Beiträge von C.N.

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    Original von dbhellmann
    Sie fühlte sich von keinem ernst genommen, nicht von ihrer Familie, nicht von ihren Freunden. Keiner von uns hatte Lust darauf bzw. Verständnis dafür, dass sie so überhaupt nicht damit zurechtkam, älter zu werden. Botox, Facelifts, Liposuction, gebleichte Haare, immer einen Spiegel und einen Lippenstift in der Hand. Sie war 56. Das Ganze erschien uns lächerlich, mackig, nicht krank. Nicht einmal mein Mann ist auf die Idee gekommen, dass es krankhaft war. Genau das war es aber. Sie muß so zornig gewesen sein über den fortschreitenden Alterungsprozess, dass sie dem ein Ende gemacht hat.


    Oje, ich hatte sonstwas Schlimmes oder Schmerzliches vermutet, aber der fortschreitende Alterungsprozess, das ist doch nun wirklich gar kein Grund, um eher aus dem Leben zu scheiden. Ganz traurig, dass jemand auf diese Weise so krank sein kann.


    Es gibt ja viele Menschen, die den Freitod an sich furchtbar verurteilen, aber dazu gehöre ich nicht. Für mich gibt es durchaus Gründe, bei denen ich vollstes Verständnis dafür habe, wenn jemand einfach nicht mehr leben möchte, vor allem nicht mehr leiden möchte.


    Aber so ein krasses Beispiel hab ich bisher noch nie gehört. Das finde ich einfach nur unfassbar, na ja, krank eben ...

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    Original von dbhellmann
    Es geht bei all diesen Dingen ausschließlich um Geld. Je mehr davon auf dem Spiel steht, desto weniger hat man als Autor Mitspracherecht. So wird das aber nicht genannt. Man hat nicht kein Mitspracherecht, sondern man wird rundum betreut.


    Da ist er wieder, Ihr köstlicher Humor, den ich so liebe!
    "So wird das aber nicht genannt. Man hat nicht kein Mitspracherecht, sondern man wird rundum betreut."


    Das ist natürlich genau der Punkt, da hätte ich auch selbst drauf kommen müssen, je mehr Geld auf dem Spiel steht ...
    Jammerschade!

    Ich bin wirklich entsetzt, dass selbst namhaften, erfolgreichen Autoren und Autorinnen von den Verlagen her so wenig Vertrauen entgegengebracht wird, dass man vertriebsmäßig alles immer nur nach Schema F abwickeln will und nur die Dollar-Zeichen am Horizont sieht, anstatt seinen "Schützlingen" den Rücken zu stärken, auch mal etwas zu riskieren und schlichtweg immer offen zu sein für jeden interessanten Lesestoff, den der Leser sich vielleicht gern zu Gemüte führen würde. Wie kommt ein Verlag nur darauf, dass ich gern fröhlich plätschernde Frauenromane lesen möchte und mich solch ein Cover, wie das von "Zeit der Freundinnen" ansprechen könnte? Im Leben doch nicht! Aber so ist das ja leider in vielen Bereichen des Lebens - ich bin so oft verwundert und erschüttert, was dies anbelangt. Gott sei Dank verlasse ich mich da lieber immer auf meinen Instinkt, gute Tipps von anderen oder Altbewährtes.


    Erst recht verwundert mich, dass Britt in einem kleinen, mittelständischen Verlag dieses Problem bisher nicht kennt, gerade dort hätte ich das viel schlimmer vermutet. Und auch deren Befürchtung vielleicht noch eher verstanden, dass die Erfolgschance bei einer nicht weltweit bekannten Autorin ja durchaus geringer sein könnte.


    Ich hoffe, dass die "Alles-wird-gut-Literatur-Phase" so schnell wie möglich vorübergeht und ich in nicht allzu ferner Zukunft wieder ein neues Buch von Ihnen lesen kann, denn das wird mir sehr fehlen (:-((

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    Original von dbhellmann
    Ja, es hat inzwischen einer gewonnen, leider ich. Am 01. Januar 2009 ... Und dann wurde eine meiner engsten Freundinnen eingeliefert, seit dreißig Jahren glücklich verheiratete Mutter von zwei erwachsenen, wohl geratenen Kindern, die versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Ohne ein Wort. Ohne einen Abschiedsbrief. Ohne, dass es irgend einen "Anlass" dafür gegeben hätte. Und sie hat es geschafft.


    Ich kann meine Unfassbarkeit auch nicht in Worte fassen ... Was muss da nur in ihr gewesen sein in jener Nacht ...

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    Original von Eskalina
    Ich mag die Stelle auf Seite 290 - als sie die Eltern von Dawn Michaels tröstet, das ist so einfühlsam...Sie scheint wirklich eine Begabung darin zu haben, zu trösten und die richtigen Worte zu finden.


    Das hat mich auch in diesem Buch ganz oft zutiefst berührt, welch tröstende, einfühlsame Worte Helen für die Angehörigen immer findet. Das ist so eine begnadete Begabung. Auch der Gwendolyn Wagner gegenüber auf den Seiten 118/119.


    Und nicht zuletzt wird wohl Diana Beate Hellmann selbst diese Begabung den Menschen bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit zuteil werden lassen.

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    Original von Britt
    Manchmal geschehen Wunder. Und egal ob es sich dabei um Gwendolyn Wagner oder einen abgefahrenen Außenspiegel handelt - da ist jemand, der für uns sorgt. Ob er nun auf unser "Gebet" reagiert oder den Spiegel sowieso für uns bereit gehalten hat, ist unter'm Strich egal. Man muss nur bereit sein für Wunder. Ich denke, dann sieht man sie auch.


    Ich möchte Froschi gern zustimmen, das ist wirklich wunderschön gesagt. Aus irgendeinem Grund muss ich gerade an "Der kleine Prinz" denken, man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar ...

    Diese Szene im Buch, wie einfühlsam Helen mit der Gwendolyn Wagner spricht, die war überhaupt so ergreifend ... Dass sie diese tröstenden Worte für sie fand, warum sie nicht auch mitgenommen wurde, eben weil vielleicht ihre Kinder das nicht wollten, das hat mir Gänsehaut gemacht. Das war so ein schöner, hoffnungsvoller Trost in jenem Moment, der Gwendolyn völlig neuen Lebensmut gab. Und dass sich diese Hoffnung dann auch tatsächlich so schnell bewahrheitete, das ist schon ganz schön viel glücklicher Segen Gottes oder Zufall oder Schicksal, wie immer man es sehen möchte.


    Bei Britts Norwegen-Geschichte mit dem Fordhändler in dieser einsamen Gegend am späten Freitagabend, da fällt es mir wirklich mal wieder ganz schwer, einfach nur an Zufall zu glauben, während ich bei der U-Bahn-Sitzplatz-Geschichte eher geneigt bin, Frau Hellmanns Ansicht zu teilen. Ich fand die Erklärung, wie platt es leider auch sein könnte, übrigens sehr spaßig zu lesen.


    Ich finde es überhaupt total beeindruckend, hier in all den Beiträgen der Autorin stets den unverkennbaren Schreibstil wiederzufinden, der mir aus all ihren Büchern so vertraut ist. Ein Thema kann noch so traurig oder ernst sein, irgendwann kommt ganz bestimmt der Moment, wo man durch einen riesen Lacher erst mal wieder ins Hier und Jetzt zurückgeholt wird. Dieses Wechselbad der Gefühle, das ist so wunderschön in Frau Hellmanns Büchern.

    dbhellmann


    Ich bin sehr bewegt von Ihren so ausführlichen Zeilen ... Und ich bin auch sehr erleichtert, dass Sie mir mit Ihren Worten eine neue Sicht auf die Dinge eröffnet haben, denn meine bisherige Betrachtungsweise hat mir manchmal ziemlich zu schaffen gemacht. Gerade wenn man versucht hat, nach bestem Gewissen alles so gut und richtig wie möglich zu machen und dann doch scheitert und sich mit quälenden Fragen den Kopf zermartert, was denn wohl an mir oder meiner "Denke" so falsch gewesen sein könnte. Ich bin erleichtert, dass ich mir das dank Ihrer verständlichen Worte in Zukunft nicht mehr antun werde.


    Auch Ihre Ansicht über das positiven Denken im ursprünglichen Sinne gefällt mir gut.


    Aber völlig positiv überrascht bin ich von Ihren Worten zum Thema Pessimisten. Mir sagt man das nämlich ganz gerne mal nach, owohl ich es selbst vielmehr so sehe, dass ich nur gern auf das Schlimmste vorbereitet sein möchte, damit es mich nicht unverhofft treffen kann. Zudem hat man dann die größten Aussichten, dass es eigentlich nur besser kommen kann. Für mich ist es eine erfreuliche Überraschung zu lesen, dass Pessimisten als erfolgreicher, wenn auch nicht glücklicher, und mental sogar gesünder gelten.


    In diesem Sinne für heute allen eine gute Nacht, weiterhin viel Spaß beim Lesen "unseres" Buches und Ihnen, liebe Frau Hellmann, an dieser Stelle ein ganz, ganz großes und herzliches DANKESCHÖN für Ihre so engagierte und offenherzige Teilnahme an unserer Runde!!! Ihnen wünsche ich einen wunderschönen restlichen Tag!

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    Original von dbhellmann
    Liebe Christiane Neumann,


    ich persönlich glaube nicht, dass das, was wir denken, auch passiert, weil wir es mit unseren Gedanken anziehen. Das wäre ja schrecklich. und Gott hat doch immer auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und warum hat mein Freund Franz dann auch nicht längst den Rolls Royce, den er, seit er "The Secret" gelesen hat, immerzu visualisiert?
    Ich glaube aber, dass wir für unsere Gedanken ebenso verantwortlich sind wie für unsere Taten. Das fängt schon an mit der unterschiedlichen Einschätzung dessen, was unter Untreue zu verstehen ist. Werde ich meinem Partner erst untreu, wenn ich mit einem anderen schlafe, oder bin ich bereits untreu, wenn ich mir Sex mit dem anderen wünsche? Für mich persönlich ist Letzteres auch Untreue, nur nicht beweisbar, und es verletzt den Partner nicht so, mich selbst schon.

    Sterbende Menschen haben nach meiner Erfahrung eine nicht mehr weltliche Empfindungsfähigkeit. Sie spüren, was um sie herum geschieht, mit übersinnlichen Fähigkeiten. Ich weiß noch genau, wie das war, als ich damals, als meine Mutter starb, eines Nachts neben ihr im Hospiz im Bett darüber nachdachte, wie ich das mache mit der Todesanzeige. Was ich da reinschreibe. Von einer Autorin erwarten ja auch immer alle was. Ich klamüserte mir das im Kopf zusammen, als meine Mutter plötzlich nach meiner Hand griff und sagte: "Das mach genau so!" Ich habe sie daraufhin gefragt, ob sie gehört hätte, was ich gedacht habe, und sie guckte mich ganz verwirrt an und meinte: "Klar." Dann hat sie weitergeschlafen.



    Ehrlich gesagt haben mir diese Worte auch Angst gemacht, dass unsere Gedanken möglicherweise einen solch intensiven Einfluss haben könnten auf das, was wir erleben. Wiederum muss es ja gar nicht so schrecklich sein, weil man dann durch positive Gedanken die Möglichkeit hat, die Dinge in eine gute Richtung zu lenken.


    Ihre Sichtweise finde ich aber auch absolut nachvollziehbar für mich und danke Ihnen sehr, dass ich mich in Zukunft auf jeden Fall mit beiden Betrachtungsweisen auseinandersetzen werde.


    Auch für Britts Antwort zu diesem Thema lieben Dank. Es ist schön, durch einen Erfahrungsaustausch neue Aspekte hinzuzugewinnen.

    Um Himmelswillen, denk bloß nicht über die Öffentlichkeit nach, lass einfach alles aus Dir heraus, was ehrlich und aufrichtig ist ...


    Und auch wenn es dann Menschen gibt, die Dich verletzen, es tut weh, aber Du bist Dir selbst wenigstens nicht untreu geworden - und das zählt für Dich am Ende, Du wirst sehen, irgendwann ...

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    Original von dbhellmann
    Aber wie gesagt beziehe ich diese Empfindungen auf hirntote Patienten. In Gegenwart von komatösen oder sterbenden Patienten sollte man jedes seiner Worte sorgsam abwägen und möglichst sogar aufpassen, worüber man nachdenkt. Wer neben dem Bett eines Sterbenden sitzt und sich überlegt, was er noch einkaufen muss fürs Wochenende, darf sich nicht wundern, wenn der Patient plötzlich unruhig wird.


    Liebe Frau Diana Beate Hellmann,


    dieses sind so bewegende Worte für mich, man kann es einfach nicht besser ausdrücken ...


    Ich bin ein Mensch, der sehr an die Macht der Gedanken glaubt, aber in dieser Situation war es mir mit solcher Intensität bisher nicht bewusst ... Wahrscheinlich würde es mir aber auch gar nicht in den Sinn kommen, in einer solchen Situation an Wochenendeinkäufe zu denken ...


    Ich habe kürzlich mal gelesen, dass das, was wir denken, das Ergebnis dessen sein wird, was wir erleben werden ... Da frage ich mich natürlich im Nachhinein (denn mir ist gerade ziemlich viel Trauriges passiert), ob es wirklich immer gut genug war, was ich gedacht habe?


    Herzliche Grüße nach L.A. sendet Ihnen von Herzen
    Christiane Neumann

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    Original von Britt


    Jeder Mensch hat natürlich ein Recht auf seine Weltanschauung, und nicht jeder kann den toten Körper eines geliebten Menschen als abgelegtes Kleidungsstück sehen, das die Seele nun nicht mehr braucht, und das nun – ähnlich einer Altkleider-Spende – an den nächsten Bedürftigen weitergereicht werden kann. So etwas durch Gesetze zu regeln finde ich daher kritisch, aber auch wiederum verständlich, wenn man die Möglichkeiten sieht, Leben zu retten. Zumal der wirklich Betroffene – das Opfer – sein Einverständnis durch seinen Organspenderausweis ja schon gegeben hat.
    Es ist also auch eine Frage des Besitzdenkens der nächsten Angehörigen. Dieses neue Gesetz macht deutlich, dass jeder Mensch sich selbst gehört, niemandem anders, auch nicht dem Partner. Und dass somit auch jeder über sich und seinen Körper entscheiden kann – vor und nach dem Tod.
    Aber wie auch immer; Helens Job möchte ich ums Verrecken nicht machen, und wenn er noch so gut bezahlt wäre!


    Ich finde, es ist so überaus wichtig, dass jeder Mensch sein Einverständnis zu Lebzeiten gibt, ob er einer Organspende zustimmt oder nicht, denn für die nächsten Angehörigen ist dies gerade im Moment des tiefsten Schmerzes, der Trauer und der Ohnmacht über den Verlust völlig unmöglich zu entscheiden. Dann allerdings sollte ein solch mit sich geführter Organspendeausweis auch schwerer wiegen als das Besitzdenken aller Angehörigen.


    Für mich war bei diesem hochsensiblen Thema bisher immer die schlimmste Befürchtung, dass die Ärzte hoffentlich nicht aufgrund dessen, dass man einen Organspendeausweis bei sich trägt, einen für zu früh als hirntot erklären, obwohl man ja vielleicht noch lebt und wieder aufwachen könnte. Insofern hätte auch ich mich in Charlottes Situation 100%ig davon überzeugen mögen, ob mein Mann tatsächlich unwiederbringlich tot ist, wo er doch noch atmet. Die Schocktherapie Dr. Kidders war dann zwar äußerst brutal, aber einleuchtend ...


    Da ich als 5-jähriges Kind einmal 8 Tage lang aufgrund einer Mandel-OP im Krankenhaus war und während dieser Zeit weder besucht noch am Ende zum vereinbarten Termin rechtzeitig abgeholt wurde, habe ich ein wirklich traumatisches Verhältnis zu Ärzten und Krankenhäusern im Allgemeinen und bin Ihnen, liebe Frau Hellmann, von Herzen dankbar, dass ich jetzt den Unterschied zwischen Tod, Hirntod und Koma genau verstehe und mich dem Thema Organspende völlig neu öffnen kann.


    Um abschließend auf den letzten Satz von Britt zu kommen: Auch wenn ich weiß, es muss unvorstellbar hart sein, ich würde diesen Job wirklich gern machen, weil es mich über alle Maßen befriedigen würde, abends nach Haus zu kehren mit dem Wissen, etwas wunderschönes Menschliches und Hilfreiches getan zu haben ...

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    Original von Britt

    Eine solche Mutter ist ein Fluch, und ich kann - wenn auch nicht alles an Charlotte leicht zu verstehen ist - ihr in der Hinsicht zumindest voll und ganz nachfühlen, dass sie ihre Mutter unmittelbar nach dem Unfall nicht sehen will.


    Ich konnte das Charlotte in diesem Moment auch zutiefst nachfühlen. Es hat mich sehr an eine eigene Lebenserfahrung erinnert, als meine Oma damals von uns ging, die für mich der liebste und wichtigste Mensch in meiner Kindheit war. Ich konnte und wollte damals meinen Schmerz auch nicht mit meiner Mutter und meiner Familie teilen, sondern brauchte es, ganz für mich allein Abschied von ihr zu nehmen.


    Mich hat die Szene sehr berührt, als Charlotte sich endlich traute, die Hand ihres Mannes zu nehmen. Ich hätte das gar nicht so lange aushalten können ...

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    Original von Britt

    Eine solche Mutter ist ein Fluch, und ich kann - wenn auch nicht alles an Charlotte leicht zu verstehen ist - ihr in der Hinsicht zumindest voll und ganz nachfühlen, dass sie ihre Mutter unmittelbar nach dem Unfall nicht sehen will.