Beiträge von Mrs Bean

    Wenn dir das Buch von Racinet zu wuchtig ist, kommt "London - Portrait of a city" wohl doch eher nicht in Frage. Aber wie wäre es mit diesem hier? Mal etwas ganz anderes.


    Kurzbeschreibung laut amazon.de
    For four decades film historian Ira M. Resnick has been amassing a superb collection of 2,000 vintage movie posters and 1,500 stills, which has never before been published. "Starstruck: Vintage Movie Posters from Classic Hollywood" features the best of Resnick's collection, with vivid reproductions of 250 posters and forty stills from a golden age of Hollywood, from 1912 to 1962. Offering both a chronological and thematic organization, in later chapters Resnick discusses some of Hollywood's legendary directors and films, and critiques fantastic graphic art from little-known films. Bonus material includes a list of Resnick's fifty favourite one-sheets, helpful tips for the collector, and a glossary of terms and poster sizes. A must-have book for every collector and film buff, "Starstruck" offers a beautifully illustrated, personal tour of a bygone age of the motion picture advertising industry.


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    Dieses Buch ist auf alle Fälle ein Blickfang. Zum Rumtragen eignet sich der "Brocken" jedoch nicht, da man sich ziemlich schnell einen Bruch hebt. Ich habe mal darin geblättert und fand es ganz spannend, die vielen verschiedenen Gesichter von London, die in den Fotos zum Ausdruck kommen, zu entdecken. Allerdings ist das Buch dreisprachig (Deutsch, Englisch, Französisch). In der gleichen Reihe erschienen sind Bücher über New York, Paris und Los Angeles.


    Kurzbeschreibung laut amazon.de
    Eine fotografische Reise durch die Historie einer Weltstadt
    Samuel Johnson hat mal gesagt: Wenn ein Mann genug von London hat, ist er
    des Lebens müde. Hunderte von Fotos aus Archiven in aller Welt dokumentieren
    die faszinierende Geschichte dieser Stadt, ihre Architektur, ihre Wahrzeichen, ihre
    Kultur, ihren Glamour und nicht zuletzt: ihre einzigartigen Bewohner.
    London ist eine ausladende Metropole, immer in Bewegung und am Wachsen,
    doch durch alle Höhen und Tiefen sind der Humor, der einzigartige Charakter
    und der Kampfgeist der Menschen stets unverändert geblieben. Dieses Buch
    feiert sie, ihre Stadt und ihre große Vergangenheit. Neben grandiosen Fotografien
    (viele davon bislang unveröffentlicht) wird Londons Geschichte durch unzählige
    Zitate, Essays und Verweise auf wichtige Filme, Bücher und Musikalben
    erzählt.


    Vom viktorianischen London bis zu den Swinging Sixties; von der Luftschlacht
    um England bis zur Punk-Bewegung; vom Festival of Britain bis zu den
    Olympischen Spielen 2012; von den nebligen Kopfsteinpflasterstraßen bis zu den
    architektonischen Extravaganzen der Millennium-Feiern; von rauhen Pubs bis zu
    diskreten Gentlemen-Clubs; von königlichen Hochzeiten bis zu Raves; vom
    Charme des East Ends bis zu den Wundern von Westminster; von den Chelsea
    Girls bis zu Hipstern von Hoxton: Seite um Seite bekommt London die bildgewaltige
    Hommage, die es sich wahrlich verdient hat.


    Mit Fotografien von: Slim Aarons, Eve Arnold, David Bailey, Cecil Beaton, Bill Brandt, Alvin Langdon Coburn, Anton Corbijn, Terence Donovan, Roger Fenton, Bert Hardy, Evelyn Hofer, Frank Horvat, Tony Ray-Jones, Nadav Kander, Roger Mayne, Linda McCartney, Don McCullin, Norman Parkinson, Martin Parr, Rankin, Lord Snowdon, William Henry Fox Talbot, Juergen Teller, Mario Testino, Wolfgang Tillmans und vielen anderen.


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    Ich habe das Buch in der deutschen Ausgabe - die um einiges günstiger ist - vom Hatje Cantz Verlag und finde es sehr beeindruckend! Wenig Text, dafür großformatige Schwarzweiß-Fotografien von weltberühmten Persönlichkeiten u.a. aus der Film-, Kunst-, Literatur- und Theaterszene. Auch Modefotos sind darunter.


    Kurzbeschreibung laut amazon.de
    Edward Steichen was already a famous painter and photographer in America and abroad when, in early 1923, he was offered the most prestigious position in photography's commercial domain: that of chief photographer for Vogue and Vanity Fair. Over the next fifteen years, Steichen would produce a body of work of unequaled brilliance, dramatizing and glamorizing contemporary culture and its achievers in politics, literature, film, sport, dance, theater, opera, and the world of high fashion. Here are iconic images of Gloria Swanson, Gary Cooper, Greta Garbo, and Charlie Chaplin as well as numerous other celebrities drawn from an archive of more than two thousand original prints. Until now, no more than a handful have been exhibited or published in book form. The photographs of the 1920s and 1930s represent the high point in Steichen's career and are among the most striking creations of twentieth-century photography.


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    Vielleicht etwas in dieser Art? Allerdings hat das Buch nur 160 Seiten.


    Kurzbeschreibung laut amazon.de
    The cafe is a home away from home, where lively company, people watching and good food and drink can all provide inspiration for the writer and artist. This beautifully illustrated book takes the reader on a tour of the grand literary cafes of Britain and Europe, taking in cities as diverse as Paris, London, Barcelona, Rome and Prague. Looking at the famous writers and artists who frequented these historic places, the book celebrates their architecture, history, tradition, and food and drink, and provides an insight to their enduring charm and popularity.
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    Ich schließe mich Lesehest an, danke für die Erinnerung! Von den heutigen Themen finde ich das Gespräch mit Richard Ford am interessantesten. Und natürlich die Kommentare von Herrn Scheck zur Spiegel-Bestsellerliste! ;-)

    Gerstenberg Verlag
    25. Juni 2012 (Erscheinungsdatum)
    176 Seiten, 25 x 30 cm
    Gebunden mit Schutzumschlag
    Originaltitel: Romantic English Homes




    Traumhaft schön


    Auf der Suche nach einem gut gemachten Bildband rund um das Thema "Englischer Wohnstil" stieß ich erst vor kurzem auf das vorliegende Buch von Robert O'Byrne. Englischsprachige Werke gibt es in dieser Kategorie natürlich en masse, bei den auf Deutsch erschienenen Ausgaben ist die Auswahl schon recht begrenzt. Hinzu kommt, dass die abgebildeten Objekte eventuell nicht immer dem persönlichen Geschmack entsprechen und so Anlass zur Enttäuschung geben können. Dementsprechend vorsichtig, aber dennoch hoffnungsvoll, habe ich mich an "Romantische Interieurs – echt englisch" herangewagt. Gott sei Dank, muss ich im Nachhinein sagen, denn das Buch hat sich für mich als Glücksgriff erwiesen.


    Aber der Reihe nach. Bereits die äußere Gestaltung (farblich passend zum Schutzumschlag ist der Einband in Bordeauxrot gehalten und mit blaugrauen Vorsatzblättern ausgestattet) stimmt optimal auf den Inhalt ein. Die 14 englischen Domizile, die im Buch vorgestellt werden, sind zahlenmäßig ausgewogen in drei unterschiedliche Kategorien unterteilt, auf deren charakteristische Merkmale der Autor gleich zu Beginn des jeweiligen Kapitels eingeht. Nach einer kurzen Einführung machen die "Familienhäuser" den Anfang, gefolgt von "Herrenhäusern" und "Landschlössern". Das Wissen um den Verwendungszweck der Häuser erleichtert das Verständnis für ihre Architektur und die Wahl ihrer Einrichtung, was ich als sehr hilfreich empfand.


    Besonders erstaunt hat mich die große Bandbreite an Informationen, die Robert O'Byrne, der ehemals als Redakteur für die "Irish Times" tätig war, in seinen begleitenden Texten liefert. So erzählt er unter anderem, wo die ausgewählten Häuser stehen, welche wirtschaftlichen und naturbedingten Besonderheiten den jeweiligen Landstrich ausmachen, wofür die einzelnen Gebäude in der Vergangenheit genutzt wurden und wer ihre Vorbesitzer waren. Dabei geht der Autor weit in die Vergangenheit zurück – oftmals bis ins 16. Jahrhundert - und lässt durch die Bezugnahme auf historische Ereignisse und berühmte Persönlichkeiten die Geschichte der Häuser lebendig werden. Bei vielen von ihnen gibt es Verbindungen zu bekannten Schriftstellern, Politikern und sogar Königen.


    Die Hauptsache sind aber selbstverständlich die Interieurs. Die heutigen Besitzer sind nicht selten Künstler oder haben etwas mit Antiquitäten oder Gartengestaltung zu tun. So ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, mit welcher Akribie und großem Gespür für Ästhetik die gezeigten Wohnräume restauriert und eingerichtet wurden. Detailliert wird beschrieben, in welchem Zustand die Bewohner das Haus beim Kauf vorfanden und welche Änderungen oder Verbesserungen sie daran im Laufe von Jahren vorgenommen haben. Das ist sehr beeindruckend. Teilweise sind die Bauarbeiten noch lange nicht abgeschlossen, was man den Abbildungen aber in keinster Weise ansieht. Auch zur Machart und genauen Herkunft des Mobiliars erteilt Robert O’Byrne Auskunft. Erfreulicherweise ist jedes der Häuser so einzigartig, dass es auf den 176 Seiten immer wieder Neues zu entdecken gibt. Kein Wunder bei so klangvollen Gebäudenamen wie z.B. "Restoration House" (Kent), "Euridge Manor" (Wiltshire) und "Port Eliot" (Cornwall).


    Wer eher einen modernen Einrichtungsstil bevorzugt, wird hier nicht fündig. Das lässt der Titel aber auch schon ein wenig erkennen. Denn die gezeigten Möbel und architektonischen Elemente sind in der Tat sehr "romantisch", dabei jedoch nicht kitschig oder überladen. Trotz der Fülle an Gegenständen, die sich in jedem Raum befinden und dem überall anzutreffenden Mix aus verschiedenen Stilepochen (beispielsweise Klassizismus mit Neugotik) inklusive kontrastreicher Farben und Muster.


    Einen großen Anteil an dem gelungenen Eindruck des Bildbandes haben die zahlreichen farbigen Fotografien von Simon Brown. Neben der Außenansicht erhält der Betrachter Einblicke in Küchen, Bäder, Schlafräume, Wohn- und Esszimmer und Flure. Auch einige der Gärten werden ansatzweise unter die Lupe genommen. Bei keinem der Häuser hatte ich das Gefühl, etwas zu vermissen oder noch mehr erfahren zu müssen. Bei den Innenansichten wurden die natürlichen Tageslichtverhältnisse vor Ort berücksichtigt, was den qualitativ hochwertigen Fotos einen angenehm authentischen Anstrich verleiht. Sogar in Räumen, die größtenteils mit Möbeln aus dunklen Hölzern ausgestattet sind, wurde beim Fotografieren auf ausreichende Helligkeit geachtet. Begrüßenswert fand ich auch die Verwendung so vieler großformatiger Abbildungen, von denen manche anderthalb Seiten einnehmen. Zu klein ist meiner Meinung nach keine ausgefallen.


    Robert O'Byrne hat mit "Romantische Interieurs - echt englisch" einen besonders schönen Bildband vorgelegt. Ich habe beim Lesen viel über verschiedene Baumaterialien, Stilepochen und historische Zusammenhänge gelernt und ganz nebenbei Anregungen für einen mutigeren Umgang im Kombinieren von Einrichtungsgegenständen bekommen. Die Fotografien sind wunderschön und voller faszinierender Details, die Texte aufschlussreich und interessant gestaltet. Eine echte Bereicherung für alle Liebhaber außergewöhnlicher Coffee Table Books!



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    Ich wurde mit "Kings of Cool" von Don Winslow leider auch so gar nicht warm. Nach etwas mehr als 100 Seiten habe ich aufgegeben. Besonders irritiert haben mich schon gleich zu Beginn die - jedenfalls für mich - ziemlich offensichtlichen Parallelen zu "Natürliche Mängel" von Thomas Pynchon. Letzteres ist allerdings zuerst erschienen und hat mir gut gefallen. Obgleich ich es eigentlich umgekehrt erwartet hätte, fand ich das Winslow-Buch wirr, unverständlich und nervtötend. Leider! "Frankie Machine" beispielsweise war um Längen besser!


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    Zitat

    Original von Gucci


    Ihr habt so Recht und ich habe ein schlechtes Gewissen nicht die Zeit gefunden zu haben weiterzuschreiben. Das war auch ein Grund, dass ich als Eule etliche Wochen abgetaucht bin. Ich habe mich über mich geärgert. Leider habe ich mir auch vor drei Monaten keine Notizen nach der Lesung gemacht, daher kann ich nur noch wenig berichten. Ich hatte es aber nie vergessen :nono Sorry!


    So etwas kann doch jedem passieren! :knuddel1Ich finde es toll, dass du den Mut aufgebracht hast dich an dieser Stelle zu erklären. Es wäre sehr schade gewesen, wenn du dich wegen dieser "Kleinigkeit" hier rar machen würdest. Ich hatte mich über den ersten Teil deines Berichtes sehr gefreut und freue mich umso mehr über den schönen Abschluss – vielen Dank! :-]Das klingt alles nach einem wunderbaren Abend, an dem ich auch gerne teilgenommen hätte. Steffi und harimau sind sicher großartige Erzähler! Dem Besuch eines "Irish Pub" wäre ich allerdings auch nicht abgeneigt gewesen. Ich tröste mich damit, dass es so wenigstens nicht peinlich werden konnte! ;-)

    :blume Alles Gute zum Geburtstag, lieber harimau! Ich hoffe, du hattest einen tollen Tag und wünsche dir fürs kommende Lebensjahr ganz viel Lebensfreude, gute Ideen und beste Gesundheit! :knuddel1

    Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit, maikaefer! :gruebelIch habe extra die Augen offen gehalten, ob noch an anderer Stelle etwas kommt, aber nichts entdecken können. Dabei würde ich doch sooooo gerne wissen, wie es bei der Lesung weiterging. Bitte, liebe Gucci, trag das doch nach, wenn du kannst! Ich würde mich sehr darüber freuen! :wave

    Das Buch liegt leider schon geraume Zeit auf meinem SuB, es hat sich einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür ergeben. Schön, dass es dich emotional so gepackt hat! Ich hoffe auf ein ähnliches Erlebnis und schaue mal, ob ich nach der Beendigung von "Natürliche Mängel" von Thomas Pynchon Lust darauf habe. Danke für die Rezension, Voltaire! :wave

    Bin schwer beeindruckt! :anbetIch finde auch, dass du sehr souverän und sympathisch rübergekommen bist! Die Nervosität war dir nicht anzumerken. An den Fall mit dem kleinen Mädchen konnte ich mich ebenfalls noch gut erinnern. Die anderen Gäste haben dir sehr interessiert zugehört und machten besonders an dieser Stelle einen überaus berührten Eindruck. Die Opernsängerin Vesselina Kasarova hat mir abgesehen von dir am besten gefallen. Du hast deinen Berufsstand super vertreten - deine Kollegen können wirklich stolz auf dich sein! Meine Mitguckerin meinte übrigens, dass die roten Haare dir echt gut stehen würden. Dem kann ich mich nur anschließen! :-)

    Heute angefangen! :-)


    Kurzbeschreibung laut Amazon
    Philip Marlowe in Schlaghosen. Kalifornien 1970: Der junge Hippie-Detektiv Doc Sportello erhält den Auftrag, beim Bodyguard eines Immobilienhais Schulden einzutreiben. Als Doc aus einem neongrellen Marihuana-Rausch erwacht, blickt er allerdings in das Gesicht von Lieutenant Bigfoot Bjornsen. Die Leiche des Bodyguards neben ihm sieht aus wie ein frisch geschlachteter Truthahn. Der Immobilienhai ist entführt, und Bigfoot, der Leuten gern seine Stacheldrahtsammlung zeigt, mag keine Hippies … Pynchon, der «Shakespeare der Popkultur» (Welt) schreibt über Verbrecher und Surfer, Manson und Nixon, über das Ende des Summer of Love und die Geburt des Internets. «Das zugänglichste Werk des größten amerikanischen Autors der Gegenwart, die perfekte Einstiegsdroge.» (Stern)


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    Ich habe den Termin schon vor Tagen fett unterstrichen in meinem Kalender eingetragen, denn ich will die Sendung auf gar keinen Fall verpassen. Mein Ding wäre so ein Auftritt nicht, ich würde wohl schon vorher vor Lampenfieber eingehen. Ich finde es jedenfalls klasse, dich im "Kölner Treff" zu sehen und bin sehr gespannt darauf, was du erzählen wirst! :-)Berichte doch mal, wie dir die anderen Gäste gefielen! Unter anderem ist ja wohl Sahra Wagenknecht mit von der Partie. Falls die Sendung erst morgen aufgezeichnet wird: Viel Glück und vor allem viel Spaß!!! :wave

    Gebundene Ausgabe: 320 Seiten mit 34 schwarz-weißen Fotos
    Erscheinungstermin: 12. März 2012
    Verlag: Siedler
    ISBN: 978-3886809745



    Willkommene Wiederentdeckung


    Allem Anschein nach ist der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935) im Laufe der letzten Jahre hierzulande etwas in Vergessenheit geraten. Das dürfte zum einen daran liegen, dass uns heutzutage die Sprache der Weimarer Republik leicht antiquiert erscheinen mag, zum anderen hat Tucholsky sich in seinem kurzen Leben hauptsächlich mit dem journalistischen Schreiben von politisch motivierten Artikeln in diversen Zeitungen und Zeitschriften (z.B. "Weltbühne") befasst, weshalb außer dem berühmten und vom Umfang her überschaubaren Roman "Schloss Gripsholm" und der ebenso bekannten Erzählung "Rheinsberg" ausschließlich Sammlungen mit Gedichten und Prosatexten von ihm erhältlich sind. Daneben war er als Redakteur, Lyriker, Romanautor und Liedtexter tätig.


    Für mich bedeutete die Tucholsky-Biographie von Rolf Hosfeld eine willkommene Wiederentdeckung eines der wichtigsten deutschen Gesellschaftskritiker aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Der assimilierte Jude aus gutem Haus wuchs in Berlin auf und als überzeugtem linken Demokraten und Sozialisten waren ihm sämtliche rechte Strömungen äußerst suspekt. Mit den Kommunisten konnte er sich allerdings auch nicht so recht anfreunden. Tucholsky war ein absoluter Kriegsgegner und kämpfte Zeit seines Lebens gegen den deutschen Militärapparat, der sich nach dem Ersten Weltkrieg partout nicht von seiner Vormachtstellung trennen wollte und mit solch engstirnigen Vertretern wie dem Generalfeldmarschall und späteren Reichskanzler Paul von Hindenburg mehr oder weniger den Boden für das Dritte Reich ebnete. Weitere Gründe waren u.a. der nicht nur in Deutschland fortschreitende Antisemitismus und die Unfähigkeit der Kommunisten, ihren politischen Weg zu gehen, ohne unablässig nach Konfrontationsmöglichkeiten zu suchen.


    Die damaligen politischen Gegebenheiten und die berufliche Laufbahn von Kurt Tucholsky werden von Rolf Hosfeld - der selbst ausgesprochen vielseitig ist und u.a. bereits als Dozent, Redakteur, Regisseur, Fernsehproduzent und Verlagslektor gearbeitet hat - sehr informativ und hervorragend recherchiert geschildert. Hosfeld kommt dabei natürlich zugute, dass er sich bereits als Autor mehrerer eigener Bücher (z.B. "Wir Deutschen 1918 bis 1929: Vom Kriegsende bis zu den Goldenen Zwanzigern") sehr intensiv mit der deutschen Geschichte und – im Zuge einer Biografie über Karl Marx – auch mit dem Kommunismus auseinandergesetzt hat. Ich habe mit großem Interesse zur Kenntnis genommen, wie sich Deutschland vor, während und nach dem ersten Weltkrieg nach außen und innen hin präsentierte und welche Faktoren letztendlich zur Machtergreifung Hitlers führten. Schlagwörter wie die Balkankriege, die Dolchstoßlegende, der Friede von Versailles, der Spartakusaufstand, der Weltbühne-Prozess und die Weimarer Republik spielen dabei eine große Rolle und werden von Rolf Hosfeld ausführlich und gut verständlich im dazugehörigen geschichtlichen Kontext erklärt. Kurt Tucholsky hatte zu all diesen Ereignissen eine sehr dezidierte Meinung und äußerte sich stets kritisch und teilweise auch sehr bissig, wann immer er es für nötig hielt.


    Erfreulicherweise enthält das Buch sehr viele Zitate aus Tucholskys Artikeln und persönlichen Briefen, die neben einigen alten Fotografien das Geschriebene auflockern und den Lebensweg eines außergewöhnlichen Menschen zeigen, der vehement für seine Überzeugungen eintrat und mit Willensstärke, Eigensinnigkeit und hoher Intelligenz zu Werke ging. Sogar als freier Redner konnte Kurt Tucholsky überzeugen. Seine Analysen trafen die Sachverhalte auf den Punkt und seine scharfsichtigen Prognosen bezüglich Deutschlands naher Zukunft waren in ihrer Hellsichtigkeit kaum zu überbieten. Besonders faszinierend fand ich folgende Vorgehensweise: Um seine unterschiedlichen Charakterzüge bestmöglich ausleben zu können, legte Tucholsky sich vier Pseudonyme zu, unter denen er seine journalistischen Attacken ritt.


    Aber auch die persönlichen Beziehungen des Mannes, der über unzählige berufliche und private Kontakte verfügte (zu denen unter anderem Ernst Rowohlt, Heinrich Mann und Carl von Ossietzky zählten), jedoch nur wenige wirklich enge Freunde sein Eigen nannte, werden von Rolf Hosfeld näher unter die Lupe genommen. Dabei entwirft er das Bild eines loyalen, recht umtriebigen, mit gesundheitlichen Problemen kämpfenden, oft depressiven, aber auch mit einem besonderen Witz gesegneten, geistreichen und unterhaltsamen Zeitgenossen, der gern Schopenhauer las und als einer der Ersten die Qualität von Franz Kafkas Werken erkannte. Neben Aufenthalten in verschiedenen europäischen Ländern und zwischendurch immer wieder in Berlin, lebte Kurt Tucholsky schon ab 1924 längere Zeit in Paris und aus ebenso freiem Willen schließlich in Schweden, wo er nach Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft 1935 als zutiefst Entwurzelter starb. Zu Tucholskys Schwächen gehörte im Übrigen seine Neigung, nicht in monogamen Liebesbeziehungen leben zu können, was ihm gleich zwei gescheiterte Ehen einbrachte. Ich hätte mir gewünscht, dass Rolf Hosfeld an dieser Stelle etwas weiter ausgeholt und auch umfangreichere Informationen über Tucholskys Verhältnis zu seinen engsten Familienangehörigen, die nur ganz am Anfang Erwähnung finden, geliefert hätte. Anscheinend standen dem Autor dahingehend jedoch keine sicheren Quellen zur Verfügung.


    Mir persönlich hat die von einem sachlichen Tonfall geprägte Biographie "Tucholsky – Ein deutsches Leben" ausnehmend gut gefallen. Auf knapp 274 Seiten (die restlichen 45 bestehen aus einem Anhang mit der Vita von Tucholsky, Anmerkungen, einem Literaturverzeichnis und dem Personenregister) wartet das Buch für den kultur- und zeitgeschichtlich interessierten Leser mit einer Fülle an Informationen auf, die von Rolf Hosfeld anspruchsvoll und mit souveräner Kenntnis der Materie in Szene gesetzt wurden. Ein Werk, das dem großen Satiriker und Antimilitaristen Tucholsky zur Ehre gereicht!


    Volle Punktzahl!
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    Seltsam distanziert


    Die Hauptfigur des neuesten Romans von William Boyd ist der junge englische Schauspieler Lysander Rief, der ein sexuelles Problem hat und sich Abhilfe durch den Psychoanalytiker Dr. Bensimon verspricht. Zu diesem Zweck reist er nach Wien, wo er im Wartezimmer des besagten Doktors die geheimnisvolle Hettie Bull kennenlernt und der Künstlerin mit Haut und Haaren verfällt. Daraus ergeben sich die verschiedensten Verwicklungen, zumal beide schon anderweitig gebunden sind. Im Zuge dessen kommen Mitarbeiter der englischen Botschaft, der Geheimdienst, mehrere attraktive Damen und hohe Militärs ins Spiel und auch Lysanders Mutter steht immer wieder im Vordergrund. Den historischen Rahmen liefert der beginnende Erste Weltkrieg, in dem Lysander ebenfalls eine kleine Rolle zugewiesen wird. Im Namen der Regierung hat er den Auftrag, einen Landesverräter zu enttarnen. Auf seinen zweckgebundenen Reisen lernt er anständige und weniger anständige Menschen kennen und stolpert von einem persönlichen Brennpunkt zum nächsten…


    Es gibt Bücher, bei denen ich am liebsten nie ans Ende käme, so gut gefallen sie mir. Bei dem neuen Roman von William Boyd war das leider nicht der Fall. Dabei klang der Klappentext so vielschichtig wie tiefgründig. Entpuppt hat sich die Geschichte dann aber schnell als eine merkwürdige Ansammlung von Themen, die nicht recht zusammenpassen wollten. Jedenfalls nicht auf die Art und Weise, in der William Boyd sie miteinander zu verknüpfen versucht. Mal geht es auf einer Handvoll Seiten um den Parallelismus in der Psychoanalyse, dann liegt Lysander ebenso kurzzeitig im Schützengraben herum, um im nächsten Moment mit seiner Mutter einen gemütlichen Plausch in ihrem Garten zu halten. In regelmäßigen Abständen werden auch seine sexuellen Bedürfnisse und Ängste erneut aufgegriffen. So flapsig, wie ich es geschrieben habe, stellte sich mir persönlich die Handlung auch wirklich dar. Alles sehr oberflächlich und stark vereinfachend präsentiert. In letzter Zeit fallen mir immer öfter Romane in die Hände, die nicht sonderlich viel Umfang haben, aber umso mehr verschiedene "weltbewegende" Themen darin unterbringen wollen. Wo ist die packende Intensität so manch früherer Werke geblieben, wie z.B. bei Boyds "Eines Menschen Herz"? Keine positive Entwicklung!


    Zwischendurch wechselt der Autor des Öfteren zwischen der Perspektive des Ich-Erzählers und der dritten Person. Erstere Passagen sind mit "Autobiographische Untersuchungen" überschrieben und sollen Lysander durch ihre Tagebuchform dabei helfen, sein Seelenleben leichter zu erforschen. Der tiefere Sinn dahinter erschloss sich mir jedoch nicht, da die betreffenden Textstellen für mich im Grunde nur eine geringfügig abgeänderte Wiederholung bereits geschilderter Ereignisse darstellten. Den Anfang und das Ende erzählt ein Unbekannter, dessen Identität im Dunkeln bleibt. Neben mehreren eingestreuten sinnfreien Gedichten von Lysander wirkten diese Besonderheiten im Erzählstil auf mich übertrieben künstlich und auf eine beinahe karikierende Art intellektuell. Ich fühlte mich von William Boyd etwas auf den Arm genommen und an sein Buch "Nat Tate" erinnert.


    Zwei Dinge muss ich dem Autor jedoch lassen. Erstens hat er sehr gute Recherchearbeit geleistet, was die historischen Details in Bezug auf Mode, Essen und Getränke, Kunstströmungen und ähnliches anbelangt, zum Zweiten verfügt er über ein enorm ausgeprägtes, ästhetisch orientiertes Sprachgefühl und das Erzählte liest sich sehr angenehm. Eventuell hat er sich zu sehr auf seine Rahmenhandlung konzentriert, denn die Figuren des Romans bleiben allesamt blass und farblos. Leere Hüllen, die eine langweilige und arg konstruierte Handlung transportieren. Lysander habe ich seine etwas härteren Seiten nicht abgekauft, sowenig ließen sie sich für mich mit seinem ansonsten extrem weichen, manchmal weinerlichen Wesen vereinbaren. Auch hier hätte der Autor bessere Arbeit leisten können. Was Boyd seiner Leserschaft mit "Eine große Zeit" sagen will, ist mir schleierhaft. Das Buch hat mich leider emotional nicht im Geringsten angesprochen und ich gebe ihm nur aufgrund der zu Beginn des Absatzes angesprochenen positiven Aspekte gutgemeinte 6 Eulenpunkte.


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    Gebundene Ausgabe: 128 Seiten (mit 61 schwarz-weißen und 9 farbigen Abbildungen)
    Erscheinungstermin: 23. März 2012
    Verlag: Knesebeck Verlag
    ISBN: 978-3868734157



    Zwölf besondere Frauenfreundschaften in Porträtform


    Enge Freundschaften zwischen Frauen sind in der Regel enorm vielschichtig. Nach welchen Kriterien eine Frau ihre beste Freundin auswählt, ist durchaus unterschiedlich. Oft sind die beiden Frauen sich in ihrem Wesen und ihrer Lebensart ausgesprochen ähnlich, noch öfter jedoch auffallend gegensätzlich, so dass jede an der Anderen meist genau das bewundert, was ihr selbst an vermeintlichen "Vorzügen" fehlt. Viele Frauen sind einander ein Leben lang verbunden, häufig mit kleineren oder größeren Unterbrechungen bzw. Zerwürfnissen. Beste Freundinnen können vieles miteinander teilen: Interessen und Vorlieben, strenggehütete intime Geheimnisse, gute Freunde, ihre Männer und manchmal sogar das Bett. Sie können sich lieben oder hassen, Eifersucht, Neid und Missgunst, aber auch Treue, Loyalität und Hingabe füreinander empfinden und dem Objekt dieser Gefühle auch von ganzem Herzen das Beste gönnen. Von all diesen Spielarten in Bezug auf Frauenfreundschaften erzählt der vorliegende Band.


    Die Autorin Edelgard Abenstein beschreibt auf knapp 128 Seiten aber beileibe nicht irgendwelche x-beliebigen Freundschaften, sondern gewährt in 12 kurzen Porträts Einblick in die besonderen Beziehungen zwischen berühmten Frauen aus den Bereichen Literatur, Politik, Kunst, Philosophie, Film, Mode, Wissenschaft und der gebildeten Gesellschaft im allgemeinen. Zeitlich am weitesten von uns entfernt liegen die Lebensläufe von Rahel Varnhagen und Pauline Wiesel, die beide noch vor 1800 geboren wurden, während das Porträt von Schriftstellerin Susan Sontag und Fotografin Annie Leibovitz in die heutige Zeit fällt. Des Weiteren geht es um Virginia Woolf und Vita Sackville-West, Coco Chanel und Misia Sert, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin, Katherine Mansfield und Ida Baker, Greta Garbo und Salka Viertel, Hannah Arendt und Mary McCarthy, Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff, Lou Andreas-Salomé und Frieda von Bülow, Marianne Weber und Else Jaffé sowie Djuna Barnes und Emily Coleman.


    Da viele der angesprochenen Frauen teilweise zur gleichen Zeit lebten und sich größtenteils in intellektuellen oder anderweitig hochangesehenen Kreisen bewegten, berühren sich an manchen Stellen die einzelnen Biografien und der Leser stößt außerdem auf gemeinsame Bekannte oder Freunde, die die ansonsten voneinander unabhängigen Porträts miteinander verflechten. Diese Verbindungsglieder entstammten ebenfalls der geistigen Elite ihrer Zeit und tragen so bekannte Namen wie Rainer Maria Rilke und T.S Eliot. Aber auch andere weltberühmte Persönlichkeiten finden Erwähnung.


    Jedem der ungefähr 10 Seiten starken Porträts sind ein bis zwei aussagekräftige Fotografien des jeweiligen Frauenpaares vorangestellt. Im dazugehörigen Text gibt es weiteres Bildmaterial. Dabei kommen auf 61 Schwarzweiß-Abbildungen rund 9 farbige. Für meinen Geschmack hätte das Buch gern noch mehr Fotografien enthalten können, einfach um eine bestmögliche Vorstellung von den betreffenden Personen zu gewinnen. Auch waren zwei oder drei der Darstellungen – beispielsweise die von Mary McCarthy und Hannah Arendt – leider etwas kürzer als die anderen, was ich mir anders gewünscht hätte und als leichten Mangel empfand.


    Ansonsten ist mein Eindruck von dem Buch durchgängig positiv. Edelgard Abensteins Schreibstil ist kenntnis- und geistreich, was für mich das Lesen zum Genuss gemacht hat. Ich habe richtig Lust bekommen, mich im Anschluss noch eingehender mit einigen der Frauen zu befassen. Neben den unterhaltsamen Schilderungen der Freuden und Tücken der insgesamt sehr variationsreichen Freundschaften habe ich aber auch viele hochinteressante geschichtliche Informationen aus den Texten ziehen können. Die Abbildungen lockern das Geschriebene zusätzlich auf und intensivieren das Gelesene. Und zu guter Letzt ist das Buch aufgrund der zwischen Hardcover und normalem Bildband liegenden Größe sehr handlich. Was will man mehr?


    Ich vergebe 8 von 10 Eulenpunkten!


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    Heute angekommen! Ich freue mich schon aufs Lesen! :-)


    Kurzbeschreibung laut Amazon
    Goldenes Herz und eiserne Schnauze - Das Leben des Kurt Tucholsky


    Kurt Tucholsky (1890–1935), zeitweiliger Mitherausgeber der legendären Berliner Wochenschrift „Die Weltbühne”, war Journalist, Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter, Romanautor, Lyriker und politischer Aktivist. Ein Buch über das Leben und Wirken dieses außergewöhnlichen Deutschen, der den Kampf gegen Militarismus und Kadavergehorsam zum Thema seines Lebens und Schreibens machte.


    Journalisten wie er hätten Erfolg, aber keine Wirkung, schon gar nicht über den Tag hinaus, meinte Tucholsky – widerlegte diese These jedoch aufs Glänzendste durch sein Werk, das bis heute geliebt und gelesen wird. Mit scharfer Feder schrieb und dichtete er über das, was er mit stets wachem Auge beobachtete, erfuhr und erlebte, und erwies sich als hellsichtiger Gesellschaftskritiker im Geist Heinrich Heines.


    Innerlich zerrissen, rast- und heimatlos führte er ein Leben zwischen Berlin, Paris und Schweden. Als Prototyp des modernen Intellektuellen stand er der Linken nahe, beklagte aber gleichzeitig die Erosion bürgerlicher Werte. Atmosphärisch dicht erzählt Rolf Hosfeld das kurze, intensive Leben Tucholskys und entwirft dabei ein anschauliches Panorama seiner Zeit und seines Werks.



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