Beiträge von Mrs Bean

    Kurzbeschreibung laut Amazon


    Ende der Zwanzigerjahre war Europa ein Ort der Hoffnung. Jedenfalls für die 17-jährige Flavia, die sich einen Sommer lang an der Côte d’Azur einrichtet, um für ihren Studienplatz in Oxford zu büffeln. Noch ahnt sie nicht, welche Ablenkungen auf sie warten. Elegant und scharfzüngig nimmt Sybille Bedford wie in ihrem Roman »Liebling der Götter« die mondäne Gesellschaft der Zeit aufs Korn und zeigt ganz nebenbei, wie tief die Abgründe der Verführbarkeit sein können.


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    Dieses Buch lässt sich ebenfalls sehr gut lesen. Es handelt sich dabei um den ersten Teil eines Fortsetzungsromans von Sybille Bedford. Den zweiten Teil "Ein trügerischer Sommer" stelle ich auch mal mit ein. :wave


    Kurzbeschreibung laut Amazon


    Einer der berühmtesten europäischen Gesellschaftsromane des 20. Jahrhunderts in neuer Übersetzung. Im Mittelpunkt steht die schöne, elegante Constanza, die die exzentrische Lebensweise ihrer Eltern – einer reichen Amerikanerin und eines dekadenten römischen Fürsten – kultiviert und auf die Spitze treibt.


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    Ich finde diesen Roman empfehlenswert:


    Kurzbeschreibung laut Amazon


    Ein großer Roman über die schillernde Budapester Gesellschaft in den wilden 20er Jahren.


    Ungarn zwischen den Weltkriegen. Der Bauernjunge Béla zieht vom Land zu seiner jungen, lebenshungrigen Mutter in die Budapester Vorstadt. Sein Entschluss ist gefasst: Er will die Armut hinter sich lassen und sie erobern, diese märchenhafte, andere Welt. Als Liftboy in einem Luxushotel taucht er in die dekadente Gesellschaft der Reichen und Schönen ein. Als eines Nachts die schöne, geheimnisvolle Gattin seiner Exzellenz nach ihm klingelt, glaubt Béla seine Stunde gekommen …


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    Eigentlich wollte ich mir das Buch demnächst besorgen, aber jetzt bin ich doch etwas verunsichert. Mit allzu "ausschweifenden Beschreibungen" habe ich es nämlich nicht so. Und die starke Gewichtung der Liebesgeschichte schreckt mich auch eher ab. Wahrscheinlich lasse ich lieber erst einmal die Finger vom "Paradies der Damen"...

    Auf dieses Buch freue ich mich ganz besonders! :-]


    Tessa White - Die Insel der Orchideen


    Kurzbeschreibung laut Amazon
    Schiffe aus aller Herren Länder, ein Gewirr von Stimmen, faszinierende Farben und berauschende Düfte – als die Schwestern Leah und Johanna 1856 in Singapur eintreffen, ahnen sie in ihrer Begeisterung nicht, dass die schillernde Löwenstadt ihr Schicksal bestimmen wird: Johanna nimmt den Antrag des jungen Geschäftsmannes Friedrich von Trebow an und übersieht die tiefen Gefühle, die ein anderer für sie hegt – ein folgenschwerer Fehler. Ihre wilde Schwester Leah verliert ihr Herz an einen jungen Chinesen, eine Beziehung, die nicht sein darf. Als man die Liebenden trennt, flieht Leah und begibt sich auf eine gefahrvolle Reise auf der Suche nach Anerkennung, Glück und nach sich selbst.


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    Kurzbeschreibung laut Amazon:


    Drei Kinder, zu Beginn der 50er Jahre, auf einer Seereise von Ceylon nach England. Zu der buntgemischten Gesellschaft an Bord des Schiffes gehören Außenseiter, die wie sie am Katzentisch sitzen, und andere Reisegefährten, nicht zuletzt die aus der noblen Senatorenklasse. Sie alle sind geheimnisumwitterte Objekte der Sehnsucht oder der Spekulation: der Baron, der so elegant Mitreisende bestiehlt, der todkranke Millionär oder die Artistentruppe mit Wahrsager, in den sich Emily verliebt. Michael Ondaatje, der Autor von "Der englische Patient", erzählt ein Abenteuer, das Gleichnis ist für das wahre, wilde Leben: mit dramatischen Szenen, unvergesslichen Figuren und Bildern, die im Gedächtnis haftenbleiben.


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    Kurzbeschreibung laut Amazon:


    Eine der größten literarischen Wiederentdeckungen der letzten Jahre


    Sommer 1940: Die deutsche Armee steht vor Paris. Voller Panik packen die Menschen ihre letzten Habseligkeiten zusammen und fliehen. Angesichts der existentiellen Bedrohung zeigen sie ihren wahren Charakter …


    Der wiederentdeckte Roman „Suite française“ von Irène Némirovsky wurde 2005 zur literarischen Sensation. Über 60 Jahre lag das Vermächtnis der französischen Starautorin der 30er Jahre unerkannt in einem Koffer – bis der Zufall dieses eindrucksvolle Sittengemälde aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ans Licht brachte.


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    Kurzbeschreibung laut Amazon:


    Wer Irland und seine Menschen liebt, für den ist dieser Bildband genau das Richtige. Die Besitzer von 15 Häusern in neun Grafschaften und in Dublin haben Autor und Fotograf dieses Bildbandes ihre Pforten geöffnet. Irische Häuser unterscheiden sich im Charakter ebenso vom Rest der Welt wie die Iren selbst. Mehr als anderswo sind sie hier gemütlicher Rückzugsort vor der Außenwelt mit ihrem oft nasskalten, grauen Wetter. Ein Gegenmittel ist der Einsatz von Farbe, und so überraschen denn auch viele irische Häuser durch ihre kräftigen Farben. Robert O Byrne hat sich von den Besitzern die Geschichte ihres Hauses und allerlei Familienanekdoten erzählen lassen, und so begegnet der Leser liebenswerten irischen Originalen. Eine Lehnstuhlreise vom Feinsten.


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    Steidl Verlag
    September 2012 (Erscheinungsdatum)
    222 Seiten
    Leineneinband (rostrot) mit durchsichtigem Schutzumschlag, Umschlagvignette: Karl Lagerfeld



    Von Künstlern und Kanaillen


    Die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts bildeten in Deutschland den Nährboden für eine Vielzahl von avantgardistischen Strömungen in der Kunst. Auch im Bereich Tanz war man nach der entbehrungsreichen Zeit des Ersten Weltkriegs auf der Suche nach neuen Ufern, die einen scharfen Bruch mit dem bisherigen Verständnis von künstlerischem Ausdruck darstellen sollten. Unter diesen Vorreitern war Valeska Gert, die eigentlich Gertrud Valesca Samosch hieß und 1892 in Berlin, der damaligen Hochburg der deutschen Kunst- und Kulturszene, zur Welt kam. Die Jüdin aus wohlhabendem Haus erhielt bereits mit sieben Jahren Tanzunterricht und fand darin später ihre Berufung. Nicht nur optisch, sondern auch mit der Exzentrik ihrer solistischen Darbietungen hob sie sich von der breiten Masse ab. Kaum jemand tanzte so provokativ, realistisch und innovativ wie sie. Sie hatte Engagements in Paris, Moskau und London und wurde nach ihrer Emigration aus Nazi-Deutschland auch in den USA bekannt. Später kehrte sie in ihre Heimat zurück und gründete in Berlin nacheinander zwei Kabaretts und schließlich das berüchtigte Nachtlokal "Ziegenstall" in Kampen auf Sylt. Hier verbrachte sie die letzten 26 Jahre ihres Lebens.


    Das vorliegende Buch stammt aus Valeska Gerts eigener Feder und erschien erstmals im Jahr 1950 in einem Berliner Verlag. Nach der letzten Ausgabe im Selbstverlag von 1958 war es jahrzehntelang vergriffen, bis es nun vom L.S.D. Verlag wieder entdeckt und neu aufgelegt wurde. Wie der Titel schon sagt, geht es inhaltlich um die sogenannte "Bettlerbar" (im Original "Beggar Bar"), die Valeska Gert 1941 in New York aufmachte. Die Gäste wurden mit Kabarett unterhalten und bekamen dabei wie in einem Restaurant Essen und Getränke serviert. Valeska Gert hatte an der Bar nicht nur Freude, denn die amerikanischen Behörden, ortsansässige Gangster und kleingeistige Nachbarn legten ihr zahlreiche Steine in den Weg. So durfte sie beispielsweise keinen Alkohol an ihre Kunden ausschenken, was normalerweise den finanziellen Ruin eines Nachtlokals bedeutete. Doch die findige Valeska kämpfte mit allen Mitteln und konnte sich lange Zeit über Wasser halten. 1945 musste die "Bettlerbar" zum Leidwesen vieler Gäste und Stammkunden dennoch geschlossen werden.


    Die Erzählung ist teilweise recht unstrukturiert, fängt mittendrin an und endet abrupt. Etwas irritierend war für mich anfangs der ständige Wechsel zwischen Präsens und Imperfekt. Vielleicht steckt eine besondere künstlerische Intention dahinter, die sich mir leider nicht erschloss. Davon abgesehen habe ich mich jedoch prächtig unterhalten, denn Valeska Gerts Schreibstil ist intelligent, unkonventionell und mit einer gehörigen Portion Witz garniert. Die Autorin mag einige Ereignisse etwas überspitzt geschildert haben, was aus künstlerischer Sicht allerdings legitim ist und der Unterhaltsamkeit zugute kommt. Erfunden hat sie aber anscheinend nichts. Man sollte das Ganze am besten als Bericht lesen, so wie die Verfasserin es vorgesehen hatte.


    Neben Valeskas Schilderungen über ihren turbulenten Arbeitsalltag und Erlebnissen mit Freunden und Angestellten sind auch immer wieder Kapitel über ihre Kindheit und Jugend in Berlin eingestreut. Mit der ersten Eheschließung enden diese Einschübe und die Zeit bis zu Valeskas Emigration einschließlich ihrer Erfahrungen mit den Nazis werden von ihr nicht weiter thematisiert. Das hatte ich so zwar nicht erwartet, es passt jedoch zum Naturell der Tänzerin und Kabarettistin. In "Die Bettlerbar von New York" präsentiert sie sich dem Leser als tatkräftige, zielstrebige, von sich selbst überzeugte und stets optimistische Person, die manchmal zu gutgläubig war, aber auch enorm starrköpfig sein konnte. Ihr herbes, wenngleich sehr interessantes Äußeres wusste sie mit viel Charisma wettzumachen. Das bezeugen auch ein paar abgedruckte Schwarz-Weiß-Fotos der Künstlerin. Und waren die Niederlagen noch so groß, Valeska Gert hielt sich nicht lange mit negativen Gedanken auf, sondern blickte ausschließlich nach vorne. Das mag beim Lesen manchmal oberflächlich wirken, aber ich denke, ihr war der Erhalt ihrer Lebensfreude außerordentlich wichtig, und sie wollte der Nachwelt positiv in Erinnerung bleiben.


    Valeska Gert ist im Laufe der Jahrzehnte wie so viele deutsche Künstler ihrer Zeit in Vergessenheit geraten. Dabei war sie unheimlich vielseitig und inspirierte zahlreiche andere Kunstschaffende, wie Fellini und Bertolt Brecht, mit ihren neuartigen Ideen. Sie beschäftigte sich nicht nur mit Tanz und Kabarett, sondern trat auch in Stumm- und später in Tonfilmen auf und schrieb Essays zu den verschiedensten Themen. Obwohl sie während der New Yorker Jahre viele amerikanische Berühmtheiten aus der Film- und Literaturszene (Tennessee Williams war kurzzeitig als Kellner bei ihr beschäftigt, Judy Garland war Gast) persönlich kannte, werden diese in ihrem Buch überraschenderweise so gut wie nie erwähnt. Für Valeska waren ihre engsten Mitarbeiter und Freunde wohl von größerer Bedeutung. Ich finde, das sagt einiges über diese außergewöhnliche Frau aus und würde mir wünschen, dass sich auch in Zukunft viele interessierte Leser auf Valeska Gert einlassen.


    8 Eulenpunkte!


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    Sodele, liebe Steffi, das Strickbuch ist schon vorbestellt! :-] Eigentlich war ja die gestreifte Katze mein Lieblingstier, aber wo ich jetzt diesen total knuffigen Hund sehe, kann ich mich gar nicht mehr entscheiden! :gruebel Normalerweise mag ich es gar nicht, wenn Hardcover unter neuem Namen und mit anderer Gestaltung als TB herauskommen, aber im Fall des Jadepferdchens muss ich zugeben, dass das TB im Gegensatz zum Vorgänger noch gewonnen hat. Sieht wirklich gut aus! Das Sudoku gefällt mir aber auch - alle Achtung, wirklich chic! :anbet Endlich mal ein Sudoku nur für Mädels! Ich werde mal schauen, ob ich es irgendwo bekomme, vielleicht habe ich ja Glück!


    Edit: Ein doppeltes "Eigentlich" entfernt!

    Knesebeck Verlag
    10. Oktober 2012 (Erscheinungsdatum)
    168 Seiten, 28,4 x 22,8 cm
    Gebunden mit Schutzumschlag
    Originaltitel: The French Dog



    Stimmungsvolle Hommage an den besten Freund des Menschen


    Nach vielen Jahren fast ausschließlicher Arbeit im Studio und etlichen weltweit erfolgreichen Buchveröffentlichungen, beschloss die neuseeländische Fotografin Rachael McKenna eines Tages, in Zukunft mehr Gewicht auf Tieraufnahmen zu legen, die unter ganz natürlichen Bedingungen und ohne die Zuhilfenahme neuester Bildbearbeitungstechnologien entstanden sind. Die passende Gelegenheit bot sich, als Rachael McKenna (geborene Hale) 2009 gemeinsam mit ihrem Mann Andy nach Frankreich zog und dort ein ganz neuer Lebensabschnitt für sie begann. Das erste Projekt, das sie in der neuen Heimat in Angriff nahm, erschien 2011 als Bildband unter dem deutschen Titel "Katzen – Französische Landsitze und ihre Bewohner" und wurde ein Bestseller. Mit dem kürzlich veröffentlichten "Hunde – Romantische Orte Frankreichs und ihre Bewohner" ist nun das passende Gegenstück im Handel.


    Mich hatte der Bildband über die französischen Katzen so begeistert, dass ich das neue Buch von Rachael McKenna kaum erwarten konnte. Mir war allerdings von vornherein klar, dass Fotografien von Hunden eine ganz andere Ausstrahlung haben als Fotografien von Katzen. Es fehlt einfach diese gewisse Nonchalance und Sinnlichkeit. Außerdem sind Hunde viel stärker auf den Menschen fixiert und reagieren deshalb anders vor der Kamera. Ich muss zugeben, dass die Autorin diese Hürde mit viel Geduld und Verständnis für das Wesen der Vierbeiner perfekt gemeistert hat und auch das neue Buch wieder enorm viel Atmosphäre und Lebensfreude ausstrahlt. Hunde und Katzen sind einfach nicht miteinander vergleichbar. Der "beste Freund des Menschen" hat viele charakterliche Vorzüge, die ihn zu einem sehr liebenswerten Begleiter machen. Die starke Bindung zum Menschen ist auch beim Betrachten der Fotografien zu spüren. Teilweise hatte ich den Eindruck, den Tieren direkt in die Seele schauen zu können.


    Die 178 farbigen Abbildungen zeigen spielende, schlafende, arbeitende, aufmerksame, selbstbewusste, neugierige, erwartungsvolle, ausgelassene und entspannte Hunde, die immer freundlich und vertrauensvoll gegenüber ihrer Umgebung und den Menschen wirken. Es sind Rassehunde wie Cavalier King Charles Spaniel, Neufundländer und Französische Bulldoggen darunter, aber auch sehr viele Mischlinge. Alle Fotografien sind von hervorragender Qualität und unter so günstigen und schmeichelhaften Lichtverhältnissen wie nur möglich entstanden. Rachael McKenna ist mit ihrem Mann kreuz und quer durch Frankreich gereist, um die reizvollsten Motive einzufangen. Unter anderem ging es nach Paris, in die Provence, die Bretagne und das Loire-Tal. Die faszinierend schönen Hintergründe für die Hunde bilden verschlafene Dorfgässchen, urige kleine Geschäfte, Lavendelfelder, Springbrunnen, großzügige Parkanlagen, üppig ausgestattete Wohnräume von Schlössern und vieles mehr. Mal sind die Hunde alleine, mal in der Gruppe, jedoch sehr selten mit ihren Besitzern zu sehen. Wenn ausnahmsweise doch, sind diese entweder dezent von hinten oder weiter weg fotografiert, so dass die eigentlichen Stars des Buches keine Konkurrenz bekommen.


    Genau wie sein Vorgänger hat auch dieser Bildband einen Schutzumschlag und darunter einen wattierten Einband, der mit einem Motiv aus dem Buch bedruckt wurde. Inzwischen gefällt mir diese Art der Gestaltung recht gut, zumal für das zweite Buch eine sehr schöne Fotografie ausgesucht wurde. Der Textteil des Buches ist nicht übermäßig groß geraten und lässt viel Raum für die stimmungsvollen Bilder. In ihrer Einführung berichtet die Autorin sehr warmherzig über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen mit eigenen Hunden und denen des Buches, erläutert ihre Arbeitsweise beim Fotografieren und beleuchtet die Liebe der Franzosen zu ihren Hunden näher. Neben den einzelnen Abbildungen stehen hier und da kurze Anekdoten und Zitate berühmter Schriftsteller, Künstler, Philosophen und Staatsmänner, die sich allesamt auf Hunde beziehen. Manchmal erzählen die Texte auch eine kleine Geschichte zum jeweiligen Tier. Durch das Fehlen einer chronologischen Abfolge des Textes und der Fotografien wird der natürliche und entspannte Gesamteindruck des Buches noch verstärkt.


    Für mich bedeutete das Lesen und Betrachten des Buches Balsam für die Seele. Ich werde sicherlich noch öfter hineinsehen, so bezaubernd, romantisch und emotional berührend finde ich dieses Gesamtkunstwerk. Rachael McKenna wollte auf diesem Weg die wunderbaren Hunde Frankreichs, aber auch die Bewohner des Landes, die ihren Vierbeinern viel Liebe entgegen bringen, auf eine angemessene Weise würdigen. Das ist ihr gelungen!


    Ich vergebe 10 Eulenpunkte!
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    Außergewöhnlich feinfühlig erzählt


    Der irische Schriftsteller Sebastian Barry hat bereits mehrere Romane und Theaterstücke geschrieben, von denen einige mit renommierten Literaturpreisen honoriert wurden. So erhielt "Ein verborgenes Leben" im Jahr 2008 den Costa Book of the Year Award und wurde 2009 bei den Irish Book Awards zum Roman des Jahres gewählt. Außerdem stand es auf der Shortlist für den Booker Prize. Andere Werke von Sebastian Barry waren aber bislang nicht in deutscher Übersetzung erhältlich. Das vor Jahren veröffentlichte "Die Zeitläufte des Eneas McNulty" ist leider schon seit längerem vergriffen. Umso erfreulicher, dass mit "Mein fernes, fremdes Land" nun der neueste Roman des Autors bei uns erschienen ist.


    Erzählt wird die Geschichte der Irin Lilly Bere, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren wurde und mit 89 Jahren beschließt, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Zuvor jedoch will sie genau dieses Leben in schriftlicher Form festhalten. In Ich-Form berichtet Lilly, wie sie als junge Frau gemeinsam mit ihrem Verlobten Tadg vor der IRA nach Amerika flüchten musste, was Tadg aber dennoch nicht vor der Rache seiner Verfolger bewahrte. Daraufhin war Lilly zwar auf sich alleine gestellt, verlor aber nie den Mut durchzuhalten. Schließlich fand sie eine Anstellung bei einer reichen Frau in Cleveland, schloss bleibende Freundschaften, verliebte sich wieder und baute sich eine neue Existenz auf. Die Angst vor ihren irischen Verfolgern ließ sie dabei jedoch nie los und hinderte sie daran, sich jemals vorbehaltslos einem anderen Menschen anzuvertrauen.


    Viele geschichtliche Ereignisse von großer Wichtigkeit erschütterten in dem beschriebenen Zeitraum Irland und Amerika. Die 1919 gegründete Irisch-Republikanische Armee (IRA) kämpfte mit allen Mitteln für die völlige Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien. Ihre Gegner waren unter anderem die paramilitärischen "Black and Tans", denen auch Tadg angehörte und die ihre Ziele ebenfalls rücksichtslos verfolgten. Sebastian Barry demonstriert sehr schön, wie schwierig es damals gewesen sein muss, in der eigenen Familie und im näheren Umfeld Befürworter beider Parteien gehabt zu haben, was natürlich ein großes Konfliktpotenzial bot. Lillys Erinnerungen machen deutlich, was es heißt, die geliebte Heimat verlassen zu müssen, sie aber trotzdem immer im Herzen zu tragen. Besonders tragisch mutet an, aus welchen Gründen Lilly ins Exil geht, denn eigentlich ist sie nur passive Zuschauerin des damaligen Geschehens.


    In Amerika kam es ein paar Jahre nach dem Ersten Weltkrieg zur Großen Depression, die bis in den Zweiten Weltkrieg hinein andauerte und von der sich etliche Bürger finanziell nicht wieder erholten. Ende der 50er Jahre und in den 60ern gab es dann die schweren Rassenunruhen, die die Bürgerrechtsbewegung auf den Plan riefen und viele Menschenleben forderten. Es folgten der Vietnam-Krieg und einige Zeit danach der Golfkrieg. Auch hierauf geht der Autor anhand von Einzelschicksalen ein, ebenso wie auf die beklagenswerten Lebensumstände der American Natives. Lillys eigenes Dasein wird von diesen Ereignissen immer wieder auf leidvolle und lebensverändernde Weise berührt, was ihr viele Enttäuschungen und Verluste beschert. Von dem letzten kann und mag sie sich dann nicht mehr erholen. Sie ist dabei in ihrem ganzen Verhalten eine Frau ihrer Zeit. Duldsam fügt sie sich in ihr Schicksal, begehrt auch in den schlimmsten Momenten nicht auf und nimmt alles so, wie es kommt. Trotzdem habe ich als Leserin ihre Haltung verstanden und ihre Handlungen nachvollziehen können, denn sie werden plausibel begründet und passen zu Lillys Erziehung und dem damaligen Frauenbild.


    Besonders gut gefallen hat mir persönlich der Schreibstil des Autors. Er bedient sich einer wunderbar poetischen und bildhaften Sprache, die alle Sinne anspricht und nahezu perfekt die Gefühle und Gedanken der mitwirkenden Personen widerspiegelt. Zudem besticht Barrys Erzählkunst durch große Ruhe und Gelassenheit, die in einem faszinierenden Kontrast zu der spannenden Handlung und den überraschenden Wendungen der Geschichte stehen. Der Schreck fährt dem Leser umso heftiger in die Knochen, da er auf ganz leisen Sohlen daherkommt. Ohne Vorankündigung, quasi im Vorübergehen und ohne viele Worte, gleiten einige besonders bedeutsame Augenblicke so schnell vorbei, dass man sich umdrehen und sagen möchte "huch, was war das denn gerade" und dann "oh Gott, diese schreckliche Sache hat der Autor hier aufgriffen". Obwohl die Geschichte durch die Kombination von Themen wie Rassismus, Kriegstrauma, Leben im Exil, Freundesverrat und Tod des Partners sehr traurig und dramatisch wirkt, gelingt es Sebastian Barry auf wundersame Weise, keine niederdrückende oder verbitterte Stimmung entstehen zu lassen. Denn Lilly erlebt auch viele glückliche Tage und schöne Augenblicke, die sie nach bestem Vermögen genießt. Die Einblicke in ihr Leben sind recht intim, doch nie würdelos oder erniedrigend.


    Mich hat der Roman in seiner Authentizität und Einfühlsamkeit tief berührt. Man merkt Sebastian Barry auf jeder Seite die Sympathie für seine Figuren und seine große Liebe zu seiner irischen Heimat an. Gerade die Zartheit und der leise Humor der Erzählung machten für mich ihren besonderen Reiz aus. Das Land Kanaan, auch "Land der Verheißung" genannt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch (engl. Originaltitel: "On Canaan's Side") und steht immer für die ganz unterschiedlichen Hoffnungen der Menschen auf ein gutes und gerechtes Leben in Amerika. Eine Garantie für die Erfüllung ihrer Erwartungen gibt es aber nicht. Fast scheint es so, als wenn alle positiven und negativen Erfahrungen, die Lilly und alle anderen Personen machen, einer gewissen Zwangsläufigkeit unterliegen und sich einem bewussten Eingreifen entziehen. Was am Ende bleibt, ist die süße Wehmut der Erinnerungen. Und der Eindruck, dass dieser Roman zu Recht 2011 auf der Longlist für den Man Booker Prize stand und 2012 den Walter Scott Prize bekommen hat.


    10 Eulenpunkte!
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    Heute Abend läuft um 23.45 Uhr im SWR die Sendung "Literatur im Foyer". Bei Thea Dorn zu Gast sind der Literaturkritiker Denis Scheck (zum Thema: interessante Bücher im Herbst) und die Schriftstellerin Sibylle Berg, die ihren neuen Roman "Vielen Dank für das Leben" vorstellt. Die Wiederholung wird am Sonntag, 25. November 2012, um 10.15 Uhr in 3sat ausgestrahlt.

    Ich würde mich über eine Eulenmeinung (oder mehrere) zu diesem Buch freuen! :wave


    Kurzbeschreibung laut Amazon
    Eine selbstsüchtige Mutter, die auf ihre heranwachsende Tochter eifersüchtig ist; eine bildhübsche Tochter, die sich mit den Waffen, die sie eigentlich verachtet, dafür rächt: Im Mittelpunkt von »Die süße Einsamkeit« steht ein dramatischer Mutter-Tochter-Konflikt. Gleichzeitig ist der erstmals ins Deutsche übersetzte Roman das Porträt einer Gesellschaft im Umbruch und der verführerischen wie gefährlichen Chancen, die daraus erwachsen.


    »Zu allem Überfluss wollte ich auch noch geliebt werden!« So fasst die junge Hélène die Realität ihrer Kindheit und Jugend zusammen. Als einziges Kind einer großbürgerlichen Familie wächst sie in schier unvorstellbarem Luxus in St. Petersburg auf – doch ohne Geborgenheit und Liebe. Hélène hasst ihre egozentrische Mutter, die den ewig abwesenden Vater schamlos mit immer jüngeren Liebhabern betrügt. Nur Mademoiselle Rose, die französische Gouvernante, schützt Hélène vor beunruhigenden Träumen und einer beängstigenden Wirklichkeit. Schließlich zwingen Krieg, Revolution und Flucht nach Paris das junge Mädchen, sich von vermeintlichen Sicherheiten zu befreien. Sie gerät in einen Sturm der Gefühle und rächt sich an der Mutter, indem sie deren Liebhaber den Kopf verdreht. Doch am Ende erkennt sie, dass nur Selbstachtung und Mut sie in die ersehnte Freiheit führen.


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    Bassermann Verlag
    16. Oktober 2012 (Erscheinungsdatum)
    200 Seiten, 25 x 30,9
    Gebunden mit Schutzumschlag
    Originaltitel: The most beautiful villages of ireland



    Die Vielfalt irischen Landlebens


    Die Buchreihe "Die schönsten Dörfer…" gibt es schon seit vielen Jahren. Ursprünglich erschien sie in der deutschen Erstausgabe beim Gerstenberg Verlag, doch leider sind die verschiedenen Bände (Frankreich, England, Irland, Neuengland, Griechenland, Spanien, die Toskana und die Provence) nicht mehr regulär im Buchhandel erhältlich. Der Bassermann Verlag hat es sich nun lobenswerterweise zur Aufgabe gemacht, die Reihe wieder aufleben zu lassen. Den Anfang machte der Bildband "Die schönsten Dörfer Englands", gefolgt von dem erst kürzlich veröffentlichten "Die schönsten Dörfer Irlands". Die Sonderausgaben besitzen einen farbig bedruckten Folieneinband, sind aber wie die damaligen Erstausgaben Hardcover und haben einen Schutzumschlag, den das gleiche Motiv wie die Folie ziert. Der einzige weitere offensichtliche Unterschied besteht in dem Fehlen von praktischen Hinweisen, die aber auch schon bei den Gerstenberg Büchern nur eine sehr geringe Seitenzahl einnahmen. Die Druckqualität von Texten und Fotografien ist ansonsten identisch (sprich hochwertig), genauso wie die Seitenzahl und das Format der Bücher.


    Auf knapp 200 Seiten entführt der Bildband in die vielfältige Landschaft der grünen Insel. Gleich im Vorwort weist der Autor Christopher Fitz-Simons darauf hin, dass es ihm bei der Zusammenstellung geeigneter Dörfer nicht in erster Linie um die schönsten von ihnen ging. Vielmehr wollte er einen möglichst breit gefächerten Überblick über die vielen unterschiedlichen Formen derselben vermitteln. Aus diesem Grund hat er solche Dörfer für das Buch ausgewählt, die für die Geschichte und Kultur des Landes besonders gute Beispiele darstellen. Infolgedessen trifft der Leser im Laufe seiner visuellen Rundreise auf Dörfer, die sich durch die Bauweise ihrer Häuser, ihre geographische Lage, ihren Hauptberufszweig, ihre Größe und Entwicklung und manchmal sogar ihren Gründungszweck auszeichnen. So ist Kilmore Quay beispielsweise ein typisches Küstenörtchen und seine Bewohner leben hauptsächlich vom Fischfang, während die Landschaft rund um Loughgall in der Grafschaft Armagh seit jeher vom Apfelanbau geprägt wird.


    Die vielen großformatigen und kontrastreichen Fotografien (285 dürften es sein) von Hugh Palmer zeigen weißgetünchte oder farbenfroh gestrichene Häuser, mit Schiefer- oder Reetdächern und hübschen Gärten, mittelalterliche Kirchen, uralte Steinkreise, Friedhöfe, Schlösser, Pubs, kleine Geschäfte und ein paar wenige Innenansichten von öffentlich zugänglichen Gebäuden. Dazwischen kann man die wildromantische irische Landschaft bewundern, die außer saftig-grünen Wiesen und Hügeln viele Flüsse und Bäche, sowie massenhaft Ginsterhecken und weit verstreuten Baumbestand zu bieten hat. Ein großer Teil dieser urwüchsigen Landschaft ist von niedrigen Steinmauern durchzogen, die das Land in zahllose kleine Parzellen unterteilen.


    Zwecks besserer Übersichtlichkeit ist das Ganze in vier Teile gegliedert, die für die alten Provinzen Ulster, Leinster, Connacht und Munster stehen. Jeder von ihnen ist eine kurze Einführung gewidmet, die ihren besonderen Charakter herausarbeitet. Im Anschluss daran werden die einzelnen Dörfer in Text und Bild vorgestellt. Von der Seitenanzahl her wurden nicht alle Dörfer gleichmäßig bedacht. Manche sind über acht Seiten hinweg zu bewundern, andere müssen mit der Hälfte auskommen, was mir stellenweise als zu wenig erschien. Dazwischen gibt es immer wieder auflockernde Einschübe, die spezifische Themen (z.B. "Das alte Irland") behandeln. Die Texte von Christopher Fitz-Simons sind sehr informativ und abwechslungsreich. Da geht es um historische Anekdoten und Ereignisse, wie die Große Hungersnot zwischen 1845-1849, landschaftliche und sprachliche Besonderheiten, architektonische Details, die Entwicklung der einzelnen Dörfer und touristisch relevante Hinweise bezüglich interessanter Ausflugziele. Letztere werden aber nicht wie in einem Reiseführer dargeboten, sondern ergeben sich ganz nebenbei aus der Lektüre. Zur Abrundung stößt man ganz am Schluss auf eine erläuternde Karte und eine kleine, aber hilfreiche Auswahl an weiterführender Literatur.


    Meiner Meinung nach repräsentiert der Bildband "Die schönsten Dörfer" sehr stimmig den hauptsächlich ländlichen Charakter Irlands und gibt darin auch viel Aufschluss über seine Bewohner. Jenseits aller städtischen Hektik strahlen die auf ihre eigene Art so unterschiedlichen Dörfer viel Ruhe und Charme aus, kommen mal schnörkellos herb, malerisch verträumt oder fröhlich bunt daher, haben aber gleichwohl eine unruhige und wechselvolle Geschichte hinter sich. Auch darauf wird hingewiesen, so dass ein unrealistisch verkitschter Eindruck erst gar nicht entstehen kann. Ein empfehlenswertes Buch, das gut informiert und dabei noch das Auge erfreut!


    8 von 10 Eulenpunkten


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    Nanu, Buchdoktor, willst du damit etwa sagen, dass ich zu alt für das Buch bin! :vorsichtAlso wirklich, das kann ich so nicht auf mir sitzen lassen, ich werde es gleich noch einmal lesen! ;-)


    Aber mal im Ernst, ich hatte beim Lesen trotz des jovialen Tonfalls der Autorin nicht das Gefühl, dass sich das Buch hauptsächlich an jugendliche Leser richtet. :gruebelIch gehe eher davon aus, dass es sich bei der angestrebten Zielgruppe um Personen handelt, die bereits aus dem Schulalter heraus sind. Wobei wir wieder bei dem Problem wären, dass an keiner Stelle des Buches explizit dazu Stellung bezogen wird und somit viel Spielraum für Spekulationen bleibt. Allerdings spricht Katharina Mahrenholtz im Vorwort über die folgenreiche Abschreckung, die viele von uns während ihrer Schulzeit in punkto Literatur erfahren haben. Unter "Einsteigern" verstehe ich dementsprechend Leser, die in den letzten Jahren andere Interessen als Bücher hatten oder sich aufgrund des gerade angesprochenen "Schultraumas" später nicht an Klassiker und ähnliches herangetraut haben. Für mich beginnt die Zielgruppe bei den 20jährigen und ist nach oben hin offen. Deshalb können gerade auch so "alte Tanten" wie ich :alter :crazy ;-) das Buch lesen. Für Jugendliche hätte ich als Anrede die Pluralform "Ihr" passender gefunden als das verwendete förmliche "Sie" und eine konkrete Altersangabe von Verlagsseite erwartet. Vielleicht lüftet sich das Geheimnis ja noch eines schönen Tages.


    Jedenfalls ist deine Taktik, Jugendliche dazu zu bringen, etwas zuvor Langweiliges plötzlich mordsmäßig interessant zu finden, indem du ihr Ego kitzelst, ziemlich clever. Das werde ich mir für den Notfall merken! :-)

    Für mich war das Buch leider eine Enttäuschung. Das Lesen der beiden anderen Rezensionen hier hat mir sehr viel mehr Spaß gemacht! :wave



    Nichts Halbes und nichts Ganzes


    Ich bin mit großer Neugier an dieses Buch heran gegangen. Hauptsächlich interessierte mich, ob ein Literatur-Führer dieser Machart in der Lage ist, dem noch unentschlossenen Leser einen positiven Anstoß zu geben, sich dieses oder jenes Buch zuzulegen. Nach dem Lesen bin ich da stark im Zweifel. Ich muss dazu sagen, dass ich etliche der vorgestellten Werke bereits selbst gelesen und mir eine Meinung dazu gebildet habe.


    Aber von Anfang an. Das Buch ist zunächst einmal sowohl optisch (ausschließlich farbige Abbildungen, Fadenheftung, Lesebändchen, Schutzumschlag), als auch inhaltlich ansprechend und abwechslungsreich gestaltet. Der Aufbau ist chronologisch und umfasst die zeitliche Spanne von 1307-2011. Einigen Werken ist eine ganze Seite gewidmet, die neben einer Kurzfassung des Inhaltes auch berühmte Zitate oder anderes Wissenswertes zum Besten gibt, andere werden in noch kürzerer Form vorgestellt. Teilweise unterstreichen szenische Grafiken die Angaben zur Handlung. Ich nehme an, dass sie für zusätzliche Unterhaltung sorgen sollen. Die Idee dahinter ist sicherlich auch ganz originell und witzig, das Endergebnis ist es für mich allerdings nicht. Leider haben mir weder die Figuren noch die dargestellten Szenen gefallen. Bei einigen Autoren widmet sich eine Extra-Seite den jeweiligen biografischen Details. Diesen vorangestellt finden sich oft kleine Zeichnungen der betreffenden Person, die zum großen Teil einen hohen Wiedererkennungswert besitzen und durchaus gelungen sind. Es gibt zudem regelmäßig kurze Einschübe, die eine Menge Hintergrundinformationen rund um das Thema Literatur (Beispiel: "Nom de plume – Autoren und deren Pseudonyme") liefern. Hier ist Interessantes, Skurriles, relativ Unbekanntes und Neues dabei. Auch manche Anekdoten sind amüsant und unterhaltsam. Allerdings nur bei Lesern, die über ein größeres Vorwissen verfügen.


    Als problematisch empfand ich die Zielsetzung der beiden Autorinnen. Sie möchten auf lockere, unverkrampfte Art Begeisterung für Weltliteratur wecken. Insbesondere bei Lesern, die, durch dröge Schullektüre negativ vorbelastet, dieses Thema für sich schon ad acta gelegt hatten. Dagegen ist zunächst nichts einzuwenden. Die Frage ist nur, ob Katharina Mahrenholtz und Dawn Parisi sich für die richtige Methode entschieden haben. Ich persönlich lese für mein Leben gern (trotz schlechter Schulerfahrungen), mag es aber weniger, wenn ich Inhaltsangaben begegne, in denen schon der Schluss verraten wird. Das Argument, dass bei den meisten Klassikern das Ende allgemein bekannt sein dürfte, zählt hierbei für mich nicht. Außerdem habe ich den Eindruck gewonnen, dass das vorliegende Buch vom Lesen bestimmter Werke regelrecht abraten will. Besonders in Fällen, wo die Lektüre nach Meinung der Autorinnen etwas beschwerlich sein könnte. Unerfahrenere Leser, die sich auch mal an "schwierigere" Werke herantrauen wollen, dürften sich durch solche Äußerungen eher abgeschreckt als ermutigt fühlen. Mir ist schleierhaft, was ich mit Zitaten und anderen Informationen zu einem Buch anfangen soll, wenn das Lesen eh nicht in Frage kommt. So zu tun, als wenn ich etwas gelesen hätte, nur um eine gewisse Bildung vorzutäuschen, entspricht nicht meiner Lebenseinstellung. Ich hatte den Eindruck, die Autorinnen propagieren hier Oberflächlichkeit und möglichst einfach geschriebene Texte.


    Wer allerdings in Vergessenheit Geratenes wieder auffrischen möchte, könnte das theoretisch mit diesem Buch versuchen. Mich hat allerdings der übertrieben flapsige und auf jung getrimmte Schreibstil verärgert, der im krassen Gegensatz zu den meisten Werken der Weltliteratur steht und somit auch nicht in adäquater Form Lust auf diese machen kann.


    Die Auswahl der "wichtigsten" Bücher ist erwartungsgemäß sehr subjektiv gefärbt. Ein Johann Wolfgang von Goethe findet darin ebenso Platz wie Astrid Lindgren, Ken Follett und Joanne K. Rowling. Aber auch Paul Auster, Klaus Mann und Charles Dickens kommen vor. Ich hätte mir eine etwas strukturiertere Mischung gewünscht. Einige Werke eignen sich auch eher weniger als Appetitmacher, denn aus dem Alter für "Fünf Freunde" von Enid Blyton bin ich schon lange raus, und Vertreter der reinen Unterhaltungsliteratur wie Folletts "Die Säulen der Erde" müssen wohl kaum groß angepriesen werden, um von geeigneten Lesern gefunden und verschlungen zu werden.


    Für mich war das Buch eher ernüchternd. Ich finde es enttäuschend, wenn "Einsteigern" in Sachen Literatur empfohlen wird, sich doch vor dem Lesen eines anspruchsvolleren Werkes lieber erst den passenden Comic oder Film anzuschaffen. Wer hat denn anschließend noch Lust, die gleiche Geschichte in einer anderen Form zu konsumieren? Ich empfand es außerdem als große Respektlosigkeit, dass die Autorinnen gleich mehrere Schriftsteller mit den Wertungen "durchgeknallt" und "irre" versehen. Auch die mehrfache Erwähnung des Fehlens jeglicher "Action" ist gerade in Bezug auf Klassiker wohl mehr als verwirrend. Ist es denn als Mangel zu empfinden, mal kein Buch mit wilden Verfolgungsjagden und ähnlichem vor sich zu haben? Sind da jetzt schon Warnungen nötig? Die positiven Punkte sind bedauerlicherweise zu bescheiden in ihrer Häufung, um wirklich ins Gewicht zu fallen. Ich fühlte mich zeitweise von den Autorinnen fast veräppelt und für blöd verkauft. Keine Empfehlung von mir, weder für Einsteiger noch für "alte Hasen"!


    3-4 von 10 Eulenpunkten


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