Beiträge von Jersey

    Aufgrund der vielen Schauplätze, der vielen Charaktere und Handlungsstränge fand ich die Lektüre des Buches sehr mühsam. Auch am Ende blieben für mich einige Fragen offen, die wohl nur ein Re-Read klären würde.


    Sehr gut gefallen hat mir die Figur des Privatdetektivs und „Schnüfflers“ Philip Marlowe. Er hat wohl schon viel erlebt und wurde so zu einem abgebrühten Menschen, stets ein Glas Whisky in der Hand, versehen mit schwarzem Humor und es kann ihn eigentlich nichts aus der Ruhe bringen. Heute würde man wohl „cool“ dazu sagen. Beruflich steht er selber fast mit einem Bein im Gefängnis, d.h. er nimmt die Gesetze nicht ganz so genau und verheimlicht auch mal wieder Indizien.
    Moralisch aber ist Marlowe unbestechlich, er hat seine Prinzipien und diesen ist er treu.


    Bei diesem Buch ist das Hauptaugenmerk weniger auf die Handlung als vielmehr auf die Figur des Philip Marlowe zu legen.


    Das Buch stammt aus dem Jahr 1939 und wirkte für mich auch etwas „angestaubt“. Es ist wohl ein Klassiker der Kriminalliteratur, hat Chandler doch einen ganz besonderen Charakter des „Schnüfflers“ erfunden.


    Verfilmt wurde das Buch mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall in den Hauptrollen. Schon während des Lesens habe ich natürlich immer wieder Bogart vor Augen und ich denke, diese Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben!

    Was für ein großartiges Buch, das sich in keine "Schublade" setzen lässt, es könnte genauso gut in die Genres "Kriminalroman", "Zeitgenössisches" oder "Liebesroman" eingeordnet werden.


    Eine – scheinbar alltägliche - Kinderleiche, die im Fluss aufgefunden wird, zieht weite Kreise im Paris des Jahres 1867. Die Geschichte führt uns in das Frankreich des Napoleon III. mit all seinem Prunk und seiner Weltoffenheit, aber auch in die Armenviertel und düsteren Seiten der Stadt.
    Parallel dazu – und in die Geschichte von damals verwoben - erfährt der Leser von den rätselhaften Umständen rund um Gaetane, Studentin in Paris 1992, die die Tragödie der Kindsmutter Marie akribisch recherchiert und in ihre eigene persönliche Tragödie – eine Tragödie des 20. Jh. - einflicht.


    Fleischhauer spart auch in diesem Buch nicht, den Leser mit detaillierten, wahrheitsgetreuen, faszinierenden und unfassbaren Informationen und Kuriositäten einerseits über die Zeit Napoleons III., andererseits auch über das 20. Jh. zu versorgen. Ich habe Geschichte-Unterricht noch nie so lebendig, faszinierend und unterhaltsam erlebt!


    Die Idee vom „Buch im Buch“, das Handwerk, verwobene Handlungsstränge, die sich langsam lichten sowie den Leser kurz vor dem Ende so richtig fassungslos zu machen, beherrscht Wolfram Fleischhauer perfekt.
    Mit den Zeitsprüngen hatte ich keine Probleme, so was mag ich! Außerdem wurde dadurch so richtig die Idee vom „Buch im Buch“ transportiert!


    Es ist wieder ein unglaublich weitschichtiges, aufwühlendes, berührendes, dramatisches und informatives Buch, und es wird einem so richtig bewusst, dass sich die Zeiten wohl geändert haben, aber die Menschen leider nicht.

    Anne Peht kenne ich auch nicht, aber von Annette Pehnt habe ich war bislang nur "Insel34" gelesen, aber ihre Erzählweise sagt mir recht zu, ich mag nüchterne, wortkarge Bücher.
    Und ihre Helden sind sozusagen "Anti-Helden", Einzelgänger, Sonderlinge.


    Aber es ist wohl Geschmacksache!

    Andreas ist Ende 30, Junggeselle, Lehrer in Paris. Er führt ein recht zurückgezogenes, ereignisloses und eigentlich trostloses Leben, vermeidet soziale Kontakte, scheut sich davor, tiefere Beziehungen einzugehen, er unterhält einige belanglose Affären. Auch die familiären Kontakte zu seinem Bruder beschränken sich auf Anstandsfloskeln. Im Zuge der Geschichte bekommt man einen Hinweis, warum Andreas dieses Leben gewählt hat. Er hatte vor 20 Jahren die Liebe seines Lebens, Fabienne, kennen gelernt, aufgrund seiner Schüchternheit aber an seinen besten Freund verloren. Damals verließ er seinen Heimatort in der Schweiz um in Paris – jenem Ort, wo auch Fabienne studierte – seine Zelte aufzuschlagen. Die nächsten 20 Jahre verbringt er in einer melancholischen Trauer um die verlorene Liebe, in einem Alltagstrott, wo jeder Tag dem anderen gleicht. Bis er eines Tages mit der möglichen Diagnose einer schweren Krankheit konfrontiert wird. Ohne das Untersuchungsergebnis abzuwarten, krempelt er von einem Tag auf den anderen sein Leben um. Er kündigt seinen Job, verkauft die Wohnung und macht sich mit einem alten 2CV auf die Reise in die Schweiz, um die Vergangenheit aufzuarbeiten.


    Es ist eine grandiose, faszinierende Geschichte, die Peter Stamm hier erzählt. In nüchternem, fast kargem Stil erfährt man von dem tristen, ereignislosen Leben des Andreas. Er selber erkennt, dass er sein Leben wegwirft, doch ist er zu bequem, zu passiv und zu phlegmatisch, um es selber in die Hand zu nehmen. Es bedarf erst dieser – vermeintlich – bedrohlichen Krankheit, um ihn zum Leben zu erwecken. Seine „Reise in die Vergangenheit“ wird zu einer Reise in die Zukunft, …
    Die angesprochenen Themen betreffen uns wohl alle. Es geht um vermasselte Chancen, darum, Vergangenes abzuschließen, zu bewältigen und nach vorne schauen zu können. Andreas ist derart in seiner Melancholie und Trauer gefangen, dass er seine Außenwelt gar nicht mehr wahrnimmt und so auch mögliche Chancen nicht wahrnehmen kann.


    Das Ende sehe ich etwas ambivalent.
    [sp] Einerseits hat er jetzt mit seiner Vergangenheit abgeschlossen, sie bewältigt. Er ist offen für Neues und geht nun aktiv auf seine junge Kollegin Delphine, die ihn offensichtlich sehr mag – zu.
    Auf der anderen Seite ist mir dieses „Happy End“ etwas zu billig und passt so nicht zum Buch. Allerdings wird nicht näher auf die Beziehung eingegangen, sodass jeder Leser selber das Ende interpretieren kann. [/sp].

    Danke, v.a. @ Magali und Bartlebooth für diese wunderbaren Gedanken zum Buch!
    Es ist gar nicht einfach, Inhalt und Interpretationsansätze auf einen Punkt zu bringen, so vielschichtig ist dieses Buch.


    Es ist eine sehr eigene, nach außen hin sehr unspektakuläre Geschichte, die aber trotzdem nie langweilig wird. Auf knapp 190 Seiten erfährt der Leser von dieser stetig wachsenden Leidenschaft für diese namenlose Insel, verspürt die Sehnsucht des Mädchens, die allmählich zur Sucht wird und wird sein Begleiter auf dem Weg zum großen Ziel.


    Das Ende finde ich eigentlich recht passend, unter dem Motto "Der Weg ist das Ziel" kann ich mich damit anfreunden.


    Ein sehr eigenwilliges Buch, das ich jedem Leser, der ruhige, unspektakuläre und nachdenklich machende Bücher mag, ans Herz legen kann!


    Für mich war es das erste Buch der Autorin, aber v.a. Das Haus der Schildkröten von Annette Pehnt habe ich schon näher ins Auge gefasst!

    Es ist eigentlich nicht der 11. September, der mich so stört. Deine Ausführungen, janda, finde ich recht gut, da stimme ich zu. Von einer Minute auf die andere kann alles ganz anders sein.


    Was mich eigentlich noch mehr störte, ist der Ausgang des Buches.



    Aber dennoch gebe ich Paul Auster noch eine Chance!

    Meine Highlights waren


    - Zeruya Shalev - Späte Familie
    - Arno Geiger - Es geht uns gut
    - Harry Mulisch - Das Attentat
    - Imre Kertesz - Roman eines SChicksallosen



    Meine Flopps waren:


    - Ilja Trojanow - Der Weltensammler
    - Tino Hemmann - Der unwerte Schatz
    - Eric-Emmanuel Schmitt - Milarepa

    Mein Urteil fällt leider nicht so positiv aus, ich hatte doch enorme Probleme mit dem Buch. Es war – neben der Hörbuchfassung von „Timbuktu“ mein erster Paul Auster.


    Einerseits ist es eine abgefahrene Story, die sich um diese gescheiterten Existenzen, Verliertypen, kleinen Gauner, religiösen Fanatiker und Homosexuellen, zusammen mit einer Prise amerikanischer Innenpolitik, dreht.
    Auf der anderen Seite kam mir alles sehr konstruiert vor und mit großer Distanz erzählt. Mir sind die Protagonisten weder sympathisch noch unsympathisch, ich konnte keine Beziehung aufbauen. Die einzelnen Handlungsstränge stehen (für mich) eigentlich in keinem Zusammenhang zueinander und der Bezug auf den 11. September 2001 auf der letzten Seite des Buches halte ich für einen Marketinggag.

    Hallo Hammad!


    Da es schon fast 1,5 Jahre her ist, dass ich das Buch gelesen habe, und da ich auch nicht sonderlich angetan von der Lektüre war, kann ich Dir leider keine Antwort geben, da ich ehrlich gesagt nur mehr ganz grob den Inhalt in Erinnerung habe und solche Details total in Vergessenheit geraten sind.


    Aber Du kannst ja Deine Meinung kundtun, vielleicht hilft das dann meinem Gedächtnis auf die Sprünge! :-]

    Hallo Helga!


    Ich habe vor Kurzem "Liebesleben" gelesen, der erste Teil dieser Trilogie, die Rezension findest Du hier. Leider war das Buch enttäuschend und kam in keinster Weise an "Späte Familie" heran. Überzeugend war eigentlich nur die sprachliche Gewandtheit, der Stil, die Story selber fand ich wenig aufregend.


    Auf Deine Frage, nein, es ist nicht notwendig, die anderen Teile vorher zu lesen. Es geht nicht um die selben Personen und auch um keine Weiterführung einer Lebensgeschichte.

    Inhalt:


    Die Protagonistin Ja’ara führt ein „geordnetes“ Leben an der Seite ihres – eher langweiligen - Ehemannes Joni. Als sie Arie, einen Jugendfreund ihres Vaters kennen lernt, verfällt sie diesem braungebrannten, älteren Egozentrikers und beginnt eine leidenschaftliche Affäre, die man durchaus als amour fou bezeichnen kann. Die Spirale von Leidenschaft und Abhängigkeit bis zur Hörigkeit führt Ja’ara immer tiefer nach unten, sie verliert jeglichen Bezug zur Realität, erkennt die Demütigungen und Erniedrigungen nicht und setzt letztendlich ihre Ehe und ihre Karriere aufs Spiel.


    Meine Meinung:


    Es ist der großartigen Schreibkunst Zeruya Shalevs zu verdanken, dass ich dieses Buch zu Ende gelesen habe, denn die Thematik hat mich wenig angesprochen und auch die Protagonistin ist mir bis zum Schluss fremd und äußerst unsympathisch geblieben. Ich kann für Frauen, die für einen Mann – der zudem egoistisch, großspurig und pervers ist - widerstandslos „alles“ aufgeben eigentlich in keinster Weise Verständnis aufbringen. Es geht aber nicht nur um die Geschichte Ja’aras, sondern auch um die ihrer Eltern, deren Schicksal recht große Auswirkungen auf Ja’aras Leben haben.


    Zeruya Shalev schafft es wiederum, den Leser zu fesseln. Fast atemlos verfolgt man die langen Satzketten, die ohne Satzzeichen aneinandergefügt sind und die Gedanken aus der Sicht der Protagonistin erzählen.


    Leider ging mir das Buch nicht unter die Haut, die Erwartungshaltung nach Späte Familie war wohl zu hoch. Vielleicht habe ich aber auch nur den Fehler gemacht, das letzte Werk zuerst zu lesen.
    „Liebesleben“ ist der erste Teil einer Trilogie und erschien im Jahr 2000. „Mann und Frau“ (2001) und „Späte Familie“ (2004) bilden die beiden weiteren Teile.

    Es ist eine ganz eigene, faszinierende Welt, in die Murakami seine Leser entführt.
    Es passiert nicht viel Aufregendes in der Geschichte, mit dem Hintergrund der Studentenunruhen der 60-er Jahre geht es um Liebe, Sex, Tod und dem studentischen Alltagsleben, ohne allerdings allzu viel Bezug auf die politische Lage zu nehmen.


    Auch den Japan-Bezug konnte ich leider nicht herauslesen (außer natrülich aufgrund der Namen). Für mich könnte sich die Geschichte ebenso in einer beliebigen amerikanischen/europäischen Großstadt abgespielt haben


    Der Protagonist Toru, selber bezeichnet er sich als „Durchschnittsmensch“ ist von ganz eigenen, fast schon abstrusen Charakteren umgeben. Da ist zum Einen Midori, die lebenslustige, unkomplizierte Studentin, zu der sich Toru hingezogen fühlt, und zum Anderen aber Naoko, die Freundin seines viel zu früh verstorbenen Freundes, die sich selber in ein Sanatorium begibt, um über den Tod des Freundes hinweg zu kommen und da ist auch noch Nagasawa, der Casanova, der ständig Mädchen aufreißt obwohl er zuhause die Beste aller Frauen sitzen hat.


    Viele eigentlich recht skurrile Situationen werden beschrieben, doch Murakami schildert sie so glaubhaft und eindringlich, dass man gar nicht darüber nachdenkt, wie Irreal das alles eigentlich ist.


    „Naokos Lächeln“ ist nach „Gefährliche Geliebte“ mein zweites Buch von Haruki Murakami. Es scheint eine Eigenart des Autors zu sein, vieles nur anzudeuten und vieles offen zu lassen. Während aber „Gefährliche Geliebte“ ein Gefühl der Unwissenheit und viele, für mich zu viele, offene Fragen hinterließ, hatte ich diesen Eindruck bei „Naokos Lächeln“ nicht. Auch hier werden Handlungen, Gefühle und Beweggründe oft nur angedeutet, aber es wird dem Leser leichter gemacht, mithilfe der Phantasie und des Gefühls Antworten zu finden.

    In der Zwischenzeit habe ich auch den Film gesehen und kann diesen ebenfalls sehr empfehlen.


    Es ist ein recht ruhiger, stimmiger Film, der von Eindrücken, Gesten, Mimik, Landschaftsaufnahmen und einer sehr eigenwilligen aber angenehmen Hintergrundmusik geprägt ist.


    Allerdings halte ich es schon für wichtig, das Buch vorher zu lesen, denn ansonsten findet man wohl nicht so richtig in den Film hinein bzw. versteht wohl auch nicht alle Vorgänge. Aber als Ergänzung und Abrundung absolut empfehlenswert!

    Ein ganz wunderbares Buch, in dem auf 100 Seiten so viel gesagt wird - und doch so wenig. Ein Buch, das den Leser nach der (zugegebenermaßen sehr kurzen) Lesezeit noch lange nicht loslässt.


    Es gibt etwas was die beiden - Fanny und ihren Vater - verbindet. Die Schatten der Vergangenheit. Bei Fanny ist es das Gefühl des Ungeliebtseins, der Abweisung, der Demütigung von seiten der Eltern während ihrer Kindheit, beim Vater sind es die furchtbaren Erlebnisse des Krieges. Jeder der beiden muss mit der Vergangenheit leben und versuchen, sie zu bewältigen.
    Während der Vater es versucht zu verdrängen (er will den Schein wahren, keine Schwäche zugeben), stellt sich Fanny ihren Gefühlen.


    Ein bisschen hat mich das Buch - von Stil, Umfang und Aufbau, und vielleicht auch ein bisschen von der Thematik her - an Diane Broeckhoven - Ein Tag mit Herrn Jules erinnert.


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    So, ich bin jetzt auch durch! :-]


    Es ist gar nicht so leicht, die Eindrücke zu diesem Buch halbwegs vernünftig zusammen zu fassen. Es liest sich wie ein Schelmenroman, die unglaubliche Reise der drei Kreaturen in ihrem klapprigen Gefährt lässt eine vergnügliche Abenteuerfahrt erahnen, wäre der Hintergrund nicht so traurig. Die Geschichte ist voller Situationskomik, Wort- und Irrwitz und fast schon Absurdigkeiten, dennoch wird das Schicksal der osteuropäischen Juden während des 2. Weltkrieges sehr berührend und bedrückend geschildert, ohne zu verharmlosen. „…weil humorvoll die einzige wahrheitliche Art ist, eine traurige Geschichte zu erzählen“ (S.81) – dieser Satz liegt dem Buch zu Grunde, das Jonathan Safran schreibt.


    Einen besonderen Charme machen die "Dolmetschkünste" des jungen Alex aus. Seine Übersetzungen sind in Bezug auf Wortwahl und Grammatik sehr erstaunlich! Hier ist wohl ein Lob dem Übersetzer des Romanes (Dirk van Gunsteren) auszusprechen.


    Durch den Aufbau der Geschichte – das Buch besteht aus drei abwechselnd erzählten Handlungsstränge, ist der Leser natürlich gefordert, den Überblick zu bewahren.
    Zum einen wird die Reise des Jonathan Safran durch die Ukraine – auf den Spuren seiner Familie – im Jahr 1997 geschildert. Im Zuge dieser Reise schreibt er einen surrealen Roman über das Leben der Juden in Osteuropa, am Beispiel des Schtetls Trachimbrod und verarbeitet darin seine familären Wurzeln.
    Zum anderen wird diese 2-tägige Reise von Alex kommentiert, der mit seinem Großvater Alexander den amerikanischen Juden auf dieser Reise begleitet und als Dolmetsch fungiert.
    Der 3. Strang behandelt den Briefwechsel zwischen Alex und Jonathan Safran. Jonathan Safran schickt Alex immer wieder Kapitel seines Buches zum Korrigieren, Übersetzen bzw. eigentlich auch zur Beurteilung. Alexander antwortet ihm und versorgt ihn auch gleich mit den Neuigkeiten aus seiner Familie.


    Langsam verweben sich die Stränge, Zusammenhänge lassen sich erahnen und auch der Eindruck, dass Alex’ Großvater ein Geheimnis zu verbergen hat, verhärtet sich…


    Alles in allem ein sehr beeindruckender Roman des jungen Schriftstellers Foer. Ich habe von ihm bereits „Extrem laut und unglaublich nah“ gelesen, doch „Alles ist erleuchtet“ hat mich nun wirklich überzeugt!


    Das Buch wurde 2005 verfilmt.
    Der Film liegt bereit, ich werde ihn mir in den nächsten Tagen ansehen und mich hier an dieser Stelle wieder melden

    Hallo!


    Ich lese das Buch gerade, bin zwar erst bei Seite 100, kann Euch aber beipflichten, dass es ein sehr eigenwilliges Buch ist! Einerseits völlig abgedreht, mit absurden Szenen und richtig "amerikanischen" Dialogen, doch der Hintergrund ist doch ein tieftrauriger.


    Ich wäre sehr neugierig, wie es sich im Original liest, kann mir aber vorstellen, dass dies (aufgrund des gebrochenen Englisch von Alex) sehr schwierig sein muss.
    Ich denke doch, die Übersetzung ist sehr gelungen, kann dies aber natürlich nicht beurteilen ohne ins Original "hineingelesen" zu haben.


    Den Film habe ich mir auch schon organisiert, aber zuerst werde ich das Buch zu Ende lesen.


    Mit meinem Schlussfazit melde ich mich hier an dieser Stelle wieder! :wave

    Ich bin beeindruckt, was man nicht alles in ein Büchlein von knapp 200 Seiten packen kann.
    Was wie eine Liebesgeschichte beginnt, entwickelt sich zu einem Drama und auch Trauma für Michael Berg.


    Das Erlebnis einer großen Liebe, von der er für seine Persönlichkeit sehr profitiert und die er dennoch verleugnet wird gefolgt vom Schuldgefühl, verantwortlich für das plötzliche Verschwinden der Frau zu sein.
    Das Wiedersehen im Gerichtssaal lässt diese alten Schuldgefühle wieder auflodern, doch auch hier kann sich Michael Berg nicht überwinden, aus seinem Schatten zu treten, selbst als ihm klar wurde, dass offensichtlich Ungerechtigkeit geschieht.
    Michael wird als der klassische Mitläufer charakterisiert. Obwohl er die Ungerechtigkeit erkennt, wagt er es nicht, aufzustehen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Lieber den Mund halten, lieber verleugnen und irgendwelche Ausflüchte, Rechtfertigungen und Ausreden suchen.


    Eine Unmenge von Themen wird in diesem Buch behandelt. Es geht um persönliche Schuld genauso wie um kollektive Schuld, es geht um Mitläufertum, um Vergangenheitsbewältigung genauso wie um Verantwortungsgefühl und Zivilcourage, um Opfer und Täter.
    Das Buch bietet Ansätze für alle möglichen Diskussionen und ich kann sehr gut verstehen, dass es immer öfter als Schullektüre angeboten wird.


    Dem Vorwurf, Bernhard Schlink würde in diesem Buch das Mitläufertum verharmlosen, kann ich nur bedingt zustimmen.
    Die unbewältigte Vergangenheit und auch seine Feigheit liegen wie ein Schatten über dem Leben des Michael Berg. Er flüchtet in eine Ehe, die unglücklich verläuft, er findet keinen Beruf, der ihn ausfüllt und immer wieder sucht er nach Rechtfertigungen für sein Benehmen. Bis zuletzt schafft er es nicht, Zivilcourage zu zeigen und wird deshalb seines Lebens nicht mehr froh.

    Taschenbuch : Schön, dass Dir das Buch auch so gut gefallen hat! Es ist ja jetzt doch schon einige Monate her, dass ich es gelesen habe, aber ich kriege immer noch Gänsehaut!


    Zu Deiner Frage habe ich nur eine Vermutung:


    Am Ende jedoch, nach dem Treffen mit Alma, hat er zumindest diese soziale Bindung, und deshalb braucht er Bruno nicht mehr