiner Tochter so richtig zum Vorschein. Während Lurie mit aller Gewalt versucht, die Täter zu finden und angemessen zu bestrafen, akzeptiert Lucy die Gesetze der Wirklichkeit und reagiert ganz unverständlich.


    J.M. Coetzee


    Geb. am 9. Februar 1940 in Kapstadt, studierte dort Englisch und Mathematik, war in England als Programmierer für IBM tätig, kehrte 1972 nach Südafrika zurück, wo er an der Universität von Kapstadt lehrte. Seit 2002 lebt er in Adelaide, Australien.


    Coetzee wurde als erster Autor 2 Mal mit dem Booker-Prize ausgezeichnet. (1983 für „Leben und Zeit des Michael K., 1999 für „Schande“).


    2003 erhielt Coetzee den Nobelpreis für Literatur. („stellt in zahlreichen Verkleidungen die überrumpelnde Teilhabe des Außenseitertums dar“).


    Meine Meinung


    Das Buch ist in sehr klarer, schnörkelloser, einfacher Sprache und absolut wertfrei und distanziert geschrieben. Nichtsdestotrotz geht es tief unter die Haut.
    Es ist fast unmöglich, sämtliche im Buch gestreiften Themen und Problematiken anzusprechen.
    Vorherrschend – obwohl nie direkt erwähnt – geht es um die aktuelle Situation in Südafrika. Die Weißen ernten nun die „Früchte“ ihrer Apartheid-Politik, das Blatt hat sich gewendet. Es herrscht Chaos, Angst, Gewalt und die Polizei ist machtlos.


    Es geht aber auch um Ehre und Moral, um das Älterwerden, um Opfer und Täter, um Recht und Unrecht, um Schuld, um Toleranz und Akzeptanz, um Macht und Unterwerfung, um Tierschutz und nicht zuletzt um Lord Byron, über den der Professor eigentlich sein „Lebenswerk“ in Form eines Opern-Librettos schreiben wollte.


    Das Buch hat mich gerade wegen dieser Vielschichtigkeit und den vielen Denkanstößen sehr angesprochen.

    Herzlichen Glückwunsch, Batcat!


    Ich gehörte im Monat Mai zu den glücklichen Gewinnern. Mir ging es ganz ähnlich, ich wusste auch nicht mehr, welches Buch ich gewählt hatte, aber die Freude war umso größer, als mir der Postbote dann


    Michael Cunningham: Helle Tage brachte!