Ich hole diesen Thread mal an die Oberfläche und rezensiere die anderen beiden Bände gleich mit dazu. Die fehlten hier noch
Inhalt:
Glut Halbblut erhält einen scheinbar einfachen Auftrag: Sie soll ein entflohenes Burgfräulein finden, damit es den von ihrem Vater ausgesuchten Freier heiratet. Die Suche führt sie auf die Insel Gorthen-Nehrung, der schlimmsten aller Ruhmesinseln. Hier trifft sie auf eine Magierin, einen rätselhaften ehemaligen Rebellen und einen Tyrannen, der alle Inseln beherrschen will. Sie muss schon bald einige ihrer Einstellungen überdenken und um ihr Leben und das ihrer neuen Freunde kämpfen.
Meine Meinung:
Fast hätte ich das Buch wieder ins Regal gestellt: Es beginnt mit dem Brief eines Antropologen an seinen Onkel, in welchem er über seine Forschungen auf den Ruhmesinseln berichtet. Der Forscher, Shor iso Fabold, schickt seinem Onkel die aufgezeichneten Gespräche mit einer alten Dame namens Glut Halbblut. Diese Interviews dienen dem ethnographischen Studium nicht-kellischer Völker.
Das war nun nichts, was mich interessierte, eher im Gegenteil. Aber dann kam Glut Halbblut zu Wort - und ich fing Feuer.
Glut ist ein Mischlingskind und eine Wissende. Ersteres ist auf den Ruhmesinseln illegal, es gibt strenge Fortpflanzungsgesetze, die den Bewohnern der einzelnen Inseln und Völker verbieten, sich miteinander zu paaren. Mischlinge werden getötet oder nach Gorthen-Nehrung abgeschoben, dem Sammelbecken für menschlichen Abschaum. Doch Glut hatte Glück - sie ist eine Wissende, was bedeutet, dass ihr Magie, Silbmagie (gute) und Dunkelmagie (böse), nichts anhaben kann, außerdem kann sie sämtliche magischen Illusionen durchschauen. Als Wissende und Söldnerin dient Glut den Wahrern, einem Volk, das - mit Silbmagie bewaffnet - den Inseln des Ruhms ihre Gesetze aufnötigt. Glut dient ihnen nur aus einem Grund: Sie will das Bürgerrecht auf einer der Inseln. Jemand ohne Bürgerrecht ist ein Niemand, und da Glut zudem auch noch ein Halbblut ist, wird sie verachtet und gejagt. Glut Halbblut hat sich zwar mit ihrem Schwert und dem Dienst für die Wahrer einigen Respekt erarbeitet, doch sie sucht nach einem Zuhause und als Leser kann man nicht aufhören zu lesen, um zu sehen, ob und wie sie ihr Ziel erreicht. Nach und nach erkennt sie aber, dass die Wahrer, die nach außen hin zwar nach dem Motto "Freiheit, Gleichheit und Recht" leben, aus der Nähe betrachtet falsch und machtgiergig sind.
Die Welt, die Glenda Larke erschaffen hat, ist alles andere als schön. Die schreiende Ungerechtigkeit gegenüber Mischlingen lassen einen manchmal nach Luft schnappen. Die Kinder, die überleben, werden zwangssterilisiert, erhalten ein Brandzeichen, dürfen sich auf keiner Insel länger als drei Tage aufhalten und nirgendwo legal arbeiten. Die Geschichte von Glut wird immer wieder unterbrochen durch Briefe von und an Shor iso Fabold, aus denen hervorgeht, dass die Gespräche mit der alten Glut zensiert und stellenweise bearbeitet wurden - um edle Damen nicht in Verlegenheit zu bringen. Aber auch die "beschönigte" Version von Gluts Abenteuern ist alles andere als leichte Kost. Es wird munter gekämpft und gefoltert, aber auch freimütig über Lust und Liebe gesprochen.
Nach und nach erfährt man durch diese Briefe mehr über die Welt von Kell, in der es natürlich keine Magie gibt. Der Antropologe zieht manch eine Aussage von Glut in Zweifel, so dass auch der Leser sich manchmal Gedanken macht über das, was Glut da von sich gibt - war es nun so oder doch ganz anders?
Ich fand diese Art, die Geschichte zu erzählen, faszinierend.
Ich habe in diesem Jahr etliche Fantasy-Romane gelesen und kaum einer hat mich so schnell und gründlich in eine fiktive Welt entführt. Die Romanfiguren sind teilweise schwer zu durchschauen, der Erzählstil mitreißend und die Handlung lässt einem kaum Zeit zum Luftholen.
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Aeria