Zitat
Original von Britt
Jeder Mensch hat natürlich ein Recht auf seine Weltanschauung, und nicht jeder kann den toten Körper eines geliebten Menschen als abgelegtes Kleidungsstück sehen, das die Seele nun nicht mehr braucht, und das nun – ähnlich einer Altkleider-Spende – an den nächsten Bedürftigen weitergereicht werden kann. So etwas durch Gesetze zu regeln finde ich daher kritisch, aber auch wiederum verständlich, wenn man die Möglichkeiten sieht, Leben zu retten. Zumal der wirklich Betroffene – das Opfer – sein Einverständnis durch seinen Organspenderausweis ja schon gegeben hat.
Es ist also auch eine Frage des Besitzdenkens der nächsten Angehörigen. Dieses neue Gesetz macht deutlich, dass jeder Mensch sich selbst gehört, niemandem anders, auch nicht dem Partner. Und dass somit auch jeder über sich und seinen Körper entscheiden kann – vor und nach dem Tod.
Aber wie auch immer; Helens Job möchte ich ums Verrecken nicht machen, und wenn er noch so gut bezahlt wäre!
Ich finde, es ist so überaus wichtig, dass jeder Mensch sein Einverständnis zu Lebzeiten gibt, ob er einer Organspende zustimmt oder nicht, denn für die nächsten Angehörigen ist dies gerade im Moment des tiefsten Schmerzes, der Trauer und der Ohnmacht über den Verlust völlig unmöglich zu entscheiden. Dann allerdings sollte ein solch mit sich geführter Organspendeausweis auch schwerer wiegen als das Besitzdenken aller Angehörigen.
Für mich war bei diesem hochsensiblen Thema bisher immer die schlimmste Befürchtung, dass die Ärzte hoffentlich nicht aufgrund dessen, dass man einen Organspendeausweis bei sich trägt, einen für zu früh als hirntot erklären, obwohl man ja vielleicht noch lebt und wieder aufwachen könnte. Insofern hätte auch ich mich in Charlottes Situation 100%ig davon überzeugen mögen, ob mein Mann tatsächlich unwiederbringlich tot ist, wo er doch noch atmet. Die Schocktherapie Dr. Kidders war dann zwar äußerst brutal, aber einleuchtend ...
Da ich als 5-jähriges Kind einmal 8 Tage lang aufgrund einer Mandel-OP im Krankenhaus war und während dieser Zeit weder besucht noch am Ende zum vereinbarten Termin rechtzeitig abgeholt wurde, habe ich ein wirklich traumatisches Verhältnis zu Ärzten und Krankenhäusern im Allgemeinen und bin Ihnen, liebe Frau Hellmann, von Herzen dankbar, dass ich jetzt den Unterschied zwischen Tod, Hirntod und Koma genau verstehe und mich dem Thema Organspende völlig neu öffnen kann.
Um abschließend auf den letzten Satz von Britt zu kommen: Auch wenn ich weiß, es muss unvorstellbar hart sein, ich würde diesen Job wirklich gern machen, weil es mich über alle Maßen befriedigen würde, abends nach Haus zu kehren mit dem Wissen, etwas wunderschönes Menschliches und Hilfreiches getan zu haben ...