Wenn ein Autor in dem kleinen Island so starke Konkurrenz hat wie Arnaldur Indridason und Ysa Sigurdarttir, muss Mann sich etwas einfallen lassen, um aufzufallen. Warum Stefán Máni den isländischen Krimipreis 2007 bekommen hat, verstehe ich nicht. Einen Krimi hat er nicht geschrieben, vielleicht sollte es ein Abenteuerroman werden? Auch kann ich nicht verstehen, warum Stil und Sprache die Jury tief beeindruckt haben. So jedenfalls laut Klappentext. Der Autor bemüht sich. originell zu sein, seine Sprache hat nichts Raffiniertes, er gebraucht oft falsche Bilder. Etwa mit Sätzen wie : die ebenerdigen Fenster leuchten wie die Augen einer Kreatur, die weder alt noch jung, weder real und irreal sind (S. 16) Oder: dann küsst der Jeep seine Wange. Ein kalter Kuss, der Knochen brechen lässt, Fleisch aufreißt und Eingeweide sprengt (S. 39) . Oder ganz daneben: eine Art chemischer Jesus, der den Gedankensturm beruhigt, die Schwankungen zwischen Hyperaktivität und Depression ausgleicht und auf diese Weise eine Art Windstille auf dem Ozean der Seele auslöst (S. 241) Oder: Das Böse ergreift Besitz von Jón Karl. Es rumort in seinem Kopf, pumpt schwarzen Eiter in sein Blut (S. 404) Mánis Rezept ist einfach: Neun Männer auf einem Schiff, alle irgendwie kaputt. Einer hat seine Frau erschlagen, einer hat Spielschulden, einer wittert die Welt-Verschwörung von Juden oder Muslimen oder beides zusammen, ein Kapitän, der seiner Frau nachtrauert und ein Schwerverbrecher, der aus Versehen an Bord gelangte und "Satan" genannt wird. Ach ja, meutern will die Mannschaft (außer Satan) auch, weil die Reederei angeblich das Schiff verkaufen will. All das wäre vor dem Hintergrund eines blauen Himmels und spiegelglatten Meeres nur halb so spannend, also muss ein richtiges Unwetter her, das das Schiff - nicht zuletzt, weil einer die lebenswichtigen Kabel durchschneidet - in den Untergrund reißt. Zwischendurch bleibt noch Zeit für pseudo-philosophisches Geschwätz über Job, Teufel und die Welt, offenbart der Autor ein merkwürdiges Frauenbild. Etwa: Steuermann Jónas und seine Frau Maria hatten freie Liebe in der Ehe vereinbart, aber Maria war begehrter als er. "Das Hässliche, das sie immer wieder tat. Sie war zu einer Nymphomanin geworden" (S. 100) deshalb musste sie sterben. Ich würde das Buch niemals verschenken.