Nach langem warten, kann ich endlich auch meine Rezension schreiben.
Ich hatte das Hörbuch damals nach erscheinen angefangen, aber bei der 3. CD von 4 aufgehort, da ich den Schluss lieber lesen wollte.
Nun hab ich es durch.
Es hat mir noch genauso gefallen, wie damals beim Hören! Eine Geschichte, von der ich von Anfang an wusste, sie würde mich begeistern.
Nun kann ich manche verstehen, denen Clays zwischenbemerkungen auf die nerven gehen, dadurch, dass ich es aber zuerst gehört habe, hat mich das im Nachhinein gar nicht mehr so gestört, ich finde auch, dass das Buch ein perfektes Hörbuch ist. Aber zurück zur gedruckten Form: bei den ersten paar Gründen konnte man noch denken, "und dafür bringt man sich um?!", wenn es dann aber immer mehr voranschreitet und auch heftiger wird, merkt man, dass auch die kleinen, eigentlich unbedeutenden Dinge auf einmal schwer wiegen, denn durch diese konnte manch schlimmeres erst passieren.
Mich hat die Geschichte sehr berührt, obwohl ich zugebe, dass Hannah für mich nie wirklich real war. Das Buch wirkt auf mich mehr wie...eine art Lehrbuch. Das klingt jetzt bestimmt für viele seltsam. Ich meine damit, dass für mich Hannah wie eine Art Darstellerin ist, die mir erklärt, welche Kleinigkeiten doch nicht so harmlos sind, wie sie zuerst scheinen und bei manchen Menschen zu schlimmen konsequenzen führen. Obwohl das zentrale Thema des Buches der Selbstmord ist, kam es mir auch nie so vor, als würden wir die Psyche Hannahs erklärt bekommen, sondern mehr die Taten und dass diese, wenn man sich dessen bewusst wird, verhinderbar gewesen wären. Und genau das hat mich an dem Buch am meisten begeistert! Man kann noch sooft annalysieren, warum jemand sich umgebracht hat, wichtiger ist, dass man sich bewusst wird, das eigene Taten Folgen haben, und das vielleicht nicht für einen selbst, sondern für einen anderen Menschen.
Auch das Ende fand ich gut
Nun noch kurz was zum Schluss, was bedingt etwas mit dem Buch zu tun hat:
Ich möchte hier niemanden be- oder verurteilen, nur zu schreiben, dass das, was Hannah wiederfahren ist, kein plausibler Grund ist, sich umzubringen, ist leider ein wenig zu kurz gedacht. NIEMAND kann sagen, wo bei jemanden die Grenzen erreicht sind, mancher hält mehr aus, manch anderer kann mit kleinen, aber häufigen Schikanen nicht umgehen und geht ein. Genau das wollte uns der Autor vielleicht auch vermitteln: es ist leicht einen Selbstmörder zu verstehen, dem richtig übel mitgespielt wurde, aber was ist mit denen, denen zwar wesentlich weniger wiederfahren ist, die aber nicht stark waren?
Haben diese kein Recht darauf, dass man Ihnen hilft? Muss man erst ein bestimmtes Pensum an Qual erfüllen, damit man überhaupt erst die Annerkennung bekommt, dass es einem schlecht ging?
Ich finde nicht. Auch wenn es wahrscheinlich wesentlich einfacher ist, jemand schwaches zu verurteilen, er würde sich einfach nur in seiner Opferrolle wohlfühlen...