Beiträge von Mrs Bean

    :bruell ACHTUNG! ACHTUNG! Hier kommt eine wichtige Durchsage an alle Eulen, die Patienten der psychiatrischen Abteilung des Forums sind: Sie haben gestern gegen Abend unerlaubt ihre Zimmer verlassen, was eine harte Strafe unabdingbar macht. Jeder einzelne von ihnen wird sich morgen früh einer auf die dreifache Dauer verlängerten Elektroschockbehandlung unterziehen, die voraussichtlich die schlimmsten Ausprägungen ihrer Wahn- und Persönlichkeitsstörungen eindämmen dürfte. Bis auf weiteres sind die Gruppentherapie-Stunden gestrichen, was natürlich auch das Hannover-Treffen mit einschließt. ENDE DER DURCHSAGE! :schnellweg

    @ Darcy


    Bei der übernächsten Woche hatte ich noch gar nicht geguckt! Das Buch von John Hart klingt tatsächlich auch nicht schlecht. Ich habe zwar von diesem Autor noch nichts gelesen, aber anscheinend schreibt er ganz gute Sachen. Mal schauen, vielleicht lese ich mir die LP dazu auch noch durch und lasse mich einfach überraschen. :-)

    Hier noch ein Buchcover in einem ganz zarten Gelbton. Ich hoffe, dass das Buch nicht schon erwähnt wurde - beim Durchsehen der anderen Beiträge habe ich es jedenfalls nicht gesehen. :gruebel


    Edit: Die ISBN wird einfach nicht übernommen :cry, und ohne Bild ist das Reinstellen natürlich ziemlich sinnlos!
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    Bei vorablesen werden leider fast nur noch Bücher vorgestellt, die mich nicht interessieren, was eigentlich schade ist. Deshalb bewerbe ich mich auch nur noch selten um ein Exemplar. Nächste Woche werde ich aber mal mein Glück bei "Der Mord des Jahrhunderts" von Paul Collins versuchen. Würde mich freuen, wenn die Leseprobe genau so vielversprechend wäre, wie ich es mir aufgrund der Beschreibung vorstelle! Ist noch jemand auf dieses Buch gespannt?
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    Hallo Wackelpudding!


    Bei dem gesuchten Buch handelt es sich eindeutig um "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee. Die abgebildete Sonderausgabe wurde von Rowohlt verlegt und stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1975 (ganz sicher bin ich mir in diesem Punkt aber nicht).


    LG :wave
    Mrs Bean

    Knesebeck Verlag
    28. Februar 2011
    336 Seiten
    Gebunden mit Schutzumschlag
    Originaltitel: MM-Personal: From the Private Archive of Marilyn Monroe



    Die andere Seite des Hollywood-Stars


    In diesem Sommer jährt sich zum 50. Mal der Todestag einer der berühmtesten Frauen der Welt – Marilyn Monroe. Sie gilt bis heute als das Sexsymbol schlechthin und nach wie vor begeistern sich Millionen Fans für alles, was mit dem Mythos "MM" zusammenhängt. Doch neben ihren Erfolgen als Pin-Up-Girl und Schauspielerin, ihren Affären mit den einflussreichsten Männern der USA, ihrer Medikamentensucht und ihrem ausgeprägten Faible für die Freud'sche Psychoanalyse gab es da noch eine andere Marilyn, die ein ganz normales Familienleben führen wollte und sich um ebensolche banalen Alltagsangelegenheiten kümmerte wie andere Menschen auch. Über diese Marilyn gab es bislang wenig Aufschlussreiches zu lesen, was zum einen daran liegen mag, dass sich die pikanten und dramatischen Details ihres Lebens sowie die Spekulationen rund um ihren mysteriösen Tod viel besser vermarkten lassen, zum anderen galt das private Archiv von Marilyn Monroe – bestehend aus zwei Aktenschränken mit ungefähr fünftausend Gegenständen – für vier Jahrzehnte als verschollen.


    Vor einigen Jahren nun erhielt der international erfolgreiche Fotograf Mark Anderson von einem Privatmann den Auftrag, die sich in seinem Besitz befindliche "Monroe Collection" fotografisch für die Nachwelt festzuhalten. Anderson zog daraufhin die amerikanische Geschichtsprofessorin und Autorin Lois Banner, die sich seit langem mit Marilyns Leben beschäftigte, zu Rate. Eins kam zum anderen und die Idee für "MM – Das private Archiv von Marilyn Monroe" war geboren. Das fertige Buch breitet auf über 300 Seiten eine beachtliche Auswahl der in den Aktenschränken gefundenen Schätze vor dem Leser aus. Hauptsächlich im Großformat gibt es neben geschäftlichen und persönlichen Briefen seltene oder bislang unveröffentlichte Fotos, Quittungen, Fanpost, Schmuck, Zeichnungen, handschriftliche Notizen, Zeitungsausschnitte und Telegramme zu bestaunen.


    Dem Ganzen vorangestellt ist eine Einführung von Lois Banner, in der sie näher auf den bisherigen Verbleib der Aktenschränke und die Entstehungsgeschichte des Buches eingeht. Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte sind Inez Melson, ehemals Marilyns Freundin und Beraterin in finanziellen Angelegenheiten, und das Ehepaar Strasberg, ebenfalls Freunde von Marilyn und gleichzeitig ihre Schauspiellehrer. Im Anschluss folgt eine recht übersichtliche Biografie Marilyns, in der Lois Banner versucht, nicht alles hinlänglich Bekannte noch einmal wiederzugeben, sondern sich weitestgehend auf neue Erkenntnisse bezüglich Marilyns Person konzentriert. Dabei räumt sie gleich mit einigen Behauptungen auf, die von anderen Biografen jahrelang fälschlicherweise verbreitet wurden und unter anderem die Freundschaften der Schauspielerin zu anderen Frauen und ihre Kindheit betreffen. Der weitere Text ist nach Themen gebündelt und ordnet sich den Fotos von Mark Anderson unter, die das Buch dominieren. Persönliche Äußerungen Marilyns komplettieren die Textstellen der Autorin.


    Gemessen am Inhalt, der oftmals auf Schreibmaschine angefertigte, äußerlich unscheinbare Dokumente zeigt, ist die optische Aufmachung von "MM – Das private Archiv von Marilyn Monroe" sehr gelungen. Mark Anderson hat einen Teil der Materialien zusammen mit Rosen und anderen Accessoires arrangiert und dem Buch so einen Hauch von Eleganz verliehen. Die Texte von Lois Banner sind auf unterschiedlich pastellfarbenem Hintergrund gedruckt und typographisch gelungen. Und zu guter Letzt hat der Knesebeck Verlag das Buch mit einem schönen Schutzumschlag und einer Fadenheftung versehen, was den qualitativ guten Eindruck noch verstärkt. Das einzige, was ich vielleicht bemängeln könnte, sind die doch etwas klein geratenen Bildunterschriften und die möglichen Schwierigkeiten für deutsche Leser, insbesondere die handschriftlichen Briefe und Notizen zu entziffern und zu übersetzen. Aber das liegt wohl in der Natur der Sache, denn schließlich war Marilyn Monroe Amerikanerin und das Buch wurde von Landsleuten geschrieben.


    Aus meiner Sicht hebt sich das Buch wohltuend von der Masse der Veröffentlichungen über Marilyn Monroe ab. Man merkt Mark Anderson und Lois Banner ihr Bemühen um Objektivität an und ihr Bestreben, die einzelnen Gegenstände für sich sprechen zu lassen. Dankenswerterweise haben die beiden darauf verzichtet, Marilyn Monroes intimsten Geheimnisse preiszugeben und sie in irgendeiner Weise zu kompromittieren – sofern sich überhaupt diesbezügliche Unterlagen in den Schränken befanden, denn einiges dürfte in Marilyns Todesnacht und vielleicht auch später daraus entfernt worden sein. Ich freue mich über die Veröffentlichung dieses Werkes, denn hier wird endlich mal eine ganz andere und sehr sympathische Seite der Hollywood-Ikone gezeigt, ohne voyeuristisch zu wirken. Ein schönes Buch, das ich allen Marilyn-Fans ans Herz legen möchte!


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    Nur durch Zufall stieß ich vor zwei Wochen auf die 1. Staffel (die deutsche Fassung ist erst im Oktober 2011 erschienen) dieser Serie. Ich habe bereits drei Folgen davon gesehen und bin total begeistert! Sämtliche Darsteller sind hervorragend, die Handlung ist intelligent und komplex, dazu eine sehr aufwändige Ausstattung - das ist britische Unterhaltung vom Feinsten! In Großbritannien war die Serie wohl ein großer Erfolg und hat viele Preise eingeheimst, wie z.B. mehrere Emmys. Das Drehbuch hat übrigens Julian Fellowes ("Snobs", "Eine Klasse für sich") geschrieben. Die nächsten beiden Staffeln muss ich auch unbedingt haben, hoffentlich werden sie ebenfalls übersetzt!


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    2) Salka Viertel - Das unbelehrbare Herz


    (das Buch ist sehr schön gestaltet, u.a. mit bedrucktem Samteinband und verschiedenfarbiger Schrift)


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    "Salkaherz" - ein Genie der Freundschaft im kalifornischen Exil Salka Viertel war das, was man eine große Gastgeberin nennt. Und zu Gast waren sie alle: Filmemacher, Literaten, Schauspieler und Maler. Die Lebenserinnerungen einer fast Vergessenen. Wie aus einem Künstlerlexikon zur ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts lesen sich die Namen der Freunde, die Salomea Steuermann, von allen nur Salka genannt, um sich zu versammeln wusste: Karl Kraus und Alfred Polgar, Max Reinhardt, Thomas und Heinrich Mann, Albert Einstein und Arnold Schönberg, Sergej Eisenstein und Greta Garbo, deren Drehbuchautorin sie war, Bertolt Brecht und Bruno Frank, Charlie Chaplin und Fritz Murnau, Ernst Lubitsch, George Cukor, Hanns Eisler - und viele andere Künstler... mit und ohne Namen.Diese faszinierende und früh emanzipierte Salka Viertel war kein Hollywood- Filmstar und keine mondäne Gesellschaftsdame, sondern eine begnadete Gastgeberin, die ihr Haus an der Mabery Road in Santa Monica zum vielgerühmten Salon machte - schließlich zum "Hafen für die Heimatlosen", die europäischen Emigranten nach 1933. Salka Viertels Lebenserinnerungen, Ende der 60er Jahre in den Vereinigten Staaten erschienen und seitdem im Vergessen verschwunden, vergegenwärtigen die dramatischen Jahrzehnte europäischer Kulturgeschichte, vor allem die Welt des Theaters und des Films bis 1933 und die Exilierung dieser Kultur in Kalifornien.


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    1) Julien Green - Erinnerungen an glückliche Tage


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    Die Kindheit eines kleinen amerikanischen Jungen in Paris, am Beginn des 20. Jahrhunderts. Julien Green lässt in seinen Erinnerungen die "Belle Époque" auferstehen: das Klappern der Pferdehufe auf dem Pflaster, den Alltag ohne Radio und Telefon, die Schrecken eines strengen, unmenschlichen Schulsystems und die Geborgenheit in der bürgerlichen Familie. Erst als Frankreich in den Ersten Weltkrieg zieht, bricht auch für ihn ein neues Zeitalter an. Ein wunderbares Buch über eine versunkene Welt: Zeitdokument, Entwicklungsroman, Hymnus auf das Glück der Kindheit und ein großes Lesevergnügen.


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    Zitat

    Original von Caruso
    Das finde ich sehr schade, denn ich würde gerne doch selbst entscheiden, ob ich für die -enormen - Vorteile des Kindle akzeptiere, dass ich die Fotos nur in schwarz- weiß sehen kann.


    Das Buch enthält ausschließlich Schwarz-Weiß-Fotos!:wave Ich kenne mich zwar mit eBooks überhaupt nicht aus (was auch so bleiben wird), kann mir aber nicht vorstellen, dass sie etwas anderes als reine Textformate wiedergeben können! Oder täusche ich mich da? :gruebel

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    Ich habe das Buch mittlerweile auch gelesen und es nicht bereut. Michaela Karl beschreibt das Leben der Dorothy Parker sehr informativ und unterhaltsam. Ich wusste beispielsweise gar nicht, dass "Dottie" u.a. Drehbücher für Hollywood geschrieben hat und sich an Theaterstücken versuchte. Nicht nur aus diesen Bereichen des amerikanischen Kulturbetriebes werden viele berühmte Persönlichkeiten der damaligen Zeit in der Biografie vorgestellt, denn Mrs. Parker kannte ebenso viele Schriftsteller, Verleger, Journalisten und Komponisten. Sehr interessant fand ich auch die Entstehungsgeschichte des "Round Table" im Algonquin Hotel und die Passagen, die die Prohibition und ihre Folgen und die McCarthy-Ära behandeln. Einziges Manko: Die Fotoauswahl ist sehr dürftig ausgefallen. Es ist kein einziges Bild von Dorothy Parker als ganz junger Frau vorhanden, was ich sehr schade finde. Ansonsten ein sehr empfehlenswertes Buch!


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    Hier ist die Großmutter das tyrannische Oberhaupt der Familie:


    2) Lady Helenas Geheimnis


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    Ein dunkles Geheimnis überschattet das Familientreffen in dem alten Haus am See England, Dezember 1936. Im tief verschneiten Lake District versammeln sich die Menschen, um Weihnachten zu feiern. Auch die junge Alix Richardson ist aus London angereist, aus Sehnsucht nach ihrer Familie und den Freunden aus Kindertagen. Aber vor allem will Alix endlich erfahren, was für ein Rätsel den frühen Tod ihrer Mutter, Lady Helena, umgibt. Die Geheimnisse, denen sie auf den Grund gehen will, sind so tief und dunkel wie die Wasser des zugefrorenen Sees. Schon bald wird ihre Suche zu einem gefährlichen Tanz auf dem Eis.


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    Mir fallen nur zwei Bücher ein, die hier noch nicht erwähnt wurden:


    1) Heimweg nach Kilmoran


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    Das Mädchen Ellie leidet sehr unter der Krankheit der Mutter und unter der bedrückenden Atmosphäre ihres Elternhauses. Eines Tages wird sie zur Großmutter gebracht, von der in der Familie nie gesprochen wird. Ellie begegnet einer Frau, die so gar nichts von einer feinen älteren Dame an sich hat: sie raucht, trinkt Whisky, nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Enkelin kann sich allmählich von den Schatten der Vergangenheit befreien, sie genießt das neue Leben und kommt durch Zufall auch noch einem streng gehüteten Familiengeheimnis auf die Spur.


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    Ich lese gerade das letzte Drittel und bis jetzt gefällt es mir sehr gut! :-]


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    In den Roaring Twenties war sie die Königin von New York. Ihre scharfe Zunge und ihr beißender Witz wurden Legende. Sie stritt mit Ernest Hemingway, schlief mit F. Scott Fitzgerald und soff mit Truman Capote. Dorothy Parker schrieb für Vogue, Vanity Fair und den New Yorker und gehörte zur legendären Tafelrunde des Hotels Algonquin, wo sich die kulturelle Szene der Stadt traf. Ihre sarkastischen Verse und pointierten Kurzgeschichten erzählen von zerplatzten Träumen und dem Warten auf das Klingeln des Telefons. Sie machte als Drehbuchautorin in Hollywood Karriere und landete wegen ihres Engagements gegen Rassismus und Faschismus auf der Schwarzen Liste von Senator McCarthy. Michaela Karl legt nun die erste deutschsprachige Biografie vor. Sie porträtiert das unkonventionelle Leben der Dorothy Parker, und entdeckt hinter der zynischen Fassade eine sensible Frau auf der Suche nach dem großen Glück.


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    Oh, ich hatte noch gar nicht gesehen, dass es zu dem Buch schon eine Besprechung gibt. Deine Rezension ist wirklich gut geschrieben - vielen Dank, buzz! :knuddel1 Ich bin vor ein paar Wochen auf das Buch aufmerksam geworden, als John Burnside in "Literatur im Foyer" zu Gast war. Ich war mir da aber noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Jetzt schon - ist gleich auf meine WL gewandert! :-]


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    Karl Blessing Verlag
    23. Mai 2011
    240 Seiten
    Gebunden mit Schutzumschlag
    Originaltitel: Les derniers jours de Stefan Zweig



    September 1941: Auf der Flucht vor den Nazis trifft der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig mit seiner zweiten Frau Charlotte Altmann in Brasilien ein. Nach längeren Aufenthalten in London und New York hoffen sie hier endlich zur Ruhe zu kommen und die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch ihre Hoffnungen sollen sich nicht erfüllen. Der Zweite Weltkrieg zieht immer weitere Kreise und holt die Exilanten schneller ein als gedacht. Ein paar Monate später sehen Stefan und Lotte nur noch einen Ausweg…


    Der französische Autor und Arzt Laurent Seksik unternimmt in seinem Roman den erfolgreichen Versuch, die Gefühls- und Gedankenwelt von Stefan Zweig und seiner Frau Lotte in den letzten sechs Monaten ihres Lebens für den heutigen Leser nachvollziehbar zu machen. Anfangs wirkt die Erzählweise von Seksik etwas distanziert, passt aber vortrefflich zu den gesellschaftlichen Umgangsformen des Bildungsbürgertums des frühen 20.Jahrhunderts und transportiert gerade durch den vermeintlichen Gegensatz zur schockierenden Thematik die emotionalen Aspekte besonders gut. Zweig war ein zurückhaltender und sehr sensibler Mann, der sein Herz nicht auf der Zunge trug. Seine fast drei Jahrzehnte jüngere Ehefrau Lotte vergötterte den großen Schriftsteller und ordnete sich ihm völlig unter. Doch unter der äußerlich so gelassenen Fassade der beiden brodelte es gewaltig. Während der Schriftsteller sein früheres Leben vermisste und von ständigen Schuldgefühlen angesichts des schrecklichen Schicksals so vieler Angehöriger, Freunde und Bekannter geplagt wurde, wünschte sich seine schwer asthmakranke Frau einen Neuanfang, der den beiden eine gemeinsame Zukunft ermöglicht hätte.


    Die den Exilanten fast surreal erscheinende brasilianische Umgebung, die ständigen Ängste und Zweifel, aber auch die überaus flüchtigen Momente des Glücks und der Hoffnung, all das fängt Laurent Seksik sehr feinfühlig ein. Die vergangenen Jahre, als Stefan Zweig noch ein in ganz Europa und dem Rest der Welt gelesener und umschwärmter Schriftsteller war, werden kurz umrissen, ebenso die Entwicklung der Beziehung zwischen Lotte und Stefan. In der Regel bin ich selten von Romanen begeistert, die auf historisch belegten Fakten und Personen basieren. Oft entsteht der Eindruck bei mir, dass die jeweilige Handlung und die Charakterisierungen zu wenig mit den ehemals real existierenden Menschen zu tun haben und ihnen somit nicht gerecht werden. Bei "Vorgefühl der nahen Nacht" liegt der Fall jedoch anders. Anscheinend hat sich der Autor eng an historischen Briefen, Zeitungsartikeln, Büchern etc. orientiert, so dass ein sehr glaubwürdiges und nachdenklich machendes Stück fiktiver Literatur über das tragische Ende des jüdischen Ehepaars Zweig und eine furchtbare Zeit in unserer deutschen Vergangenheit entstanden ist. Ob die Zweigs sich in dem Roman wiedererkannt hätten, darf natürlich trotzdem bezweifelt werden, aber das gilt gleichermaßen für jede Biografie. Trotz seines geringen äußeren Umfangs ein großes Buch - tief bewegend, anspruchsvoll, lang nachwirkend und sehr lesenswert!



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