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Original von Babyjane
Grundsätzlich fände ich es nett, wenn ein Mindestmaß an Englischkenntnissen hier unterstellt würden, danke!
Darauf deutete bereits mein Smiley hin, aber gerne noch mal deutlich: Ich habe niemandem fehlende Englischkenntnisse unterstellt.
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Hm.... meiner Meinung nach ist hier bei dem Wort CRANK eher die Bedeutung "durchdrehen" gemeint, aber ich mag mich täuschen.
"Durchdrehen" in dem Sinne, wie es "crank" unter anderem auch meint, bezöge sich da aber mehr auf den mechanischen Vorgang, nicht auf die menschliche Psyche. "Crank it up!" ist in den USA eine oft gebrauchte Redewendung, mal ein bisschen schneller zu machen. Im (ersten) Film ist es doppeldeutig gemeint, aber immer unter Bezug auf die rasende Geschwindigkeit, die der Film hat: Zum einen muss Chev immer in Bewegung bleiben, um seinen Adrenalinspiegel hochzuhalten, zum anderen muss er dafür halt immer waghalsigere Aktionen durchziehen. Die eigentliche Herkunft des Titels bezeichnet den Stoff selbst: "Crank" ist in den USA ein Slangwort für Crystal Meth, das auch in Deutschland ... ähm ... nicht unumstrittene Methamphetamin. Aber, wie gesagt, das war nur eine Randbemerkung.
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Nein, ich war gewiss nicht Zielgruppe, allerdings ist es ja nicht Grundvoraussetzung für einen Film, daß man der Zielgruppe angehört. Mir haben gewiss schon Filme gefallen, in deren Zielgruppe ich ebenfalls nicht war.
Hm, so ganz meinte ich das nicht. Allerdings passiert es ja durchaus oft, dass Frauen von ihren Männern (andersrum natürlich auch) ins Kino geschleift werden und sich für das Genre oder die Hintergründe gar nicht interessieren. Darum ging es mir weniger.
CRANK 2 ist natürlich auch einzeln anschaubar, allerdings setzen Neveldine/Taylor hier schon voraus, dass man sich im Original (also CRANK 1) an den kinetischen Extremstil gewöhnt hat und diesen auch als narratives Mittel akzeptiert. CRANK 2 ist eine bewusste "Schneller, höher, weiter"-Erfahrung, die absichtlich viele Elemente des Erstlings aufgreift und noch einmal übersteigert - daher auch die Wiederholungen. Die "Vögelszene" auf der Rennbahn ist nur eine davon und war in CRANK 1 eine quasi lebensrettende Maßnahme mitten auf einer belebten Kreuzung. Und nein, natürlich nimmt der Film sich keine Sekunde ernst - das ist ja das Konzept.
Tom hat das richtig erkannt - die CRANK-Reihe orientiert sich an der "New School of Action", deren neuer Star witzigerweise sowieso schon Jason Statham heißt. Viele dieser Filme setzen den neuen Stil, die Handkamera, die rasenden Schnitte oder den schon als Markenzeichen geltenden "Fast Forward" aber als reinen Selbstzweck ein und werden dadurch höchstens unübersichtlicher (QUANTUM oder die letzten beiden BOURNES sind ein gutes Beispiel dafür), während gerade CRANK das Stilmittel als narrative Technik einsetzen MUSS: ob Adrenalin in Teil 1 oder Elektrizität in Teil 2, alles muss rasen, muss in Bewegung bleiben, muss Achterbahn sein - das ist Teil des Gesamtkonzepts.
Natürlich MUSS man das nicht gutfinden - es bei der Betrachtung im Hinterkopf zu haben, hilft aber ungemein.
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Die Transporterfilme als seelenlos zu bezeichnen, finde ich ein wenig .... unverfroren.
Warum? Die Kritiker waren zu den Filmen noch weitaus unfreundlicher (was nicht heißt, dass Kritiker immer Recht haben müssen, wohlgemerkt). Wenn es dich beleidigt, wenn jemand anderer Meinung ist, dann entschuldige ich mich - andererseits ist ein Forum doch zum Diskutieren da, nicht wahr?
Ich kenne die EuropaCorp. ziemlich gut, und ich kenne auch Luc Bessons Arbeitsweise als Produzent, und die ist durchaus professioneller als 90 Prozent des europäischen Mainstream-Kinos, aber sie ist eben "Reißbrett". Das ist nicht böse, sondern heißt nur, dass er ganz genau durchkalkuliert, wie so ein Film auszusehen hat. Mal funktioniert das auch auf emotionaler Ebene ganz gut (teilweise z.B. im ersten TRANSPORTER), aber halt nicht immer. Während einige von Bessons Schöpfungen eigenständig sind (exemplarisch sei hier der neue B-13: ULTIMATUM genannt, der genau DAS abliefert, was er verspricht, und zwar kompromisslos), konzentriert er sich vor allem in den auch auf den US-Markt abzielenden TRANSPORTER-Filmen auf andere Elemente und kopiert mit TRANSPORTER 2 und 3 ganz bewusst die "New School of Action", deren Star er ja sinnigerweise ohnehin verpflichtet hat.
Da das aber ohne ironische Brechung erfolgt, ist es (speziell in TRANSPORTER 3) schwer mit anzuschauen, wenn es schon längst Filmemacher gibt, die diese neuen Elemente kreativ modifizieren und immer wieder neu zusammensetzen (Neveldine/Taylor in CRANK, Wayne Kramer in RUNNING SCARED, Michael Davis in SHOOT 'EM UP). Das war eigentlich das, was ich mit "seelenlos" meinte - was nicht heißt, dass die Filme kommerziell nicht erfolgreich laufen könnten, das tun sie ja. Aber gerade im Falle der TRANSPORTER-Reihe spricht selbst das RT-Meter eine deutliche Sprache in Bezug auf die Akzeptanz der Kritiker: Beim letzten Teil reichte es nur zu 38%. Nochmal, Kritiken sind Geschmackssache, aber die Tendenz ist schließlich erkennbar.
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Ich fand sie gut gemacht,
Das sind sie auch (Story und Dialoge mal außen vor).
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sie setzten damals aus meiner Sicht definitiv neue Maßstäbe
Das hatte ich ja gerade versucht zu erläutern. Sie setzten neue Maßstäbe für den europäischen kommerziellen Film, das ist richtig. Im internationalen Vergleich haben sie bewiesen, dass die Europäer mittlerweile ihr Handwerk verstehen. Und sie haben dich gefesselt, was ja schon mal gut ist. Sie sind gutes Handwerk - Innovation war dagegen noch nie Bessons Sache.
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und bauten einen gewissen morbiden Witz in eine actionreiche Handlung ein.
Da habe ich jetzt tatsächlich überlegt. Actionreich sind alle drei Teile natürlich, und natürlich haben sie auch ihre trockenen Momente (pointierte Oneliner sind seit Willis und Schwarzenegger Bestandteil des modernen Actionfilms) - aber morbide fand ich die jetzt nicht wirklich.
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Nicht das Rad neu erfunden, aber ein wenig besser, als anderer Mainstreamactionkram.
Kommt natürlich darauf an, was man als Vergleich heranzieht. Beim Rad sind wir uns doch aber schon mal einig, siehste ...
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Hast du den Film gesehen? Wenn nein, sollten wir uns vielleicht dann weiter unterhalten, wenn du mit reden kannst....
Jepp, hab ich. Allerdings beruflich und schon im vergangenen Jahr, aber das bedeutet ja nicht, dass ich auch eine persönliche Meinung haben darf.
Aber vielleicht schreibe ich schon wieder viel zu viel, entschuldige. Es sollte keine Stellungnahme werden, sondern nur ein weiterer Diskussionsbeitrag. Nichts für ungut.
Liebe Grüße vom Rhein,
Bildersturm