Beiträge von Cabriofahrerin

    Der Fluss, das Leben, eine Fahrt ins Ungewisse
    Die Diagnose Krebs bedeutet für die meisten Menschen: mir bleibt nicht mehr viel Zeit zum Leben, der Tod steht vor der Tür.
    In dem Roman „Wohin der Fluss uns trägt“ trifft diese tödliche Diagnose Abbie. Nach 10 glücklichen Ehejahren hat sie Brustkrebs.
    Abbies Kindheit und Jugend war eingebettet in einer sehr reichen Südstaatendynastie. Ihr Vater war Senator. Ihre Mutter starb leider sehr früh. Gegen dieses behütete und sorgenfreie Elternhaus hat sie rebelliert und opponiert. Das hat ihren starken und individualistischen Charakter gebildet. Bei der Wahl ihres Berufes kann sich der Wille ihres Vaters nicht durchsetzen: sie wird Model.
    Außerdem heiratet sie Chris. Er stammt aus ärmsten Familienverhältnissen mit sozialen Problemen. Sein Stiefvater misshandelt ihn. Seine Mutter verdient ihr Geld als Prostituierte.
    Chris und Abbie, von Krankheit gezeichnet, beschließen, die noch verbleibende Zeit mit schönen Erlebnissen zu füllen. Sie stellen einen 10-Punkte-Plan auf. Dieser soll sie von Schmerzen und Todesgedanken ablenken. Abbie ist eine starke Kämpferin. Das ist eine gute Voraussetzung, um gemeinsam mit ihrem Mann gegen alle Hindernisse ihre Reise durchzuführen. Sie starten eine Flussfahrt. Während dieser Reise über den Fluss und durch die Landschaften erzählt Chris in Zeitsprüngen über ihre Ehejahre und den Ausbruch der Krankheit.
    Das größte Hindernis ist Abbies Vater, denn er will dieses letzte Abenteuer der beiden Liebenden nicht unterstützen, sondern im Gegenteil unterbinden. Er schaltet Polizei und Medien ein. Er verdächtigt seinen Schwiegersohn, den er noch nie leiden konnte, seine Tochter entführt zu haben. Man soll die beiden möglichst schnell finden und Abbie nach Hause holen.
    Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen, weil es das Thema Leben und Sterben mit einer unheilbaren Krankheit sehr feinfühlig beschreibt. Ch. Martin verfällt nicht in Rührseligkeit und Gefühlsduselei, sondern gibt Kraft, Hoffnung und Optimismus ...

    Zehn Blicke zur Tür hinaus
    Ich habe das Buch „Mehr als du denkst“ von A. Prinz in einem Rutsch gelesen. Das Buch stellt uns 10 verschiedene Persönlichkeiten - Frauen und Männer, die in unterschiedlichen Zeitepochen lebten - vor. Allen gemein ist ihr starker Charakter, der von Eigenständigkeit und Unabhängigkeit geprägt ist. Brauchen sie wirklich den Halt der Religion?
    Was alle verbindet ist die Sinnsuche.
    Das Buch beginnt mit der Kurzbiografie des Jesus von Nazareth und verstärkt die bewusste Themenkonzentration: Wendepunkte im Leben, Bewältigung von Lebenskrisen durch die Hinwendung zu Gott. Die 2. Geburt wird als Beginn eines religiösen Lebens dargestellt. Einige der hier im Buch vorgestellten Persönlichkeiten waren mir unbekannt. Es war sehr lehrreich, etwas über deren Leben zu erfahren.
    Etwas enttäuscht hat mich die Kurzbiografie des heiligen Franz von Assisi.
    Wir waren im Herbst 2008 in Assisi und haben die ihm zu Ehren errichtete Kirche besichtigt. Diese ist über und über geschmückt mit Fresken, die das Alte und Neue Testament abbilden, aber auch den Lebensweg des Franziskus. Sein Lebenswendepunkt wird in einem Fresko dargestellt: Er trennt sich von seiner reichen Familie. Er legt seine Kleidung ab und will von nun an in Armut leben. Das Buch kann die Ernsthaftigkeit und Macht seiner Entscheidung, die mich in Assisi emotional überwältigt haben, nicht annähernd wiedergeben. Im Gegenteil, ich finde die Beschreibung des Franz als verwöhntem jungen Mann, der auf der Suche nach aufregenderen Erlebnissen ist, geradezu unpassend.
    Da ich mich nicht als religiös bezeichne, war dieses Buch zunächst ein Angang, aber im Nachhinein verdient es seinen Platz im Bücherschrank.
    Vielleicht sollte man sich das Buch ab und zu vornehmen, um einzelne Biografien, die man in freier Reihenfolge wählen kann, zu lesen. Man wird zum Nachdenken angeregt.
    Der Bucheinband ist unscheinbar. Er zeigt in blassem Blau eine geöffnete Zimmertür. Aber die Symbolik gefällt mir, trotz ihrer Unscheinbarkeit. Die historischen Persönlichkeiten werden in Situationen dargestellt, in denen sie in ein neues Leben hinaustreten, und der Leser des Buchens darf bei der Lektüre in ihr Leben eintreten. Vielleicht hat er dabei selber das Glück, hinter der Tür einen neuen Sinn im Leben zu finden. Denn es gibt ja in unserer Welt „mehr als du denkst“ ...