Beiträge von AndreasEschbach

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    Original von Emily
    Zur Recherchearbeit habe ich auch eine Frage:


    Die Beschreibungen von Blocks Werdegang fand ich ziemlich gelungen. Konntest du vor Ort recherchieren, also z.B. auf Bohrinseln oder Ölfeldern? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles aus Gesprächen oder gar allein aus der Phantasie heraus entstanden ist.


    Es gibt eine Recherchemöglichkeit, die gern übersehen wird: Museen! Ich war im Deutschen Museum und habe einen kompletten Tag nur in der (sehr kleinen) Abteilung "Ölförderung" zugebracht. Morgens angestanden, bis das Museum geöffnet wird, dann da rein und wirklich jede Schautafel studiert, jedes Ausstellungsstück angefaßt (darf man dort ja), alles nachgelesen und zu verstehen versucht. Mittags ins Museumsrestaurant, schnell was essen, dann weiter. Bis abends war ich gerade durch mit den zwei Sälen (würde man das ganze Deutsche Museum so intensiv durcharbeiten, bräuchte man wohl ein Jahr). Und natürlich hatte ich ein dickes Notizbuch dabei, habe jede Menge Skizzen und Notizen gemacht, die später sehr nützlich waren (obwohl ich das meiste gar nicht verwendet habe). Andere Leute (im "Ich muß möglichst viel sehen"-Modus) haben mich etwas komisch angeguckt, aber na ja, damit kann man leben - außerdem hasten die ja dann auch gleich weiter... :-)


    Wie lange ich gebraucht habe, ist schwer zu sagen, weil ich im Grunde die ganze Zeit interessantes Material sammle. Wenn ich beschließe, ein bestimmtes Buch zu schreiben, dann ist immer schon etwas über das Thema im Archiv, ich weiß, welche Bücher relevant sind, welche Leute man fragen kann usw. Auch geht schreiben und recherchieren immer Hand in Hand, weil man beim Schreiben auf offene Fragen stößt. Was ich sagen kann, ist, daß es anderthalb Jahre gedauert hat, bis das Manuskript in der Rohfassung fertig war.

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    Original von Angelcurse
    Ich habe heute "Perfect Copy" zu Ende gelesen und fand es recht gut. Es wurde geschrieben, dass Wolfgang sich ein Buch über das Klonen aus der Oberstufen-Bibo ausgeliehen hat, wo es wohl um das Klonschaf Dolly ging. Wenn dieses Buch wirklich existiert, hätte ich gerne mal Titel und Verfasser - möchte es mir auch mal leihen :-)


    Ist es das?


    :learn


    Ja, genau das ist es. Sehr empfehlenswert.

    Vielleicht noch eine kleine (abschließende?) Anekdote zur Entstehung von "Solarstation".


    In gewisser Weise ist dieser Roman eine Hommage an ein großes "literarisches" Vorbild meiner Jugend, den englischen Thrillerautor Alistair MacLean. Kennt man den Namen heute eigentlich noch? In den Sechzigerjahren war das sozusagen der damalige John Grisham. (Ich sage absichtlich nicht "Dan Brown", denn sowohl MacLean als auch Grisham konnten/können gut schreiben.) Heute kaum noch zu finden - so vergänglich ist Bestsellerruhm, naja... :-(


    Leonard Carr ist ein typisch MacLeanscher Held: Er wird ein bißchen lädiert, gibt am Schluß alles und macht das Unmögliche möglich. Auch die Sprache von "Solarstation" versucht sich in dem typisch MacLean'schen, etwas unterkühlten Tonfall. Und so weiter; ein literaturwissenschaftlich gebildeter Mensch könnte das alles sicher noch weitaus besser analysieren. Ich jedenfalls lese die "Solarstation" ab und zu ganz gern wieder, gerade weil sie nicht nur nach mir selber klingt, sondern ein bißchen "der Roman ist, den einer meiner Lieblingsautoren hätte schreiben sollen".


    Auch so kann ein Buch entstehen... :-)

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    Original von Wolke
    Ich habe gerade gesehen, dass du im September ein neues Buch herausbringst, "Der Nobelpreis". Wirst du denn dieses Jahr auf der Frankfurter Buchmesse sein und es vorstellen?


    Ich gehe davon aus, daß es so sein wird. Außerdem sind zwei Lesereisen angedacht; eine davon um die Buchmesse herum, die zweite Ende November.

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    Original von Wolke
    Wie kommt es, dass du so tolle Jugendbücher schreibst. Legt man sich nicht irgendwann auf Erwachsenen-Literatur fest und bleibt dabei?


    :kiss
    Also - ob ein Buch toll ist, entscheidet immer der Leser, und da gehen die Meinungen auch immer auseinander. Immer. Es gibt kein Buch auf dieser Welt, das alle Leute toll finden.


    Der Autor tut natürlich immer, was er kann. Manchmal kann er nicht genug, das kommt vor. Aber die Absicht, das tollste Buch aller Zeiten zu schreiben - und auch seine eigenen vorangegangenen Bücher in den Schatten zu stellen - die ist, glaube ich, bei jedem Autor gegeben.


    Die Frage ist also eher, warum ich überhaupt Jugendbücher schreibe, nachdem ich doch mit "Erwachsenen-Literatur" angefangen habe.


    Zunächst: Weil man mich gefragt hat, ob ich es machen will. Und ich bin nun mal oft recht experimentierfreudig.


    In dem Fall (als Arena anfragte) mußte ich nicht lange überlegen. Denn ich schreibe ja schon, seit ich 12 bin, und anfangs habe ich eben geschrieben (man könnte besser sagen "nachgeahmt"), was ich selber gelesen habe: Science-Fiction-Romane - und Jugendromane. "Fünf Freunde." "Drei Fragezeichen." "Raumschiff Monitor." Und so weiter.


    Also: Der Jugendroman ist gewissermaßen meine Ausgangsbasis. Kein Neuland, sondern Rückkehr zu den Wurzeln.


    Manchen Lesern gefallen meine Jugendromane besser als die anderen. Andere regen sich über die Jugendromane auf, weil sie ihnen zu simpel sind: Das sind Jugendromane aber nun mal, schon allein, weil sie kürzer sind.


    Im Grunde habe ich nicht das Gefühl, irgendetwas anders zu machen, wenn ich einen Jugendroman schreibe. Nur, daß die Helden eben erst 15 sind. Und weniger Sex und Gewalt vorkommt.


    Ich denke aber, daß mich dieses Gefühl trügt. Wahrscheinlich mache ich doch etwas anders (denn die Bücher lesen sich anders), aber es wird mir nicht bewußt.


    Ansonsten, was das "sich festlegen" betrifft: Ich glaube, wenn man sich anguckt, was ich so mache, wird man feststellen, daß ich mich eigentlich nie festlege.

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    Original von Hoffis
    Hab heute in deine Homepage geschaut, und gelesen, daß du als Gastschreiber mit machst. Wie stehst du zu dieser Literatur und wie kommt es, daß du hier mit machst?


    Du meinst "Perry Rhodan".


    Jo mei - das war eben die Leib- und Magenlektüre meiner Jugend. Da selber ein bißchen mitschreiben zu dürfen ist ein bißchen so, als hätte Karl May angerufen und mir vorgeschlagen, "Winnetou VIII" zu schreiben...


    Also, klar ist "Perry Rhodan" nur vom Umfang her große Literatur (nämlich der längste fortlaufende Prosatext der Literaturgeschichte). Aber ich kriege die Hefte seit meinem ersten Gastroman zugeschickt, und es macht einfach Spaß, die Serie zu verfolgen. So wie andere die "Lindenstraße" verfolgen. Solange man auch was anderes liest, ist es, glaube ich, okay.

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    Original von Demosthenes
    Alles gut und schön, aber es erklärt noch nicht den schlampigen Abschluß. Der Unterschied zwischen der Geschichte selbst und dem Schluß ist ja wie ein Hieb auf den Solar plexus. Für 98 Prozent des Buches hast du eine enorme Sorgfalt walten lassen und dann der Rest war plötzlich uaS. Das hat mich enorm gestört.
    Auch Serienromane haben in ihren einzelnen Teilen immer einen sauberen Schluß, der dann auf die nächste Folge hindeutet.


    :-(


    Ähm, also ich muß sagen, das steuert jetzt auf einen Tonfall zu, in dem ich nicht diskutieren möchte.


    Im Übrigen kann ich nicht sehen, was hier mit "schlampiger Abschluß" gemeint ist. "Das Marsprojekt" hat einfach einen erzählenden letzten Abschnitt, der die Geschichte zu einem vorläufigen Ende bringt. Daran ist nichts schlampig.

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    Original von Buchling
    Aber dieser Andreas Eschbach ist mir ein halbes Buch schuldig - ich will den Rest der Geschichte


    :write


    Hmm. Ich sehe das allerdings ein bißchen anders. (Logisch.) Das einzige Buch von mir, das wirklich unfertig ist, ist die "Exponentialdrift". Was historische Gründe hat.


    Zum "Letzten seiner Art" eine Fortsetzung zu schreiben käme mir so vor wie "Romeo und Julia, Teil II".

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    Original von Angelcurse
    Demosthenes


    Ich nehme an, dass zunächst keine Folgebände geplant waren und der Verlag drängte.


    Nicht ganz - zunächst waren keine Folgebände geplant, aber der Autor drängte!


    Ich wollte von Anfang an eine kleine Serie schreiben. Das Konzept war schließlich "Die Fünf Freunde auf dem Mars" - und hey, sowas muß eine Serie sein!


    Der Verlag wollte erst nicht. Aber schließlich kam dann auf Seiten der Buchvertreter der Wunsch auf, daß man das doch bitte fortsetzen möge. Und wenn Buchvertreter sowas sagen, hat das schon mehr Gewicht, als wenn bloß der Autor... :cry

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    Original von leseratte007


    Das war der Buch Habel in Neustadt / Weinstr. Vielleicht kommst Du ja wieder mal dahin!? Wäre schön...bin dann garantiert mit von der Partie...


    Ah, ja, ich erinnere mich. Ja, da könnte ich es mir wieder vorstellen. Schau'n mer mal. Hängt nicht in erster Linie von mir ab.


    :wave

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    Original von leseratte007
    Andreas was für Bücher liest Du selbst...hauptsächlich Sci-Fi oder auch andere Sachen...?


    Hauptsächlich andere Sachen. Was immer mich aus dem Bücherregal anspringt.


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    Hab meinem Vater jetzt übrigens das Buch "Der letzte seiner Art" geholt...werde Rückmeldung geben wie er es fand...


    Aha. Lesen lassen. :grin



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    Die Verkäuferin schwärmte mir übrigens vor wie gut Du vorzulesen verstehst...


    Welche Buchhandlung war denn das?

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    Original von MaryRead
    Sie las sich für mich stellenweise, als sei das Buch aus dem Englischen übersetzt, und zwar nicht besonders gut; manchmal meinte ich ganze englische Wendungen hinter den deutschen Sätzen zu sehen. (Beispiele kann ich dir leider nicht nennen, weil ich das Buch inzwischen verschenkt habe.)


    Hast du diese Kritik schon mal gehört, oder bin ich die Einzige, die diesen Eindruck hat?


    Nein, höre ich öfter.


    Zitat


    Falls ich nicht die Einzige bin - kannst du dir erklären, wie das zustande kommt? Welche Autoren haben dich (vielleicht eben auch sprachlich) geprägt?


    Eben - amerikanische, in der Hauptsache. :grin


    Heißt das dann eigentlich, daß Du nie Bücher englischer oder amerikanischer Autoren liest? Die ja tatsächlich aus dem Englischen übersetzt sind, und vielleicht nicht immer optimal? Kein Stephen King? Kein Dan Brown? Kein "Harry Potter"? Kein Michael Crichton? Keine Cecilia Ahearn? Kein John Grisham? Kein Paul Auster? Kein Asimov, kein Heinlein, kein Iain Banks?

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    Original von Doc Hollywood
    Fragen an Andreas zum "Jesus-Video":
    Bist Du christlich bzw. praktizierender Christ?


    Nein, überhaupt nicht. Bin auch schon seit Ewigkeiten aus der Kirche ausgetreten.


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    Hast Du von Anfang an gewusst, ob und wie Du Christus darstellen wirst oder war das ein eher schwieriger Entscheidungsprozess?


    Ich wußte von Anfang an, daß ich ihn zeigen will. Ich wollte keines von diesen "er-kriegt-den-Gral-in-die-Finger-aber-im-letzten-Augenblick-entgleitet-er-ihm-und-so-werden-wir-niemals-die-Wahrheit-erfahren"-Bücher schreiben.


    Wie das dann wurde, hat mich ein bißchen selbst überrascht. (Was beim Schreiben aber normal ist; ein gelungenes Buch überrascht den Autor immer ein bißchen. Nicht, daß jetzt jemand denkt, ich hätte Erscheinungen oder die Emailadresse von Gott oder so.)

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    Original von Angelcurse
    Hm, also "Das Jesus-Video" habe ich nicht gelesen und ich denke auch nicht, dass ich da was verpasst habe, denn ich habe 2x den Film gesehen und der ist ja schon recht gut gemacht.


    :yikes


    Mir bleibt das Herz stehen.


    Das ist genau die Reaktion, die ich befürchtet habe nach der "Verfilmung" (es ist ja keine, es ist ein Actionschinken, der den gleichen Titel wie mein Buch hat): Klar, manche kaufen sich das Buch, nachdem sie den Film gesehen haben - aber wieviel mehr denken dann, "ach nee, was muß ich jetzt noch das Buch lesen, ich hab ja den Film gesehen".


    Also, nur zur Info: Am Tag nach der Erstausstrahlung hatte ich 250 Mails in der Box (mehr faßt sie nicht), praktisch alle von Lesern des Buches, die den Film gesehen hatten und die sich ohne eine einzige Ausnahme beschwerten, wie ich so einer mißratenen Umsetzung hätte zustimmen können. (Die Antwort in Kurzform: Man mußte mich nicht fragen und hat es auch nicht.)


    Bisher hat niemand, der das Buch kennt, den Film besser eingestuft als "naja, geht so... wenn man bedenkt, deutsches Fernsehen... und das Budget... ist halt 'ne ganz andere Geschichte". Die meisten gebrauchen weitaus heftigere Ausdrücke. Aus besagten Mails könnte man etliche ergiebige Einträge für ein Synonymwörterbuch destillieren, Synomyme für "schlecht".

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    Original von Batcat
    Ich schlucke angesichts des grünen Neides, der angesichts Deines Tagesablaufs in mir aufwallt, mal kurz runter... und wollte fragen, wie lange Du an dem dicken Schinken von "Eine Billion Dollar" eigentlich geschrieben hast.


    Etwa zweieinhalb Jahre.



    Zitat


    Welches ich auf jeden Fall noch lesen möchte, ist das Jesus-Video. Das wurde mir schon mehrfach wärmstens ans Herz gelegt (das MUSST Du lesen :grin).


    Richtig. Kann ich so unterschreiben. :lache

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    Original von Angelcurse
    Mich würde mal interessieren wie ein normaler Arbeitstag von dir aussieht, Andreas.


    Arbeitstag? Ich habe keine Arbeitstage, ich habe immer Urlaub. Und im Urlaub macht man bekanntlich, was man will. Bei mir also: :write Schreiben.


    Frühstück, gegen neun am Schreibtisch :write, kleiner kurzer Imbiß gegen vierzehn Uhr, dann weiter :write, gegen achtzehn Uhr dreißig PC runterfahren. Zusammen mit meiner Frau kochen und essen, anschließend meistens aufs Sofa und lesen, was andere so schreiben. In Ausnahmefällen (wenn's grade super gut läuft) stattdessen auch nochmal an den PC :write.


    (Heute abend zum Beispiel...)


    Und so geht das jeden Tag. :write :write :write :write :write :write
    Nur am Sonntag wird ausgeschlafen, da beginnt dann alles etwas später. :write


    OK, und ab und zu stehen auch andere Dinge an. Einkaufen. Strandspaziergänge. Hecke schneiden. Kino gehen. Essen gehen.


    Urlaub eben. :chen