Beiträge von Timo

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    Original von Voltaire
    Und nur weil mir die Heidenreich entschieden auf den Senkel geht, kann es doch durchaus möglich sein, dass auch sie mal ein lesenswertes Buch erwischt - das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Man sollte da schon zwischen dem Präsentator und dem präsentierten Buch differenzieren. :wave


    Du hast sicherlich Recht. Meine Kritik richtet sich auch nur gegen einige Präsentatoren, wie du es nennst, die sich manchmal anmaßen, von MUSS-Büchern zu sprechen und zu schreiben. Ich kritisiere eine bestimmte Art des Sprechens und Schreibens über Bücher, nicht die besprochenen Bücher.

    Ich empfinde immer eine leichte Abneigung gegen Bücher oder Leute (z.B. manchmal die fürchterliche Elke Heidenreich), die uns vorschreiben wollen,welche Bücher man gelesen haben MUSS. (z.B. Beispiel Pruys unten.) Meistens stößt man uns mit der Nase auf die Klassiker einer sogenannten Kanonliste. Ich habe ja nichts gegen gute Ratgeber. Und die "Kanonischen" lese ich ja auch ganz gerne. Doch ich mag es nicht, wenn man dann mit didaktischem Zeigefinger und der Bildungspeitsche :peitsch daherkommt und manchem sogar ein schlechtes Gewissen einreden will, weil man dieses oder jenes noch nicht gelesen hat.

    :wave
    Vielen Dank fuer die bisherigen Lektueretipps. :anbet Einige Romane kenne ich zwar schon, da Manuskriptfiktionen meine Leseleidenschaft sind. Doch darunter scheinen auch einige reizvolle Schinken zu sein, die es vielleicht wert sind, fuer zukuenftige Leseprojekte in Angriff genommen zu werden. Werde mal weiter nach den entsprechenden Rezensionen forschen.
    Vielleicht habt ihr ja noch weitere Vorschlaege.


    Gruss Timo

    Hallo Buechereulen,


    Wer kann mir helfen?
    Ich suche Romane aller Gattungen, in denen Manuskripte (alte Schriften, Handschriften, Romanmanuskripte) eine wichtige Rolle spielen - sei es nun, dass sie gesucht, gefunden, versteckt, gelesen, gekauft, geklaut etc werden.
    Ich habe schon einige Texte mit diesem Motiv gelesen oder in Erfahrung gebracht, aber fuer weitere Tipps waere ich euch sehr dankbar.
    Viele Gruesse
    Timo

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    Original von Grisel
    Wie wäre es mit der zwanghaft um Anerkennung bettelenden Leserin, die zwar grundsätzlich liest, wonach ihr der Sinn steht, aber im seltenen Fall, daß ihr mal was sog. "anspruchsvolles" vor die Augen gerät, sich heftig bemüßigt fühlt, dies den Lesesnobs ihrer Verwandtschaft mitzuteilen. Und doch stets belächelt wird. :cry


    Wer zu diesem Typus gehoert, dem lege ich den witzigen kleinen Ratgeber von Bayard ans Herz. Also: im Notfall lieber nicht lesen, sondern so tun als ob. :-)

    Liebe Büchereulen,
    ich habe bisher mit viel Interesse eure Beiträge verfolgt. Spaßeshalber habe ich angefangen, eine kleine (nicht ganz ernst gemeinte :-]) Typologie der Zwangsleser zu entwerfen. Sie ist natürlich noch nicht komplett. Vielleicht habt ihr ja Verbesserungsvorschläge oder weitere Ideen. Erkennt sich der eine oder andere wieder? Viel Spass beim Lesen:

    1. Der PFLICHTLESER :heul: er quält sich bei der Pflichtlektüre, die von den Bildungsinstitutionen vorgeschrieben wird. Er leidet vor allem unter dem ewigen Zerkauen der Texte. Häufige Folgewirkung: gewisse Autoren und Bücher werden ihm ein Leben lang verleidet.

    2. Der LESE-STATISTiKER :schnaps: er quält sich mit reizlosen Büchern ab, um eitel seine persönliche Lesestatistik zu erhöhen. Die Seitenzahl ist ihm heilig.


    3. Der LESE-TROTZKOPF :beleidigt: er bietet dem Buch Trotz wie einem Gegner. Seine Parole: "Ich lese Dich, Buch, gerade weil du mich daran hindern willst. Du kriegst mich nicht klein. Ich bin stärker als du."


    4. Der READ&WORKAHOLIC :boxer: Lesen ist für ihn Arbeit. Er steht unter dem Zwang, ununterbrochen lesend arbeiten zu müssen. Nur wenn er beim Lesen schwitzt, empfindet er Stolz und Freude. Später klopft er sich selbst auf die Schulter, weil er durchgehalten hat mit seiner Lektüre.


    5. Der LESE-PEDANT :lupe: er liest peinlich genau jedes Wort in einem Buch. Preussische Lesedisziplin, Zucht und Ordnung. Er darf nichts verpassen und muss stets die Seite, das Kapitel oder den Absatz zu Ende lesen, bevor er seine Lektüre unterbricht.


    6. Der LESE-MÄRTYRER :heiigenschein: er nimmt schweres Leseleid auf sich um seines Glaubens willen: der Glaube, dass sich der Sinn des Buchs nur erschliesst, wenn man alles liest, der Glaube, dass man dieses kanonische Buch der Weltliteratur gelesen haben muss.


    7 etc. :gruebel :gruebel :gruebel

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    Original von Annorra
    Wenn ich die Antworten hier so lese, komme ich mir mit meinen internen Lesezwängen ja recht einsam vor. Also ich kenn das, dass man auch ohne einen äußeren Zwang ein Buch zu Ende liest, auch wenn ich nicht muss. Ist hohl, zugegeben, und trotzdem tu ich's, obwohl ich's ganz genau weiß. Manchmal wird das Buch dann schneller gelesen, aber so ganz abbrechen, das "wage" ich so gut wie nie. Ich überlege gerade, was die Ursache dafür ist. Ich glaub, es ist zum einen für die persönliche Statistik der bereits gelesenen Bücher. Zum andern vielleicht so eine absurd-irrationale Haltung "Ich lass mich von deinem schlechten Stil nicht aufhalten, ich schaff dich schon!" :bonk


    So einsam musst du dich mit deinen Lesezwängen gar nicht fühlen. Ich jedenfalls verspüre ähnliche Zwänge. Bei mir: aus statistischer Eitelkeit? Behauptungswillen? Die Germanistenkrankheit, gegen Bücher analytisch anzurennen? Trotzdem bleibt bei mir die Lust nie auf der Strecke. Aber Lesen heisst bei mir auch Arbeit, die erst richtig Freude macht, wenn man auch ein bisschen schwitzt.

    In Adalbert Stifters Erzählung "Die Narrenburg" findet sich auch das Motiv der aufgezwungenen Lektüre:
    “Jeder (...), dem die Burg als Erbschaft zufiel, mußte(...) zweierlei Dinge leisten: erstens mußte er schwören, daß er getreu und ohne geringsten Abbruch der Wahrheit seine Lebensgeschichte aufschreiben wolle, und zwar von der Zeit seiner ersten Erinnerung an bis zu jener, da er nur noch die Feder zu halten im Stande war. Diese Lebensbeschreibung solle er dann Heft für Heft, wie sie fertig wird, in dem feuerfesten Gemache hinterlegen, das zu diesem Zwecke in den roten Marmorfels gehauen war, der sich innerhalb der Burg erhebt; – zweitens mußte er schwören, daß er sämtliche bereits in dem roten Steine befindlichen Lebensbeschreibungen lesen wolle, wobei es ihm aber nicht gestattet ist, irgendeine von dem Gemache ihrer Aufbewahrung wegzutragen."


    Kennt ihr vielleicht auch Bücher, in denen vom Zwangslesen gesprochen wird? Das würde mich sehr interessieren.
    Gruss Timo

    Frage: Gibt es typische Körperreaktionen beim Zwangslesen? ;-)
    Steena sprach von "Erbrechen", bei hestia2312 stellten sich die "Nackenhaare" auf und Lucy1987 spürt einen "Druck im Nacken". Ist also die Magengegend und der Nacken das Schmerzzentrum des Leseleidens? Wo juckts euch bei der Pflichtlektüre?


    Bell  

    Zitat

    Original von Bell
    Das nicht-drüber-hinweg-lesen muss m.E. nicht einmal mit Respekt zu tun haben - wenn ich ein Buch freiwillig lese, dann will ich ja auch, dass es sich mir erschließt, wenn mich das Buch so wenig reizt, dass ich mir gar keine Mühe geben will, wenn es kompliziert oder auch mal langweilig wird, dann ist das Buch eben nichts für mich.


    Ja Bell, manchmal stellen sich aber auch Erfolgserlebnisse ein, wenn man durchhält, obwohl es kompliziert und langweilig scheint, denn auch Bücher haben ihre Höhen und Tiefen oder gewinnen erst von den späteren Seiten her ihre Qualität.

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    Original von Leserättin
    Mir ist es ganz egal, wie Frau Merkel oder sonst eine Politkerin (oder Politiker) aussieht; die sollen alle ihren Job machen und fertig, mehr interessiert mich da nicht.


    Genau. Und ein Dress-Code ist auch nicht nötig. Am besten gar keine Kleider. Dann kann man endlich die Drähte, Walzen, Chips und Tonbänder sehen, die so sorgsam unter dem Dress versteckt werden. ;-)

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    Original von SweetMouse
    in der schule musste ich immer wieder bücher lesen die mich nicht interessiert haben. das ging dann nach motto "augen zu und durch"


    Auch Nofret verwendet dasselbe Motto:

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    Original von nofret78
    In der Schule hatte ich komischerweise meistens Glück was die Lektüre anbelangt, da haben mir nur wenige Bücher nicht gefallen. Und die hab ich nach dem Motto "Augen zu und durch" schnell weggelesen.


    Paradox, aber vielleicht wahr: reizlose Pflichtlektüre liest man mit geschlossenen Augen, also eigentlich gar nicht.
    Erinnert sich einer an Stanley Kubricks Film "Uhrwerk Orange"? Da musste einer Filme sehen. Seine Augen wurden mit Nadeln (oder etwas ähnlichem) offen gehalten.

    Vielleicht entspringen ja die vielen Wiedergeburts- und Unsterblichkeitsphantasien zum Teil diesem Verlangen, die Lebens- UND Lesezeit ins Unbegrenzte auszudehnen. Hätten wir da Gewissheit, dann wären wir alle Lesesorgen los. ;-)

    Ich bin vor kurzem auf eine interessante Abbildung einer Plastik gestoßen. Ich habe sie in dem Buch "A History of Reading" von Alberto Manguel gefunden. Man sieht den jungen Aristoteles lesend auf einem bequemen Stuhl. In seiner rechten Hand, die über einer Schüssel schlaff herunterhängt, hält er eine Kugel. Von Aristoteles wird überliefert, er hätte die Kugel in der Hand gehalten, um seinen Schlaf zu unterbrechen: falls er einschläft, fällt die Kugel geräuschvoll in die Schüssel - und er schreckt hoch. Ein vielleicht wirksames Zwangssystem bei der Lektüre. Schlafe nicht - lese!!! :peitsch


    Zu Sylli:

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    Original von Sylli7
    Da mir niemand vorschreibt, was ich lesen soll, schaffe ich mir meine Lesezwänge immer selber.
    Meistens sind es die Klassiker, mit denen mir so etwas passiert. Dann bilde ich mir ein, dass ich dieses oder jenes Werk jetzt lesen MUSS, weil ich schon immer wissen wollte, wie es mir gefällt.
    Mit zunehmendem Alter verspüre ich diese "Zwänge" aber immer seltener. Ich nehme mir schon seit vielen Jahren vor James Joyce zu lesen, weiss aber inzwischen, dass ich mir das in diesem Leben nicht mehr antun werde. Aber hin und wieder flammt der Wunsch immer noch auf, doch konnte ich ihn bis jetzt erfolgreich bekämpfen.



    Ja, diese selbsterschaffenen Lesezwänge kenne ich auch zur Genüge. Aber ich hoffe, das legt sich wie bei dir. Oder wird es gar eine TORSCHLUSSPANIK DES LESENS geben. O wie grauenvoll, das Leben ist zu kurz zum lesen. :cry

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    Original von janda
    Ich habe hier ein kleines Vokabelproblem.
    Was meint ihr mit "Zwangshandlung"?


    Unter eine Zwangshandlung verstehe ich ausgeführte Handlungen aus einem inneren, unkontrollierbaren Zwang heraus: es gibt Leute mit Putzzwängen oder Kontrollzwängen.
    Der hier angesprochene Lesezwang ist aber doch eher keiner aus einem inneren Antrieb heraus, sondern aus äußerem Druck, oder?


    Von einer Zwangshandlung sprach ich im Fall der Leseunterbrechung bei Absatz- oder Kapitelende. Auch BelleMorte sprach davon. Eher ein innerer Zwang.
    Vielleicht sind die unbewussten inneren Lesezwaenge die entscheidenderen.

    Viele haben zwar bisher eingeräumt, dass sie schon einmal uninteressante und reizlose Bücher lesen mussten (zumeist in der Schule), aber von "Zwang" oder gar "Folter" wollten sie dann doch nicht sprechen.
    Die Frage ist dann: Was unterscheidet den Lesezwang von einer Lektüre, die allenfalls als lästige und lustlose Pflichtübung empfunden wird?
    By the way: Ein Roman kann uns manchmal auch auf die "Folter spannen". ;-)


    Sehr aufschlussreich die Beiträge von Lucy und BelleMorte:
    Lucy : Auch ich kenne den "Druck im Nacken", wie du es so schön schreibst, vor Uniprüfungen. Als Lesender stehe ich unter dem inneren (und institutionellen) Druck, das Gelesene einprägen oder gar analytisch bearbeiten zu müssen. Und immer wieder geistert da ja auch ein (mehr oder weniger obligatorischer) Literaturkanon herum.


    BelleMorte : Ähnliche Zwangshandlungen wie Leseunterbrechung bei Absatz- oder Kapitelende treten auch bei mir auf.
    Außerdem ertappe ich mich stets dabei, dass ich es kaum über mich bringe, an Textpassagen vorbeizulesen, die ich nicht verstehe. Da setze ich lieber noch einmal an, notfalls zweimal oder x-mal. Auch das Überblattern anscheinend langweiliger Passagen bringe ich nicht übers Herz. Vielleicht habe ich da zuviel Respekt vor dem Geschriebenen.
    Grüsse Timo :wave

    Hallo ihr Büchereulen, :wave


    als interessierte Teilnehmer und Mitgestalter der Büchereule-Foren gehört ihr sicherlich auch zu jener Gattung Mensch, die größtenteils mit Freude und Liebe liest und einen mehr oder weniger freien und ungezwungenen Umgang mit Büchern pflegt.
    Wahrscheinlich hat aber auch jeder von uns schon leidige Erfahrungen mit inneren und äußeren Lesezwängen machen müssen (oder macht sie jetzt immer noch) - sei es in der Schule, an der Uni, im Berufsleben, zu Hause etc. :heul
    Vielleicht habt ihr ja Lust, euch mit mir über dieses Reizthema "Lektürefolter" auszutauschen. Habt Mut, von euren negativen Erfahrungen und Erlebnissen mit Lesezwängen zu berichten.
    Auch allgemeines Brainstorming, Literaturhinweise und sonstige Stellungnahmen zum Thema sind herzlich willkommen.
    Also dann, redet euch den (Lese-)Frust von der Seele.
    Viele Grüße
    Timo (eine mit Lektüre beglückte und geplagte Büchereule)
    :lesend