Zugegeben,
von John Saul hab ich maximal drei Bücher gelesen, von King in meiner "heißen Phase" damals vielleicht an die zwanzig. Aber unabhängig vom Verhältnis der beiden zueinander (was King literarisch von Saul hält, hat er in "On Writing" ja durchaus klargemacht), finde ich es schwer, ausgerechnet DIESE beiden Schriftsteller miteinander zu vergleichen. Warum? Nur weil beide unheimliche Literatur schreiben? Ansonsten gibt es da nämlich gar keine Gemeinsamkeit ...
King ist ein Autor, der vordergründig (und nicht einmal in jedem Roman) übernatürliche Motive verwendet, aber weitaus mehr an seinen Figuren und an einem (nostalgisch gefärbten) Rückblick interessiert ist, der von der Sehnsucht nach dem Amerika seiner Kindheit (die Zeit vor den großen sozialen Konflikten, eine für Kinder noch praktisch "heile" Welt) geprägt wird. Dieser "childhood myth" schlägt natürlich in seinen Hauptwerken am deutlichsten durch, aber ist im Prinzip in so gut wie jedem Werk zu finden - den Roland-Zyklus jetzt mal ausgenommen. King im Übermaß ist am Stück etwas gefährlich, da er seine Stilmittel nie wirklich groß variiert. Sein Paradies ist Maine, sein Refugium die Kleinstadt mit den weißen Zäunen (auch wenn dahinter oft der Abgrund lauert), und seine häufige Erwähnung und Einbindung von Brands & Labels ist keine Werbung, sondern der Versuch, durch Vertrautheit mehr Authentizität zu erreichen.
John Saul dagegen ist jemand, den die Psychologisierung seiner Figuren überhaupt nicht interessiert. Er erzählt Fast Food-Horror ohne große Innovationen, und zumindest mich lässt das kalt. Im literarischen Vergleich liegen seine Romane auf jeden Fall hinter denen von King, auch wenn das natürlich nichts aussagt - schließlich hat auch Fast Food seine Berechtigung und seine Fans. Es kommt halt darauf an, was einen anspricht und was man sich vom Lesen erwartet. Aber da bin ich wieder bei meiner Aussage von oben - man kann die beiden unmöglich vergleichen.
Wenn man irgendeinen Vergleich der "großen" US-Horrorautoren ziehen wollte, sollte man King eher Dean Koontz gegenüberstellen. Und ernsthaft, wenn ich richtigen ehrlichen (und innovativen) Hardcore-US-Horror lesen will, dann greife ich zu Jack Ketchum oder Joe Lansdale.
Natürlich nur meine eigene Meinung. Steinigt mich halt ...