Beiträge von C.N.

    Zitat

    Original von dbhellmann


    Mit anderen Worten: Er ist jetzt sicher und geborgen in der geschlossenen Psychiatrie im Entzug, und heute Nachmittag durfte er uns kurz anrufen. Eigentlich ist er froh, dass jetzt alles so gekommen ist, hat er gesagt.


    Wie sehr mich das freut ... Ich wünsche ihm, so fest ich nur irgend kann, dass er es schafft, nie mehr rückfällig zu werden und in seinem Leben Sinn und Halt und Freude zu finden!!!

    Zitat

    Original von dbhellmann
    Es ist nach meinem persönlichen Empfinden weniger der Glaube, der Menschen wie "Alicia Collum" bei der Stange des Lebens hält, als vielmehr Angst. Angst davor, dass sie, wenn sie sich das Leben nehmen, damit die Chance verlieren, im Jenseits mit ihren Lieben wiedervereinigt zu werden. Dabei fürchten sie sich nicht so sehr vor einer christlichen Hölle, denn sie erleben ihr derzeitiges Leben als solche, sondern sie fürchten sich vor der Möglichkeit einer Reinkarnation für Selbstmörder. Dass sie dann alles noch mal machen müssen, weil sie es diesmal hier nicht aushalten konnten.


    Da ihnen niemand versichern kann, dass das nicht passieren wird, erscheint das Aushalten die auf Dauer erträglichere Entscheidung. Und die Hoffnung, dass es bis zu ihrem eigenen Ende nicht mehr so lange hin ist.


    Diese Erklärung ist für mich die wirklich einzig nachvollziehbare. Zwar ist es richtig, was Britt schreibt: "Sein eigenes Leid in den Dienst anderer zu stellen – ich glaube, etwas Wertvolleres kann man mit seinem Leben kaum anstellen." Doch vermute ich, dass Menschen wie "Alicia Collum" eigentlich in ihrer hiesigen Hölle nur noch darin Trost sehen, dass es bis zu ihrem eigenen Ende nicht mehr so lange hin ist und sie endlich zurück zu ihren Lieben können.


    Im Grunde ist mir schleierhaft, wofür so viel Leid gut sein soll im Leben? Warum es wichtig ist, ob man das aushält oder nicht? Wäre nicht eigentlich viel wichtiger, ob man ein guter Mensch ist, der auch, wenn er glücklich ist oder zufrieden, dabei nie eigennützig wird und vergisst, auch an andere Menschen zu denken und Gutes zu tun?

    Zitat

    Original von dbhellmann


    Heute betreiben diese und eine Reihe anderer Frauen eine Selbsthilfegruppe für Menschen, denen durch Unfälle, Verbrechen oder Naturkatastrophen solche Verluste widerfahren. Ihre Philosophie ist es, die verbleibende Lebenszeit als eine bittere Pflicht in den Dienst anderer zu stellen, weil es einen Grund gehabt haben muss, dass sie übriggeblieben sind. Leben als nackte Aufgabe.


    Ich wünschte, ich würde irgendwelche Worte finden ...


    Verbleibende Lebenszeit, bittere Pflicht, nackte Aufgabe,
    ich weiß nicht, ob ich das zu wenig und zu grausam oder doch sinn- und hoffnungsvoll finden soll?


    Es tut mir erst mal nur weh ...

    Glasklare Worte! Die mich aufgrund meiner ungefähren Vorstellung, die ich hatte, aber nicht schockieren. Dass da nichts mehr diskutiert werden möchte, war mir ziemlich klar. Sondern dass es um schlichte Anwesenheit geht, um zu unterstützen, zu beruhigen, helfend einzugreifen, wo immer nötig, Angst zu nehmen, vielleicht die Hand zu halten usw.


    "Erfolgreich ist man gewesen, wenn der Patient tot ist. A job well done." Das klingt hart, ist aber wohl so.


    "Wrap & Die", finde ich entschieden herzlicher gesagt, das ist genau das, was für mich den entscheidenden Unterschied ausmacht, ob ich in einem Krankenhaus sterben muss oder menschlich gut betreut in einem Hospiz.

    Zitat

    Original von dbhellmann
    Das "Mitleid", das die Jodie im Buch Charlotte gegenüber an den Tag legt, kennen viele Menschen, denen ein großer Verlust widerfahren ist.
    Ich habe hier in Los Angeles eine sehr liebe Freundin, die ich seit vielen Jahren kenne. Sie macht jede Beerdigung zu einem Spektakel. Gleichgültig, wer stirbt, sie wird bei den Feierlichkeiten dermaßen die Fassung verlieren, dass man meinen möchte, sie sei die Hauptleidtragende.
    Dieser Jammer, den sie da an den Tag legt, ist echt. Der kommt bei ihr von tief drinnen. Sie hat nie den Tod ihrer Mutter verkraftet, hat Todesangst davor, weitere Verluste in ihrem Leben erleiden zu müssen und vermeidet gezielt, sich mit diesem Gemisch aus Trauer und Angst auseinanderzusetzen. Im Alltag klappt das großartig. Aber wehe, es stirbt einer!
    Das Problem ist, dass man diejenigen, die in einer Stunde Null tatsächlich einen Verlust erlitten haben, in diesem Moment vor dieser Frau schützen muss. Sie fühlen sich beim Anblick von so viel Mega-Trauer für einen "Bekannten" wie gefühllose Klötze.


    Für mich ein sehr bewegender Beitrag und genau auf den Punkt gebracht. Am Anfang unserer Leserunde hatte ich mal geschrieben, wie gern ich so eine Arbeit machen würde, wie erfüllend ich das fände. Und ich hab mich auch nicht für völlig untalentiert gehalten. Doch mittlerweile ist mir klar geworden, wie weit entfernt ich davon bin, Helens Arbeit machen zu können. Dass Sensibilität, Mitgefühl, Zuhörenkönnen etc. nur ein ganz kleiner Teil davon sind. Jetzt weiß ich erst, wie unbedingt nötig für mich zuvor all die vielen Fortbildungen wären.


    Auch für die Hospiz-Arbeit braucht man wahrscheinlich viel mehr Wissen, als ich mir im Moment vorstelle. Ich hatte einmal ganz unerwartet ein zutiefst beeindruckendes Gespräch mit einer sehr netten Hospiz-Mitarbeiterin, dass leider viel zu früh unterbrochen wurde, weil die Trauergesellschaft plötzlich aufbrach, während ich am liebsten noch geblieben wäre. Obwohl wir uns völlig fremd waren, hatten wir sofort einen Draht zueinander ... unglaublich.

    Genau wie SiCollier, Rosenstolz und Britt kann auch ich diesen Samstag und Sonntag leider nicht so, wie ich gern möchte. Ich bin verreist und werde wohl kaum eine Chance auf einen PC haben, jammer ... Insofern beruhigt es mich ungemein, dass es an diesem Wochenende offensichtlich etwas ruhiger wird. Dann hab ich ja noch eine kleine Chance, am Montag den Anschluss wieder zu finden :-)

    Zitat

    Original von Britt


    Christiane


    Jetzt, wo mir aufgeht, wen du meinst, bin ich einfach nur erschüttert. Niemals hätte ich das für möglich gehalten. Aber ich kenne ihn natürlich auch nicht annähernd so gut wie du.


    Ich kann es auch nicht wirklich fassen. Aber ich habe mittlerweile so viele unerwartete Überraschungen bei ihm erlebt, dass ich nichts mehr von vornherein für unmöglich halte.


    Zitat

    Original von Britt


    Ich kenne mich mit dem Zeug ja überhaupt nicht aus, aber weiß er, was er sich damit antut? (Blöde Frage, natürlich nicht. Du schreibst ja, dass er im Moment gar nichts mehr weiß.)
    Und sowieso reicht das Wissen vom Kopf her leider nie, um die Kurve zu kriegen. Man muss es mit dem ganzen Wesen kapieren. Erst dann kann man was ändern.


    Leider Gottes kenne ich mich ein ganz klein wenig damit aus. Vor vielen Jahren hat ein Kollege mal Speed mitgebracht und wir waren alle scharf darauf, es nach Feierabend auch mal zu probieren. Er hat ja in den höchsten Tönen davon geschwärmt und wir waren jung und naiv. Allerdings muss ich sagen, hat es bei mir komplett anders gewirkt als bei allen anderen. Ich bin nicht total fröhlich ausgeflippt und war kaum noch wiederzuerkennen, sondern bei mir war es so, als mache mich diese Droge komplett. Ich fühlte mich so ausgeglichen und im Frieden mit mir selbst, wie niemals zuvor. Viel selbstbewusster und angstfreier, so dass ich seelisch auf einen Schlag abhängig war. Von dem Moment an wusste ich, wie unendlich mächtig diese Abhängigkeit ist, wie tief man sofort hineingeraten kann in den Drogenabgrund. Gott sei Dank kam ich schon kurze Zeit später einfach nicht mehr an diese Droge heran, so dass meine Sucht im Laufe vieler Monate zwangsläufig abebbte. Kokkain, Heroin, alles hätte ich kriegen können, aber ich wollte nie wieder auch noch etwas anderes probieren, weil ich jetzt wusste, wie fast unmöglich es ist, davon wieder loszukommen.


    @ dbhellmann


    Insofern kann ich schrecklicherweise nachvollziehen, wie schwer es für Ihren Freund sein wird, noch einmal hoffentlich irgendwann wieder die Kurve zu kriegen und Ihre Hilfe anzunehmen. Ich wünsche es ihm von Herzen!!! Allerdings mache ich mir auch große Sorgen, weil er es ja schon einmal geschafft hatte und wieder rückfällig geworden ist. Ich hab so ein bisschen die Angst, dass man es vielleicht einmal schaffen kann. Aber wenn man erst mal in den Kreislauf geraten ist, von Anfangen, Aufhören, Anfangen, Aufhören, ob es dann nicht noch schwieriger wird, für immer clean zu bleiben? Keine Ahnung ...

    Zitat

    Original von Rosenstolz


    Helen erledigt ihren Job - aber das Ganze kommt mir sehr gefühllos vor ( muss es wahrscheinlich auch sein ). Jede Reaktion, jedes Wort, jede Handlung ist genau "geplant", bzw. wird bewusst eingesetzt.
    Das ist sicher wichtig und gut so - aber irgendwie auch abschreckend. Besonders im Hinblick auf die Transplantationen ( die Zeit drängt, der Job von Helen sollte möglichst schnell erledigt sein ).


    Ich hatte in dem Buch nie, wirklich nie das Gefühl, dass Helen ihren Job gefühllos erledigt. Ganz im Gegenteil. Natürlich verhält sie sich bewusst, überlegt und geschult handelnd, dass muss sie ja auch. Welchen Sinn hätte sonst diese Arbeit? Aber sie hat es fast immer dabei geschafft, voller ehrlichem Mitgefühl genau die richtigen Worte zu finden, die den völlig mutlosen, verzweifelten, zutiefst geschockten Hinterbliebenen in dem Moment ein ganz klein wenig Trost gespendet haben. Gerade das hat mich jedes Mal so bewegt.


    Dass wiederum im Hintergrund die Zeit drängt, was die Organspende anbelangt, ist völlig schrecklich, aber nun mal leider auch Realität, gerade wenn sich jemand zu Lebzeiten bewusst für eine Organspende entschieden hat. Doch auch da hatte ich immer ein wirklich gutes Gefühl bei Helen, dass sie diese Gratwanderung erstaunlich sensibel gemeistert hat. Wenn Hinterbliebene noch nicht so weit waren, hat sie durch eindringliche Blicke dem an der Tür stehenden Arzt signalisiert, jetzt noch nicht!!!

    Zitat

    Original von Lesebiene


    Ben gefällt mir als Person sehr gut. Ruhig und besonnen. Geht mit Cathy und dem gestohlenen Top gut um.
    Die Gesprächsrunde Todd/Cathy/Jodie ist gut beschrieben.


    Das finde ich auch.
    Und dass beide mit ihren Kindern wunderbar umgehen, immer im Einklang, so dass Cathy ihre Eltern nie gegeneinander ausspielen kann. Eine solch liebevolle und zugleich grenzensetzende Erziehung hätte ich auch gern genossen.

    Zitat

    Original von SiCollier
    Genau genommen habe ich viel früher als Pfingsten auch keine Zeit, da genügend andere Leserunden anstehen. Allerdings wären wir zu dritt für eine LR zu wenige, da würde sich ein Diskussionsthread in der "Ich lese gerade" - Rubrik anbieten.


    Ich werde später einen LR-Vorschlag erstellen; dann sieht man ja, ob es noch mehr Interessenten gibt. Wenn ja, kommt vielleicht eine LR zustande, wenn nein, können wir wie oben erwähnt diskutieren. Das wäre auf jeden Fall interessant! :-)


    Schön, dass Du mich gleich mit eingetragen hast. Es sieht ja jetzt fast so aus, als wenn doch eine Leserunde zustande kommt.


    Glückwunsch, Britt, dass Du das Buch ergattert hast! :-)

    @ Diana Beate Hellmann


    Das klingt alles so plausibel, dass ich es wirklich in Betracht ziehen muss, so unwirklich mir das gerade erscheint, wo er doch Alkohol, Zigaretten und auch Drogen mir gegenüber immer so verdammt hat. Mir fallen plötzlich sogar Möglichkeiten ein, wie er das evtl. früher finanzieren konnte, als er noch kein Einkommen hatte. Denn dieses Argument sprach für mich eben noch völlig dagegen. Dass die Droge den Nasentropfen untergemischt sein kann, ist natürlich eine gute Tarnung, die mir nicht bekannt war.


    Am Erschreckendsten ist für mich jedoch gerade, dass ich in der Vergangenheit schon zweimal selbst das Gefühl hatte, da stimmt doch etwas nicht, als er sich mitten in der Nacht telefonisch oder per SMS bei mir meldete und irgendwie verwirrt schien, aber alkoholnüchtern! Laute Musik im Hintergrund und er gut drauf. Dass er sich überhaupt meldete, war schon ungewöhnlich, weil er das "nüchtern" nicht getan hätte. Und tatsächlich habe ich nach dem ersten Mal tags darauf zu ihm gesagt, das ist doch nicht normal, nehmt Ihr Drogen oder was, worauf er laut auflachte. Beim zweiten Mal, viele Wochen später, sagte ich erneut, diesmal aber schon ernster gemeint, du kannst mir doch nichts erzählen, ihr nehmt wirklich Drogen. Auch das wurde wieder mit einem kurzen Lachen abgetan, tja ...


    Ich werde auf jeden Fall versuchen, sofern es mir irgend möglich ist, der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Vor allem möchte ich mich ganz, ganz doll und lieb dafür bedanken, dass Sie auf meine Frage überhaupt so intensiv eingegangen sind, denn Ferndiagnosen zu stellen, wenn man jemanden gar nicht kennt, ist bestimmt ein sehr unangenehmes Terrain, auf das man sich nicht so gern einlässt.


    Ihrem Freund möchte ich alles erdenklich Gute wünschen!!! Hoffentlich kommt er von der Droge irgendwann, irgendwie los!!!

    Zitat

    Original von dbhellmann
    Letzte Frage, dann wage ich, etwas dazu zu schreiben: Verdient er gutes Geld?


    Er hat bis vor drei Jahren noch studiert und war finanziell von seiner Familie immer etwas abhängig. Dann bekam er als Ingenieur einen relativ gut bezahlten Job und hat seit dem finanziell keine Sorgen. Da er aber noch am Anfang seiner Karriereleiter steht, ist das auch nicht übertrieben viel Geld, es waren vor drei Jahren ca. 1.500,- € netto. Jetzt mögen es vielleicht ein-, zwei- oder dreihundert Euro mehr sein.


    Was mir noch einfiel, er hatte auch immer sehr mit seiner Haut zu kämpfen, litt oft unter eitrigen Pickeln im Gesicht und auf dem Rücken.


    All diese Symptome, am schlimmsten das extreme Trinken, eine ständige Hyperaktivität und außergewöhnliche Geräuschempfindlichkeit, die hatte er wenigstens vom 20 bis zum 35 Lebensjahr, vielleicht auch schon früher, das weiß ich nicht. Depressiv hingegen kam er mir nie vor. Ich denke, er hat aber auch all die Jahre seelische Probleme stets unterdrückt. Bis es anscheinend irgendwann nicht mehr funktionierte, sie mehr und mehr an die Oberfläche kamen und er somit dann doch zum ersten Mal von Depressionen sprach.


    Hilft Ihnen all das?

    Zitat

    Original von dbhellmann
    Die anderen Probleme, die Ben im Buch anspricht, sind SUCHT. Wer Kokain nimmt oder Amphetamine, Speed, Appetitzügler, vor allem Ecstasy, hat solche Symptome. Ist Ihr Bekannter "Allergiker" und/oder häufig verschnupft?


    Mein Bekannter hat - meines Wissens - nie Drogen konsumiert, auch keine sonstigen Tabletten regelmäßig eingenommen, fast nie Alkohol getrunken und sowieso nie geraucht. Aber Allergiker war er durch und durch. Angefangen vom Heuschnupfen im Mai/Juni, über trockene Augen das ganze Jahr über, wogegen er Tropfen nahm, bis hin zu seiner Nase, die auch ganzjährig dicht zu sein schien, weil er Tag und Nacht ein Spray benutzte. Von häufiger Erkältung bzw. verschnupft sein konnte aber nicht die Rede sein.

    Zitat

    Original von Froschi
    Polydipsie hat in den meisten Fällen physische Ursachen:
    z.B. Diabetes, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen.


    Psychische Erkrankungen spielen da eher eine kleinere Rolle... :gruebel


    Jetzt weiß ich, was ich leider vergessen habe zu erwähnen, dass organische Ursachen meines Wissens völlig auszuschließen waren.

    Zitat

    Original von Britt


    ... und dass wir im Osten groß geworden sind. Das möchte ich im Nachhinein auch nicht missen, so sehr wir damals auch geflucht haben. Aber inzwischen sehe ich das anders. Es ist nicht immer gut, wenn man alles haben kann, was man will. Man weiß es irgendwann nicht mehr zu schätzen. Und wenn man weiß, was Entbehrung bedeutet, sucht man irgendwann auch nach den wirklich wichtigen Werten, nicht nach denen, mit denen man seine Defizite nur kaschieren kann.


    Ich geb´ Dir so, so recht, Britt !!!

    dbhellmann


    S. 369/370:


    "Sie hat Depressionen, Helen. Deshalb trinkt sie so viel. Der Mund ist wahrscheinlich immer trocken." Er stöhnte und fügte hinzu: "Oh, ich hoffe sehr, dass es nur das ist." Polydipsie konnte nämlich auch andere Gründe haben, wie Ben mir erklärte.


    Jodie hatte wieder schlecht geschlafen. An unserer Heizung lag das aber nur bedingt, wie sie zugab. "Ich bin extrem Lärmempfindlich, das weiß ich."


    Sie antwortete nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, wieder Unmengen von Flüssigkeit in sich hineinzuschütten. Man mochte kaum zusehen.


    "Bewegen musste ich mich schon immer sehr viel. Ich brauche das einfach."




    Als ich das Buch zum ersten Mal las, fühlte ich mich bei diesen Worten wie vom Blitz getroffen, weil ich jemanden kannte, der mir einmal sehr nahestand und exakt all diese Symptome Jodies auch hatte. Beim zweiten Lesen bin ich heute Nacht wieder bei diesen Zeilen angelangt und möchte die Gelegenheit sehr gern nutzen, Sie zu fragen, welche anderen Gründe Ben meinte, die die Polydipsie außer Depressionen auch noch haben könnte?


    Mir kommt es bei Jodie wie auch damals bei meinem Bekannten so vor, als würden sie mit dem übermäßigen Trinken die Probleme krampfhaft hinunterspülen und damit in Schach halten wollen, welche immer wieder versuchen, an die Oberfläche zu gelangen/ihnen bewusst zu werden. Selbigen Zweck der Verdrängung soll wohl auch die extrem viele Bewegung erfüllen. Nur auf die Überempfindlichkeit gegenüber den kleinsten Geräuschen kann ich mir so gar keinen Reim machen?


    Ich hoffe, diese Frage ist nicht zu viel verlangt und eine nicht allzu ausschweifende Antwort überhaupt möglich? Dann würde ich mich über ein bisschen Aufklärung zu dem Thema sehr freuen.


    All das mag ich mir am liebsten auch einrahmen. Ich bin wirklich glücklich, dass es in meiner Kindheit Fernseher noch kaum gab, dass mir Märchenbücher vorgelesen wurden, wir mit ganz wenigen Mitteln stundenlang drinnen oder draußen gespielt haben usw.

    Ich denke auch, es hängt hierzulande sehr davon ab, wie gern man seinen Job macht. Hat man einen Beruf erlernt, der Erfüllung und Berufung zugleich ist, spielt es keine Rolle, ob Wochenende oder Feiertag ist, dann ist man eben mit dem Herzen dabei. Macht man aber einen eher ungeliebten Job, um sein Leben zu finanzieren, sieht die Welt natürlich ganz anders aus. Ich gehöre zugegebenermaßen auch nicht zu den großen Karrieremenschen, die leben, um zu arbeiten. Und den meisten, die ich kenne, geht es so.


    :-(
    Als ich heute die furchtbar traurige Meldung vom Hirntod der Natasha Richardson gelesen habe, ging es mir genauso wie Rosenstolz. Nach dem Lesen des Buches hat man eine ganz andere Vorstellung als früher, was diese Meldung bedeutet.