Danke Doc - ich bin (fast) ganz deiner Meinung!
Zwar sollte die Tatsache, dass Stauffenberg mitnichten ein Demokrat war (er hielt die Weimarer Republik für gescheitert, nicht wegen der tatsächlichen Ereignisse, sondern per se, weil er "das Volk" nicht für fähig angesehen hat, überhaupt irgendwelche relevanten Entscheidungen zu treffen), nicht negieren, dass er sein Leben risikiert und verloren hat im Kampf gegen das Naziregime und Hitler insbesondere.
Das verdient mehr als nur Anerkennung und auch mehr, als die aktuelle Erinnerung ihm zugestehen will.
Andererseits finde ich es tw. doch recht traurig, dass etliche andere der "Mitverschwörer", z.B. den Beteiligten am Kreisauer Kreis (v. Wartenberg, v. Moktke und andere), unter dem "Heldenstatus" des Stauffenberg offensichtlich so völlig verloren geht.
Die Beteiligten des "Kreisauer Kreis" strebten eine grundlegende geistige, gesellschaftliche und politische Reform an, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt aller Betrachtungen stellt. Vom Individuum ausgehend, wollten die Kreisauer eine Gesellschaftsordnung schaffen, die den Einzelnen zu Selbstbestimmung und Übernahme (politischer) Verantwortung befähigen sollte. Die sozialpolitische Komponente des Kreisauer Pläne war stark sozialistisch geprägt, außenpolitisch strebten sie eine gesamteuropäische Integration an.
Fast alle dieses Kreises haben nach dem 20.7.1944 ihr Leben verloren. Sie waren - im Gegensatz zu Stauffenberg - sozialistisch-reformatorisch gesinnt, und strebten nach (erfolgreicher) Beseitigung der Nazis nicht nach reaktionären Rückschritten, wie z.B. des Wiedererstarkens des preussischen Landjunkertums und der Herrschaft der "Eliten" über die deutsche Bevölkerung an sich. Sondern wollten eine neue Ordnung schaffen, eine, die sich über Zugehörigkeit zu bestimmten Bevölkerungsschichten, Religionszugehörigkeit etc. erhob. Inwieweit sie damit überhaupt Erfolg gehabt hätten, ist eine andere Geschichte.....
In einem muss ich dir jedoch widersprechen: Meines Wissens nach haben die frisch Regierenden der neuen BRD von 1949 keineswegs irgendwelche Anstrengungen gemacht, Stauffenberg, eine Mitverschwörer oder auch nur einen der vielen anderen gescheiterten Attentäter auf Hitler zu rehabilitieren. Im Gegenteil - noch viele Jahre lang ist das Thema nicht nur totgeschwiegen worden, sondern die Beteiligten an diesen Attentaten sind überhaupt nicht rehabilitiert worden, weder ihre Todesurteile, noch sind die Nachteile, die ihre Familien daraus entstanden sind, aufgehoben worden.
Abschließend noch: nein, ich habe den Film nicht gesehen. Ich werde ihn auch nicht sehen. Ich muss nicht gegen Cruise sein um zu wissen, was Hollywoold aus einer solchen Geschichte macht. Und da es ein Teil MEINER Geschichte ist, möchte ich mich nicht darüber ärgern.
Liebe Grüße
Alraune