Nachdem ich nun die vielen Beiträge zum 2. Abschnitt gelesen habe, weiß ich kaum, wo ich anfangen soll. Ich bin ganz erschlagen, dass das Buch überwiegend als so düster empfunden wird, weil es mir völlig anders ergeht. Für mich macht es ganz viele Zusammenhänge deutlich und gibt mir eher Lebensmut als Düsternis. Weil ich z. Bsp. Leid und schwere Bürde jetzt besser verstehen kann und nicht mehr nur als persönliche Ungerechtigkeit empfinde, wenn es um mich herum vielen besser zu gehen scheint.
Es finde es auch beeindruckend, wie viele menschliche Charaktere Kyber auf so wenigen Buchseiten unterbringt, die mir doch alle so bekannt vorkommen. Menschen, die nur in ihrer Vergangenheit leben (die graue Frau), Menschen, die entflammt sind für eine Gegend und darüber den Rest des Lebens fast vergessen (Ulla), weise Menschen, wie Johannes, die kleine, offene Veronika, der völlig engstirnige Pastor, Veronikas Mutter, die nur in ihrer realen Welt denken kann und nichts darüber hinaus versteht und und und ... Und so verstehe ich dieses Buch. Man hat all diese Menschen selbst in seinem Umfeld - und nun geht es um das tiefere Verständnis des Lebens und man kann sowohl im Buch als auch in seinem eigenen täglichen Umfeld mitverfolgen, wie jeder einzelne so damit umgeht.
Für mich bedeutet dieses Buch auch Hilfe zur Selbsthilfe, sich wiederzufinden und die Dinge um sich herum besser zu verstehen, was wiederum zur Folge haben kann, dass es einem besser geht. Genauso wie es auch die Möglichkeit gibt, den mitgebrachten "Rucksack" der Eltern irgendwann auszupacken und alles Nichtbenötigte endlich hinter sich zu lassen. Ich denke, darum geht es im Leben. Zu lernen, glücklich zu werden, zufrieden, und nicht zuletzt gütig und mitmenschlich.
So verstehe ich auch die Geschichte, dass Aron Mendel die Bürde für sein Enkelkind mittragen möchte. Nicht als wortwörtlich zu nehmen, sondern als Synonym für Liebe und Mitmenschlichkeit. Alles andere macht in meinen Augen gar keinen Sinn, man kann niemanden vor Leid bewahren, indem man vorab schon mal größere Bürden als nötig auf sich nimmt, man kann aber Menschen helfen, wenn sie leiden, ihnen ein wenig Last von den Schultern zu nehmen, vielleicht nur durch Zuhören und menschliche Wärme. Haben wir das nicht alle schon erlebt?
Und das ist meiner Meinung nach auch damit gemeint, von der Dämmerung zum Licht zu gelangen, den Blick zu öffnen für die wichtigen Dinge im Leben. Nicht nur im Selbstmitleid zu versinken, wenn es einem selbst sehr schlecht geht, sondern auch zu versuchen, daraus trotzdem eine Chance zu machen. Ebenso den Blick zu öffnen für seine Mitmenschen und dabei zu lernen, was uns allen ja meistens sehr schwer fällt, Anderssein nicht sofort zu verurteilen, sondern letztlich jeden mit Güte so zu nehmen, wie er ist. Wenn wir alle da ankämen, wäre die Welt doch wirklich eine bessere, oder? All dies ist mir zwar bewusst, doch bin ich im täglichen Leben noch weit davon entfernt, es stets und ständig zu beherzigen. Wiederum schön ist, dass ich doch einige wenige Menschen kenne, die so weit sind - und das bewegt mich dann immer zutiefst und zeigt mir, wie viel ich noch zu lernen habe.
Ich wusste auch nicht, was genau die Farben der 3 Lichter ausdrücken sollen und bin froh, dass hierüber diskutiert wurde. Dykes Ansicht finde ich sehr nah dran: blau Verstand, rot Gefühl und gold Geist. Aber warum musste Veronikas Schutzengel besonders das blaue Licht so sehr behüten, als sie im Fieber lag? Ich habe vor vielen Jahren mal gehört, dass kleine Kinder sich noch entscheiden können, wieder "zurückzugehen", wenn sie die Umstände ihrer Reinkarnation als nicht so günstig empfinden, wie sie es sich vielleicht vorgestellt hatten, um in diesem Leben ganz bestimmte Lernaufgaben zu bewältigen. Ich habe diese Stelle im Buch so ähnlich empfunden. Veronika war ja gerade sehr unglücklich, den Garten der Geister verlassen zu haben und im Haus der Schatten gelandet zu sein. Offensichtlich wollte sie fliehen und ihr Schutzengel hat sie davor bewahrt zu sterben, indem er das blaue Lebenslicht hütete? Keine Ahnung? Ich finde das ganze Thema so überaus interessant, aber weiß viel zu wenig von all den Dingen ...