Beiträge von Mrs Bean

    Na, da bin ich ja mal gespannt, was einen typischen HEF ausmacht! ;-) Ich für meinen Teil finde "unschmusig" durchaus ansprechend. Was die berühmten Kollegen anbelangt: Der Stil von Hemingway liegt mir, der von Bukowski weniger. Aber da Vergleiche ja in der Regel eh hinken, lasse ich mich gern überraschen. Gibt es denn schon einen voraussichtlichen Erscheinungstermin für den ersten Teil?


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    JA


    Ich wollte mich mal vor vielen Jahren über das Thema informieren, fand damals aber keinen geeigneten Lesestoff. Von daher freut es mich, dass du eine Trilogie darüber schreibst. Deine kurze Zusammenfassung des Inhalts trifft jedenfalls meinen Geschmack. Wenn das Ganze dann noch gut geschrieben ist...


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    L.S.D. Verlag (Lagerfeld, Steidl, Druckerei Verlag)
    428 Seiten
    Gebunden mit Schutzumschlag
    April 2011
    38,00 EUR




    Gelungenes Porträt der bekannten Modeschöpferin und ihrer Zeit


    Coco Chanel - welche Lebensgeschichte verbarg sich wirklich hinter diesem weltberühmten Namen? Dieser Frage geht die Journalistin und Autorin Justine Picardie, die für solch renommierte Zeitschriften wie die Vogue und den Observer gearbeitet hat und aktuell für Harper's Bazaar und den Sunday Telegraph tätig ist, in ihrer Biografie "Chanel - Ihr Leben" nach. Nun gab es natürlich schon früher Vertreter der schreibenden Zunft, die sich an der schwierigen Aufgabe versucht haben, der großen Modeschöpferin ein literarisches Denkmal zu setzen. Doch die gebürtige Britin erhielt als Erste Einblick in private Archive in Frankreich und England, zu denen Außenstehende bislang keinen freien Zugang hatten. Neben den Recherchen der Autorin im offiziellen Chanel-Archiv bildete dieses Angebot die ideale Ausgangslage, um endlich Licht in viele bis dato unklare Sachverhalte in Coco Chanels Leben zu bringen. Akribisch genau folgte Picardie den Spuren der Französin und reiste dafür an viele Orte, die die ehemals mittellose Näherin auf ihrem Weg zum Ruhm bewohnte.


    Herausgekommen ist das beeindruckende Porträt einer Frau, die Zeit ihres Lebens darauf bedacht war, sich selbst treu zu bleiben und ihre alles andere als glorreiche Vergangenheit stets im Dunkeln zu lassen. Zu diesem Zweck erzählte sie die gleichen Kindheits- und Jugenderinnerungen in zig verschiedenen Variationen, so dass niemand sich je sicher sein konnte, eine wahre Geschichte gehört zu haben. Doch auch mit der Glaubwürdigkeit enger Vertrauter von Coco Chanel war es nicht immer zum Besten bestellt, so dass Justine Picardie sicher große Mühe hatte, hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Meiner Meinung nach hat sie diese Aufgabe bravourös gemeistert, indem sie im Zweifelsfall verschiedene Quellen heranzieht und durch die Anwendung des Wahrscheinlichkeitsprinzips das herausschält, was der Wahrheit am nächsten kommen könnte. Coco Chanel war ohne Zweifel eine Frau mit einem sehr widersprüchlichen Charakter, der ihre Unabhängigkeit enorm wichtig war. Sie reiste gern und war mit vielen hochrangigen politischen und gesellschaftlichen Persönlichkeiten ihrer Zeit befreundet oder bekannt. Dazu zählten unter anderem Winston Churchill, Picasso, Jean Cocteau, Igor Strawinsky und Luchino Visconti.


    In modischer Hinsicht war die französische Modedesignerin sehr darauf bedacht, funktionelle Kleidung für Frauen zu entwerfen, die bequem war und trotzdem chic. Ihr verdanken wir unter anderem den Siegeszug des "Kleinen Schwarzen", Slingpumps, Hosen für Frauen und Parfums wie "Chanel N° 5". Jackie Kennedy gehörte ebenso zu den Kundinnen des Chanel-Imperiums wie Jane Fonda und Romy Schneider. Die Farben Schwarz und Weiß dominierten neben Beige die Mode von Coco Chanel. Wohl aus genau diesem Grund sind sie wahrscheinlich auch auf dem Cover der erst vor kurzem in deutscher Sprache veröffentlichten Biografie über die berühmte Modeschöpferin tonangebend. Kein Geringerer als der international angesehene Modezar Karl Lagerfeld ist für die Gestaltung derselben (besonders schön und ungewöhnlich: die farbige Illustration auf dem Schutzumschlag, die Coco Chanels Konterfei in drei verschiedenen Lebensstadien zeigt, wurde hier ebenfalls auf die weiße Leinenbindung des Buches gedruckt) verantwortlich. Genauso elegant wie das Äußere ist auch das Innere des Buches. Es gibt zahlreiche Fotos und Abbildungen, und zwischen dem Text und den vier Bildteilen kann man sich an weiteren wirklich sehr schönen Illustrationen von Karl Lagerfeld erfreuen, die sich thematisch allesamt mit den modischen Eckpfeilern von "Mademoiselle" beschäftigen. Lagerfeld war es auch, der einige Jahre nach Coco Chanels Tod dem Modehaus durch seine stilsicheren Kreationen zu neuem Ruhm verhalf.


    Viele Details aus Chanels bewegtem Leben waren mir völlig unbekannt und sind von der Autorin in einen umfangreichen geschichtlichen Kontext eingearbeitet worden. Justine Picardie lässt auch andere Biografen zu Wort kommen und erliegt nie der Versuchung, durch pseudo-psychologische Deutungen auf den Leser einzuwirken. Neben seiner Objektivität ist Picardies Erzählstil unprätentiös, aber unterhaltsam und passt mit seiner feinen Ironie hervorragend zu seinem Inhalt. Zwar basiert der Erfolg von Coco Chanel auf ihrem einzigartigen Verständnis von tragbarer Mode und wird in der vorliegenden Biografie auch ausreichend gewürdigt, steht von der Gewichtung her aber nicht im Vordergrund. Durch die Vielzahl an Themen ist das Buch auch Lesern ans Herz zu legen, die sich für die Geschichte des frühen 20.Jahrhunderts interessieren oder für berühmte und wegweisende Persönlichkeiten dieser Zeit. Ein wunderbares Buch über eine in vielerlei Hinsicht faszinierende Frau, die nachhaltig die Modewelt und somit auch die Geschichte beeinflusst hat!


    PS: Es handelt sich hierbei keineswegs um einen Sondereinband (lt. Amazon), sondern um ein in Leinen gebundenes Buch mit Schutzumschlag (unter einer schuberartigen Pappumantelung), Fadenheftung und einem Lesebändchen!


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    Habe noch ca. 150 Seiten vor mir....


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    Coco Chanel ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Doch wer sich ein Bild von ihr zu machen versucht, stößt auf zahllose Mythen und Verklärungen. Justine Picardie interessiert sich für den Menschen hinter den Legenden. In ihrem Buch erzählt sie die wahre Geschichte der Frau, die die Mode revolutionierte und ein Imperium der Kleidung, Düfte und Accessoires schuf. Als erste Autorin überhaupt erhielt sie unbegrenzten Zugang zum Chanel-Archiv, dem sie zahlreiche neue Einblicke und Details verdankt. Anschaulich schildert Justine Picardie in diesem reich illustrierten Buch den Weg der kleinen Näherin Gabrielle zur stilprägenden Mode-Ikone Coco Chanel.
    Die britische Journalistin und Autorin Justine Picardie hat für Vogue, Harper's Bazaar und andere Zeitschriften gearbeitet. Auf deutsch erschienen ihr Buch Noch einmal deine Stimme hören und ein Roman über die Schriftstellerin Daphne du Maurier.


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    Vielleicht magst du ja mal berichten, wie es dir gefallen hat! Das würde mich freuen! Ich bin auch sehr an dem Buch interessiert, würde aber vorher gerne noch ein paar Meinungen aus dem Nest einholen. :wave


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    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    Coco Chanel ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Doch wer sich ein Bild von ihr zu machen versucht, stößt auf zahllose Mythen und Verklärungen. Justine Picardie interessiert sich für den Menschen hinter den Legenden. In ihrem Buch erzählt sie die wahre Geschichte der Frau, die die Mode revolutionierte und ein Imperium der Kleidung, Düfte und Accessoires schuf. Als erste Autorin überhaupt erhielt sie unbegrenzten Zugang zum Chanel-Archiv, dem sie zahlreiche neue Einblicke und Details verdankt. Anschaulich schildert Justine Picardie in diesem reich illustrierten Buch den Weg der kleinen Näherin Gabrielle zur stilprägenden Mode-Ikone Coco Chanel.
    Die britische Journalistin und Autorin Justine Picardie hat für Vogue, Harper's Bazaar und andere Zeitschriften gearbeitet. Auf deutsch erschienen ihr Buch Noch einmal deine Stimme hören und ein Roman über die Schriftstellerin Daphne du Maurier.


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    Piper Verlag
    208 Seiten
    Gebunden
    Februar 2011


    Zum Inhalt:
    Was passiert eigentlich mit Menschen, die aus psychischen Gründen nicht mehr so funktionieren wie ihre Umwelt das von ihnen erwartet? Die unter der Last ihrer angestauten Probleme irgendwann zusammenbrechen? Dieser Frage geht Eva Lohmann in ihrem autobiografisch gefärbten Debütroman nach. Ihre Heldin Mila hat ein Burnout und wird mit der zusätzlichen Diagnose "Depressionen" in eine psychosomatische Klinik eingewiesen. Dort soll sie innerhalb von sechs Wochen wieder lebenstüchtig gemacht werden. Am Schluss sind es acht Wochen, in denen Mila eine Menge Leute kennen lernt, die alle mehr oder weniger "normal" sind und mit ganz unterschiedlichen Dämonen zu kämpfen haben.


    Die Autorin:
    Eva Lohmann (Jahrgang 1981) wurde selbst schon einmal wegen Depressionen für acht Wochen in einer psychosomatischen Klinik behandelt. Sie arbeitet als Werbetexterin und Inneneinrichterin und lebt in Hamburg. Momentan schreibt die Autorin an einem zweiten Roman.


    Meine Meinung:
    Die Autorin erzählt die Geschichte in einem extrem lockeren und selbstironischen Tonfall, den ich trotz der eigentlich harten Thematik passend fand. Als Selbstbetroffene hat sie durchaus das Recht, ihre Erlebnisse auf diese Weise darzustellen. Im Grunde ist Humor wahrscheinlich der beste Weg, um mit scheinbar ausweglosen Situationen bestmöglich umzugehen und anderen die Scheu davor zu nehmen, sich mit psychischen Erkrankungen näher zu befassen. Auf mich wirkte "Acht Wochen verrückt" trotz kleiner Schwächen sehr unterhaltsam und ausreichend informativ, um einen ersten kleinen Einblick in die Abläufe in solchen Einrichtungen zu bekommen. Einige Aussagen halte ich allerdings für rein fiktiv. So glaube ich beispielsweise nicht, dass Patienten nur zwei Termine pro Tag zugeteilt bekommen und den Rest der Zeit auf der klinikeigenen Wiese liegen und vor sich hin träumen. Schließlich muss sich so eine Einrichtung sowohl für den Träger als auch das Personal und die Patienten rentieren. Behandlungen wie Gymnastik, Massagen, Fangopackungen, Wasserbäder, Gruppentherapien, Entspannungstechniken, Ergotherapie, Musiktherapie, Besuche in Kältekammern, etc. brauchen nun mal ihre Zeit. Für mich hätten der Tagesablauf und die Therapieinhalte von Mila detaillierter beschrieben werden können, damit ein wirklich realistischer und aussagefähiger Eindruck vom Klinikleben entsteht. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Bulimikerin mit einer Depressiven auf ein Zimmer gelegt werden würde – außer aus vorübergehendem Platzmangel. Soweit ich weiß, sollten gerade essgestörte Menschen während einer stationären Therapie unter Ihresgleichen bleiben, um den Behandlungserfolg nicht zu gefährden. Gut gelungen fand ich hingegen die Darstellung der Beziehungen, die zwischen den Patienten entstehen. Der Aufenthalt in der Klinik ist wie ein Vakuum, das die Erkrankten zur Ruhe kommen lässt und in dem sich Menschen begegnen und einander verbunden fühlen, die sich im "realen" Leben gegenseitig wohl nicht eines Blickes gewürdigt hätten.


    Die jeweiligen Probleme der einzelnen Personen werden durch äußere Merkmale charakterisiert, ohne dass die Autorin aber auf die dahinter steckenden Motive und Auslöser näher eingeht. Milas Schwierigkeiten mit ihrem Berufsleben werden am Schluss etwas simpel und klischeehaft aufgedröselt. Manches mag einfacher sein, als es den Anschein hat, aber die meisten schwerwiegenden psychischen Störungen dürften komplexer angelegt sein als es im Buch teilweise suggeriert wird. Auch hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Was mich richtig geärgert hat, ist die andauernde Klassifizierung der psychosomatischen Klinik als "Klapse" und der Patienten als "Verrückte". Das ist zwar nicht ganz ernst gemeint und soll wohl flapsig rüberkommen, ist aber sachlich komplett falsch. Als "Klapse" wird umgangssprachlich immer noch die Psychatrie bezeichnet, die von psychosomatischen Einrichtungen stark abzugrenzen ist und sich mit ganz anderen Erkrankungen (Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie, etc.) befasst und keinen internistischen Ansatz hat. In diesem Punkt hätte sich Eva Lohmann besser informieren müssen.


    Abgesehen von den genannten Kritikpunkten fand ich den Roman gut aufgebaut und auch sprachlich sauber. Er ließ sich leicht lesen und ich musste angesichts vieler skurriler Begegnungen oft lachen. Denn wenn wir ehrlich sind, ist die Welt voll mit Menschen, die genau die gleichen Probleme haben. Manche haben nur kleine Ticks und Macken, andere ausgewachsene Zwangsstörungen, Phobien, Depressionen oder ähnliches. Nicht jeder ist behandlungsbedürftig oder dazu bereit. Aber die Grenzen zwischen dem, was wir gemeinhin als "normal" bezeichnen und den angeblich "verrückten" Zeitgenossen sind doch oft nicht so klar zu ziehen, wie wir es gern hätten. Ein Buch, das schwere Kost auf leichte Art vermittelt!


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    Simon Lelics Erstling behandelt ein Thema, das mehr oder weniger uns alle betrifft: Mobbing, im englischen auch als Bullying bekannt. Jeder von uns ist irgendwann zur Schule gegangen und fast jeder wird einen Schüler oder Lehrer kennen, der gemobbt wurde. Wenn wir nicht sogar selbst die Opfer waren. Obwohl in erster Linie der Amoklauf des Geschichtslehrers Samuel Szajkowski im Vordergrund steht, richtet sich der Fokus des Romans auf alle möglichen Arten von Mobbing, dessen Opfer aus den unterschiedlichsten Gründen die Aufmerksamkeit der oder des Täters auf sich ziehen. Dazu zählen unter anderem körperliche Auffälligkeiten, starke Schüchternheit, der soziale Status, ein normabweichendes Verhalten oder einfach nur eine vermeintlich falsche Hautfarbe.


    Wohl um sich des Themas möglichst umfassend anzunehmen, stellt der Autor sowohl Schüler als auch Lehrer auf die Opfer- UND die Täterseite. Auf der Dienststelle der zuständigen Ermittlerin Lucia geht es ähnlich heftig zur Sache. Als Frau hat sie in einem von Männern dominierten Beruf per se einen schlechten Stand, was einer ihrer Kollegen für sexuelle Belästigungen nutzt. Aus Gründen, die mit politischen Seilschaften und polizeiinternen Interessen zu tun haben, entwickelt sich Lucia aufgrund ihrer allzu gründlichen Nachforschungen in den Augen ihres Chefs zu einem Störfaktor, so dass sie von ihm auch keine Hilfe in Bezug auf die Schikanen ihres Kollegen zu erwarten hat. In der Schule geht es ähnlich zu, nur dass hier der Direktor derjenige ist, der jede noch so menschenverachtende Aktion der jugendlichen Mobber durchgehen lässt und bis zum bitteren Ende nicht zur Tat schreitet. Lehrer und Schüler sehen weg oder fördern die Quälereien teilweise sogar noch. Alle Mitläufer und desinteressierten Zuschauer tragen durch ihre Gleichgültigkeit und fehlendes Mitgefühl für die Mobbing-Opfer eine Mitschuld an der Tat des Amokläufers und auch im Zusammenhang mit den tragischen Ereignissen, die einen Schüler aus der 7. Klasse betreffen. Und genau hier liegt meiner Meinung nach der Schwachpunkt der Geschichte. Letztlich sind fast alle Figuren des Autors extrem charakterschwach. Das gesamte Lehrerkollegium gleicht einer Kindergartengruppe, die von der zuständigen Erzieherin sich selbst überlassen wurde. Ich kann mir jedoch beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich ein Direktor als höchste Autoritätsperson an einer Schule so verhalten würde wie hier dargestellt. Schon gar nicht an einer angeblich elitären Einrichtung, die ich in der beschriebenen Schule aber nicht entdecken konnte. Die zu Wort kommenden Schüler wirken durch die Bank unbedarft und naiv oder sind grausam veranlagt. Aber auch mit Samuel und Lucia hatte ich meine Schwierigkeiten. Beide blieben mir fremd und ihre schwierige Lage ließ mich kalt. Während Samuel einen unangenehmen und merkwürdigen Eindruck macht, wird Lucias Charakter gar nicht richtig herausgearbeitet. Ihre Reaktionen auf die Drangsalierungen an ihrem Arbeitsplatz fand ich nicht unbedingt schlüssig. Zwar gab es ein paar Hinweise auf ihr Privatleben, aber das war alles viel zu dürftig. Insgesamt hätte der Autor vieles detaillierter erklären müssen, anstatt den Leser mit oftmals sehr diffusen Andeutungen abzuspeisen. Dadurch fühlte ich mich wie ein unbeteiligter Zuschauer.


    Vom Erzählstil her ist der Roman eigentlich recht originell. Die Ereignisse, die zum Amoklauf führten, werden in Form von Vernehmungsprotokollen, die Eltern, Lehrer und Schüler auf Tonband gesprochen haben, aufgerollt. Dabei werden soziale Unterschiede durch die jeweilige Ausdrucksweise des Sprechenden kenntlich gemacht. Diese Passagen wechseln sich ab mit tatsächlicher Handlung, in der Lucia May die Hauptrolle spielt. Allerdings trägt diese Vorgehensweise nicht bis zum Ende. Als Leser muss man selber darauf kommen, wer gerade befragt wird und verliert schnell die Lust daran. Viele Geschehnisse haben einen hohen Ekelfaktor und waren mir zu plastisch dargestellt. Das Fazit, dass Simon Lelic am Schluss zieht, ist genau so deprimierend wie das ganze Buch: Laut Lelic stehen einem als Opfer anscheinend keine adäquaten Mittel zur Verfügung, um sich zu wehren. Ich hätte es gut gefunden, wenn Lelic auch noch andere Lösungen als Amokläufe und ähnliches angeboten hätte. Denn die gibt es ohne Zweifel. Menschen, die im echten Leben schon mal gemobbt wurden, können mit der Darstellungsweise ihrer Probleme im Buch sicherlich wenig anfangen. Leider. Die Idee des Romans ist an sich sehr gut, an der Umsetzung hapert es aber doch gewaltig. Wünschenswert wären auch ein paar Worte des Autors selber über seine Recherchearbeit und einige zusätzliche Informationen über Gewalt an englischen Schulen gewesen. Als Thriller sehe ich „Ein toter Lehrer“ übrigens nicht. Eher als gesellschaftskritischen Roman, der sein Ziel knapp verfehlt hat.
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    Ich habe von der englischen Liste 39 (in deutscher Übersetzung) und von der deutschen Liste 31 Bücher gelesen. Die Bibel habe ich mal außen vorgelassen, weil sie für mich auf keine der beiden Listen gehört. Mich würde ebenfalls interessieren, welche Kriterien bei der Auswahl eine Rolle spielten. Irgendwie wirken die Listen sehr willkürlich zusammengestellt.


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    Wie die Biene vom Nektar wurde ich bei diesem Buch vom Klappentext angelockt und zum Lesen des Buches verführt. Die vielversprechenden Stichworte "England", "50er Jahre", "zauberhaft" und "atmosphärisch" waren dabei ausschlaggebend. Und einem Debütroman sollte man durchaus eine Chance geben. Doch bereits nach den ersten hundert Seiten fing ich an, meine Entscheidung zu bereuen. Denn leider sind dem Buch einige stilistische Schwächen anzumerken. Viele Formulierungen wirkten auf mich etwas ungelenk und schief, so dass sich mir ihr Sinn nicht eindeutig erschloss. Auch "malen" sich ständig irgendwelche Gefühle auf den Gesichtern der einzelnen Personen. Solche Wiederholungen und Unstimmigkeiten rissen mich des Öfteren aus dem Lesefluss raus.

    Besonders gewöhnungsbedürftig fand ich die seltsame Art, mit der Fiona Shaw das Innenleben ihrer Figuren darzustellen versucht. Charlie beispielsweise ist ein ruhiger, verträumter und in sich gekehrter Junge, der alle Hände voll zu tun hat, um mit seiner Rolle als Einzelgänger und den Eheproblemen seiner Eltern umzugehen. Anstatt jedoch Charlies Gedanken und Emotionen schlüssig über Handlungen und Gespräche zu transportieren, konzentriert sich die Autorin zu sehr auf seine Körpersprache, ohne diese durch weitere Hinweise für den Leser deutbar zu machen. Mit den anderen Personen verfährt sie ebenso. Nun sagte mir das ganze Zusammenzucken, Zwinkern und Schulterheben aber die meiste Zeit überhaupt nichts, sondern trug nur zu einiger Verwirrung bei. Ich hatte oft das Gefühl, außen vor zu bleiben. Manchmal beschlich mich sogar der Verdacht, dass die Autorin mit ihren Protagonisten überfordert war und selbst nicht genau wusste, was diese eigentlich fühlen und warum sie es tun.

    Ich hatte mich sehr darauf gefreut, etwas mehr über die 50er Jahre in England zu erfahren. Wie war die allgemeine Gemütslage, was war den Leuten wichtig, welche Dinge gehörten zu ihrem Alltag. Auch in diesem Punkt konnte mich der Roman nicht zufrieden stellen. Shaws Beschreibungen des Lebens in der damaligen Zeit waren mir teilweise zu dürftig und oberflächlich und führten dazu, dass ich mir kein richtiges Bild davon machen konnte. Nur selten gelang es der Autorin, die kleinbürgerlichen Moralvorstellungen und gesellschaftlichen Zwänge innerhalb des kleinen Ortes treffend zu skizzieren und berührende Ereignisse zu erzählen. In diesen wenigen Momenten fühlte ich mich von dem Buch angesprochen und bekam eine Vorstellung davon, was man aus dem Romanstoff hätte machen können. Es mangelt der Geschichte einfach an Charme, Atmosphäre, stimmigen Figuren und einer nachvollziehbaren Handlung. Genau diese Zutaten hätte das Buch aber gebraucht, um interessant und lesenswert zu sein. Denn in der Geschichte passiert an sich nicht viel und vor allem die Beziehung zwischen Charlies emotional vernachlässigter Mutter Lydia und der allein lebenden Ärztin Jean fand ich zwar vorstellbar, aber nicht glaubwürdig entwickelt. Der Mittelteil erwies sich als recht langweilig und zäh und ich war richtig erleichtert, als ich durch war.

    Mein Herz hat das Buch leider in keinerlei Hinsicht erobert (schon gar nicht im Sturm ;-)) und ich würde es deshalb auch nicht weiterempfehlen!
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    Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich zunächst einmal um einen Debütroman, der gleichzeitig den Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe rund um das amerikanische Ermittler-Duo McCabe und Savage bildet. Die beiden Detectives arbeiten seit drei Jahren im Dezernat für Personendelikte in Portland zusammen und haben es plötzlich mit dem grausamen Mord an einer Jugendlichen zu tun, der das Herz bei lebendigem Leib entfernt wurde. Zeitgleich verschwindet beim morgendlichen Joggen eine junge Frau und es verdichten sich die Hinweise, dass beide Ereignisse miteinander zusammenhängen. Zudem scheint es nicht der erste Mord dieser Art zu sein. Alle Spuren führen in die elitären Kreise angesehener Herzspezialisten. Für Mike McCabe und seine Partnerin Maggie Savage beginnt ein Wettlauf um Leben und Tod. Werden sie die vermisste Frau noch rechtzeitig finden?


    Anfangs las sich die Geschichte recht spannend. Der Schreibstil wirkt routiniert und ist schön flüssig. Innerlich richtete ich mich schon auf eine nervenzerrende Geschichte mit einem irren aber sehr intelligenten Mörder ein, dessen Motive und Identität möglichst lange im Ungewissen liegen und erst nach zahlreichen unerwarteten Wendungen aufgedeckt werden. Dementsprechend irritiert war ich, als mir der Autor überaus früh einen Hauptverdächtigen und das passende Motiv anbot. Meine Hoffnung, damit auf eine völlig falsche Fährte geführt zu werden, erwies sich leider als Trugschluss. Zwar verändert sich an der Kombination Mörder/Motiv noch Einiges, aber nicht genug, um mich nach dem dramatischen Finale nicht enttäuscht zurückzulassen. In der Zwischenzeit versucht James Hayman seine Leser bei der Stange zu halten, indem er sich die verrücktesten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Verdächtigen aus den Fingern saugt und völlig überzogene Spannungselemente einbaut. Besonders störend fand ich jedoch, dass etliche Personen in dem Thriller sexuelle Neigungen haben, die beim besten Willen nur als krankhaft bezeichnet werden können. Der Autor setzt fast ausschließlich auf billige Schockeffekte, die eindeutig zu Lasten der Qualität gehen.


    Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch die Tatsache, dass Hayman sich ein durchaus gut ausgebautes (wenn auch etwas langweiliges) Privatleben für seinen "Helden" McCabe ausgedacht hat und dieses in den nächsten Fällen der Reihe sicher noch viel Spielraum für neue Entwicklungen bietet. Zwar ist Mike schon an die schöne Kyra vergeben, aber es könnte durchaus sein, dass er in Zukunft - neben der Bewältigung seiner Rolle als Vater einer halbwüchsigen Tochter - den privaten Kontakt zu seiner Kollegin Savage weiter vertiefen wird. Leider wirkt Maggie sehr unscheinbar und fiel mir weder positiv noch negativ auf. Das halte ich angesichts der Tatsache, dass sie zusammen mit McCabe eine Hauptfigur in dem Thriller darstellt, für eine grobe Vernachlässigung seitens des Autors.


    Fazit: "The Cutting" (ich hätte einen deutschen Titel bevorzugt) fängt spannend an und verflacht mit der Zeit durch eine allzu unglaubwürdige Handlung. Die Auflösung ist total wirr und lässt wichtige Fragen offen. An der Art und Weise, wie Hayman schreibt, gibt es nichts auszusetzen. Die Geschichte für sich selbst genommen jedoch ist hanebüchen und gefiel mir überhaupt nicht. Zwar beinhaltet sie einen realistischen Kern, der aber schlecht umgesetzt wurde. Definitiv nicht mein Fall!


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    Mich würden zu diesem Buch Eulen-Meinungen interessieren!


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    In den Roaring Twenties war sie die Königin von New York. Ihre scharfe Zunge und ihr beißender Witz wurden Legende. Sie stritt mit Ernest Hemingway, schlief mit F. Scott Fitzgerald und soff mit Truman Capote. Dorothy Parker schrieb für Vogue, Vanity Fair und den New Yorker und gehörte zur legendären Tafelrunde des Hotels Algonquin, wo sich die kulturelle Szene der Stadt traf. Ihre sarkastischen Verse und pointierten Kurzgeschichten erzählen von zerplatzten Träumen und dem Warten auf das Klingeln des Telefons. Sie machte als Drehbuchautorin in Hollywood Karriere und landete wegen ihres Engagements gegen Rassismus und Faschismus auf der Schwarzen Liste von Senator McCarthy. Michaela Karl legt nun die erste deutschsprachige Biografie vor. Sie porträtiert das unkonventionelle Leben der Dorothy Parker, und entdeckt hinter der zynischen Fassade eine sensible Frau auf der Suche nach dem großen Glück.
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    Meine Meinung zu "Die fünfte Kirche"


    Kleine Anmerkung vorab: Ich habe die Rezi schon vor drei Wochen geschrieben, also passt der erste Satz nicht mehr!



    Auf Teufel komm raus


    So, gestern Abend habe ich endlich "Die fünfte Kirche" zu Ende gelesen. Was für eine Erleichterung! Schon lange habe ich mich nicht mehr derart durch ein Buch quälen müssen. Und dabei hatte ich mich so auf den dritten Band der Merrily-Watkins-Reihe gefreut. Die beiden Vorgänger fand ich nämlich noch unterhaltsam und spannend. Zwar waren auch schon bei "Frucht der Sünde" und "Mittwinternacht" einige Schwächen erkennbar, aber ich bin durchaus mit der Hoffnung ans Lesen gegangen, dass es eigentlich ja nur besser werden könnte. So von wegen "Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen". Denkste! "Die fünfte Kirche" hat sich leider als total chaotisches, langatmiges und langweiliges Buch herausgestellt. Theoretisch geht es darin im weitesten Sinne um die Gegensätze und Gemeinsamkeiten innerhalb der Glaubensinhalte von Christen und Heiden. Praktisch hat der Leser es mit ausuferndem Exorzismus, mittelalterlich anmutenden Dörflern, Kirchenentweihungen durch heidnische Bräuche und geheimnisvollen Bannsprüchen zu tun. Die christliche Seite wird diesmal von einem fundamentalistischen Pfarrer und seinen fanatischen Anhängern verkörpert, während die heidnische Seite durch einen ihrer großen Führer sowie den Mitgliedern eines Hexenkonvents vertreten ist. Und Merrily und ein paar Helfershelfer – u.a. ihre Tochter Jane und Gomer Parry – stehen wie immer genau in der Schusslinie. Zudem gibt es mehrere Tote, einen Mörder und etliche zwielichtige Gestalten. Obgleich das nach einem guten Stoff klingt, schält sich die Handlung erst nach 300 Seiten etwas aus ihrer Behäbigkeit und baut ansatzweise so etwas wie Spannung auf. Vorher passiert rein gar nichts. Stattdessen gibt es etliche höchst uninteressante religionswissenschaftliche Exkurse zur Thematik Christen- versus Heidentum. Dann hagelt es plötzlich überraschende Wendungen (vor allem zum Ende hin), die aber so an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig sind, dass sie gar keinen tieferen Eindruck bei mir hinterließen.


    Es sind einfach zu viele verschiedene Verbrechen und Motive in diesem Buch eingebaut, um wirklich konsequent logisch und nachvollziehbar zu sein. Einige Ereignisse wirken in ihrer Grausamkeit sehr plakativ und zu gewollt in Szene gesetzt, so dass sich bei mir weder Entsetzen noch Mitleid für die Opfer einstellen wollten. Die mysteriösen Elemente sind oft nur ansatzweise vorhanden und verheißen mehr, als ihre Auflösung schließlich leisten kann. Wenn denn eine Auflösung überhaupt stattfindet. Vieles verläuft im Sande und etliche verbrecherische Handlungen werden weder gesühnt noch bestraft.


    Des Weiteren arbeitet Phil Rickman die wesentlichen Charakterzüge seiner Figuren nicht sorgfältig genug heraus, sie wirken eindimensional und berechenbar. Merrily und ihre Tochter müssten als Hauptfiguren eigentlich besonders interessant sein, lassen sich aber ein ums andere Mal von Leuten wie beispielsweise dem Heidenführer Ned Bain die Show stehlen. Oft handelt Merrily zu zögerlich und ist sich ihres eigenen Urteils so unsicher, dass ich mich richtig über sie geärgert habe. Solche Hauptfiguren geben mir nichts, bei einem Genre wie diesem wäre ein wenig mehr Mut und Durchsetzungsvermögen schon angemessen, um die Bedürfnisse der Leserschaft zu befriedigen. Alles in allem interessierte mich weder die Handlung noch was aus den einzelnen Personen wurde. Dementsprechend hätte ich gut auf das Lesen dieses Buches verzichten können. Vielleicht hatte der Autor ja nur einen kreativen Durchhänger. Ich hoffe jedenfalls, dass der nächste Band wieder besser ist und vielleicht auch mal einen wohligen Grusel auslöst. Ob ich jedoch Lust haben werde, ihn auch zu lesen, steht noch in den Sternen!


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    Zitat

    Original von Bouquineur



    Ich vermute, dass der die Tage an die Gewinner geht. Ich hatte meinen bei Amazon vorbestellt, der ist heute in die Auslieferung gegangen und morgen bei mir.


    Na, dann wünsche ich dir schon mal viel Spaß beim Lesen! :-) Lange dürfte es ja dann tatsächlich nicht mehr dauern, bis das Buch auch hier eintrudelt. Ich bin jedenfalls total gespannt! :chen


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